Mittwoch, 7. Dezember 2016

Niederländische Krankenkasse verweigert Kostenerstattung

 

Rückwärts geht immer

 

Die Drogenschule

 

Sadhu van Hemp

 

Was in Deutschland noch wie Zukunftsmusik klingt, hört sich bei unseren holländischen Nachbarn bereits wie ein Schlussakkord an. Der große Krankenversicherer “Zilveren Kruis” schlägt plötzlich harte Töne an und will ab 2017 die Kosten für den Bedarf von Medizinalhanfblüten nicht mehr erstatten. Betroffen sind rund 700 Patienten, die aus heiterem Himmel einen blauen Brief erhalten haben, mit der Aufforderung, den Hausarzt zu konsultieren und auf eine andere, also herkömmliche Therapie zur Linderung der Beschwerden umzusteigen. Um den Patienten die Vorfreude auf den Tag X nicht zu nehmen, wenn der Apotheker statt Hanfblüten morphinhaltige Präparate und andere Rattengifte über den Verkaufstresen schiebt, waren die Strategen des „Zilveren Kruis“ so freundlich, den Versicherten eine Galgenfrist von sechs Monaten zu gewähren. Danach ist Schluss, und wer weiter auf Hanf vertrauen will, darf sich fortan auf eigene Kosten sonst wo seine Medizin besorgen – und wenn es beim Ticker auf dem Bahnhofsklo ist.

 

Die Entscheidung, die Kostenerstattung für „Mediwiet“ aus dem Basispaket des Versicherungsschutzes zu nehmen, begründet der Versicherungskonzern mit „neuesten“ Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung, dass der medizinische Nutzen des Heilkrauts zur Therapie bei schweren und chronischen Erkrankungen wie Krebs, MS, Aids etc. als eher gering einzuschätzen ist. Mit dieser Argumentation geht der Krankenversicherer konform mit dem Gesundheitsministerium, das über das Büro für medizinisches Cannabis (BMC) die gesundheitspolitische Botschaft verkünden lässt: „Cannabis spielt noch keine Rolle bei der Heilung von Krankheiten, kann aber die Symptome der Krankheit verringern.“

Im Klartext heißt das, sich auch künftig der rückwärtsgewandten Brachialmedizin zuzuwenden und die Patienten in der Obhut der Pharmabranche zu lassen. Sanfte Medizin gilt nicht. Nicht Linderung ist das ethische Ziel der Solidargemeinschaft, sondern bedingungslose Zwangsheilung und Instandsetzung des unpässlichen Nutznießers. Der gesetzlich versicherte Kranke soll an seiner Krankheit keinen Spaß haben, sondern physisch und psychisch leiden, bis er „austherapiert“ ist. Wer das nicht will und sich den Luxus der Selbstversorgung mit Hanfblüten nicht leisten kann, muss halt sehen, wo er bleibt.

 

Die einzigen Versicherer, die immer noch die Kosten für Medizinalhanf erstatten, sind „ONVZ“ und „Stad Holland Verzekeringen“. Wie lange noch, steht in den Sternen. Doch angesichts einer Umsatzsteigerung des über Apotheken verkauften „Mediwiets“ von 45 Prozent gegenüber 2014, dürfte klar sein, dass die Kostenexplosion der Cannabisversorgung für Kranke in den Niederlanden noch für tüchtig Gesprächsstoff sorgen wird.

Und das Verrückte ist: Wenn irgendwo eine Tür zugeht, geht woanders eine andere auf. Ziehen sich die Krankenversicherer aus dem Geschäft zurück, dann muss ein legaler Markt her, der den Balsam über Reformhäuser kostengünstig wie Kamillentee an die Patienten bringt

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3 Kommentare
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PerVers
7 Jahre zuvor

ich wiess das wird hier sicher nicht gerne gelesen. aber fantasieren wir doch mal. cannais soll legal werden in der gesamten welt angefangen in den westlichen industrieländern. das ganze ist beriets beschlossene sache aber das will man natürlich nicht zugeben. man will praktisch so tun als wenn das volk die regierungen dazu gebracht hätte. was tut man also. es gibt viele wege die nach rom führen. man kann zB die ersten jahre entgegenkommen und schritte einleiten damit MEHR cannabis LEGAL benutzt wird zB als medizin. ist eine gewisse kritische masse erreicht – und wir reden hier grade international NICHT NATIONAL – dann werden wieder SCHRITTE IN DIE ANDERE RICHTUNG gemacht . mit absicht. um die beriets bestehende kritische masse zu… Weiterlesen »

Rainer Sikora
7 Jahre zuvor

In den Niederlanden kann man eigentlich noch damit zurecht kommen.Es gibt coffishops,man kann anbauen und kennt Leute die wegen derMöglichkeiten viel auf Lager haben.Mit der selben Begründung kann man in Deutschland auch ablehnen was dann für die Patienten wesentlich schlimmer wäre.

Jan Elsner
7 Jahre zuvor

@ Mit dem kommenden (sicherlich nicht perfekten) Gesetz können die Krankenkassen aus selbigen Grund nicht mehr ablehnen das ist falsch…. Man muss nicht immer alles schlecht reden bevor es noch nichtmals die Chance hatte sich zu beweisen…