Mittwoch, 14. September 2016

Big Bust, der keiner ist

 

Sadhu van Hemp

 

news2

 

Gestern war von Amtswegen D-Day im Pott: Hundert bis unter die Zähne bewaffnete Anti-Drogen-Krieger der Polizei rückten medienwirksam aus, um im Auftrag des Deutschen Volkes ein bisschen den Drogensumpf auszutrocknen. Anschlagsziel des Überfallkommandos war die Essener Dependance eines international tätigen Btm-Konsortiums, das im europäischen Genuss- und Rauschmittelhandel am ganz großen Rad gedreht und auch dafür gesorgt hat, dass die Hanffreunde im Ruhrpott nicht darben mussten. 25 Wohnungen, Häuser und Lagerräume wurden auf Befehl der Staatsanwaltschaft Essen und des Bundeskriminalamt (BKA) gestürmt und … ja … was und?

 

Nichts und! Keine weiteren Auskünfte von den Pressestellen der Behörden. Nur soviel: Festgenommen wurden zwei steckbrieflich gesuchte mutmaßliche Drogenhändler.

 

Was der BKA-Präsident Holger Münch als Erfolg seiner Kampftruppen verbucht und anpreist, ist jedoch bei näherer Betrachtung nichts weiter als Trittbrettfahrerei und plumpe Irreführung der Öffentlichkeit. Die produzierte Schlagzeile, dass der Großeinsatz ein Schlag gegen die internationale Drogenmafia war, ist Stuss, da der Drops längst gelutscht war. Zwar war die Abteilung „Schwere und Organisierte Kriminalität“ des BKA Wiesbaden an den internationalen Ermittlungen gegen die Btm-Fachhändler beteiligt, aber den ganz großen Schlag haben andere geführt. Und das war u.a. die Abteilung zur Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität des Innenministeriums der Republik Serbien, die in der gemeinsamen Ermittlungsgruppe „Joint Investigation Team“ (JIT) das Heft in der Hand hatte. Insgesamt 21 Dealer, zumeist serbischer Staatsangehörigkeit, wurden bereits zwischen Oktober 2015 und März 2016 in Ungarn, Spanien und Belgien festgenommen. Die Polizei der drei Länder konnte über 300 Kilogramm Kokain und 200 Kilogramm Cannabis und Haschisch konfiszieren. Überdies wurden sieben professionell betriebene Gärtnereien mit 36.000 Hanfpflanzen das Licht ausgeknipst.

 

Nun gut, als krönenden Abschluss hat sich das BKA erlaubt, sich noch ein bisschen selbst auf die Schulter zu klopfen, indem hundert stiernackige Polizisten die ganz große Show abziehen und auf deutschem Boden zwei (!) internationale Haftbefehle vollstrecken. Klappern gehört zum Handwerk – das sei dem BKA zugestanden. Doch den Erfolg der anderen mittels eines inszenierten Scheingefechts als den eigenen zu verkaufen, ohne Butter bei die Fische zu legen, ist mehr als dreist – und Verschwendung von Steuergeldern.

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2 Kommentare
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Rainer
7 Jahre zuvor

Die Prohibition ist gescheitert ist eine Aussage die die Bullen immer wütender macht und den Drang das zu widerlegen befeuert hat.Deshalb liest man,begleitet von Prohibitionslügen,immer nur von drogenbekämpfenden Maßnahmen als hätte es nie den Versuch gegeben die Regierung und das Volk von einer anderen Denkweise und Überlegungen zu überzeugen.

Mörnest
7 Jahre zuvor

Man benötigt ja auch eine darseinsbetechtigung, man darf ja nicht vergessen das gerade der Ruf nach mehr Personal bei der Polizei besonders laut ist, gerade in Köln. Und da kommt so eine Story gerade recht. In Schutz möchte ich aber auch niemanden nehmen, das sind schon Kaliber die nichts mit verträumter Romantik zu tun hat, sondern wo man schnell mal Körperteile verliert oder das leben wenn man nicht spurt. Aber der kampf dagegen wäre mit einer legalisierung schneller zu gewinnen.