Samstag, 23. April 2016

Interview mit einem Grower

 

 interviewTitel

 

Autor: Ricco

 

Um nicht auf das qualitativ fragwürdige Gras auf der Straße, welches aus unbekannten Quellen kommt, zurückgreifen zu müssen, bauen viele Konsumenten für den Eigenbedarf selbst an, das ist nichts Neues. Einige dieser Grower entschließen sich dann irgendwann dazu, das Ganze eine Nummer größer aufzuziehen, um einen Teil ihrer Ernte abzugeben bzw. zu verkaufen. Damit wollen sie nicht nur die entstandenen Kosten erwirtschaften, sondern sich auch einen kleinen Nebenverdienst sichern, während sie Freunde und Bekannte mit hochwertigem Gras versorgen.

Abgesehen vom größeren Platzbedarf braucht es ein entsprechendes Wasser-, Licht-, und Belüftungssystem, um die Hanf-Damen ideal versorgen zu können und den Arbeitsaufwand dabei möglichst gering zu halten. Unser Freelancer Ricco hat sich mit Mark* zum Interview getroffen, um von ihm zu erfahren, wie er seine über 130 Pflanzen versorgt, worauf er beim Anbau von größeren Stückzahlen achtet und was seine bisherigen Erfahrungen bei der Aufzucht sind.

 

 

Hallo Mark, erzähl uns doch mal ein bisschen wer du bist und was du so machst.

 

Hey! Wer ich bin, kann ich dir natürlich nicht verraten, aber ich kann dir erzählen, was ich so mache. Ich baue seit ungefähr eineinhalb Jahren Cannabispflanzen an und Teile meine Erfahrungen gerne mit dir.

 

Wie hast du mit dem Growen angefangen?

 

Das war wie gesagt vor rund eineinhalb Jahren. Damals haben wir ein kleines 2,4×1,2 Meter Zelt von Freunden bekommen. Damit haben wir angefangen mit 64 Pflanzen auf Erde unsere erste Zucht aufzubauen. Ich hatte damals drei Mutterpflanzen Critical 2.0 und habe davon die 64 Stecklinge abgeschnitten und ins Zelt gestellt. Die Samen habe ich über einen Kumpel im Internet bestellt. Die kamen damals von Dinafem und waren alle feminisiert.

Ursprünglich habe ich mit Samen angefangen, daraus aber dann gleich meine eigenen Muttis gezogen. Danach habe ich sofort begonnen Stecklinge zu schneiden und diese dann aufzuziehen. Einzelne Samen zu ziehen, war mit einfach zu teuer. Daher hatte ich einen Vorlauf von zwei Monaten, in denen ich die Muttis heranwachsen ließ, bevor ich dann das erste Mal growen konnte. Seitdem waren es sechs weitere Grows, die ich gemacht habe.

 

Was war deine Motivation?

 

Damals hat mich die ganze Sache einfach interessiert. Ich hätte mir allerdings zu der Zeit nie vorstellen können, dass es so gut wird in der Wohnung. Anfänglich war es einfach Jux und Tollerei. Ich rauche ja auch selbst. Daher wollte und will ich Zugang zu gutem Gras haben. Ich bin deswegen auch motiviert weiter zu machen. Mein Gras hat eine sehr gute Qualität. Finanziell lohnt es sich nicht wirklich. Man muss halt zu Anfang viel investieren. Irgendwann hat man die Kosten wieder drin und verdient sich ein kleines Taschengeld nebenbei, doch wirklich „reich“ werden, tut man damit nicht. Ich baue ja auch nicht ganz allein an. Ich habe einen Helfer, den ich auch anständig bezahlen muss.

 

Hast du nebenbei noch eine ‘normale’ Arbeit oder widmest du dich ganz dem Growen?

 

Ich gehe nebenbei ganz normal arbeiten, wie ein anständiger Mensch und mache das Growen mehr nebenbei.

 

Du hast eben erwähnt, dass du auch selbst rauchst. Wie sieht dein Konsumverhalten konkret aus?

 

Ich rauche ungefähr 2-3 Gramm am Tag. Dazu baue ich mit täglich sieben bis acht Joints.

 

Was hat sich in der Zeit vom ersten bis zum aktuellen Grow verändert. Wie lief deine Entwicklung ab?

 

Ich bin von Erde über Coco bei Steinwolle gelandet und habe im Laufe der Zeit ein Tropfbewässerungssystem eingerichtet. Dieses versorgt über den Nährstofftank und den Pflanzentropfer die Pflanzen. Das ganze steht auf Fluttischen bzw. Growtischen und wird von Lampen mit 440 Watt mit Adjust-A-Wings beleuchtet. Dabei verwende ich NXE 440 Watt Netzteile, die man bis auf 200 Watt runter schalten kann.

 

Wie viele Pflanzen hast du derzeit?

 

Aktuell habe ich 128 Pflanzen in der Wachstumsphase. Dazu kommen 18 Pflanzen aus einem kleineren Grow, die sich seit den letzten zwei Wochen in der Blütephase befinden. Ich benutzte dabei nach wie vor meistens die Critical 2.0. Das ist eine sehr ertragreiche Sorte, die einen süßen und wirklich leckeren Geschmack hat. Für die 128 Pflanzen nehme ich Stecklinge von vier Mutterpflanzen.

 

Was sind die Unterschiede zwischen dem Anbau einiger weniger Pflanzen und Anbau in dem Umfang wie du ihn derzeit betreibst?

 

Einen so großen Unterschied gibt es eigentlich gar nicht. Durch das System, das ich eingerichtet habe, ist der Aufwand fast der gleiche. Nur bei der Ernte macht es natürlich einen Unterschied und beim Stecklinge schneiden. Das dauert wesentlich länger, weil man es mit größeren Stückzahlen zu tun hat. Wenn die Pflanzen erst einmal an das System angeschlossen sind, ist es relativ einfach sich um sie zu kümmern.

 

Wie sieht der Ablauf deiner Grows aus?

 

Ich beende jeden Grow erst bevor ich mit dem nächsten anfange. Dabei muss ich zwischendurch die Lampen umschrauben, von Metallhalogen- auf Natriumdampflampen. Das mach ich, weil MH die Pflanzen schön klein und buschig hält und somit perfekt für die Wuchsphase ist. Wenn man den Pflanzen hingegen NDL während dieser Phase gibt, spargeln sie, werden also dünn und lang. Das ist nicht so optimal, weil man ja in der Regel mit der Größe durch die Höhe des Zeltes begrenzt ist. Deshalb sollte man in der Wachstumsphase, besonders in den ersten zwei Wochen, MH nehmen, so meine Erfahrung.

 

Heißt das, dass du insgesamt drei verschiedene Lampen im Laufe des Grows verwendest?

 

Genau. Für die Stecklinge habe ich einfache Neonröhren aus dem Baumarkt, eben in der richtigen Lichtfarbe. Darunter werden die Stecklinge bewurzelt. Danach nehme ich zwei Wochen lang die MH-Lampen. Den Rest der Zeit – das sind dann meistens um die acht Wochen – stehen sie dann unter Natriumdampflampen.

 

Du hast vorhin erwähnt, dass du sowohl mit Erde als auch Coco und jetzt mit Steinwolle anbaust. Was sind deine Erfahrungen  mit diesen drei Medien?

 

Das Problem mit Erde ist, dass man nicht jeden Tag gießen kann. Man muss warten bis die Erde etwas getrocknet ist. Manchmal muss man zwei oder drei Tage lang warten. In der Zeit kann man nichts machen also keine Nährstoffe geben bzw. die Zusammenstellung verändern. Man ist da quasi gefesselt und kann gleichzeitig die Nährstoffe auch nicht so gut aus der Erde ausspülen, daher können diese sich festsetzen und den Nährboden versalzen.

Ich dünge auch mit Nährsalzen, bei Erde ist es jedoch schwer diese wieder herauszubekommen. Das ist ziemlich aufwendig und man muss viel Wasser durchspülen. Das ist bei Coco schon mal etwas leichter. Bei Steinwolle hingegen ist das sehr einfach. Es gibt da keine Salzverkrustungen oder ähnliches, dadurch dass das Medium die ganze Zeit feucht gehalten und andauernd bewässert wird. Hier kann man rund um die Uhr bewässern. Gleichzeitig ist es nicht möglich zu viel zu bewässern. Das sind die Vorteile einer Steinwollproduktion.

Die Buds sind extrem hart und haben eine ganz andere Konsistenz und Qualität als bei einem Grow auf Erde. So habe ich zwar mehr Arbeit, aber auch gleichzeitig mehr Kontrolle über den Grow.

Es ist eine Professionalisierung, weil man auch weniger Dreck beim Umpflanzen hat. Es ist sauberer und du hast ein neutrales Medium, das selbst keine Nährstoffe enthält und du somit selbst bestimmen kannst welche Nährstoffe in welcher Menge wann an die Pflanzen kommen.

 

Apropos Nährstoffe. Was gibst du deinen Pflanzen?

 

Am Anfang bekommen sie einen Wurzelstimulator, damit die Stecklinge schnell Wurzeln ausbilden. Welchen man da nimmt ist fast egal. Das Wasser hat dabei einen pH-Wert von 6,5 mit einem bisschen Diamond Nektar von GHE. Wenn sich die Wurzeln ausgebildet haben, gebe ich den Pflanzen normalerweise GHE Drei-Komponenten-Dünger, dazu noch den Wurzelstimulator und den Diamond Nektar. Dieses Mal habe ich auch noch Black Diamond benutzt. Das ist eine biologische Humussäure von GHE, die die Wurzelbildung zusätzlich stimulieren soll.

 

Welche Erfahrungen musstest du bisher mit Parasiten und anderen Schädlingen machen?

 

Von Parasiten bin ich zum Glück lange verschont geblieben. Allerdings habe ich jetzt bei meinen Muttis die ersten Parasiten entdeckt, diese wachsen auf Coco. Vor einigen Tagen habe ich dann die Spinnmilben entdeckt. Ich kann nicht sagen, woher die gekommen sind. Vielleicht habe ich sie irgendwie über meine Kleidung von draußen eingeschleppt. Andere Pflanzen gibt es in dem Raum nicht, daher liegt die Vermutung nahe, wobei ich die Ursache nicht konkreter bestimmen kann. Ich versuche jetzt auf jeden Fall die Mistbiester wieder los zu werden.

Am Anfang habe ich versucht die Pflanzen mit Neemöl zu besprühen. Dadurch sind jedoch nicht alle Milben verschwunden. Danach habe ich eine Art Gärtneröl auf Rapsölbasis benutzt und dazu ein etwas stärkeres Insektengift. Da es sich um die Muttis handelt, die man ja nicht direkt raucht, bin ich da etwas rigoroser Vorgegangen, um der Lage wieder Herr zu werden. Meine Steckis tauche ich seitdem in Neemöl, um einen Befall zu verhindern.

Bei den Pflanzen, die nur noch zwei Wochen von der Ernte entfernt sind, habe ich auch einen Befall festgestellt. Hier denke ich daran Raubmilben einzusetzen.

 

Wie sieht es mit deinem Ertrag aus? Gab es eine Steigerung nachdem du auf Steinwolle umgestiegen bist?

 

Eine große Steigerung des Ertrags habe ich nicht festgestellt. Der Ertrag wird auch ab einer gewissen Anzahl von Pflanzen nicht mehr wirklich mehr, weil jede Pflanze nicht mehr Licht abbekommt. Die Konsistenz der Buds hat sich jedoch auf jeden Fall verbessert und ich kann den Grow wesentlich effektiver kontrollieren. Was mit zur Perfektion allerdings noch fehlt ist CO2-Düngung. Damit könnte ich den Ertrag noch um einiges steigern, denke ich.

 

Wie sieht es mit der Qualität aus?

 

Die hat sich auch auf jeden Fall verbessert. Das Material ist fester geworden und der süßliche Geschmack kommt noch stärker durch. Das ist allerdings eine rein subjektive Wahrnehmung.

 

Wie gehst du bei der Ernte vor?

 

Ich lasse die Pflanzen zwei Tage vorher trocken stehen, gebe ihnen also gar kein Wasser mehr. Zehn Tage vorher wird gespült. Sprich, ich gieße nur noch mit klarem Wasser ohne lediglich Nährstoffzugabe. Dann schneide ich die Pflanzen einfach ab, entferne die großen Blätter und hänge sie mit den Buds nach unten auf. So lasse ich sie sechs bis sieben Tage hängen und nehme sie danach ab. Anschließend mache ich mich daran die Buds abzuschneiden. Ich habe dafür eine manuelle Erntemaschine von Trimpro. Da scheide ich die Blüten rein und drehe bis die ganzen Blätter ab sind. Danach wird Abgewogen, verpackt und verkauft.

 

Wie hoch ist dein Ertrag bei 128 Pflanzen?

 

Pro Pflanze ernte ich durchschnittlich 25 bis 30 Gramm. Das sind dann also zwischen 3,2 und 3,8 Kilogramm pro Ernte. Damit bin ich noch ein ganzes Stück von dem berühmten „Ein Gramm pro Watt“ entfernt. Ich komme aber auf jeden Fall über 0,5. Derzeit liegt der Ertrag bei ca. 0,75, denke ich. Das ist schon mal nicht schlecht. Hier sehe ich auf jeden Fall noch Potenzial, da ist noch Luft nach oben (lacht).

 

An wen verkaufst du?

 

Verkaufen tue ich hauptsächlich an meinen engsten Bekanntenkreis. Das sind Bürger wie du und ich. Darunter sind ältere Leute und junge Leute, Studenten und Besserverdiener. Es ist wirklich alles dabei. Mein Kundenstamm ist quasi ein Querschnitt durch die ganze Bevölkerung. Es sind auch einige Patienten darunter, die Cannabis aus medizinischen Gründen konsumieren. Allerdings treffe ich mit der Critical 2.0. nicht ganz deren Geschmack. Sie hätten lieber andere Sorten. Daher bin ich gerade dabei mein Angebot auszubauen.

 

Du baust in der Stadt in einem normalen Mietshaus an. Was tust du, damit dein Grow nicht von Unbefugten entdeckt wird?

 

Ich habe eine Lüftungsanlage und einen Luftfilter in das Zimmer eingebaut. Dadurch wird die ganze Abluft gefiltert, um die Geruchsverbreitung zu verhindern. Die meisten Grows fallen durch die Geruchsbelästigung auf, über die sich dann die Nachbarn beschweren. Daher ist es so wichtig ein ordentliches Lüftungssystem zu verwenden.

Ich habe hier keinen „Publikumsverkehr“, lasse nur wenige Leute in die Wohnung und versuche das Ganze so geheim wie möglich zu halten. Das sind meine einzigen Sicherheitsvorkehrungen. Ansonsten versuche ich mich so normal wie möglich zu verhalten, um nicht weiter aufzufallen.

 

Hast du Vorkehrungen für den Fall getroffen, dass du doch einmal auffliegen solltest?

 

Nein, bisher nicht. Das einzige ist, dass ich ständig eine Nummer von einem Anwalt im Portemonnaie habe, an den ich mich im Ernstfall wenden würde. Das ist jedoch schon alles.

 

 

 

* Name von der Redaktion geändert

 

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

3 Kommentare
Ältester
Neuster Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen
Freddy
7 Jahre zuvor

Die Nummer vom Anwalt nutzt einem aber nicht so viel, wenn einem gerade das ganze Geld beschlagnahmt wurde.

https://diehanfinitiative.de/index.php/prohibition/39-prohibition
7 Jahre zuvor

Interessanter Bericht. 🙂 Danke. Ich war heute auch im Garten und habe ein paar schöne Fotos gemacht. Nicht was IHR denkt! 😉 Echt doof, diese verflixte Prohibition! https://diehanfinitiative.de/index.php/prohibition/39-prohibition

Liebe Grüße 🙂 🙂 🙂

WalterWeed
6 Jahre zuvor

” Finanziell lohnt es sich nicht wirklich. Man muss halt zu Anfang viel investieren. Irgendwann hat man die Kosten wieder drin und verdient sich ein kleines Taschengeld nebenbei, doch wirklich „reich“ werden, tut man damit nicht.” Sorry, aber das ist bullshit. Kann zwar verstehen, dass man bei sowas nicht die Wahrheit sagen will (deswegen nicht böse gemeint), aber wir reden hier von “zwischen 3,2 und 3,8 Kilogramm pro Ernte”. Hohe Anfangsinvestition ist klar, denke irgendwas im Bereich um die 10.000€. Jetzt mal ne kleine Rechnung: Die Critical 2.0, eine Sorte die ich zufällig auch “kenne”, produziert locker 5 Ernten pro Jahr, wenn man alles perfekt macht, sind es 6 (60 Tage BT mal 6 gleich 360 Tage), gehen wir nur… Weiterlesen »