Montag, 10. April 2017

Heidelberger Suchtberatung gegen Legalisierung von Cannabis

 

Chef der „Fachstelle Sucht“ will Konsumverbot für Haschisch und Marihuana

 

keine Lügen über Drogen
Bild: Archiv

 

Sadhu van Hemp

 

Zum gestrigen Sonntagsfrühstück bekamen die Leser der Rhein-Neckar-Zeitung eine Extraportion Desinformation über Cannabis serviert. Geschluckt werden musste ein Interview mit dem Leiter der „Fachstelle Sucht“ in Heidelberg, der zum 40. Geburtstag der Suchthilfeorganisation die Botschaft ins Ländle hinausschickte, dass ihm „Cannabis die meisten Sorgen macht“ und „eine Legalisierung ein gesamtgesellschaftliches Experiment mit unklarem Ausgang wäre. Aus präventiven Gesichtspunkten wäre es die falsche Entscheidung.“

 

Damit hat sich Ralf Krämer, der seit 22 Jahren auf der Gehaltsliste der gGmbH des Baden-Württembergischen Landesverbandes für Prävention und Rehabilitation steht, in eine Reihe mit der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler und anderen unverbesserlichen Prohibitionisten gestellt. Wie immer fußt die Antihanf-Propaganda auf dem Argument des Jugendschutzes: „Wenn man den Konsum nicht mehr klar verbieten würde, hätten wir mittelfristig viel mehr jugendliche Kiffer. Und das können wir nicht wollen.“ Der Chefsoziologe fühlt sich berufen, „uns“ zu sagen, was „wir“ nicht wollen – und das mit einer Aussage, die unwahr ist: Der Cannabiskonsum ist in Deutschland de jure nicht strafbar.

 

Ralf Krämer glänzt aber nicht nur mit Unwissen zur Rechtslage, mit dem er die Leser der tendenziell konservativen Rhein-Neckar-Zeitung in die Irre führt. Auch verrät der gute Mann, was die eigentliche Intention und Geschäftspolitik der gGmbH betrifft. Offensichtlich reicht den Gesellschaftern der BWLV die „Trinker- und Junkierettung“ nicht mehr aus. Das in den letzten Jahren boomende Business, Hanfkonsumenten ins Gewissen zu reden, scheint mittlerweile eine feste Größe im Wirtschafts- und Finanzplan der Drogenberatungsbuden zu sein. Das Geschäft mit den Kiffern floriert – dank der bundesdeutschen Drogenpolitik, die u.a. von der Säule „Prävention“ getragen wird, in deren Schatten sich Sozialwissenschaftler aller Klassen gutbezahlt ausruhen. Auch die Heidelberger Fachstelle profitiert von den Opfern der Hanfprohibition. 2015 sorgten 88 Hanfkonsumenten, also rund ein Viertel aller Ratsuchenden, für bequeme Vollbeschäftigung der Mitarbeiter.

 

Kiffer sind fraglos die besten Kunden der Suchtberater. Leicht zu handhaben und noch nicht ganz so verloren wie Alkoholiker und Opiatabhängige. „Vor allem junge Männer zwischen 14 und Mitte 20, die häufig in ihren Problemen fast ersticken“, bekommen von den Hanfpräventionsfachspezialexperten zu hören, dass der Joint an allem schuld ist. Dass die Ursache für den verpassten Schulabschluss, den Krach mit der Familie und die anhaltende Perspektivlosigkeit vielleicht in unserer leistungsorientierten und verlogenen Gesellschaft zu suchen ist, wird als gegeben hingenommen. Für das Individuum, das sein eigenes Lebensglück schmieden will und sich nicht anpassen und unterordnen will, haben die Suchtberater kein offenes Ohr. Ihre Aufgabe besteht darin, den Betrieb am Laufen zu halten und die Kifferkundschaft vom Hanfgebrauch zu kurieren.

 

Und so spielt es für den Leiter der Heidelberger Fachstelle und seinesgleichen offenbar keine Rolle, wer da auf dem Beratungsstuhl sitzt und von wem er geschickt wurde. Ralf Krämer sieht keinen Handlungsbedarf in Sachen Legalisierung und macht kein Geheimnis daraus, dass die Prohibition die Geschäftsgrundlage der „Fachstelle Sucht“ in Heidelberg ist:

„Die wenigsten kommen ganz von selbst. Normalerweise ist die Scham groß, sich den Verlust der Kontrolle einzugestehen und Hilfe zu suchen und es braucht sozialen Druck. Meistens von den Angehörigen – den Eltern, die kein Geld mehr geben. Oder den Partnern, die mit dem Beziehungsende drohen. Manchmal handelt es sich auch um eine Auflage der Führerscheinstelle, das Jobcenter droht mit Leistungskürzung oder der Arbeitgeber mit Kündigung.“

 

Für Leute, die wirklich ernsthafte Probleme mit dem Cannabiskonsum haben, dürfte die Suchtberatung des BWLV keine geeignete Adresse sein, um Hilfe zu suchen. Suchtberater, die ein Verbot des Hanfkonsums für alle befürworten, sind keine loyalen und weitsichtigen Ansprechpartner, sondern Ignoranten, die aus Eigennutz handeln und sich wider besseres Wissen zu willigen Helfern des Anti-Hanf-Krieges machen lassen.

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6 Kommentare
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hans furth
6 Jahre zuvor

Guter Artikel! Wie der wohl guckt wenn er mitbekommt dass Holland komplett Legalisiert. http://de.medijuana.eu/niederlande-machen-schluss-mit-der-heuchelei-und-beschliesen-komplette-legalisierung-von-cannabis/ Oder, dass die Ausschreibung zum Anbau von medizinischem Cannabis in Deutschland begonnen hat. Und was die für ein riesen Witz ist, werdet Ihr auch bald sehn. Musste so lachen, als ich was von know-how gelesen hab. Da habt Ihr ne Ausschreibung die ganz toll auf Ihre Bewerber zugeschnitten ist 😉 http://ausschreibungen-deutschland.de/349488_Anbau_Weiterverarbeitung_Lagerung_Verpackung_und_Lieferung_von_Cannabis_zu_medizinischen_2017_Bonn

Stephan Löffel
6 Jahre zuvor

Hanf ist ein guter Psychiater und setzt die Geschwindikeit unserer Gesellschaft einwenig herunter. Alle sind immer so auf 180. Das ist nicht gut. Das will uns die Wirtschaft weismachen. Deswegen wird man nicht automatisch zum Verlierer. Man bekommt neue Ideen, wenn man ein wenig drosselt. Alkohol ist das Gegenteil. Er putscht auf und gibt Gas. Es kommt aber immer drauf an welche Art von Alk. Aber Alk macht die Nieren kaputt und vieles andere. Natürlich gibt es auch viele Arten wie man Hanf zubereiten KÖNNTE. So dass auch Hanf nicht nur auf Joint Art genossen werden kann. Solche sog. Suchtexperten gibt es leider sehr viele. Je mehr Hanf sich wieder in der Gesellschaft etabliert, je mehr tauchen diese Leute auf.… Weiterlesen »

Thomas Maier
6 Jahre zuvor

Ausgerechnet die “Fachstelle Sucht”, die nur überleben kann indem der Staat ihnen die “Patienten” per Zwang zuweist, ist gegen die Legalisierung des Cannabis. Wer hätte das ahnen können? Opiatabhängige und Alkoholiker bekommen keinen Therapieplatz, weil die die “schwerst abhängigen” Cannabiskonsumenten belabern müssen. Nebenbei noch ein bisschen Psychopharmaka verhökern, und alles wird wie von Zauberhand wieder gut. Zumindest hat man sich dann den Kunden für die Zukunft schon requiriert. Man kann über eine solche Borniertheit wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln. @hans. Ich glaube Du freust Dich etwas zu früh. Die Pharmazie wird bestimmt einen Weg finden damit das geerntete Cannabis erst durch deren Hände laufen muß, um daraus standartisierte Medikamente in Tablettenforn daraus herzustellen. Das läßt sich doch jetzt… Weiterlesen »

Rainer Sikora
6 Jahre zuvor

Die Suchtberater helfen uns so zu denken und zu handeln wie es von der Regierung gewollt ist.Dann werden wir auch in Ruhe gelassen und brauchen uns keinen Kopf mehr zu zerbrechen wie man die Legalisierung voranbekommt.Immerhin haben die nicht wirklich was gegen Saufen und damit kann man sich auch wieder eingliedern im Club der “Normalen”.

hans furth
6 Jahre zuvor

@Thomas Maier Entschuldige, habs nich so mit Ironie und Sarkasmus. Aber ich glaube du hast mich falsch verstanden. Mir ist bestens bewusst wie das hier seit Jahren läuft. Ich behaupte jetzt mal ganz frech, ich war der erste der die Ausschreibung gefunden hat 🙂 habs dem DHV gesteckt, anderen, und hier. Ich beobachte diese Korrupte Gesellschaft schon eine ganze Weile und das sehr genau. Ich wusste auch wochen bevor es öffentlich in den Medien war, dass deutschlandweit, in Bayern das meiste Cannabis duch Apotheken abgegeben wurde. Von Mortlers Freunden 🙂 die wissen sehr genau bescheid. Und eine Bauamtsleitern namens Petra Bloch ergänzte vor kurzem noch, dass die Cannabisagentur die Genehmigung erteilen werde. Nur, gab es bis dahin, noch garkeine Ausschreibung… Weiterlesen »

Chef
6 Jahre zuvor

Keine Strafen für freie Menschen !