Dienstag, 8. August 2017

Cannabis-Prohibition unerwünschter denn je

 

Mehr als jeder zweite Deutsche ist für die Legalisierung von Cannabis

 

Handel Legalisieren - Steuern Kassieren Cannabis

 

 

Sadhu van Hemp

 

Wie stehen die Deutschen zur Legalisierung von Cannabis? Eine brisante Frage, die sich auch die Redaktion des leicht angestaubten Männermagazins „Playboy“ stellt. Schließlich ist überall und nirgends von Hanf die Rede – und wer nicht mitredet und zu spät kommt, den bestrafen die Leser. Barbusige Frauen auf Hochglanzpapier allein reichen in einer übersexualisierten Welt nicht mehr aus, um Männer aufzugeilen. Die Zeiten, als sich Millionen Testosteronjunkies in Deutschland unter Zuhilfenahme von Erotikmagazinen selbstbefriedigten, sind längst vorbei. Heute onaniert der Mann vor dem Computerscreen – und das so lange und häufig, bis der Onkel Doktor eine erektile Dysfunktion diagnostiziert. Und dagegen hilft kein „Playboy“ – selbst wenn Marlene Mortler das Playmate des Monats ist.

 

Männermagazine sind nicht mehr gefragt. Sexbildchen mit halbnackten Frauen im Negligee locken niemanden mehr hinterm Ofen vor. Der Playboy-Redakteur von heute recherchiert deshalb auch nicht mehr ausschließlich unter der Gürtellinie der holden Weiblichkeit, nein, er ist überall investigativ unterwegs – und das zu jedem Thema. Und da sich neben Sex auch Drogen gut verkaufen, hat der „Playboy“ das Meinungsforschungsinstituts Mafo.de damit beauftragt, die Deutschen hinsichtlich der Legalisierung von Cannabis auszuhorchen. Und siehe da, das Erotikmagazin hat eine sensationelle Nachricht zu verkünden: Rund 57 Prozent der Befragten gaben an, dass Cannabis in Deutschland legal zugänglich gemacht werden sollte. Der Umfrage zufolge, die am Montag vorab veröffentlicht wurde, sind neun von zehn der Ausgehorchten davon überzeugt, dass das Verbot die Menschen nicht davon abhält, Cannabis zu erwerben und zu konsumieren.

 

Diese Zahlen sind fraglos ein Knaller. Endlich gibt es in Deutschland eine Mehrheit von Bürgern, die die Beendigung der Hanfprohibition befürworten. Für bare Münze genommen ergäbe sich daraus nur eine Konsequenz: Die Bundesregierung hat den Auftrag, das Hanfverbot aufzuheben und eine Generalamnestie für alle verurteilten Haschgiftverbrecher zu erlassen.

 

Doch bei genauerem Hinsehen kommen Zweifel auf, inwieweit auf die Zahlen des Meinungsforschungsinstituts Mafo.de Verlass ist. Ist einer Internetbude zu trauen, deren Betreiber „an Umfragen per Mausklick glauben“? Klingt zwar ganz nett, dass ein „eingespieltes Team aus Soziologen, Psychologen, Betriebswirten und IT-Experten aus Daten Informationen macht“. Aber sind Online-Befragungen wirklich repräsentativ? Immerhin soll es anno 2017 noch Menschen geben, für die das Internet terra incognita ist. Jeder Bundesbürger kennt mindestens einen alten Menschen, der noch nie mit der Maus geklickt hat. Also kaum anzunehmen, dass sich exakt der Querschnitt aller Bürger auf dem Portal der Online-Meinungsforscher anmeldet und seine Zeit mit lustigen Befragungen verschwendet.

 

So gesehen sind die Ergebnisse der vom „Playboy“ in Auftrag gegebenen Umfrage zur Cannabis-Legalisierung eher mit Skepsis zu betrachten. Genauso wie die „gemachten Informationen“, dass jeder Zweite am liebsten Spaghetti alla Bolognese futtert und sich 42,7 Prozent der Frauen fürs Handy und gegen Sex entscheiden.

 

 

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9 Kommentare
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Fred
6 Jahre zuvor

Sicher mit einer gewissen Skepsis zu sehen. Ich denke aber, das der Trend in die richtige Richtung zeigt. Wenn das Verschreibungsproblem mal gelöst ist und die Leute das verschriebene Gras auch tatsächlich ohne Lieferprobleme beziehen können… dann wird das schon mit der Meinung im Volk.

rainer sikora
6 Jahre zuvor

Es wird gemacht was die Koaltion will,und deshalb werden die Verschreibungs-Versorgungsprobleme auch nicht gelöst.

ADHSPatient
6 Jahre zuvor

@rainer sikora Sind in wenigen Tagen Neuwahlen. Hingehen! Die nächste Koalition wird hoffentlich weder Schwarz-Rot, noch Schwarz-Gelb, und dann wird es mit der Legalisierung gar nicht mal komplett unwahrscheinlich, da eigentlich nur noch eine Koalition realistisch wäre: Jamaika. Mir bewusst, dass dies keine Traumkoalition ist (weder für uns noch für die beteiligten), doch beim Cannabisthema könnte sich echt mal was bewegen. Schwarz-Gelb = FDP knickt ein Schwarz-Gelb-Grün = Grüne und FDP setzen etwas beim Thema Cannabis durch, was weiß ich nicht, aber da bin ich sicher (Sie haben es beide im Wahlprogramm! Die FDP kann sich nicht politisch leisten sowas dann zu blockieren) Schwarz-Rot = Wenn der Blienert genug Einfluss nehmen kann, könnte eine Form von Entkriminalisierung im Koalitionsvertrag stehen,… Weiterlesen »

ADHSPatient
6 Jahre zuvor

Spannend ist im Moment die Frage,
was Frau Merkel favorisieren würde, wenn sie sich
zwischen Jamaika und großer Koalition entscheiden müsste.

Falls Schwarz-Gelb geht, fällt die Wahl ihr leicht.

Aus Merkels Sicht spricht für die große Koalition, dass es bis jetzt immer gut für sie ausgegangen ist, und die SPD unter der Koalition gelitten hat. Auch die Kontinuität würde dafür sprechen, man kennt sich.

Dagegen spricht, dass viele Bürger keine große Koalition mehr wollen, und das “bürgerliche Lager” eine Jamaika-Koalition als beinahe Schwarz-Gelb gerne sehen würde. Merkel wäre in einer Koalition mit zwei kleinen Partnern zudem stärker, und die Union würde mehr Posten bekommen. Nur hätten die Grünen (Aus Merkels Sicht) einige Kröten, die sie die Kanzlerin schlucken lassen würden.

Fetales Alkoholsyndrom
6 Jahre zuvor

Ja die Alkohol und Tabakmafia hat viele Lobbyisten und ganz besonders unter dem Playboy Klientel .

Ralf
6 Jahre zuvor

Immer wieder rührend, wie hier mit wechselnden Mehrheiten spekuliert und drollige Schußfolgerungen gezogen werden.
Die Hoffnung stirbt zuletzt, wahrscheinlich selbst in einem der korruptesten Länder der Welt, wie es Deutschland laut Lobbycontrol oder Transparency International nach wie vor ist.

ADHSPatient
6 Jahre zuvor

@Ralf: Meine Hoffnung ist nicht sehr hoch, dass sich mit der Wahl im September etwas zum Guten wendet. Ich sehe eine Chance die deutlich über Null ist, das ist alles. Mache mir am meisten Hoffnungen auf Schritte in Richtung Entkriminalisierung. Die Legalisierung wird glaube ich erst ein paar Jahre später folgen. Es könnte auch sein, dass zuerst Modellprojekte zugelassen werden als Kompromiss in einer Jamaika-Koalition. Dann muss man Glück haben im richtigen Bundesland oder der richtigen Stadt zu wohnen. Hab ehrlich gesagt keine Ahnung was passiert, da ich keine Glaskugel besitze aus der ich die Zukunft lesen könnte. 🙂 Finde nicht dass deine Hoffnungslosigkeit rationaler ist als meine vorsichtige Hoffnung auf kleine Verbesserungen denn: – Mit Uruguay und Kanada gibt… Weiterlesen »

ADHSPatient
6 Jahre zuvor

“Es gibt nur eine einzige Partei, bei der die Legalisierung offiziell tabu ist, nämlich die CDU.”

Ich meine natürlich die Union. Was technisch gesehen zwei Parteien sind. Für mich ist es der gleiche Verein.

ADHSPatient
6 Jahre zuvor

Korrektur:
In Italien sieht die Situation nicht viel besser aus als bei uns. Wollte es aus meinem Kommentar wieder rausnehmen, hab ich wohl vergessen bevor ich gepostet habe. Dort gab es schon beinahe genügend Abgeordnete für die Legalisierung wie ich mal las, könnte dort vor uns der Fall sein. In Italien werden die Kiffer momentan auch stark kriminalisiert. Sie hatten vor uns ein Gesetz zu medizinischem Cannabis, warum nicht auch zur Legalisierung.