Mittwoch, 13. Dezember 2017

Die Rauchmelder schlagen zurück

 

„Flotte“ Anti-Cannabis-Kampagne nach einem Jahr in Schulen angekommen.

 

Bild: rob_gonyea / freeimages
Bild: rob_gonyea / freeimages

 

Im September 2016 startete das LKA Niedersachsen eine Aufklärungskampagne für Schüler und Jugendliche, die über die Wirkungsweisen und Gefahren des Cannabiskonsums informieren sollte. Da man in dem auf Augenhöhe angesetzten Internetprojekt „Die Rauchmelder“ neben hippen Darstellern ähnlich aufgesetzt wirkende Fakten über Psychoserisiken und gestiegene THC-Mengen in Marihuana gegen jegliche Legalisierungsgedanken verwendete – ohne auf die alltägliche Situation unter der Prohibition einzugehen – disqualifizierte sich die eigentlich als Präventionswerkzeug gedachte Internetpräsenz jedoch direkt. Jetzt ist die von manch Presseorganen als „flotte Kampagne“ bezeichnete Arbeit des Landeskriminalamtes Niedersachsen nach über einem Jahr in Schulen angekommen. Die Rauchmelder schlagen zurück!

 

Schüler der achten Klasse eines Gymnasiums in Ottersberg durften diese Woche als erste Gruppe auf die nun auf DVD gepressten Weisheiten von „Nik und Chris“ hören, die zur Premiere des Präventionsprogrammes sogar hohen Besuch bekamen: Heike Nodorp, die Jugendschutzbeauftragte des Landkreises Verden, Lisa-Marie Kathmann von der Fachstelle Sucht und Suchtprävention im Kirchenkreis Verden sowie Heino Vajen, der Beauftragte für Jugendsachen bei der Polizeiinspektion Verden/Osterholz betrachten sich als Botschafter des Anti-Cannabis-Unterichtes, der ohne einen drohenden Zeigefinger auskommen soll. Dennoch wiederholten die drei Präventionsarbeiter die schon im letzten Jahr verwendeten Argumente, die Angst vor Entwicklungsstörungen und Psychosen schüren, eine Legalisierungsdebatte als kontraproduktiv betrachten und sozialen Abstieg bei Kontakt mit der gefährlichen Droge prognostizieren. „Kiffen kann gerade in dieser Risikogruppe schwerwiegende körperliche und seelische Erkrankungen sowie Entwicklungs- und Wachstumsstörungen hervorrufen“, warnte man aufseiten der Kriminalbeamten förmlich. Auch platze diesem Teil der Anti-Cannabis-Botschafter die Hutschnur, wenn gewisse Internetseiten Kindern und Jugendlichen Cannabis als „chillige“ Sache anpreisen würden.
Warum „lustige Zeichnungen“ den ernst genommenen Heranwachsenden jedoch weiterhin logisch erklären können sollen, weshalb der Besitz berauschender Hanfsubstanzen verboten, der Konsum jedoch straffrei ist und wieso der Anteil unter minderjährigen Kiffern sich in den vergangenen Jahren trotz des befürworteten Drogenkriegs nahezu verdoppelte, scheint diesen Kreisen keine sonderlichen Kopfschmerzen zu bereiten.

 

Welche fiesen Präsenzen im Internet daher zwingend für das rasante Wachstum unter jugendlichen Shisha-Rauchern verantwortlich sein müssen, wäre für beteiligte Landeskriminalämter und aufgeweckte Polizeihauptkommissare somit sicherlich auch ein Leichtes herauszufinden. Nächstes Jahr.

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5 Kommentare
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Rainer Sikora
6 Jahre zuvor

Der gesteigerte Wirkstoffanteil und die Psychosegefahr auch außerhalb des Rauschzeitraumes sind meiner Meinung nach Fakenews.Bzw.Verschwörungstheorien.

Krümel
6 Jahre zuvor

Wenn ich schon höre, dass Fachleute Jugendlichen erklären sollen, wie Cannabis wirkt und wie die Konsequenzen aussehen, wenn man es konsumiert, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Diese hirngewaschenen “Fach”-Leute haben noch nie an einer Haschischpfeife oder einem Grasjoint gezogen, sondern plappern das nach, was sie halt sagen sollen. Gerade in einem gewissen Alter wirken Verbote besonders reizvoll, wenn man genau das Gegenteil macht, und solche “Hirnis” machen die Sache erst richtig spannend. Der ein oder andere wird später selbst ausprobieren, wie das Zeug wirkt und dabei feststellen, dass diese Arschlöcher nur Mist gelabert haben. Ich muss dabei an die Fachleute denken, die sowohl Kindern als auch Erwachsenen erzählen, dass man die Pyramiden von Gizeh in nur 20 Jahren… Weiterlesen »

Andy
6 Jahre zuvor

An jedem totalitären System kann man beobachten, was Menschen tun um an die Macht zu gelangen und an der Macht zu bleiben. Sie foltern und töten dafür. So verhalten sich macht-geile Menschen nun mal. In unserer Demokratie ist das nicht grundlegend anders. Wer nach der Macht greift und erst recht die, welche Macht besitzen, tun ALLES dafür um an diese Position zu gelangen und sie unter keinen Umständen wieder zu verlieren. Dazu ist ihnen JEDES MITTEL recht. Zu foltern oder zu töten gehört sich für Demokraten aber nicht. Zumindest nicht im eigenen Land und wenn überhaupt, dann für den Frieden und das Wohl der Menschheit. ROFL! Solchen Leuten ist es egal, ob es logisch ist was Sie tun. Auch wissenschaftliche… Weiterlesen »

Andreas
6 Jahre zuvor

Ich hab grad die letzten 2 Videos von der rauchmelder-internetseite angesehen.

In der Summe fand ich die schon fast neutral weil sie auch die rein repressionsbedingten Risiken behandeln (allerdings wird die Führerscheinthematik ausgeblendet). Wobei glaub ich so Themen wie Legal Highs oder Alkohol/Tabak nicht thematisiert werden.

Ich denke mal wenn sich Eltern die Videos ansehen reicht es vielleicht dass die für eine Legalisierung sind….

Thomas
6 Jahre zuvor

Soso. Der THC-Gehalt sei in den letzten Jahrzehnten also höher geworden. Interessant, wenn auch nur bedingt gültig. Könnte das vielleicht daran liegen dass früher die kompletten Pflanzen analysiert wurden und heute nur die Blüten? Wer weiß? Aber ok, jeder macht mal Fehler. Manche haben es eben nicht so mit der Verhältnisrechnung. Da stehe ich drüber, denn ich bin Mensch und habe somit Verständnis. Jedenfalls habe ich solange Verständnis solange man den bereits lange bekannten Logikfehler nicht bis zum Knüppelschlag wiederholt. Was die Aufklärungskampagne für Jugendliche angeht – Au Backe. Ist denen in den letzten 40 Jahren nix neues eingefallen? So ziemlich das Gleiche haben uns damals unser Lehrer zusammen mit dem ihm zur Seite stehenden Verkehrspolizisten erzählten. Genau genommen war… Weiterlesen »