Dienstag, 13. Februar 2018

Kriminalwissenschaftler gegen Cannabis-Freigabe

 

 

Theoretiker belehrt die Praktiker vom Bund Deutscher Kriminalbeamter und fordert mehr Verbote

 

Cannabis

 

 

Ein überarbeiteter (glossierter) Kommentar von Sadhu van Hemp

 

 

Gunnar Duttge heißt die Koryphäe, die von Cannabis soviel Ahnung hat wie der Anti-Hanf-Papst Rainer Thomasius. Duttge, 1966 in Bayern geboren, ist aber kein Arzt, sondern Rechtswissenschaftler. Beste Voraussetzungen also, um sich als “Drogenexperte” zu qualifizieren und in der “Präventionsarbeit gegen Cannabis” (alternativ: Anti-Hanf-Krieg) zu engagieren. Duttge weiß also Bescheid, denn von seinen Lehrstuhl aus sieht der Herr Professor tagtäglich, was die Horrordroge Hanf aus den Menschen macht. Er will das nicht. Er will, dass die Menschen so angenehme und sympathische Zeitgenossen bleiben wie er.

 

Professor Duttge ist überzeugter Prohibitionist, der gerne widerspricht, wenn einer Cannabis-Legalisierung das Wort geredet wird. Logisch also, dass der Herr Gelehrte nicht gerade erbaut war, als der BDK-Vorsitzende André Schulz die Entkriminalisierung der Kiffer und die kontrollierte Abgabe des Genussmittels Hanf forderte. Zum Glück durfte Duttge bei Spiegel-Online ans Rednerpult treten. Und so referierte der Leiter der Abteilung für strafrechtliches Medizin- und Biorecht an der Georg-August-Universität Göttingen ein bisschen über die Vorteile des Hanfverbots mit all seinem Segen.

 

Der Professor hält Schulz’ Forderung für “unverantwortlich und ignorant”, denn “die meisten Menschen unterschätzen die Gefahren von Cannabis”. Die Betonung liegt hierbei auf “die meisten”. Zudem wolle sich der Bund Deutscher Kriminalbeamter nur “selbst Arbeit vom Hals zu schaffen”. Dann folgt die übliche Abhandlung über kiffende Kinder … und so weiter und so fort. Aus Duttge sprudeln nur so die Weisheiten. Unter anderem fürchtet er, dass “die Legalisierung von Cannabis in Deutschland ein unverantwortliches, gesamtgesellschaftliches Humanexperiment wäre.”

 

Doch die Großspurigkeit bringt den Rechtswissentschaftler ins Schlingern, denn die Fragen der Redakteurin sind kaum mehr kontrolliert zu umkurven. Und so folgt ein Eigentor nach dem anderen: “Wir können Steuern durch alle möglichen Dinge eintreiben, sollten es aber niemals auf Kosten der Gesundheit (…) tun”, mahnt der Professor hinsichlich des fiskalen Geldsegens einer Hanffreigabe. Die Spiegel-Online-Redakteurin lässt das nicht durchgehen und verweist auf Alkohol und Tabak. Duttge ist Jurist und bleibt sich treu: “… wenn man einmal sehr simpel denken (…) will, dann liegt es natürlich nahe, auch bei Nikotin und Alkohol stärker einzuschreiten. Gesundheitsschutz und Lebensschutz muss hierfür genauso gelten wie für Cannabis.” Daraus folgert der Denker messerscharf, “dass auf Grundlage unseres heutigen Wissens jedes Rauschmittel, das erhebliche Sucht- und Schädigungsrisiken birgt, nicht frei nach Belieben zugänglich sein sollte.”

 

Lange Rede, kurzer Sinn: Generalprohibition für alles, was Spaß macht.

 

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31 Kommentare
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danydanone
6 Jahre zuvor

„…wenn man einmal sehr simpel denken (…) will, dann liegt es natürlich nahe, auch bei Nikotin und Alkohol stärker einzuschreiten. Gesundheitsschutz und Lebensschutz muss hierfür genauso gelten wie für Cannabis.“

Wollt Ihr die TOTALE PROHIBITION???

Fred
6 Jahre zuvor

Gut, simpel wird seit 70 Jahren gedacht. Wird so langsam mal Zeit für eine intelligente Lösung. Und besonders schlau ist es nicht, ein Alkohol oder Nikotinverbot zu fordern. Das wäre ebenso wie das Cannabisverbot nicht zu kontrollieren, bzw durchzusetzen. Und die Folgen sind dann vergleichbar mit der Situation auf dem Drogenmarkt.

Produkte werden ohne jegliche Qualitätskontrolle hergestellt, völlig unreguliert verkauft und die Schuld am Gesundheitszustand der dahinsiechenden Konsumenten wird dann denjenigen zugeschoben, die eine Änderung fordern.

Wie dämlich sind wir eigentlich in diesem Land. Und warum bekommen diese Typen immer wieder Gelegenheit, ihren Unsinn in der Öffentlichkeit kundzutun.

Rainer Sikora
6 Jahre zuvor

Ein Kriminalwissenschaftler muß es wissen.Wir sind halt so erzogen alles zu glauben.wenn der Titel gut klingt und aus vielen Buchstaben besteht.

Prof. Dr. Gunnar Duttge
6 Jahre zuvor

Sehr geehrter Herr van Hemp, für gewöhnlich reagiere ich nicht auf “Kommentare”, die gar nicht um die Sache streiten, sondern nurmehr diffamieren wollen. Ihr Text ist ja ersichtlich an Ihre “Gemeinde” und nicht an mögliche Zweifler gerichtet. Bei dem hiesigen Thema scheint es mir aber doch geboten zu sein, Ihnen eine Ahnung zu vermitteln, wie sehr Sie auch bei Gutwilligen Ihrem Anliegen schaden, solange Sie sich um eine nüchterne, rationale Auseinandersetzung um die “guten Gründe” drücken. Stattdessen zu versuchen, die unliebsame Person anhand sachfremder Parameter (Geburtsort etc. – ich trinke im Übrigen kein Bier…!) zu diskreditieren – ein Bemühen, das bei meiner Person ein ziemlich untaugliches Unterfangen ist -, zeugt von Hilflosigkeit und ideologischer Eintrübung. Im Übrigen benutze ich –… Weiterlesen »

hanni79
6 Jahre zuvor

@Prof. Dr. Gunnar Duttge : Auch wenn ich dieses “Format” hier wirklich wenig schätze, muss man doch leider sagen, dass er in dem ein oder anderen Punkt nun einmal nicht unrecht hat, auch wenn die Art und Weise, wie dies transportiert wird natürlich völlig unmöglich ist. Ich habe das Interview mit Ihnen gelesen und muss sagen, dass Sie sich leider auf keinem wesentlich höheren Niveau bewegen als dieser Kommentar hier, wenn Sie gleich im ersten Satz versuchen, Andersdenkende als “unverantwortlich und ignorant” zu diffamieren. Sie fahren fort, indem Sie unterstellen, dass die Gefahren von Cannabis dreist geleugnet würden, was zwar in sehr wenigen Einzelfällen korrekt sein mag, aber in der von Ihnen vermutlich beabsichtigten Allgemeingültigkeit nichts weiter als ein weiterer… Weiterlesen »

Klaus Klausmann
6 Jahre zuvor

Sehr geehrter Prof. Dr. Gunnar Duttge, (So sie es den sind.) ich kann mich Ihrer Kritik anschließen bzgl. der Diffamierungen. Inhaltlich möchte ich ein paar Punkte ergänzen. 1. Es gibt mit Sicherheit eine Reihe von Menschen, die ihr Umgang mit Drogen in die Psychiatrie bringt. Häufig jedoch liegt bei vielen Personen ein problematischer Beikonsum anderer Suchtmittel vor. Weiterhin wird die Statistik verfälscht, sobald eine Person auf Grund der vorherrschenden Gesetzeslage eine Therapie anfangen muß, um einer Strafe zu entgehen. 2. Personen, die es auf eine Suchtstation geschafft haben, werden bevorzugt auf ihre Sucht behandelt. Hier liegt ein Trugschluss vor, in den meisten Fällen handelt es sich um eine Form der Selbstmedikation. Es handelt sich um Menschen, deren Existenz meist schon… Weiterlesen »

Ralf
6 Jahre zuvor

Was an dem wissenschaftlich ist, möchte ich gerne mal wissen, aber das geht wohl mit dem allgemeinen Irrtum einher daß die Juristerei oder Kriminalistik eine Wissenschaft wäre. Ich habe mal meinen Prof. bei einer Exkursion gefragt ob er meint daß Juristen Wissenschaftler sind, die Antwort war so kurz wie eindeutig: “was für eine blöde Frage, sie ist es nicht und wird es niemals sein”. Sie ist tatsächlich eben in 99% aller Fälle reine Willkür und Ausübung der Macht des Stärkeren, sonst nichts.

Fred
6 Jahre zuvor

@Prof. Dr. Gunnar Duttge

Fast hätte ich mich gefreut, das hier auf unserer ” Spielwiese ” eine andere Meinung auftaucht. Mich hätte beispielsweise interessiert, wie ein Professor für Kriminalwissenschaft den Umstand erklärt, das 70 Jahre Prohibition immer noch Jugendliche zum Joint greifen lässt. Oder welchen Weg ein Sachkundiger einschlagen würde, um eben die Jugend vom Joint fernzuhalten.

Es gibt da noch diverse Fragen, über die zu diskutieren wäre. Denn letztlich sind die Ziele von Legalisierungbefürwortern und Gegnern so weit nicht auseinander.

Wer allerdings Kommentatoren eine ” Triebabfuhr ” vorwirft und sie somit in die Nähe zum Tierreich setzt…. ja lieber Herr Professor, dem stehlen wir nicht seine wertvolle Zeit.

Patrick
6 Jahre zuvor

WTF!!!! Wer zur Hölle ist Gunnar Duttke?

Lotus
6 Jahre zuvor

@Prof. Dr. Gunnar Duttge Erst einmal Respekt für Ihren Mut sich hier und auch sonst scheinbar so Stark für die Rechte der Menschern einzusetzen ;D zum Thema Gift-Notzentralen, Psychiatrien etc.: es gibt auch Alkoholiker und non drug user mit Psyschichen Erkrankungen,die in der Klinik landen. Außerdem ist beizumerken,das Kriminalistische Verfolgung für viele Menschen die Nicht gerade “Alltagsgangster” sind,eine enorme Bedrohung für die eigene Existenz darstellt und somit gerade auf jüngere Menschen eine extreme Wirkung auf deren Psyche haben kann.(Aber um das zu verstehen, fehlt Ihnen wahrscheinlich die Empathie) Dann kommt noch ein Schwarzmarkt hinzu der auch nicht gerade als Sozial/Gesundheits fördernd ist, es ist z.B. zu vermuten das ca. 4 Millionen Leute in Deutschland Kiffen,wer versorgt die denn??? (wer daran… Weiterlesen »

R. Maestro
6 Jahre zuvor

Anscheinend ist den meisten Prohibitionsbefürwortern nicht klar, welche Auswirkungen diese immer erfolglosere Drogenpolitik haben kann. Diffamierung, Kleinkrieg im Elternhaus, evtl. die Fahrerlaubnis hinfällig (auf Jahre/MPU), pädagogische Berufe sind nicht mehr möglich auch einige weitere, Geldstrafe, ……. , oder Arbeitsplatzverlust, je nachdem. Bereits bei teils nicht messbaren Mengen, wird den jungen Menschen die Zukunft erst recht erschwert. Das nennt man dann Jugendschutz, dann klingt es zumindest recht gut. Diese Drogenpolitik hat bisher mehr zerstört, als es die Substanz an sich könnte. Schade, dass damit immer wieder Perspektiven vernichtet werden, die aktuelle Vorgehensweise jungen Menschen derart Knüppel zwischen die Beine wirft. Den Start in das Erwachsenenleben erleichtert dies in keinster Weise. Es geht um Ideologie, Macht, Commerz. Ach ja, die Jugend sollte… Weiterlesen »

R. Maestro
6 Jahre zuvor

…. und wenn das Kind wegen dem Konsum nicht in den Brunnen
gefallen ist,
das Btmg wird es schon reintreten und untertauchen.

E.B.
6 Jahre zuvor

@HJ
Da hat Euch mein Kommentar wohl nicht zugesagt. Ich stehe unter dem Eindruck, nichts unterstellt sondern ausschließlich hinterfragt zu haben, das Ganze in eine Richtung, die mit einem Link zu Infos der Bundeszentrale für politische Bildung durchaus seriös gestützt wird. Darf man erfahren, was die Löschung begründet? Ich hielte das Angebrachte für durchaus beachtenswert, Ihr nicht?

E.B.
6 Jahre zuvor

@HJ
Dann machen wir’s fürs Erste eben so: Sollte Herr Duttge den Wunsch verspüren, der hässlichsten Fratze im Dienste seiner noblen Moral ins Gesicht zu schauen – 4 Sätze lang + bpb-Info -, mag er gerne bei Euch anfragen (das überflüssige ‘n’ in dem Post ist streichbar). Um Eure Stellungnahme möchte ich weiterhin bitten.

@Gedankenpolizei
Habe ich mir etwas vorzuwerfen? Sollte ich es unterlassen, das Geäußerte an anderer Stelle zu wiederholen?

E.B.
6 Jahre zuvor

will sagen ‘im mutmaßlichen Dienste’.

Fred
6 Jahre zuvor

@ E.B
Du hast wahrscheinlich Links mit gesendet. Dann muß dein Text manuell freigeschaltet werden. Ist mir auch schon passiert. Sollte das HaJo mal ändern, denn ne Quelle mitzuliefern ist nicht verkehrt.

E.B.
6 Jahre zuvor

Danke, Fred, fand Deine Kommentare gut. Wenn ich für Herrn Duttge Deine 2. Frage beantworten darf – bei dem ich mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen möchte, ist nicht persönlich gemeint -: Mit Magie! Schau, wir stibitzen uns einen edlen Begriff – Aufklärung, das mit den Maximen, alles vorbehaltlos ausleuchten und so -, kidnappen seinen Sinn und verschachern ihn für unsere Sache. Der Coup ist perfekt. Nein, beim gelöschten Kommentar ist’s anders, er ist nicht frech, er ist wuchtig. Verletzend sogar (gut, für geradlinige Strafbefürworter vl. weniger, gar nicht oder entlarvend, k.A.). Aber gerecht, wie ich finde. Warum ich das so und nicht anders formuliert habe? Nun, diese Art geht mir harmonisch raus, weil ich selber verletzt bin, sozial, geistig, psychisch… Weiterlesen »

E.B.
6 Jahre zuvor

@HJ
Wenn’s wieder nicht passt, lasst den Absatz mit dem Link halt weg. Zum Text stehe ich und bin für Kritik offen.

@Fred
Es erklärt sich mit dem heute gesendeten Statement. Ich bin zur Zeit nicht übertrieben handzahm – von außen verschuldet -, daher die Verzögerungen. Aber wo wenn nicht hier dürfen wir unzufrieden sein?