Samstag, 13. Mai 2017

Kanada auf dem Holzweg?

 

 

Sadhu van Hemp

 

 

Die kanadische Hanf-Community ist zwar glücklich darüber, dass die Regierung endlich grünes Licht für den regulierten Hanfanbau und -handel gegeben hat, aber zugleich ist die Enttäuschung groß, dass der Gesetzgeber so einige Stolperfallen eingebaut hat. Und die können so manchem Hanffreund wie in besten Prohibitionszeiten teuer zu stehen kommen. Wer die neuen Regeln bricht, kann im ungünstigsten Fall bis zu 14 Jahre hinter schwedische Gardinen wandern. Bedroht werden mit diesen absurd hohen Strafen nicht nur „Kriminelle“, sondern auch die, die das verlogene Spiel der Hanfregulierung nicht mitmachen wollen.

 

Die Sanktionskeule wird auch Privatleute treffen, die mehr als 30 Gramm Cannabis bevorraten oder mehr als vier Pflanzen pro Haushalt ziehen. Ebenso um Kopf und Kragen können sich die Hanffreunde bringen, die einen Joint an einen Minderjährigen weiterreichen. Wer also noch nicht 18 Jahre alt ist, hat Stubenarrest, wenn die 19-Jährigen im Garten bei Kaffee und Kuchen die Bong kreisen lassen. Ob für Klein- oder Großdealer – die Knastpritschen sind bereits frisch bezogen. Nach wie vor wird auch derjenige mit Mördern, Sittenstrolchen und Gewaltverbrechern duschen müssen, der beim Import von Haschisch und Gras aus den klassischen Anbauländern erwischt wird.

 

„Vierzehn Jahre für Marihuanavergehen sind eine wirklich harte Strafe“, sagt John Ferrier,  Präsident des „Calgary Cannabis Club“. „Marihuana sollte die gleiche Behandlung erfahren wie Alkohol.“

Ganz nach deutschem Vorbild soll auch das Führen von Kraftfahrzeugen unter THC-Einfluss sanktioniert werden. Ferrier resümiert, dass sein Klub mit den Zielen der Regierung dahingehend konform geht, Cannabis von Kindern fernzuhalten, aber die geplante Neuregelung, was die THC-Grenzwerte im Straßenverkehr betrifft, sei unvernünftig und wissenschaftlich nicht haltbar.

 

Die anfängliche Euphorie der Community über das neue Hanfgesetz ist dahin und Ernüchterung kehrt ein. Der Glaube, mit der Regulierung würde Gerechtigkeit einhergehen, war ein Irrglaube. Auch der hoffnungsfrohe Wunsch der Hänflinge, dass jeder am Business teilhaben kann, hat sich in Wohlgefallen aufgelöst. Der Fokus der Regierung liegt darauf, gerade diejenigen aus dem Gewerbe herauszuhalten, die wie die Eheleute Emery während der totalen Prohibition allzu lästig waren und durch zivilen Ungehorsam strafrechtlich auffielen. Nicht kleine Leute sollen Kasse machen, sondern die Aktionäre großer Monopole, die bevorzugt die Lizenz zum Hanfanbau geschenkt bekommen.

 

Auf der Strecke bleibt auch die Vielfalt der heiligen Pflanze. Die jahrzehntelange Sisyphusarbeit unzähliger Grower, die in ihren Minigewächshäusern und Gärten experimentiert und geforscht haben, um verschiedene und seltene Strains zu kultivieren, wird nicht gewürdigt oder honoriert. Vielmehr greifen die paar Monopolisten das Know-how für Nullower ab und lachen sich ins Fäustchen, wenn die Strafverfolgungsbehörden zu ihren Gunsten weiterhin mit Kanonen auf Spatzen schießen und alles über vier Pflanzen schreddern lassen.

 

Das Lizenzierungsverfahren, das Kapitalgesellschaften bevorzugt, könnte auch Auswirkungen auf die Versorgung mit Medizinalhanf haben. Der Betreiber einer „420-Klinik“ in Calgary fürchtet einen negativen Einfluss auf die Produktion von CBD-Strains. Der Ausschluss von kleineren Gärtnereien birgt die Gefahr, dass die lizenzierten Produzenten machen können, was sie wollen. Die Garantie, dass die Monopolisten, geldgierig, wie sie sind, künftig nicht nur den wachsenden Freizeitmarkt versorgen, ist nicht gegeben. Geht das THC-lastige Knallgras erst einmal weg wie geschnitten Brot, könnte der Hanf mit hohem CBD-Anteil zum Ladenhüter werden.

„Für uns wäre es sehr enttäuschend, wenn die Kanadier die medizinische Seite vergessen“, sagt Klinik-Besitzer Jeff Mooij.

 

Der Cannabisbefreiungskampf wird auch in Kanada weitergehen – und nicht nur gegen die Prohibitionisten, die mit der Regulierung vorzugsweise die Mafia des Kapitalmarktes bedienen. Auch Kollaborateure und Verräter aus den eigenen Reihen, die aus Eigennutz zu allem Ja und Amen sagen, gilt es nunmehr zu bekämpfen. Frieden wird es erst geben, wenn der Hanf frei ist.

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4 Kommentare
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Ralf Blandowski
6 Jahre zuvor

Was soll das? Wer Cannabis an Kinder und Jugendliche abgibt oder zugänglich macht gehört zu Recht eingesperrt… Wer 19 ist und einem 17 jahr altem Jugendlichen Cannabis zur Verfügung stellt muss mit der Konsequenzen leben…. Das ist richtig und es gibt Grenzen die gezogen werden müssen…..

Mädchenbiertrinkerin
6 Jahre zuvor

Was soll das dumme Geschwätz, Ralf B.?
Das deutsche Jugendschutzgesetz erlaubt das Biersaufen ab 14 und du willst einen 19-Jährigen einknasten, weil er sein 17-jähriges Mädel mal am Joint ziehen lässt? Absurd!

Ralf
6 Jahre zuvor

Mir zieht sich gerade der Magen zu, weil ich mal wieder recht gehabt habe. Gerade Canada versucht seit Jahren den Markt für “medizinisches Cannabis” durch Restriktion an sich zu ziehen und die normale Welt draußen zu halten. Man denke nur an die Auslieferung der Emerys an eine fremde Macht die USA. Ich bin zur Zeit nicht informiert ob die Sippenhaft (Standard bei den Nazis) gegen die gesamte Familie mittlerweile beendet ist, mei letzter Infostand war, daß auch seine Frau jetzt im Kiffer KZ (weil der normale Knast für einen Unschuldigen schlimmer ist als ein KZ) sitzt. Ich befürchte schlimmstes für die beiden. Das kommt halt davon wenn die Täter in Amt und Würden bleiben und sich immer wieder mit demselben… Weiterlesen »

Chef
6 Jahre zuvor

Keine Strafen für freie Menschen!

Jugendliche kann man schützen – Aber mehrere Jahre Haft für nur 1 Vergehen ? – nein Danke!