Montag, 13. Februar 2017

Schweden – Erste Cannabis-Ausnahmeerlaubis

 

Wunder gibt es immer wieder – auch in Schweden

 

Bild: Susanne Winter/Archiv

 

Erste Cannabis-Ausnahmeerlaubis für zwei Schmerzpatienten

 

Sadhu van Hemp

 

Das Königreich der Schweden mit seinen zehn Millionen Untertanen ist bekannt für seine Philosophie einer drogenfreien Gesellschaft. Doch wer die Schweden kennt, der weiß, dass die Nordmenschen alles andere als enthaltsam leben, sondern gar nicht genug bekommen können – von Alkohol. Alle Versuche der protestantischen Sittenwächter, den Schweden beizubringen, statt Schnaps Wasser zu saufen, sind bislang fehlgeschlagen. Selbst die wucherische Alkoholsteuer hält nicht davon ab, für eine Flasche Fusel den Preis zu bezahlen, für den der Deutsche drei Pullen nachgeschmissen bekommt.

 

 

Aber nicht nur das Saufen macht in Schweden keinen richtigen Spaß. Auch der Konsum, Erwerb und Besitz von illegalen Substanzen vergällt den Wikingern das Leben. Die Strafen sind hart, auch für den Genuss von Hanf. Die Polizei kennt kein Pardon bei Cannabisdelikten, und nicht selten wird neben dem Krümel Hasch auch gleich das Rauchzubehör beschlagnahmt. Selbst geringfügige Vergehen werden gerne mit Gefängnis bestraft. Doch der Zahn der Zeit nagt auch an der schwedischen Justitia, die nicht mehr ganz so fest zubeißt, wenn übereifrige Polizisten aus Langeweile kleine Kiffer abgreifen und mit einer Strafanzeige abwatschen. Die Verantwortlichen der Judikative erkennen mehr und mehr den Irrsinn der Prohibition, die dafür sorgt, dass jeder zweite Knacki wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetzes einsitzt. Und so kann es schon mal passieren, dass die Staatsanwaltschaft ertappte Sünder mit einer Geldstrafe davonkommen lässt.

 

Der Grundgedanke schwedischer Drogenpolitik, dass das Übel mit Cannabis beginnt und mit Heroin endet, ist längst nicht mehr aufrechtzuerhalten. Steter Tropfen hat den Stein gehöhlt, und insbesondere der internationale Paradigmenwechsel in Sachen „Cannabis als Medizin“ gibt auch den geistig unbeweglichsten Schweden zu denken. Und dieser Denkprozess hat doch tatsächlich etwas bewirkt: Zwei Schmerzpatienten wurde nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen das Recht zugestanden, fortan Cannabis zur Linderung ihrer Beschwerden anzuwenden.

 

„Ich freue mich, dass die Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MPA) den pragmatischen Schritt gewagt hat, Cannabis für Patienten mit chronischen Schmerzen zugänglich zu machen, denen kein zugelassenes Arzneimittel mehr helfen kann“, sagte Fredrik von Kieseritzky, der als Doktor der „Organischen Chemie“ den behandelnden Ärzte zur Seite steht. „Der Medizinalhanf kann in Butter aufgelöst und gebacken werden. Vom Rauchen raten wir jedoch dringend ab. Für mich persönlich ist es wichtig, einen deutlichen Unterschied zwischen Medizinal- und Genusshanf zu machen.“

 

De facto haben die Schweden damit jene bislang fest verschlossene Tür geöffnet, die es Schwerstkranken nunmehr ermöglicht, eine Ausnahmegenehmigung zur Therapie mit Cannabis zu beantragen. Karl Mikael Kälkner von der MPA schränkt jedoch ein, dass die Entscheidung nicht als pauschale Genehmigung für medizinische Verwendung von Cannabis interpretiert werden kann. „Es gibt eindeutig ein gewisses Potenzial für Missbrauch: Cannabis ist eine Droge, die illegal ist. Aber wir haben auch andere Medikamente, die als Narkotika eingestuft sind. Wenn die Regeln richtig befolgt werden, gibt es kein Hindernis, Cannabis künftig als Präparat einzusetzen – auch in Kliniken.“

 

Na, dann schauen wir mal, wie viel Jahrzehnte die Schweden noch brauchen, um das hinzukriegen, was die Niederländer schon vor über vierzig Jahren hinbekommen haben.

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3 Kommentare
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Littleganja
7 Jahre zuvor

Glückwunsch!

13/19Banana
7 Jahre zuvor

To Sweden, Genau – Glückwunsch and ten points to sweden !! Und die anderen 10 Gummipunkte bekommen die lieben Schweden dann in 250 Jahren, Glückwunsch !! Und wer denkt an die KINDER, hä ?? Ich drücke den Schweden
auf jeden Fall die Daumen, tac tac…

Rainer Sikora
7 Jahre zuvor

Hoffentlich ist das weed aus der Apotheke nicht mit einer anderen Substanz versetzt.