Dienstag, 23. Januar 2018

Cannabisextrakt in Olivenöl

 

Eine wissenschaftliche Untersuchung

 

 

von Dr. med. Franjo Grotenhermen

 

Wissenschaftler der Universität Mailand untersuchten die Wirksamkeit verschiedener Methoden zur Herstellung eines Cannabis-Extraktes auf Olivenöl-Basis. Dazu wurden verschiedene Herangehensweisen, Temperaturen und Zeiten der Erhitzung untersucht, um eine optimale THC-Ausbeute zu erzielen.

 

THC liegt in der Cannabispflanze überwiegend als eine von zwei THC-Carboxylsäuren (THCA) vor, beim Anbau in Europa im Allgemeinen zu mehr als 90 %. Durch Erhitzung und eine längere Lagerung wird THCA durch Abspaltung von CO2 (Kohlendioxid) zum phenolischen THC umgewandelt. Dieser Vorgang wird Decarboxylierung genannt. Je höher die Temperatur umso schneller erfolgt die vollständige Decarboxylierung. Beim Rauchen einer Cannabiszigarette, bei der in der Glut eine Temperatur von 500-800 °C entsteht, reicht offenbar der Bruchteil einer Sekunde aus. Eine wissenschaftliche Studie aus Kalifornien fand Anfang 2017 heraus, dass bei einer Temperatur von 100 °C mindestens ein bis 2 Stunden benötigt werden, um eine vollständige Decarboxylierung zu erzielen. Bei 110 °C lag die benötigte Zeit bei 30 Minuten. Die Ergebnisse der neuen italienischen Studie weichen etwas von der aus den USA ab, gehen jedoch in eine vergleichbare Richtung.

Wenn THC zulange erhitzt wird, wird es weiter zu Cannabinol (CBN) oxidiert, sodass man in der Praxis versuchen sollte, THC ausreichend lang zu erhitzen, aber nicht zulange als notwendig.

 

Die Herstellung des Olivenöl-Extraktes erfolgte in der aktuellen Studie aus Italien in zwei Schritten. Zunächst wurde das Material in einem Ofen decarboxyliert. Im zweiten Schritt erfolgte die Lösung der Cannabinoide im Öl. Die Wissenschaftler verwendeten Cannabisblüten der holländischen Sorte Bedrocan mit einem THC-Gehalt zwischen 19 und 22 %.

 

Im 1. Schritt wurde das Pflanzenmaterial in einem geschlossenen Glasgefäß in einem Ofen für einen Zeitraum von 40 Minuten bei 85, 100, 115, 130 oder 145 °C erhitzt. Die besten Ergebnisse wurden bei einer Temperatur von 115 °C mit einer vollständigen Decarboxylierung und einer maximalen THC-Ausbeute erzielt. Aber auch eine 40-minütige Erhitzung bei 130 oder 145 °C ergab noch gute Ergebnisse. Allerdings wurde oberhalb einer Temperatur von 130 °C vermehrt CBN nachgewiesen.

Daraus kann gefolgert werden, dass es kein Problem ist, wenn in der Praxis leichtere Abweichungen von der optimalen Temperatur oder der optimalen Zeit auftreten. Eine Erhitzung von Cannabisblüten für einen Zeitraum von 40 Minuten bei 110 -130 °C im Backofen sollte gute Ergebnisse liefern. Am besten werden die Blüten in einem verschlossenen Glasgefäß, wie etwa einem Weckglas, erhitzt, damit die Terpene (ätherische Öle) nicht verdampfen.

 

Im 2. Schritt wurden 5 Gramm Cannabisblüten fein zerkleinert und zu 50 ml Olivenöl hinzugefügt. Die Autoren verwendeten zur vollständigen Zerkleinerung einen Mixer.

Das Olivenöl wurde dann für einen Zeitraum von 40 oder 120 Minuten bei 70 oder 100 °C im Wasserbad erhitzt. Eine Erhitzung bei 70 °C war nicht optimal. Die besten Ergebnisse ergaben sich nach einer Erhitzung auf 100 °C. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen einer Erhitzung für eine Zeitdauer von 40 oder 120 Minuten. Daher ist nach dieser Studie eine Erhitzung des Olivenöls in kochendem Wasser für einen Zeitraum von 40 Minuten ausreichend. Das THC hatte sich dabei nahezu vollständig im Olivenöl gelöst.

 

Die Autoren schlagen daher vor, dass ein optimaler Olivenöl-Extrakt aus Cannabisblüten in den folgenden zwei  Schritten hergestellt werden kann. Die Cannabisblüten sollten zunächst 40 Minuten lang bei 115 °C in einem geschlossenen Glasgefäß im Ofen erhitzt werden. Eine Abweichung der Temperatur vom Optimum zwischen 110 und 130 °C ist möglich. Man muss also keine Sorge ab, dass die Temperatur im Backofen nicht ganz genau eingestellt werden kann. Danach sollten die Cannabisblüten fein zerkleinert werden. Jeweils 5 g sollten in 50 ml Olivenöl gegeben werden, und dieses Öl sollte bei 100 °C, beispielsweise in einem kochenden Wasserbad 40 Minuten lang erhitzt werden. Dann können die Pflanzenbestandteile abgeseit und der fertige ölige Extrakt in einem Arzneifläschchen abgefüllt werden. Der Extrakt hat dann einen THC-Gehalt von 1,5-2 %.

 

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4 Kommentare
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Malik
6 Jahre zuvor

Joa klar das sie Olivenöl verwendeten *g*
Ich bin da eher Fan von Kokosöl…was wohl auch die Aufnahme von thc in den Körper unterstützen soll. Studien in dieser Richtung wären für mich sehr interessant.
Neben einem ausgewogenen Fettsäuregehalt ist Kokosöl auch sehr viel Temperaturstabiler.
Trotzdem vielen Dank für diese Informationen 🙂

Katja
5 Jahre zuvor

könnte man die zwei Schritte zusammenfassen, indem man das Gras einfach nur 40 Minuten lang bei 110 Grad köcheln lässt?

i.a
4 Jahre zuvor

Nö, der erste Teil aktivier das thc/cbd,
Der zweite löst es im Öl
Viel Spaß

Jimm
4 Monate zuvor

Intörrööhsant! Ist die Menge an THC im Öl die gleiche wie die Menge an THC im Pflanzenmatrial ?
Also bei 5g Pflanzenstoff mit 20 % an THC ist von 50ml Öl ca.2% vom 20 %igem THC?
Wie krieg ich 4% oder mehr THC in die gleiche Menge Öl ??
Das THC haltige Öl etwa mit neuem THC haltigem Pflanzenstoff wiederholt einheitzen?