Sonntag, 5. Juni 2016

Wenn sich Unkultur mit Subkultur paart

 

 

von Sadhu van Hemp

 

Bild: http://thc.franziskaner-fc.de/franzis/franzis-geschichte/
Bild: http://thc.franziskaner-fc.de/franzis/franzis-geschichte/

 

„Wir fahren nach Berlin!“, verkündete unser Spielertrainer Mirko, und wir dachten erst, der veräppelt uns. Wir in Berlin? Und dann noch ein Freundschaftsturnier? Das klang sehr nach einem Aprilscherz. Wer lädt uns, eine Mannschaft der untersten sächsischen Freizeitliga, einfach so zu einem Fußballturnier nach Berlin ein? Da konnte etwas nicht stimmen, und ich hatte die dunkle Vorahnung, dass das nicht gut gehen würde. Elf stolze Freitaler ohne Hirn und Verstand im linksgrün-versifften Berlin – die Katastrophe schien vorprogrammiert.

„Aber nicht doch“, entkräftete Mirko alle Bedenken. „Das Turnier wird vom Berliner Senat unterstützt, sogar die Reisekosten werden bezahlt. Und unsere Frauen sollen wir auch mitbringen.“

Frauen? Mirko hatte gut reden: Er war der einzige, der über eine Schwester verfügte.

 

 

Und so kam der große Tag, als wir uns ohne Frauen, aber mit drei Bierkästen in den Zug nach Berlin setzten. Natürlich gab es gleich Stress, weil wir keine Platzkarten hatten und sich auf unseren Sitzen undeutsches Gelumpe lümmelte, das nach sächsischem Verständnis höchstens ein Anrecht auf Beförderung im Viehwagen hat – und das bittschön nicht Richtung Norden, sondern gen Süden zurück in die Wüste. Wir haben uns dann auch gleich mächtig ins Zeug gelegt, das Gutmenschen-Ausländerpack aus dem Abteil zu ekeln. Rico, unserer Torwart, war in seinem Eifer gar nicht mehr zu stoppen und pinkelte kurzerhand seinen Sitzplatz frei.

Und so kam es, wie es kommen musste: In Senftenberg war erst einmal Endstation. Doch auf die Kameraden von der Brandenburger Polizei ist Verlass: Nicht wir kamen in Gewahrsam, sondern die kriminelle Ausländergroßfamilie, die wir im Gegenzug wegen übler Nachrede und falscher Anschuldigungen angezeigt haben.

 

Mit einstündiger Verspätung trafen wir dann am frühen Freitagabend am Hauptbahnhof ein. Die Zeit drängte, und so mussten wir uns drei Taxen nehmen, um pünktlich zum Anpfiff unseres Auftaktspieles zu erscheinen. Doch wir hatten völlig vergessen, dass in Berlin nur Kümmeltürken Taxi fahren dürfen. Maik, unserer Mittelstürmer, und Ronny, unser Rechtsaußen, weigerten sich partout, sich zu einem Knoblauchfresser in die Droschke zu setzen. Nach langem Hin und Her fand sich schließlich noch ein deutscher Chauffeur, der Ronny, Maik und mich beförderte. „Ick bin eener von euch“, begrüßte uns der Kutscher, wunderte sich aber über das Fahrziel: „Wie jetzte? Nach SO 36 zum Görlitzer Park? Seid ihr irre? Ihr wollt mittenmang in den linksgrün-versifften rechtsfreien Raum?“

Ronny und Maik zuckten zusammen, ich fragte nach: „Häh?“

 

„Das ist Kreuzberg, wo ihr hinwollt. Da gibt es nur schwarzarabische Messerstecher, rote Zecken und haschgiftsüchtige Linksterroristen. Das ist eine No-Go-Area für anständige Deutsche, wie ihr es seid. Die kloppen euch zu Brei! Die warten nur auf so welche wie euch.“

„Na und“, grölte Ronny, und Maik ergänzte: „Die Untermenschen sollen nur kommen. Die mach ich alle platt.“

Und tatsächlich, kaum waren wir ein paar Minuten gefahren, änderte sich das Stadtbild. Überall nur noch Islamisten, Drogendealer und Radfahrer, die die engen Häuserschluchten bevölkerten und offensichtlich nur darauf warteten, anständige deutsche Frauen zu schänden.

 

Am Fußballplatz angekommen spitzte sich die Lage sofort zu, als uns zwei Typen mit langen verfilzten Haaren zur Begrüßung brüderlich zu umarmen versuchten und eine dicke Haschzigarette überreichten: „Toll, das ihr da seid! Herzlich willkommen zum 1. Multikulti Cup des THC X-berg!“

„Zu was für’n Cup“, bellte Mario, unser Mittelfeldspieler. „Multikulti-Fotzen? Wo?“

„Na, hier … hier bei uns“, erwiderten die Haschbrüder. „Aber macht euch mal locker, Männer, und raucht erst einmal einen! Ihr braucht euch wirklich nicht zu fürchten, Sportsfreunde. Wir sind hier alle ganz friedlich und wollen nur ein bisschen Spaß mit euch. Wir können ja auch nichts dafür, dass unser Sponsor, der Integrationsbeauftragte des Senats, darauf bestand, ein Team mit ostzonalem Migrationshintergrund einzuladen.“

 

Gerade als wir den linksversifften Pennern die Fresse polieren wollten, bog eine Horde fremder Wesen um die Ecke – Wesen, wie wir sie bislang nur auf Youporn gesehen hatten. Es kam uns vor, als würden wir halluzinieren.

„Ach, da seid ihr ja!“, riefen die Lausehippies der Mädchengruppe zu. „Hier, unsere Sportfreunde aus Sachsen sind eingetroffen. Total coole Jungs, die ganz anders sind, als sie wirken.“ Und an uns gerichtet: „Das sind unsere Cheerleader und zugleich eure Hostessen. Die kümmern sich ein bisschen um euch, damit es an nichts fehlt. Ist doch okay so, oder?“

Wir nickten hilflos, und als sich die Mädels unterhakten und uns zu den Kabinen geleiteten, schwebten alle Mann im Siebenten Himmel – bis auf unseren Manndecker Roy, der uns eindringlich warnte, nicht auf diesen faulen Antifanten-Trick hereinzufallen.

 

Doch das war uns in diesem wirklich schönen Moment pupegal. Die Mädels erweichten unsere harten Männerherzen und alle hofften, endlich nach so viel Jahren der Enthaltsamkeit in der frauenbefreiten Zone des Freistaats Sachsen mit dem anderen Geschlecht in Kontakt zu kommen. Entsprechend motiviert liefen wir zu unserem ersten Spiel auf. Wir wollten uns von der besten Seite zeigen. Aber was war das nun schon wieder? Statt des erwarteten Gegners aus Kanacken und Punks stand uns eine Truppe in knallengen rosafarbenen Trikots gegenüber.

„Äh, das sind Kinderficker“, spie unser Mittelfeldmann Tino aus. „Gegen so was spiele ich doch nicht.“

Damit sprach er allen aus der Seele. Wir wollten schon aus Protest den Platz verlassen, als Roy, unser Manndecker, in Erinnerung rief, dass wir uns doch wegen der Cheerleader von der besten Seite zeigen wollten. „Mensch, Kameraden, Schwule sind doch auch nur Menschen. Geben wir denen doch eine Chance, gegen echte Männer zu verlieren. Wenn wir jetzt kneifen, sind wir die Schwuchteln. Lasst uns die warmen Brüder wegputzen. Dann sehen wir weiter.“

 

Doch das war leichter gesagt, als getan. Kaum rollte der Ball, hatte Danny, unser Stürmer, auch schon ein Eigentor fabriziert, weil er in seiner Breitheit die Spielrichtung verwechselt hatte. Das führte zu internen verbalen Unstimmigkeiten, die darin gipfelten, dass unser Schlussmann Rico beleidigt seinen Kasten verließ und sich hinter dem Tor über den Kasten Bier hermachte. Die Schiedsrichterin hatte schließlich ein Einsehen und brach die Partie beim Stande von 0:18 noch vor dem Halbzeitpfiff ab, weil von uns nur noch sechs Spieler auf dem Platz standen.

 

Im Grunde war’s das, und wir wären besser umgehend abgereist. Doch ohne dass wir begriffen, wie uns geschah, saßen wir plötzlich mit allen Teilnehmern des Turniers einträchtig  im Görlitzer Park an einer Feuerstelle, grillten Wurst, tranken Bier und rauchten viele, sehr viele Sportzigaretten. Sogar eine kleine Reggaeband spielte auf, und ehe wir uns versahen, hatte jeder von uns eine der Hostessen auf dem Schoß, die mit uns knutschten und einen nach dem anderen ins Kreuzberger Nachtleben entführte.

 

Das Ende vom Lied ist schnell erzählt. Der 1. Multikulti Cup des THC X-berg wurde ohne uns ausgespielt, da niemand je wieder gesehen wurde. Zur Siegerehrung am Sonntag war nur ich zugegen, bekam unter großen Applaus den Fairnesspokal überreicht und wurde von meiner Hostess, die sehr lieb, aber lesbisch war, zum Bahnhof gebracht. Kurz vor der Abfahrt tauchte unser Manndecker Roy auf, händchenhaltend mit dem Libero der Mannschaft, gegen die wir so kläglich verloren hatten.

 

„Uwe, nimm’s mir nicht übel“, entschuldigte sich Roy unter Tränen, „ich gehe nicht zurück nach Freital. Ich bleibe hier in der Freiheit bei Siegfried. Wir wollen heiraten. Und von den anderen habe ich gehört, dass die hier im Westen auch ein neues Leben anfangen wollen. Versteh uns bitte! Aber wann kehrt so eine Chance, ein anständiger und rechtschaffener Bürger zu werden, jemals wieder? Sag meinen Eltern, dass ich sie liebe, aber mein Glück hier in Kreuzberg gefunden habe. Mach’s gut, Turnbruder, und verzeihe meinen Sinneswandel! Aber Liebe ist besser als Hass. Und als linksgrün-versiffter Gutmensch macht das Leben einfach mehr Spaß.“

 

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7 Kommentare
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Fridolin
7 Jahre zuvor

Sadhu hat schon wirklich brilliante Artikel geschrieben – aber hiermit kann ich leider so gar nix anfangen. Verflixt.

Jemand
7 Jahre zuvor

Mal wieder ein super genialer Text von dir Sadhu!

@Fridolin Schade! Darf man frageb woran es liegt ?

WuKi
7 Jahre zuvor

Sorry, aber was fürn schwachsinn.

Saxe
7 Jahre zuvor

Wenns denn so einfach wäre, Nazis mit Liebe zu bekehren.

Jemand
7 Jahre zuvor

Das es sich bei den Beiträgen von Sadhu um Satire handelt versteht selbst wenn mans drunter schreibt offenbar nicht jeder^^

Sternsch I. Gard
7 Jahre zuvor

Als Kreuzberger Kicker sagt mir dieser Artikel sehr zu! 🙂 Ich denke auch, dass der Saduh da vollkommen ins Schwarze getroffen hat. Sicher würde man nicht alle Glatzen bekehren können, wenn man sie mal für ne Wochenende nach X-Berg holt und sie dort bei Hasch und Bier Fußball spielen lässt, aber einige, dieser verannten Wutbürger, die nur aus Protest mal AfD wählen und latent Ausländerfeindlich sind, die könnte man bestimmt davon überzeugen, dass nicht alle Türken und Araber Kriminelle und Asoziale sind. Ich kann auch nur jedem empfehlen, sich mal ein Spiel vom THC Franziskaner FC anzuschauen, das 2. Kleinfeldteam von denen wird ja auch von Exzessiv gesponsert. Immer eine Rund um friedliche Sache und nette Stimmung mit guten Leuten!… Weiterlesen »

Sadhu van Hemp
7 Jahre zuvor

High Sternsch I. Gard, ja, die Turnbrüder vom THC Franziskaner standen Pate für die kleine Satire. Ich durfte den Knaben beim Neujahrsempfang des “Hanf Journal” zusehen, wie man in gemütlicher und einträchtiger Runde das Leben in “vollen Zügen” genießt – und das auf Hochleistungsniveau. Hat mich alles sehr an meine aktive Zeit als Ballsportler erinnert, als wir linksversifften Haschhippies spätestens in der Dritten Halbzeit das Blatt zu unseren Gunsten wendeten. Das Ärgernis mit den Nazis existierte leider schon damals. Wir hatten seinerzeit einen Amerikaner im Team, und ich kann mich noch sehr gut erinnern, was für Trouble wir mit den Drecksrassisten auf unseren Auswärtsfahrten im Bundesgebiet hatten. Kaum eine Dritte Halbzeit verlief ohne Stress, besonders im süddeutschen Raum. Doch das… Weiterlesen »