Montag, 12. Februar 2018

Cannabis-Verbot auf dem größten „Kiffer-Festival“ der Welt

 

Nepalesische Polizei will mit harter Hand gegen Festtagsbesucher vorgehen, die Ganja und Haschisch rauchen

 

 

 

Sadhu van Hemp

 

 

Kiffen ist nicht gleich kiffen. Die einen quarzen, um den Appetit auf Bier und Tiefkühlpizza anzuregen und „von einem unerträglichen Druck loszukommen“ (Nietzsche), die anderen, um zu meditieren und sich von allem Weltlichen zu lösen. Die Vertreter der zweiten Gattung kommen in der westlichen Welt so gut wie gar nicht vor, dafür aber umso mehr in Nepal – also dort, wo das Kiffen vor ein paar tausend Jahren erfunden wurde und die Menschen dem Himmel bereits zu Lebzeiten sehr nahe sind. Das Rauchen von Haschisch und Ganja ist in Nepal eng mit der Religion verknüpft, und niemand würde auf die Idee kommen, den rituellen Akt des Kiffens zu verteufeln.

 

Die Religion, die neben Räucherstäbchen auch Cannabis anzündet, ist der Hinduismus. In Nepal hängen acht von zehn Menschen den Hindu-Religionen an, die wesentlich entspannter daherkommen als etwa das Christentum oder der Islam, die nur einen Gott kennen, der allmächtig ist und keinen andere Götter neben sich duldet. Der Hinduismus sieht das mit dem Gottesglauben etwas schlampiger und lässt monotheistische, dualistische und polytheistische Richtungen zu. Hindus legen kein gemeinsames Glaubensbekenntnis ab, und niemand muss sich einem selbsternannten Vertreter Gottes unterordnen und für sein Seelenheil Kirchensteuer bezahlen.

 

Doch eine Gemeinsamkeit hat der Hinduismus mit allen anderen Religionen: Es gibt Feiertage und Feste, um den Gottheiten, die mal als persönliche oder unpersönliche Wesen erscheinen, zu huldigen. Eines dieser Feste ist die „Nacht des (Gottes) Shiva“ (Mahashivaratri), das in etwa mit dem Osterfest der Katholiken vergleichbar ist. Hindus aller Traditionen feiern mit Fasten, Gebeten und Durchwachen die heiligste aller Nächte. Trotz aller Unterscheide begehen alle Hindus ein und dasselbe Fest – und es kommt zur „Einheit in der Vielfalt“.

 

Jedes Jahr pilgern Millionen Hindus zu den heiligen Stätten im Himalaya – vorneweg die Sadhus, die als heilige Männer den Glauben richtig ernst nehmen und deshalb von morgens bis abends kiffen – und das 365 Tage im Jahr. Einer dieser Wallfahrtsorte ist der Pashupati-Tempel bei Kathmandu, wo sich Zehntausende Hindus den Sadhus anschließen und sie darin unterstützen, mittels Haschisch und Ganja den Gottheiten nahe zu sein.

 

Was über Jahrhunderte als völlig normal angesehen wurde, passt der nepalesischen Regierung offenbar ganz und gar nicht mehr – besonders rund um den Pashupati-Tempel. Bislang tolerierte die Regierung trotz des 1973 erfolgten Eintritt Nepals in den War on Drugs das entspannte Treiben der Sadhus, die während Mahashivaratri offen kiffen und das „Heilige Kraut“ auch an Otto-Normal-Pilger gegen eine kleine Spende weitergeben.

 

Morgen ist es nun wieder soweit – und der Tempelbezirk von Pashupatinath platzt schon jetzt vor Pilgern aus allen Nähten. Annähernd 2000 Sadhus vermeldet das Pashupati Area Development Trust (PADT), die aus den Provinzen Nepals und Indien eingetroffen sind und das 1979 als Weltkulturerbe der UNESCO anerkannte Heiligtum belagern und einnebeln. Doch die Polizei will diesmal durchgreifen und ausschließlich den Sadhus das Kiffen erlauben. Alle anderen Haschisch- und Cannabis-Raucher sollen die ganze Härte des Gesetzes zu spüren bekommen.

„Wir haben die Sadhus bereits angewiesen, in diesem Jahr kein Cannabis an die Besucher zu verkaufen oder anzubieten. Es wird Polizeieinsätze auf dem Tempelgelände geben, um das sicherzustellen“, kündigte der PADT-Chef Ramesh Upreti an.

 

Zu diesem Zwecke wird am Haupteingang des Pashupati-Tempels eine Polizeieinheit positioniert, die alle Besucher, die keine Sadhus sind, auf die verbotene Rauchware filzt. Auch auf den Zufahrtswegen wird es Drogenkontrollen geben – ganz so wie auf Musikfestivals in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Rund 7000 Sicherheitskräfte unterstützt von 2500 freiwilligen Helfern werden das Gelände von Pashupati unsicher machen und für ordentlich Missstimmung sorgen.

 

Gerechtfertigt wird der Kampf gegen die Heilige Pflanze mit dem Argument des Jugendschutzes. Man könnte fast glauben, die nepalesischen Behörden haben eine Anweisung von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung bekommen. Denn wieder einmal wird das längst widerlegte Argument ins Feld geführt, Cannabis sei eine Einstiegsdroge, die Jugendliche zu härteren Stoffen verführt.

 

Angesichts dieses behördlichen Schwachsinns könnte glatt der Verdacht aufkommen, dass die politischen Entscheidungsträger Nepals einen Kooperationsvertrag mit deutschen Bierbrauern und Schnapsbrennern geschlossen haben, um das höchste Fest der Hindus zur Karnevalsveranstaltung zu verhunzen. Und was für Auswüchse das mit sich bringen würde, kann sich jeder am heutigen Rosenmontag in den Pilgerstätten der Katholiken ansehen, wenn Millionen Jecken ihr bisschen Hirn in Alkohol einlegen und die Straßen vollkotzen.

 

 

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2 Kommentare
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Rainer Sikora
6 Jahre zuvor

Hasch zu verbieten, muß für manch einen, echt geil sein.

cbdbro.ch
6 Jahre zuvor

Warum zum Geier müssen wir immer allen vorschreiben wer was rauchen oder trinken darf/kann? Soll doch bitte jeder der alt genug ist selber entscheiden was er konsumieren will. Verbote bringen sowieso nichts und kriminalisieren nur den kleinen Konsumenten.