Samstag, 21. Januar 2017

Ein Garten und seine Bewohner          

                                      

 

Growing gegen Gesetzesbruch.

 

Text & Fotos : Der Günni

 

 

Wir befinden uns in einem unscheinbar aussehenden Domizil am Stadtrand von München. Der Rasen ist der Nachbarschaft gerecht gepflegt, die Hecke in Form. Niemand würde hier etwas Böses vermuten. So definiere man Böse. Wurde hier ein Kind Jahrelang im Keller versteckt? Oder lagern hier Utensilien zum Bau von Sprengstoff? Nichts dergleichen. Hier baut jemand seine Medizin in Form von Marihuana selbst an. Nur um sich selbst und anderen zu helfen, nicht um jemandem zu schaden. Dennoch wird Horst, der hier wohnt, behandelt wie ein Terrorist der Bomben baut. Nur weil er seine Pflanzen liebt und damit niemand anderem schadet.

 

Horst bezeichnet sich als Opfer der Justiz und fehlgeschlagener Drogenpolitik, aufgrund mangelnder Kompetenzen im Bundestag. Ein Trauerspiel was da abgeht, sagt er. Während die größten korrupten Pinguine im Anzug die Weltherrschaft an sich reißen und dabei ungestraft und sogar noch gut bezahlt über Leichen gehen, muss Horst Angst haben das er ins Gefängnis kommt, wenn man ihn mit seinen Pflanzen erwischt. Verkehrte Welt.

 

Horst hat ADHS und leidet seit seiner Kindheit an den typischen Folgen seiner Krankheit. Diverse Schulwechsel und abgebrochene Studien zeugen von einem nicht funktionierenden Kind, das bestenfalls mit legalen Drogen wie Ritalin ins System gezwungen werden kann. Ritalin habe er nie genommen sagt Horst. Mit 30 Jahren hat er das erste Mal ausprobiert, was Ärzte ihm im Alter von 10 Jahren verschreiben wollten. Horst war entsetzt. Er kennt die Wirkung von Ritalin aus Erzählungen und konnte nicht fassen, dass so etwas kleinen Kinder verabreicht wird. Das Zeug hat Potential als Partydroge meint er.

 

Mit 14 hat Horst das erste Mal gekifft. Zu früh, sagt er heute. Cannabis hat wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns und kann zu früh konsumiert Schäden hinterlassen. Der Konsum verringert zudem bei Manchem die Leistungsbereitschaft in jungen Jahren. Sehr schnell hat Horst gemerkt, dass Cannabis ihm die Ruhe spendet, die er braucht, um mit seinem ADHS klar denken und still sitzen zu können. So wurde das Kraut ins tägliche Leben integriert und war auch schnell nicht mehr wegzudenken. Als Horst Ärzte mit seinen Erfahrungen konfrontierte, wurde er teilweise ausgelacht. Als Kiffer, der sich seinen Freifahrtschein sucht, wurde er abgestempelt und weggeschickt. Ritalin hätte man ihm jedoch jederzeit problemlos verschrieben. Horst wollte selbst entscheiden was ihm gut tut und beschloss seine Medizin selbst anzubauen, entgegen aller Gesetze und Ratschläge. Statt sich legal, von Tabletten abhängig machen zu lassen, genießt er nun lieber seine eigenen Früchte. Das lindert sein Leiden viel besser.

 

Horst growt jetzt schon seit 10 Jahren. Viele Fehler haben ihn viel Geld und Nerven gekostet, deshalb gibt er uns hier seinen ultimativen Guide:

 

Horst hat ein rotierendes System. Ernte: dreimal im Jahr und konsequente Versorgung mit Medizin, ohne Umwege über Krankenkassen oder Ämter. Natürlich höchst illegal. Wenn anderswo Vergewaltiger oder Schläger mit Geldstrafen davonkommen würde Horst für seine inzwischen fast 50 Pflanzen sofort ins Gefängnis kommen. Horst arbeitet mit Stecklingen und Mutterpflanzen in Cocos. Der einfachste und vor allem diskreteste Weg, sagt er. Kein lästiges Entsorgen oder Anmischen von Erde. Cocos kann beliebig oft wiederverwendet werden, solange man mit EC und PH-Messgeräten das Nährstoffniveau im Blick hat. Cocos hat außerdem den Vorteil, dass es nicht überwässert werden kann. Es funktioniert wie ein Schwamm und gibt überschüssige Nährlösung direkt wieder ab.

 

 

In seiner Blühkammer stehen 32 Pflanzen in Reih und Glied. So sauber wie in einem Labor. Sein NFT (Nutrient Film Technique) System läuft gerne auch mal eine Woche, ohne täglich nach dem Rechten sehen zu müssen. Die Pflanzen stehen auf einer 1qm großen Wanne, welche mit einem Wurzelvlies ausgelegt ist. Die Wanne steht leicht schräg und die Nährlösung läuft 24/7 bergab durch das Wurzelvlies hindurch. Löcher am Ende der Wanne lassen die Nährlösung (NL) wieder in einen Vorratsbehälter sickern. Von dort wird die NL über einen Gartenschlauch ans obere Ende der Wanne gepumpt. Ein stetiger Gießkreislauf.

 

Am Anfang ist allerdings der Samen

 

Am Anfang ist allerdings der Samen, damit kann man viel anfangen, deshalb sind die auch teilweise sehr teuer. 150 Euro für zehn Stück. Praktischerweise gibt es die Samen schon feminisiert und mit lecker klingenden Namen versehen. Das erspart dem Gärtner Zeit und Selektionsarbeit. Horst empfiehlt, eine Packung nicht-feminisierter Samen zu kaufen. Hier sind beide Geschlechter enthalten, Männlich als auch weiblich. Mit etwas Glück sind bei zehn Samen sieben bis acht Weibchen dabei, mit viel Pech auch nur mal eine. Nicht-feminisierte Samen kosten erheblich weniger und da wir später mit Stecklingen arbeiten wollen, brauchen wir theoretisch nur zwei bis drei Weibchen, um daraus Mutterpflanzen zu machen.

 

Alle Samen kommen in ein Glas mit Leitungswasser, schwimmen dort anfangs herum und sinken meistens innerhalb 24h zu Boden. Dann legt man die Samen zwischen ein feuchtes Papiertuch auf einen Teller und achtet penibel darauf, dass das Papier in den nächsten Tagen nicht austrocknet. Das passiert gerne, wenn man den Teller auf eine Heizung stellt, also Achtung. Jetzt kann man täglich vorsichtig das Küchenpapier aufklappen und schauen, ob der Samen schon keimt. Die weiße Wurzelspitze sollte innerhalb einer Woche erscheinen. Wenn das der Fall ist, wird der Samen eingepflanzt. Horst weist darauf hin, dass die Pflanze in den ersten vier Wochen keinen Dünger kriegt, sondern nur Leitungswasser. Die Wurzelspitze zeigt beim Einpflanzen immer nach unten und ist mit größter Sorgfalt zu behandeln, da sie sehr schnell abbrechen kann. Grobmotoriker geben deshalb die Samen direkt nach dem Quellen in das Substrat. Hierfür eignen sich Anzuchterde oder Torfquelltöpfe (Jiffys) – wenn man später in Erde oder Cocos weiter growen möchte.

Steinwollwürfel eigenen sich für alle hydroponischen Anzuchtarten, wie Cocos, CoGr Slabs, NFT, Ebbe Flut usw.

 

Auf Erde und Cocos gilt immer, das Substrat sollte feucht, aber nicht nass sein. Das gilt besonders für Sämlinge und Stecklinge. Wurzeln graben immer dem Wasser entgegen. Deshalb gießt man neu eingepflanzte Pflanzen immer erst außen herum am Topfrand entlang. So kriegen die Wurzeln den Impuls dorthin zu wachsen, um somit möglichst schnell den ganzen Topf zu bewurzeln. Ein komplett bewurzelter Topf ist Pflicht vor Einleiten der Blüte. Je mehr Wurzeln, desto mehr Nährstoffe können über die feinen Wurzelhärchen aufgenommen werden. Horst hat eine frisch eingetopfte Pflanze direkt in die Blüte geschickt. Der Ertrag: circa 10 Gramm trocken. Dieselbe Pflanze (Steckling von Mutterpflanze = immer gleich) hat er danach vor der Blüte vier Wochen im selben Topf mit selbem Setup wurzeln lassen. Ertrag 38 Gramm trocken.

 

Die richtige Beleuchtung

 

Jetzt kommt es auf richtige Beleuchtung an. Horst benutzt hierfür eine selbst gebaute Apparatur mit 6 Leuchtstoffröhren im Spektrum 865. Diese leuchten 18h am Tag, wie im Frühling, um ein Blühen zu verhindern. Das ist genau die Wellenlänge und Leuchtdauer, die die Pflanzen jetzt brauchen. Diese Leuchtstoffröhren dürfen maximal 1-5 cm weit über den Pflanzenspitzen hängen, sonst spargeln die Pflanzen und bilden zu dünne Stiele aus. Horsts Mutterpflanzen und Stecklinge beleuchtet er seit 10 Jahren damit. Völlig ausreichend sagt er. Jetzt braucht man vor allem Geduld. Bis die Pflanze wie Hanf aussieht, vergehen – ab quellen im Wasserglas – gerne mal vier Wochen. Mit Stecklingen arbeitet man wesentlich effektiver, deshalb lautet der erste Schritt nach sechs bis acht Wochen Wachstum: Geschlechtsbestimmung und das Anlegen einer Mutterpflanze. Das Geschlecht zeigt sich beim Einleiten der Blüte, wenn die Brenndauer der Lampe auf 12h verkürzt wird, wie im Herbst. Wir simulieren hier ein ganzes Jahr innerhalb von drei Monaten.

 

Die Nährstoffzufuhr

 

Hanf ist eine wunderbare Pflanze. Sie wächst fast immer und fast überall, man muss sie nur verstehen. Je besser man sie versteht, desto dankbarer wird der Ertrag sein. Der Markt ist überschwemmt mit Produkten zum Anbau von Pflanzen – und Hanf verhält sich von der Düngung her ähnlich wie Tomaten. Anfangs mehr Stickstoff, später mehr Phosphor und Kalium zum Ausbilden der Früchte. In diesem Anfangsstadium braucht die Pflanze keinen bis wenig Dünger. Unverzichtbar auf Cocos und bei Hydro allgemein sind EC und pH-Messgeräte, so kann man genau kontrollieren, was man seinen Pflanzen zu trinken gibt. Erde puffert den PH-Wert ziemlich gut, zwischen pH 6 – 8 muss man sich hier keine Sorgen machen. Anders eben auf Hydro, da müssen die Werte stimmen. Die maximale Löslichkeit aller Nährstoffe liegt auf Hydro im pH-Bereich 5,5 – 6,5. Der EC Wert (Nährstoffgehalt/Salzgehalt) steigert sich mit dem Alter der Pflanze. Je größer die Pflanze wird desto mehr Nährstoffe müssen zugefügt werden. Aber zuerst misst man sein eigenes Leitungswasser. Diese Werte sollten im Idealfall so aussehen: EC 0,1µS – 0,5µS und pH 6 – 8. Den pH-Wert zu senken, ist wesentlich schmerzfreier, als den Grund-EC-Wert zu senken. Liegt der Grund-EC über 0,8 oder sogar noch höher, sollte das Leitungswasser mit destilliertem Wasser gemischt werden, um den EC Wert zu senken. Eine Umkehr Osmose Anlage kann auch in der eigenen Küche entmineralisiertes Wasser erzeugen, es fällt dabei aber 2/3 Abwasser an- nicht sehr wirtschaftlich. Inzwischen gibt es Vollentsalzer auch in Form einer Kartusche. Die Kartusche bindet die Salze und muss irgendwann ausgetauscht werden. Hierbei entsteht kein Abwasser. In Folge eines hohen Grund EC-Wertes werden Probleme bei der Nährstoffaufnahme der Pflanzen eintreten, was zu Mangelerscheinungen und geringerem Ertrag führt. Das Zugeben von Bittersalz hat sich auch hier als hilfreich erwiesen. Horst ist wegen diesem Problem schon einmal extra umgezogen, in eine Region mit besserem Leitungswasser. Da er sein Leitungswasser auch trinkt, kam ihm das gerade Recht.

 

Die Männchen werden getötet

 

Nachdem man also seine Lampenbrenndauer auf 12h reduziert hat sollte es ungefähr zwei Wochen dauern, bis die ersten Geschlechtsmerkmale sichtbar ausgebildet sind. Bei den Männchen zeigen sich hier kleine Pollensäcke, die Weibchen zeigen ca. 1cm lange, weiße Haare. Wenn man jetzt mindestens 5 Weibchen hat, kann man sich schon mal glücklich schätzen. Die Männchen werden getötet oder mindestens aus demselben Raum separiert, da die Pollen unsere Weibchen zwittern lassen könnten. Das wollen wir vermeiden, sonst haben wir kein Sensimilia – Gras ohne Samen. Wenn noch keine eindeutige Geschlechtsbestimmung möglich ist, einfach wachsen lassen. Sobald aber das Geschlecht feststeht, die Lampenbrenndauer wieder auf 18h erhöhen. Somit stoppt der Blühvorgang, die Pflanze wird revegitiert. Jetzt passiert leider visuell wieder erst einmal zwei Wochen nichts. In diesen zwei Wochen stellt die Pflanze sich hormonell wieder auf die Vegetationsphase ein. Ganz schön viel Stress für die Kleinen. Aber die packen das schon. Geduld. Man bedenke, dass der Prozess zu growen gut und gerne vier bis fünf Monate – von Keimung bis Ernte – in Anspruch nimmt. Geduld ist eine Tugend, die Hanf lehrt. Wer schneller zum Ziel kommen möchte, sollte feminisierte Samen kaufen und auf das Schneiden von Stecklingen und der Geschlechtsbestimmung verzichten. Wer Geduld hat und sich Mutterpflanzen zieht, kommt wesentlich günstiger weg, da man nicht jedes mal 150 Euro für Samen ausgeben muss.

 

Stecklinge: Ja richtig, Kopf ab!

 

Wenn die ersten drei-vier Blattachseln, inklusive kleiner Nebentriebe, vorhanden sind, kann der Haupttrieb abgeschnitten werden. Ja richtig, Kopf ab. Am besten mit 5-6cm Stiel dran, damit man einen schönen Steckling daraus machen kann. Für Stecklinge braucht man ein Gewächshaus, oder eine Bratpfanne mit Deckel, bestenfalls eine Heizmatte mit Thermostatregelung. Horst benutzt hierfür einen HortiSwitch, dieser steuert eine Heizmatte temperaturgenau, eine Zeitschaltuhr für das Licht ist auch mit drin. Horst setzt aber auf die alten mechanischen Zeitschaltuhren, genannt Omnirex oder LeGrand. Davon sollte man auch immer ein paar auf Lager haben. Ein paar Ausfälle gab es schon, tägliche Kontrolle hilft oft Schlimmeres zu verhindern.

Die geschnittenen Stecklinge sofort in einen aufgeweichten Jiffy stecken und im Gewächshaus platzieren. Die Schnittfläche sollte keine Luft anziehen. Es gibt auch diverse Bewurzelungshilfen in Form von Hormonen, ist aber nicht unbedingt notwendig, meint Horst.

 

 

Das Klima ist nämlich das A und O. Kondenswasser auf den Stecklingen unbedingt vermeiden, sonst verstopft das Wasser die Öffnungen auf den Blättern durch die die Pflanzen atmen (Stomata) und der Steckling verkümmert. Temperatur konstant bei 25°C, RLF anfangs bei 100%, täglich aber mehrmals für ein paar Minuten lüften und dafür sorgen, dass das Medium (Jiffy, Steinwollwürfel, EazyPlug) schön feucht bleibt. Horst hat hierfür eine eigene Erfindung. In seinem Gewächshaus ist ein Gitterboden, auf dem die Stecklinge stehen. Unter dem Gitterboden ist immer ca. 1-2 cm Wasser. Die Heizmatte verdampft das Wasser und der Dampf wandert dabei durch das Anzuchtmedium und hält es feucht. Gleichzeitig werden die Wurzeln zum Wachstum nach unten Richtung Wasser angeregt. Nun sollte es maximal zwei bis drei Wochen dauern, bis alle Stecklinge durchwurzelt sind und in das System umgesetzt werden können, wo sie letztendlich ausblühen sollen.

 

Die Blühkammer

 

Horsts Blühkammer ist ein Homebox R240 mit den Maßen 240x120x200 cm LBH. Der Markt hat hier ganz viele verschiedene Modelle parat, da kann man nicht wirklich viel falsch machen. Ausgestattet wird sein Zelt mit zwei elektronischen, dimmbaren Vorschaltgeräten, genannt EVSG. Der Vorteil dieser dimmbaren EVSG liegt darin, dass man immer die Watt Zahl schalten kann, die man aktuell braucht. In der Vegetationsphase reichen in den ersten zwei Wochen nämlich locker 250W. So kann man, richtiges Leuchtmittel vorausgesetzt, genau so viel Energie einsetzen, wie man braucht bzw. die Pflanzen brauchen. Das spart Strom. In der Endblüte schaltet Horst dann ein 750W Leuchtmittel gedimmt auf 660W, die sogenannte Super Lumen Funktion am EVSG. Mehr Lumen geht mit seinen Vorschaltgeräten dann nicht mehr. Circa 2 x 95.000 Lumen.

 

In der Blühkammer wird die Luft über einen Rohrlüfter (LTI), durch einen Aktivkohlefilter (AKF) abgesaugt, das beseitigt unerwünschte Gerüche. Aber selbst die durch einen AKF gereinigte Abluft hat einen charakteristischen Geruch, zwar nicht mehr nach Gras, aber dennoch nicht zu vernachlässigen. Die Abluftöffnung sollte deshalb von außen nie einfach zugänglich sein.

Die Lüfter und Filter Dimensionen sind einfach erklärt. Pro Lampe rechnet Horst hier mit 400 cbm/h Lüfterleistung. In seiner Box mit 2 Lampen hängt also ein Rohrlüfter mit 800cbm/h Förderleistung und der dazu passende Aktivkohlefilter mit 880cbm/h (Kubikmeter pro Stunde). Nun sieht man, dass der AKF etwas mehr filtert als der LTI fördert. Das ist gut als Reserve. Wenn der AKF kleiner dimensioniert ist als der LTI, muss der LTI runtergeregelt werden! Damit nicht mehr Luft durch den AKF gesaugt wird, als dieser Filtern kann, sonst stinkt die Abluft. Der AKF braucht allerdings auch einen Mindestdurchsatz von 30% seiner angegeben Förderleistung, um gut zu funktionieren. Also ein 800er AKF braucht mindestens einen 300er LTI, um überhaupt eine Filterung zu gewährleisten. Auch dieser Wert ist wichtig für ein sauberes Ergebnis. Für die einfache Umluft im Zelt genügen mehrere kleine Clip-Ventilatoren, Wind ist gut für den Stoffwechsel und macht stabile Triebe. Das perfekte Hanf Klima: 25°C. Die Luftfeuchtigkeit sollte in der Vegi-Phase bei 60-80%, in der Blüh-Phase eher bei 40-60% liegen.

 

Anfängern empfiehlt sich ein Grow auf Erde

 

Anfängern empfiehlt sich ein Grow auf Erde. Hier kann man zwar auch viel falsch machen, braucht aber erstmal keine teuren Messgeräte (PH, EC), um vernünftig was zu growen.

Die meisten Erden sind vorgedüngt. Deshalb am Anfang nicht düngen. Die Farbe der Pflanze verrät uns sehr gut, was ihr fehlt. Hellgrün: es fehlt Dünger. Dunkelgrün: zu viel Dünger. Apfelgrün dürfte hier wohl die ideale Farbe sein. Damit fährt man ganz gut. Spezifische Mangelerscheinungen sind speziellen Tabellen und Schaubildern zu entnehmen. Beim Düngen gilt, lieber an der Untergrenze als an der Obergrenze düngen. Entstandene Schäden kosten sehr viel Zeit und trüben die Freude.

Hilfreich sind auch Düngeschemen diverser Hersteller. Horst verzichtet jedoch auf Zusätze bei seinen Grows. Nur A+B Dünger, mehr kriegen die nicht. Je größer die Pflanze desto höher logischerweise auch der Energiebedarf. Düngemengen werden daher zum Ende hin gerne auf ein verträgliches Maximum erhöht, um das meiste rauszuholen. Sehr wichtig jedoch, am Ende spülen. Die letzten ein bis zwei Wochen vor der Ernte, den Pflanzen nur noch reines Wasser geben. Das spült überschüssige Nährstoffe aus dem System. Düngereste in der Pflanze wirken sich erheblich negativ auf den Geschmack des Endprodukts aus.

 

Auf Hydroponischen Systemen sind PH und EC Wert das A und O. Sensible Grower messen hier gerne täglich die Wasserwerte und korrigieren dann nach. Verschiedene Säuren sorgen in der Vegetations- und Blütephase dafür, dass der PH-Wert stabil bleibt. Bedenke, auf Hydro brauchen wir anderen Dünger als auf Erde. Während Erde oft biologisch gedüngt wird, sind Hydrosysteme meistens rein mineralisch, also mit Salzen gedüngt. Daher auch der Zwang zu Messgeräten.

Zum pH- und EC-Wert wurde ja vorher bereits etwas gesagt. In der Keim und Anfangsphase brauchen wir, wie gesagt, gar keinen Dünger. In der Vegetationsphase empfiehlt sich dann ein EC-Wert von unter 1,0. Zur Endblüte hin wird dieser gesteigert, gerne auf bis zu 2,0 oder mehr. Hier gilt es, die Farbe seiner Pflanzen richtig zu deuten und auf die Messwerte zu achten, denn diese verraten einiges.

Geben wir z.B. am Tag Eins eine Nährlösung mit EC 1,0 und messen diese am Tag Drei wieder mit EC 0,5, so hat sich die Menge der Nährstoffe quasi halbiert, wir brauchen also doppelt soviel Dünger. Wir stellen also den EC Wert diesmal auf 1,5 ein und messen wieder zwei Tage später: immer noch 1,5 perfekt! Die Düngemenge ist genau richtig. Messen wir allerdings eine Steigerung des EC Werts: gegossen EC 1,5, nach zweiTagen EC 2,0  – haben wir zu viel Dünger gegeben. Dann die Dosis halbieren! Wer hier schnell reagiert und das Prinzip versteht, hat schon das Meiste begriffen.

 

Um die Schimmelgefahr (engl.: Budrot) zu vermeiden, beschneiden viele Grower ihre Pflanzen in der Vegi-Phase. Das verteilt die Gesamtbiomasse letztendlich auf mehr Triebe und reduziert so die Schimmelgefahr innerhalb der Buds. Zusätze wie PK13/14 sind mit Vorsicht zu genießen. Auch diese begünstigen Schimmel, da sie die Zellen der Pflanzen anquellen lassen. „Schimmel ist tückisch, den sieht man erst, wenn es zu Spät ist“, sagt Horst.

 

Die Ernte

 

Die meisten Pflanzen sind zwischen acht und zwölf Wochen fertig, Autoflower-Strains sind hier wohl am schnellsten, geben aber leider keinerlei Spielraum zum Trainieren in Netzen oder Ähnlichem, da sie von Keimung an Blühen werden. Die fehlende Vegetationsphase wirkt sich außerdem negativ auf den Ertrag aus. Horst empfiehlt, Autoflower-Strains daher nur zum Outdoor-Einsatz zu growen. Den Reifegrad seiner Pflanzen überprüft man am Besten mit bloßem Auge und einem Taschenmikroskop. Wenn die Haare zu 75% braun/rot sind, zücken wir das Mikroskop und schauen im Detail. Sind die Harzdrüsen (Trichome) noch klar, sollte man noch warten. Sind die Trichome milchig oder sogar schon leicht bräunlich, sollte geerntet werden.

 

Für die Ernte werden erst einmal grob alle Sonnensegel abgezupft, dann geht es an die Feinarbeit mit der Schere. Alle nicht harzigen Blätter, wie Sonnensegel und andere Blätter ohne Harz, werden von den harzigen Blättern getrennt. Am besten man schnibbelt erstmal die nicht verwertbaren Blätter ab und macht danach die harzigen Blätter weg. Daraus können später noch Kekse gebacken oder Hasch gemacht werden. Die getrimmten Pflanzen hängt Horst nun Kopfüber im Dunkeln auf. Hierfür hat er seine Box kurz nach der Ernte bereits geputzt und leer geräumt. Die Abluftanlage muss weiterlaufen, damit die stinkende Luft weiterhin gereinigt abgesaugt wird. Der Trocknungsprozess dauert so gute ein bis zwei Wochen. In dieser Zeit wird das Chlorophyll der Pflanzen abgebaut, die Luftfeuchtigkeit innerhalb der Box sollte beim Trocknen aber niemals unter 65% fallen, das stoppt den Abbau von Chlorophyll und das Gras schmeckt nicht gut und kratzt im Hals. Wenn die Stiele im Gras knacken, kann in Tüten oder Einmachgläser verpackt werden. Jetzt noch täglich lüften und auf Schimmel achten! Wer es ganz genau machen will, legt ein Hygrometer mit in die Tüte und achtet darauf, dass die RLF in der Tüte nie unter 65% sinkt. Circa vier bis sechs Wochen nach der Ernte kann Horst sein selbst gegrowtes Gras guten Gewissens rauchen. Garantiert ohne Streckmittel – und ohne einen dubiosen Schwarzmarkt zu unterstützen.

 

Kopieren verboten!

 

 

 

Praktischerweise gibt es die Samen schon feminisiert.

 

 

 

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