Freitag, 24. März 2017

Drogen- und Cannabis-Runde bei Maischberger

 

Alle haben fundierte Kenntnisse, nur die Politik nicht mehr.

 

Bild: Public Domain

 

Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Drogenthema einmal wieder bei Sandra Maischberger in den öffentlich-rechtlichen Medien behandelt wird. Da mit dem Gesetz zu Cannabis als Medizin ein wichtiger Schritt in der Betrachtung des geläuterten Teufelskrautes angegangen wurde, musste die Diskussion über Legalität und Illegalität berauschender Substanzen nun erneut unter den veränderten Aspekten geführt werden. Auch weil Heroin und Kokain weit stärker in der Gesellschaft vertreten sind, als in der Vergangenheit, ist ein Zweifel am Sinn des Drogenkriegs berechtigt. Eine große Drogen- und Cannabis-Runde bei Maischberger mit ausgewählten Fachgästen brachte die politischen Vertreter am Abend des 22.03.2017 sodann mächtig ins Schwitzen. Denn alle Befürworter eines Umschwunges in der Drogenpolitik haben mittlerweile fundierte Kenntnisse vorzubringen, welche meist auf taube Ohren von anwesenden Vertretern der Politik treffen, die weiterhin nur gebetsmühlenartig alle auswendig gelernten Phrasen über Jugendschutz und Gefahrenpotenzial wiederkäuen können – so auch bei Sandra Maischberger.

 

Sei es Jenke von Wilmsdorff, der Selbstexperimente mit unterschiedlichen Substanzen durchführte, der ehemalige Heroinabhängige und heutige Journalist Jörg Böckem, oder auch der Medizinjournalist Dr. Werner Bartens, der sogar die Politik tief in der Schwarzmarktszene verwurzelt sieht – alle intellektuell arbeitenden Fachmänner befürworteten einen liberaleren Umgang mit Drogen. Und auch aus der Beamtenwelt gab es Rückendeckung durch André Schulz vom Bund Deutscher Kriminalbeamter, der den Krieg gegen die Drogen als gescheitert empfindet und den Ansatz Portugals im Bezug auf die Betrachtung der Konsumenten als wesentlich sinnvoller erachtet. (Ähnlich sehen das auch die Kollegen von LEAP-Deutschland, die sich heute zu einem Austausch in der Hauptstadt treffen und weiterhin die Entkriminalisierung von Konsumenten fordern.) Einzig die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml von der CSU sah sich bei Sandra Maischberges Talkrunde deutlich in Bedrängnis, was bei der Berufspolitikerin zu Kopfschütteln und gemeinem Phrasendreschen führte. Kinder gehörten geschützt, Drogen zerstörten Leben – so wie das einer anwesenden ehemaligen Crystal-Meth-Süchtigen, die zeitweise das Erziehungsrecht über ihre beiden Kinder verlor, bis sie sich letztendlich wieder fangen konnte.

 

Da ein solches Einzelschicksal jedoch im Gegensatz zu vielen zehntausenden Toten – die aufgrund legaler Stoffe à la Alkohol und Nikotin ihr Leben lassen – als klägliches Argument gegen eine Überarbeitung der gescheiterten Drogenpolitik steht, dürfte der von Dr. Werner Bartens ausgesprochene Vorwurf der Heuchelei in Wirklichkeit kein Vorwurf sein. Wer sich an unbegründeten Ängsten aufhält, um unerträgliche Situationen aufrechtzuerhalten, wäre ansonsten nicht mehr ganz bei Sinnen: Wirksamer Jugendschutz hat zumindest bei einer Legalisierung von Cannabis keine Defizite zu befürchten – beim Rest des bunten Substanzkataloges unserer Erde wird es dann kaum anders sein.

 

Legalize – and advise!

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3 Kommentare
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ADHSPatient
7 Jahre zuvor

Mich störte, dass bei der Sendung ein Faktencheck fehlte. Die CSU-Tante mit mortlerschen Gehirnwindungen konnte eine Salve von Halbwahrheiten und Mythen abspulen ohne komplett diskreditiert zu werden. Die anderen Gäste widersprachen ihr und relativierten ihre Thesen, für den mit der Materie unbefassten Zuschauer blieb jedoch unklar ob die Ärztin und Gesundheitsministerin Stuss laberte oder nicht. Moderatorin Maischberger schien sich nicht in das Thema eingelesen zu haben und bot ausschließlich verwirrte Blicke samt hochgezogener Augenbrauen. Ein Format wie Hart aber Fair erscheint mir deshalb wesentlich sinnvoller, weil der Zuschauer sich nicht aussuchen kann wer Recht hat anhand seiner eigenen Vorurteile, dem Parteibuch oder wessen Nase ihm gefällt, nämlich weil der Moderator und seine Comoderatorin dort Aussagen auf die Finger klopfen und… Weiterlesen »

ADHSPatient
7 Jahre zuvor

Entschuldigt meine Rechtschreib- und Grammatikfehler. Hätte den Text nochmal durchchecken sollen bevor ich auf Abschicken klicke.

Sorry.

vordere=fordere
etc. pp.

U-G
7 Jahre zuvor

Cannabis-Runde in Vier oder Rechteck-Glotze-TV mit Cannabis-Gegnern und einer leitenden Talk-Masterin meist dazwischen Quatschend und nicht ausredenlassenden Quoten-Lutschern wie auch Herr Lanzen-Hanz lassen die Menschen nicht ausreden, immer dazwischenquasselnd wenn es spannend und aufklärend wird. Wahrscheinlich auch nicht die Moderatoren, sondern die, die einem per Knopfohr Befehle geben und Lenken, die Diskussion auf Absurditäten, Verwirrungen, Vernebelungen sprichwörtlich die Drogenbeauftragende und ihre Institituitionen wissen schon was gut ist für die Bevölkerung und was nicht. Mir kann kein Individuum auf diesem Planeten sagen,: Du darfst nicht Cannabis konsumieren, aber Alkohol darfst du Saufen bis dein Herz aufhört zu schlagen. Alkohol ist für mich persönlich wie Heroin, absolut tödlich, denn wenn ich anfange kenne ich keine Grenze!!!!!!!!!!! Mir mit über 50 Jahren könnt… Weiterlesen »