Sonntag, 21. August 2016

Das kleine DMT-Lexikon – Teil 2

 

Eine Kurzübersicht der relevanten Begrifflichkeiten

Autor: Hannes Schinder

 

dmt

 

Nachdem wir euch im Juli den ersten Teil des kleinen DMT-Lexikons präsentiert haben, folgt nun der zweite Teil der Übersicht der Begrifflichkeiten. Dimethyltryptamin, kurz DMT, ist bei weitem mehr als nur eine einfach strukturierte Substanz mit geistbewegender Wirkung: DMT ist ein psychedelisches Faszinosum, voller Magie und Potenzial, welches in Anbetracht seiner besonderen Wirkqualitäten sehr zutreffend auch als „Direkte Mystische Transmission“ (PINCHBECK) bezeichnet wird. Doch nicht nur das spektakuläre Wirkprofil macht diese bewusstseinserweiternde Verbindung so interessant, sondern auch die Tatsache, dass N,N-DMT und 5-MeO-DMT nicht nur in Pflanzen gefunden werden können, sondern als sogenannte Neurotransmitter auch in Tieren und sogar im Menschen vorkommen. Welche konkreten Funktionen diese beiden Stoffe als endogene Botenmoleküle im Körper des Menschen letztlich übernehmen, ist von Seiten der Wissenschaft bisweilen zwar noch nicht vollständig aufgeklärt worden. Es existiert aber eine Vielzahl argumentativer Spekulationen dahingehend, dass körpereigenem DMT unter anderem eine herausragende Rolle bei der Geburt, beim Sterben, beim Träumen sowie beim Erleben außerkörperlicher, spiritueller und mystischer Erfahrungen zukommt – daher auch die Trivialbezeichnung „Molekül des Bewusstseins“.

 

Cydelikspace:

Hierbei handelt es sich um eine Wortkreation des amerikanischen Psychonauten D.M. Turner (alias Joseph Vivian), welche jenen spirituellen (geistigen) Hyperraum bezeichnet, der nach einem sogenannten Breakthrough – beispielsweise ausgelöst durch DMT oder ein anderes Psychedelikum – „betreten“ bzw. „bereist“ werden kann. Vereinfacht formuliert handelt es sich bei Cydelikspace um eine riesige universelle Festplatte, auf der alles abgespeichert ist, was jemals gedacht wurde und passiert ist, sowie alles, was in Zukunft gedacht und passieren wird. In Cydelikspace steht die gesamte universelle Vergangenheit allen Lebens geschrieben, genau wie die Gegenwart und Möglichkeiten der Zukunft. Turner erklärt diese mystische Erfahrungsrealität, die in spirituellen Lehren auch als Akasha-Chronik bezeichnet wird und als der geistige Ursprungsort aller materiellen Manifestationen gilt, wie folgt: „Der Raum von Cydelikspace ist weit. Er scheint alle Materie und Energie in all ihren Manifestationen seit Zeitbeginn zu enthalten.  […] Cydelikspace stellt nicht nur eine vollständige Ablagerung meiner eigenen Lebensbetrachtungen dar, es enthält auch alle Gedanken und Erfahrungen jedes Menschen, jedes Tieres, jeder Pflanze und aller molekularen Lebensformen die im Universum seit Zeitenbeginn existieren, inbegriffen der Lebenserfahrung von einzelnen Zellen und galaktischen Sternensystemen. […] Es enthält ebenso alle Gedanken, die nicht gedacht wurden, aber die hätten gedacht werden können. […] Für mich ereigneten sich in Cydelikspace gelegentlich Dinge, die sich später in der allgemein anerkannten Wirklichkeit manifestierten. (TURNER 2012: 101 ff.).

 

Desmodium-Arten:

Die Blätter, Stängel, Wurzel und Samen diverser Desmodium-Spezies  – etwa D. gangeticum, D. gyrans und D.triflorum u.a. – enthalten N,N-DMT und 5-MeO-DMT.

 

Dictyoloma incanescens:

In der Rinde sowie den Blättern dieses Rautengewächses (Rutaceae) wurde erstmalig 5-MeO-DMT entdeckt.

 

Dictyonema huaorani:

Psychoaktive Flechte aus der mykologischen Familie der Schnecklingsverwandten (Hygrophoraceae). Dictyonema huaorani enthält 5-MeO-DMT, 5-MeO-NMT, 5-MT, Psilocybin und Tryptamin und wird in Ecuador für schamanische Zwecke genutzt.

 

Diplopterys cabrerana:

(Syn. Banisteriopsis rusbyana) Die Blätter und Stängel dieser Amazonas-Liane werden als traditionelles Ayahuasca-Additiv verwendet. Hauptinhaltsstoffe sind N,N-DMT, daneben 5-MeO-DMT, N-Methyltryptamin (NMT) und Bufotenin.

 

Epena:

DMT-haltiges Schnupfpulver, üblicherweise hergestellt aus Arten der Gattung Virola (Myristicaceae).

 

Evodia rutaecarpa:

Die Blätter dieses In China und Japan verbreiteten Rautengewächses (Rutaceae) enthalten 5-MeO-DMT. Die reifen und scharf schmeckenden Früchte von Evodia rutaecarpa (lat. Evodiae fructus, dt. Stinkeschenfrucht) sind ein wichtiges Heilmittel in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM).

 

Jungle Spice:

Aus der Wurzelrinde von Mimosa hostilis gewonnenes DMT-Extrakt von rötlicher Farbe und harzig-klebriger Konsistenz.

 

MAO-Hemmer:

Ein reversibler Monoaminooxidase (MAO-Hemmer), auch MAO-Inhibitor (MAOI) genannt, ist erforderlich, um DMT peroral wirksam zu machen. Pflanzliche und reversible MAO-Hemmer sind zum Beispiel Banisteriopsis caapi sowie die Samen der Steppenraute (Peganum harmala). Hinweis: 4-HO-DMT ist auch ohne MAOI peroral wirksam, kann allerdings durch die gleichzeitige Einnahme von B. caapi oder Harmala-Samen (Stichwort: Psilohuasca) wirkspezifisch signifikant potenziert werden, qualitativ sowie quantitativ.

 

Mimosa tenuiflora:

(Syn. Mimosa hostilis, „Jurema“) Mimosa tenuiflora ist ein aus Mexiko stammendes Mimosengewächs (Mimosoideae) aus der Familie der Leguminosen (Fabaceae). Die Wurzelrinde dieser Pflanze enthält ca. 1 % N,N-DMT und ist daher ein beliebtes Ausgangsmaterial zur DMT-Extraktion. Weitere Mimosenarten, in denen N,N-DMT und andere Tryptamine identifiziert wurden: M. acacioides, M. nigra und M. scabrella u.a.

 

 

N,N-DMT:

N,N-Dimethyltryptamin (kurz: N,N-DMT) ist ein in vielen Pflanzen, in Säugetieren sowie im Körper des Menschen vorkommendes Tryptaminalkaloid, das geraucht, gesnieft, injiziert oder in Kombination mit einem MAOI oral eingenommen werden kann. Die Substanz induziert beim Anwender ein sehr intensives Rauscherlebnis. Meist taucht der Konsument in eine mehrdimensionale, bunte, fraktale und mit Worten nicht zu beschreibende  Welt ein. Was außerdem passiert, gestaltet sich immer sehr individuell. Einige Personen sprechen von Begegnungen mit anderen Intelligenzen, von Nah-Toderfahrungen, vom Ego-Tod und vielem anderen mehr. Die für einen psychedelischen Durchbruch erforderliche Dosis liegt – wenn die Substanz als freie Base vorliegt und geraucht oder vaporisiert wird – zwischen 60 und 100 mg.

 

Phalaris arundinacea:

Die Blätter des Rohrglanzgrases enthalten in nennenswerten Konzentrationen N,N-DMT und 5-MeO-DMT, ferner Gramin und andere Moleküle. Phalaris arundinacea ist in Europa, in Nordamerika sowie in weiten Teilen Asiens verbreitet. Es gedeiht bevorzugt in Wassernähe oder auf feuchten Wiesen. Sonstige Tryptamin-haltige Arten der Gattung Phalaris sind zum Beispiel P. aquatica und P. canariensis.

 

Phragmites australis:

(Syn. Phragmites communis) Das Gemeine Schilfrohr ist in Europa heimisch und wächst am liebsten an Seeufern. Im Wurzelstock dieses Süßgrasgewächses (Poaceae) wurden N,N-DMT, 5-MeO DMT und Bufotenin nachgewiesen.

 

Psilocin:

Auch 4-Hydroxy-N,N-dimethyltryptamin (kurz: 4-HO-DMT), ist der wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoff psychedelischer Pilze („Magic Mushrooms”).

 

Psychotria viridis:

Auch Wilder Kaffee oder Chacruna genannt, ist ein im südamerikanischen Amazonasregenwald heimischer Strauch, dessen DMT-haltigen Blätter nach traditioneller Rezeptur eines der zwei Hauptbestandteile der Ayahuasca sind. Psychotria viridis wird den Rötegewächsen (Rubiaceae) zugeordnet und enthält in den Blättern 0,1 bis 0,6 % N,N-DMT. Als Ausgangsmaterial für die DMT-Extraktion ist die Chacruna weniger geeignet, zur Herstellung der Ayahuasca hingegen schon.

 

Synthetische DMT-Derivate und -Homologe:

Es existiert eine Vielzahl diverser synthetisch erzeugter Verbindungen, deren Struktur und mitunter auch Wirkeigenschaften sehr ähnlich zu jenen von N,N-Dimethyltryptamin sind: z. B. N,N-Diethyltryptamin (kurz: DET), N,N-Diisopropyltryptamin (kurz: DIPT), N,N-Dipropyltryptamin (kurz: DPT) und 4-Hydroxy-N,N-diethyltryptamin (kurz: 4-HO-DET, CZ-74) u.a.

 

Time Flip:

Synonym für den Mischkonsum von MDMA und DMT.

 

Virola-Arten:

Die Gattung Virola (Myristicaceae) subsumiert insgesamt über 65 beschriebene Arten. Einige davon enthalten in der getrockneten Rinde N,N-DMT und 5-MeO-DMT: V. calophylla, V. sebifera, V. surinamensis und V. theiodora u.a. Letzt genannte Spezies enthält DMT außerdem in Blättern , Blüten und Wurzeln.  Virola-Spezies werden meist zu einem psychedelischen Schnupfpulver verarbeitet. Die Wirkung eines solchen Snuffs wird als stark und mächtig beschrieben, geht sehr häufig aber auch mit unangenehmen körperlichen Nebenwirkungen einher.

 

Zirbeldrüse:

(Lat. Corpus pineale, Epiphyse) Einige Wissenschaftler vermuten die Zirbeldrüse – die in mystischen Schulen auch als „Drittes Auge“ gedeutet wird  – als die Produktionsstätte von endogenem DMT. Andere Experten hingegen spekulieren, dass DMT in der menschlichen Lunge produziert wird.

 

 

Abschließend sei der Hinweis gegeben, dass im Rahmen dieser Übersicht leider nicht alle DMT-Pflanzen oder relevanten Begriffe berücksichtigt werden konnten, sondern eine Auswahl getroffen werden musste.

 

 

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3 Kommentare
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Gasterl
7 Jahre zuvor

Mal ne Frage…was macht ein Artikel über DMT im Hanfjournal?
Seiten, welche sich mit allen Drogen beschäftigen gibt es zu Hauf – mit besseren Infos.
Das HaJo lese ich, weil es sich mit Hanf, dessen Legalisierung, dessen Möglichkeiten usw beschäftigt.
DMT?! Was soll das? Damit schafft ihr den Eindruck, als ginge es jedem Hanf-Nutzer nur darum möglichst berauscht zu werden – das ist abe rnicht der Fall.

Susanne Winter
Admin
Antwort an  Gasterl
7 Jahre zuvor

@Gasterl: Es geht der Redaktion darum, in der Rand-Rubrik „Psyconautik“ immer mal wieder, sachliche Informationen auch zu anderen psychoaktiven Pflanzen/Substanzen zur Verfügung zu stellen.

Gasterl
7 Jahre zuvor

@Susanne Winter Winter
Die Intention der Redaktion kann ich irgendwie schon nachvollziehen.
Aber es passt nunmal gar nicht zum Legalisierungsgedanken von Hanf.
Denn jeder, der sich nun das erste Mal mit der Thematik wirklich auseinander setzen will, stößt recht schnell auf das HaJo. Liest er hier dann sofort DMT (und andere Stoffe) ist für ihn das Klischee zu 100 Prozent bedient.
Kann man nachvollziehen, was ich meine?