Montag, 10. Oktober 2016

Legal High

Buchtipp

 

legal-high

 

Legal High – Rainer Schmidt

 

Vor zwei Jahren erschien „Die Cannabis GmbH“ und fand bei zahlreichen Lesern Anklang. Gerne las man die, auf einer realen Person basierende Geschichte des Hamburger Dudes, der das beste Gras der Welt züchten wollte, um damit alle glücklich zu machen. Der Dude arbeitete hart und war mit ganzem Herzen bei seinen Pflanzen. Sein wildes ausschweifendes Leben, sein Ehrgeiz und seine direkte Art ließen ihn zum Helden werden. In Rainer Schmidts Fortsetzung „Legal High“ ist es damit vorbei. Der Dude sitzt im Knast, mit seinem Privatleben geht es bergab und er verkommt zu einer Nebenrolle im Spiel um Geld, Macht und die Vorherrschaft auf dem Cannabismarkt.

 

Deutschland im Jahr 2018. Die Zahl der Patienten mit Ausnahmegenehmigung ist auf eine Dreiviertelmillion gestiegen und das Land steht kurz vor der vollständigen Legalisierung von Cannabis. Funktionäre, Vorstände, und Unternehmenschefs bringen sich in Stellung, um sich die Vorherrschaft auf dem neuen Markt zu sichern und Milliarden zu verdienen. Während sich das Pharmaunternehmen Meduk und der Erfinder des „Black Devil“ Energydrinks Andy versuchen gegenseitig auszustechen und Monopole aufzubauen, muss sich der Dude mit finsteren Knastbrüdern und einer immer mürrischer werdenden Madame rumschlagen. Nur eine Chance bleibt ihm noch: sein Wissen einzusetzen und sich mit dem Teufel einzulassen.

 

Rainer Schmidts Blick in die nahe Zukunft ist überaus realistisch und hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Denn der Autor kreiert keine Bilder von entspannten Konsumenten und glücklichen Patienten, die ohne Bürokratie und finanzielle Not mit ihrer Medizin versorgt werden. „Legal High“ handelt von Gier, Verrat und Intrigen. Es geht um Vormachtstellung und Profimaximierung von Unternehmen, die so lange gegen Cannabis waren bis ein Umdenken ihnen mehr Gewinn versprach. Mit der Legalisierung schlägt allen Protagonisten die pure Härte des Kapitalismus entgegen, die keinen Platz mehr für Kiffer-Romantik zu lassen scheint. Gleichzeitig müssen Konsumenten keine Angst mehr haben und die Bevölkerung entspannt sich – im wahrsten Sinne des Wortes. Schmidts Gesellschaftssatire führt einem auf erschreckende bis komische Weise die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Cannabis-Legalisierung vor Augen. Kichernde Altersheimbewohner könnten dann genauso zum Alltag gehören wie der neue Studiengang Hanfanbau oder Growsets für Kinder.

 

„Legal High“ ist Ende August beim Rowohlt Verlag erschienen und sowohl als Hardcover als auch als E-Book im Handel erhältlich.

 

Foto: Rowohlt Berlin

 

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3 Kommentare
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Der Kapitalist
7 Jahre zuvor

Jaja, die bösen Kapitalisten. Nur komisch, dass die Biobranche 40 Jahre privat, sprich kapitalistisch organisiert war und mit dem staatlichen Siegel erst die Qualität zu schwinden begann…

www.diehanfinitiative.de
7 Jahre zuvor

Fast wie im richtigen Leben! 😉 Wie geht es bei uns weiter? Wiir machen uns pragmatische Gedanken zu einem Crowdfunding für ein größeres Projekt in dem es u. a. auch um den Gang durch die Instanzen geht, mit dem Fokus darauf die Grund- und Menschenrechte von Hanfnutzern herauszuarbeiten und zu schützen. Nicht nur, aber besonders die von Patienten, die die heilenden oder lindernden Eigenschaften der krautigen Naturheilpflanze nutzen wollen. Dazu werden wir Bündnisse schließen, Netzwerke bilden, eine Selbsthilfegruppe gründen und weiterhin die Haltungen, Meinungen und Handlungen von Institutionen, PolitikerInnen und MedizinerInnen dokumentieren. Diese können durchaus als Zeugen in zukünftige Verfahren geladen und zu ihren Aussagen und Schlußfolgerungen befragt und belangt werden. Und wir haben viele Fragen, die wir schon gestellt… Weiterlesen »

DerDude
7 Jahre zuvor

Wie realistisch die Sichtweise in dem Buch ist, kann man an der gerade eingeführeten Rezeptpflicht für CBD sehen. Kann ja nicht sein, dass es ein hochwirksames und quasi nebenwirkungsfreies Naturmittel gibt, ohne dass Ärzte und Apotheker daran mitverdienen.