Samstag, 23. Juli 2016

Die Hanfpsychose

 

Vom psychotischen Umgang, über die medizinische Anwendung, zum legalen Genuss…

 

Christian-Dorn-Hanfpsychose-Mortler

 

von Janika Takats

 

Treue Hanf Journal Leser/innen werden regelmäßig in unserer Rubrik „Feuer auf Marlene Mortler“ über die peinlichen Auftritte und Äußerungen unserer Bundesdrogenbeauftragten auf dem Laufen gehalten und auch sonst wird vielerorts kein gutes Haar an Frau Mortler gelassen. Währen Aktivisten ihren Rücktritt fordern, hat der süddeutsche Professor Christian R. Dorn, der in Österreich an der Fachhochschule Vorarlberg im Studiengang Soziale Arbeit lehrt, ein Buch verfasst, in dem er Mortlers Vorgehensweise und die Drogenpolitik der CDU aufs Schärfste kritisiert. Der diplomierte Sozialpädagoge und promovierte Psychologe Dr. Christian R. Dorn wurde 1968 geboren und lehrt seit 16 Jahren als Professor in Vorarlberg. In seiner Lindauer Praxis betreut er zudem Cannabis-Patient/innen, die Opfer der Prohibition und restriktiven Drogenpolitik geworden sind. Mit seinem neuen Buch will Dorn auf die fatalen Folgen der CSU-Linie in puncto Cannabis-Verbot aufmerksam machen. Dorn nimmt dabei kein Blatt vor dem Mund. Er klagt die Verantwortlichen an und beschuldigt sie mutwillig Beweise und Fakten, welche eine Kursänderung der Drogenpolitik nahelegen, zu ignorieren und dabei das Leiden zahlreicher Konsumenten in Kauf zu nehmen. Um an diesen Missständen etwas zu ändern, müssen die Betroffenen sich wehren, ist sich der Professor sicher. Mit „Hanfpsychose – Vom Umgang über die medizinische Anwendung, zum legalen Genuss…“ will er vorangehen und Aufmerksamkeit erzeugen. Der Erlös aus dem Verkauf des Buches kommt dem Deutschen Hanfverband zu Gute, dessen Arbeit Dorn sehr schätzt und welche er für überaus Unterstützens wert hält. Zur Veröffentlichung des Buches haben wir mit dem Autor ein Interview geführt.

 

 

Was hat dich dazu veranlasst ein Buch über Frau Mortler und die Drogenpolitik der CSU zu schreiben?

 

Vor zwei Jahren als Frau Mortler ins Amt kam, fing ich an mich näher mit dem Thema Drogenpolitik auseinanderzusetzen und habe auch ihm Rahmen meiner Professur zwei Jahre lang geforscht. Als ich eines Tages einen Open Mind-Film über Frau Marlene Mortler gesehen habe, hat es mir gereicht und ich wollte etwas unternehmen. In dieser Nacht sind die ersten 60 Seiten des Buchs entstanden. In meiner Praxis habe ich mich früher mit Leuten auseinander gesetzt, die Drogenprobleme hatten. Mittlerweile haben 90 Prozent meiner Patienten Drogenprohibitions-Probleme. Aktuell behandele ich einen jungen Mann, dem eine Haftstrafe droht, wegen Pflanzenresten, die sein Vermieter bei der Zwangsräumung erkannt hat. Der Mann ist noch auf Bewährung wegen anderer kleiner Cannabis-Vergehen und könnte deshalb jetzt tatsächlich im Knast landen. Er macht seine Lehre, bemüht sich klarzukommen, doch das könnte alles dadurch zunichte gemacht werden.

 

Wie genau unterstützt und betreust du diese Menschen?

 

Ich bin kein Psychotherapeut sondern mache klinische Sozialarbeit. Ich bin immer dann gefordert, wenn die Justiz das Leben der Menschen stark in Unordnung gebracht hat. Das geht von Unterstützung bei der Jobsuche oder bei der Kommunikation mit dem Arbeitgeber, der Wiedererlangung des Führerscheins über Verhütung von Gefängnisstrafen bis hin zur Vermittlung von Anwälten oder Verkehrspsychologen. Die meisten dieser Fälle mache ich pro bono, weil meine Klienten nach der „Behandlung“ durch den Staat vollkommen pleite sind.

 

Was möchtest du mit deinem neuen Buch bewirken?

 

Es ist wichtig, dass Leute, deren Anliegen die Regulierung von Cannabis ist, in der Gesellschaft sichtbar werden. Deswegen habe ich mich mit dem Thema quasi „geoutet“. Ich möchte zeigen wie Frau Mortler mit ihrer Arbeit die Menschen verblendet und vorsätzlich Lügen verbreitet. Wenn Cannabis so schlimm wäre, wie es die CSU behauptet, dann werden Leute davon süchtig. Wenn Leute süchtig sind, dann werden sie laut ICD-10 als Suchtkranke angesehen und kranke Menschen kann ich nicht verfolgen. Das ist der totale Wahnsinn.

 

Dein Buch heißt Hanfpsychose. Kannst du diesen Begriff kurz erklären?

 

Eine Psychose ist eine der schwersten Formen psychischer Erkrankungen. Wenn man eine Psychose hat, nimmt man seine Umwelt anders und teilweise von der Realität sehr abweichend wahr. Dadurch verändert sich auch das Handeln. Wenn man diese Kriterien bei der Frau Mortler anlegt – die auch jeder Verkehrspsychologe anlegen muss – zeigt Frau Mortler alle Anzeichen einer Hanfpsychose. Sie klammert sich an das Cannabis-Verbot, obwohl dessen Unsinnigkeit längst bewiesen ist. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und unterstelle ihr vorsätzliche Inkompetenz. Ich sehe Frau Mortler dabei nicht als Wurzel allen Übels. Sie ist lediglich ein Symptom der CSU-Politik. Sie ist eine willige Marionette der CSU, der man einen Posten gegeben hat, weil sie eben gerade dran war.

Wenn Frau Mortler sagt, dass man bis zu einer bestimmten Menge bei Cannabis-Besitz keine Probleme bekäme, dann weiß sie schlichtweg nicht von was sie redet. Bei uns in Bayern werden nicht wiegbare Anhaftungen von Cannabis verfolgt. Mit solchen Aussagen führt sie Menschen in die Irre. Im Suchtbereich haben wir wirklich andere Probleme als Cannabis. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wann ich das letzte Mal mit einem Cannabis-Süchtigen zu tun hatte. Wir haben Probleme mit Glücksspiel oder der Onlinesucht, die jedoch von der Politik kaum berücksichtigt werden, weil man sich auf Cannabis eingeschworen hat.

 

Unterscheidet Frau Mortler sich in dieser Hinsicht von ihren Vorgängern?

 

Am Ende meines Buchs werden die Aussagen, der verschiedenen Parteien zu Cannabis aufgelistet. Wenn man sich die Vorgängerin, welche von der SPD kam, anschaut, kann man keinen nennenswerten Unterschied feststellen. Momentan ähneln sich die Ansichten von CDU und SPD sehr. Die nächsten Wahlen werden spannend werden, denn ich gehe davon aus, dass die SPD ihre Meinung zu Cannabis revidieren wird. Dieser Ansicht ist auch Richter Andreas Müller, der Kontakte in den Bundestag hat und mit einigen Abgeordneten direkt sprechen konnte.

 

Früher warst du bei der Polizei. Wie lange warst du da aktiv?

 

Ich war zum Glück nicht sehr lange bei der Polizei. Nachdem ich als technischer Zeichner keine Arbeit mehr fand, fing ich eine Ausbildung bei der Polizei an. Ich dachte, dass man dort als Beamter gut versorgt wäre. Außerdem kannte ich einige Leute bei der Polizei und traute mir damals kein Studium zu. Im ersten Jahr wurde ich Hundertschaftssprecher. Als in meiner Abteilung Drogentests gemacht wurden, gab es einen Eklat. Von 100 wurden über 40 Leute damals positiv auf Cannabis getestet. Das hätte an sich zu einer Neuaufstellung der Abteilung führen müssen, dem war dann jedoch nicht so. Ironischerweise wurde ich damals negativ getestet, obwohl ich damals Morphine als Schmerzmittel bekommen habe. Ich habe die Ausbildung nie abgeschlossen. Offiziell bin ich wegen kaputter Kniegelenke ausgeschieden. Faktisch hat jedoch mein humanistisches Selbstverständnis so unter diesem System gelitten, dass ich da raus wollte. Man kann sich nicht vorstellen, wie es bei der Polizei zugeht, das ist der reinste Irrsinn.

 

Wie lautet deine Prognose für die kommenden Jahre?

 

Was bei uns in nächster Zeit passiert, hängt meiner Meinung nach stark von den Entwicklungen in den USA ab. Es ist zu hoffen, das Clinton und nicht Trump als nächstes Präsidentin wird und die Liberalisierung drüben weiter voranschreitet. In Deutschland ist jedoch zu befürchten, dass Seehofer der nächste Kanzler wird, weil es kaum jemanden gibt, der eine Alternative darstellen würde. Das wäre ein herber Rückschlag für alle Legalisierungs- bzw. Liberalisierungsbefürworter. Ich schließe mich Müllers Meinung an. Die SPD wird umkippen, auch weil sie sich stärker von der CDU differenzieren muss. Wenn das passiert stehen die FDP, die Piraten, die Grünen, die Linken und dann auch die SPD auf der Seite einer Cannabis-Reform, was zumindest für eine Entkriminalisierung reichen dürfte. Aus der Legalisierung wird vielleicht noch nichts werden, aber immerhin wären wir dann schon mal ein ganzes Stück weiter.

 

Was würdest du Konsumenten bis dahin raten?

 

Was ich jetzt sage, ist mir sehr wichtig: Wir haben in Deutschland konservativ geschätzt 4 Mio. Cannabis-Konsumenten. Wir haben jedes Jahr fast 150.000 Strafverfahren wegen Cannabis. Der Deutsche Hanfverband hat hingegen 2.000 Mitglieder. Wenn der Hanfverband 150.000 Mitglieder hätte, hätten wir vielleicht nur noch 2.000 Strafverfahren. Werdet aktiv, werdet sichtbar! Verzichtet vielleicht auf ein halbes Gramm im Monat und treten dem DHV bei. Die Jungs und Mädels machen einen professionellen und wichtigen Job. Der Hanfverband wird es für uns rocken, davon bin ich überzeugt. Es ist wichtig sich von kontinuierlich zu engagieren und nicht zu warten bis man Probleme bekommt. Nur so können Veränderungen in der Politik zustande kommen.

 

Vielen Dank für das Interview.

 

 

Dorn-Hanfpsychose

zum Buchautor:
Prof. (FH) Dr. Dipl. Soz.-Päd. Christian R. Dorn
lehrt seit 16 Jahren Soziale Arbeit in Vorarlberg.
Zudem betreut er Cannabis-Patient/innen,
die Opfer der Prohibition geworden sind.

 

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5 Kommentare
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Speedsta
7 Jahre zuvor

Mechthild Dyckmans war/ist aber bei der FDP…

underground-grower
7 Jahre zuvor

Laut John.F:Kennedy wollte man vor dem Jahre 1970 zum Mond fliegen.
Es gelang vorher im Jahre 1969.
was ich damit sagen will ist das/der/die ” Ego-Gesellschaft ” schwachen beiseite stossen Mentalität Medizin satt.

Falco
Wiener Blut

Oli
7 Jahre zuvor

Und was auch noch ein Problem ist aber niemand daran denkt …. Es kostet so viel unnötige Kraft sich immer verstecken zu müssen gezwungen zu werden nicht die Wahrheit zu sagen weil man leider von der Gesellschaft sofort abgestempelt wird …. Ich war jahrelang alkoholiker und bin seit fast 3 Jahre ( im Oktober ) komplett trocken …. Das war die schlimmste Erfahrung für mich sowas legal in der Öffentlichkeit zu verkaufen das ist echt abartig genauso das nicht mal der kleinste Warnhinweise auf einen Bier oder Schnaps oder was auch immer steht …. Das heißt für mich das wird schon nicht so schlimm sein …. Ich hab am Ende auf der Straße gewohnt Frau und Kind verloren Arbeit natürlich… Weiterlesen »

klaus
7 Jahre zuvor

Der hanfverband wird es rocken rofl, wie psychotisch muss man sein um so einen schwachsinn zu verzapfen…
der dhv ist eine private firma von georg wurth die seit 15 jahren benebelten hänflingen erfolgreich die illusion verkauft irgendwie die legalisierung von cannabis beschleunigen zu können. aber leider ausser spesen nix gewesen , erfolgsbilanz null komma null. deutschlands kiffer stehen nach wie vor ohne politische vertretung da, trotz millionenbudget

Cookie
7 Jahre zuvor

Ja, Klaus, wenn Du das besser kannst, dann mach doch was Besseres?!

Ich persönlich finde durchaus, dass der DHV in diesem Sinne “rockt” und deshalb unterstütze ich ihn auch. Mein Respekt für Georg und all die Anderen innerhalb oder außerhalb des DHV, die sich öffentlich für die Legalisierung einsetzen!

Wenn wir nicht gemeinsam dagegen ankämpfen, wird wohl eh nichts draus. Warum immer dieser Ablehnung, wenn Menschen versuchen, auch Dein Leben zu verbessern? Ob nun erfolgreich oder nicht. Einfach nur “dagegen” hilft definitiv weniger als sich zusammenzutun, oder zumindest zu respektieren.