Dienstag, 19. Mai 2015

Cannabidiol gegen Symptome des Entzugs

Cannabidiol gegen Symptome des Entzugs von Nikotin, THC und Opiaten

 

von Dr. med. Franjo Grotenhermen

 

ClubMed2
Bild: sawa_mac / freeimages

 

Im Jahr 2013 veröffentlichten Forscher des Universitätskollegs London Ergebnisse einer placebokontrollierten Studie, nach der Cannabidiol bei Tabakrauchern den Zigarettenkonsum reduzierte. In die Studie wurden 24 Personen aufgenommen, die mit dem Tabakrauchen aufhören wollten. Eine Woche lang erhielten 12 Teilnehmer Inhalationen mit CBD (Cannabidiol) und die anderen 12 Inhalationen mit einem Placebo.

 

Sie hatten die Anweisung bekommen, immer dann zu inhalieren, wenn sie einen Drang zum Tabakrauchen verspürten. Im Verlauf der Behandlungswoche wiesen die Raucher, die mit dem Placebo behandelt worden waren, keinen Unterschied beim Tabakkonsum im Vergleich zu früher auf. Im Gegensatz dazu reduzierten die Raucher, die CBD eingenommen hatten, die Zahl der gerauchten Zigaretten um etwa 40 Prozent. Auch nach dieser Woche blieb der CBD-Effekt noch eine Weile bestehen. Die Autoren aus Großbritannien schrieben, dass “diese vorläufigen Daten in Kombination mit der starken vorklinischen Basis für die Verwendung dieser Substanz, nahe legen, dass CBD eine potentielle Behandlungsform für die Nikotin-Abhängigkeit darstellt, was weitere Forschung rechtfertigt”.

 

In der Tat gibt es Grundlagenforschung, nach der die Verwendung dieses nicht psychotropen Cannabisinhaltsstoffes bei der Bewältigung der Abhängigkeit und Entzugssymptome durch Nikotin, THC und Heroin hilfreich sein könnte. Daran scheinen mehrere Mechanismen im Gehirn beteiligt zu sein. So deutet Grundlagenforschung zweier Arbeitsgruppen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA auf einen möglichen Mechanismus hin, durch welchen CBD ein Potential zur Reduzierung des Verlangens nach THC besitzt. Sowohl CBD als auch Kynurensäure hemmten die Aktivität eines Rezeptors, was bei Tieren die belohnenden bzw. angenehmen Wirkungen des THC reduzierte. US-amerikanische Wissenschaftler des Nationalen Instituts für Drogenmissbrauch in Baltimore zeigten, dass Kynurensäure, welche den Alpha-7-Nikotinsäure-Acetylcholin-Rezeptor hemmt, die belohnende Wirkung von THC bei Ratten und Affen, die THC-abhängig waren, reduzierte. Eine Gruppe der Hochschule für Medizin und Gesundheitswissenschaften der Universität von Abu Dhabi in Al Ain zeigte, dass CBD ähnliche hemmende Wirkungen an diesem Rezeptor zeigte. Dies könnte ein Mechanismus sein, durch den CBD das Verlangen nach verschiedenen Drogen reduziert.

 

Bisher wurde zur Wirkung von CBD auf das Verlangen nach THC bzw. zu Entzugssymptomen nach Absetzen des Cannabiskonsums nur ein Fallbericht veröffentlicht. Im Jahr 2012 publizierten Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der Universität von São Paulo in Brasilien einen Fallbericht, nach dem eine 19-jährige Frau mit Entzugssymptomen nach Beendigung ihres Cannabiskonsums von einer Behandlung mit CBD profitierte. Die Beendigung eines starken Cannabiskonsums führt oft zu Symptomen wie Schlaflosigkeit, Appetitverlust und Reizbarkeit. Es wird davon ausgegangen, dass die Entwicklung einer Toleranz auf Cannabis sowie Entzugssymptome das Ergebnis einer reduzierten Ansprechbarkeit von CB1-Rezeptoren auf THC sind. Die junge Frau wurde 10 Tage lang mit CBD behandelt. Durch die Cannabidiol-Einnahme blieben relevante Entzugssymptome aus. Die Autoren folgerten, dass “CBD wirksam bei der Behandlung des Cannabis-Entzugssyndroms sein kann”.

Hinsichtlich möglicher günstiger Wirkungen von CBD auf eine Opiatabhängigkeit gibt es bisher nur tierexperimentelle Hinweise. In einer Studie an Ratten hemmte CBD die Belohnungswirkung von Morphin. Diese Effekte wurden durch die Aktivierung des 5-HT1A-Rezeptors in einer bestimmten Hirnregion (dorsale Raphe) vermittelt. Die Wissenschaftler folgerten, dass „Cannabidiol durch die Dämpfung der belohnenden Wirkung von Opioiden klinisch nützlich sein könnte.”

 

In einer Studie der Klinik für Psychiatrie der Mount Sinai School of Medicine in New York aus dem Jahr 2009 beeinflusste die Behandlung von Ratten, die sich durch Betätigung eines Hebels beliebig viel Heroin spritzen konnten, mit CBD Parameter der Anfälligkeit für eine Abhängigkeit von Heroin. CBD beeinflusste zwar nicht eine stabile Einnahme der Heroin-Selbstverabreichung und auch nicht das Suchverhalten nach der Droge nach einer ersten Heroininjektion. CBD hatte aber einen positiven verzögerten Effekt. Es schwächte das Suchverhalten nach Heroin, das durch einen Reiz, der zuvor mit einer Heroin-Gabe verbunden war, ausgelöst wurde, ab. Dieser verzögerte Einfluss auf das Verhalten trat nach 24 Stunden auf und konnte auch noch zwei Wochen später beobachtet werden.

 

Viele Tabakraucher, die mit dem Rauchen aufhören wollen, kennen den starken Einfluss bestimmter Reize, in deren Zusammenhang sie früher eine Zigarette angezündet haben, zum Beispiel die Beendigung des Abendessens. Das gleiche gilt für Alkohol, Opiate und andere Drogen. CBD schwächt offenbar zumindest beim Heroinkonsum von Ratten diese Verbindung zwischen Reiz und Verlangen nach der Droge ab. Diese Verhaltensänderungen bei den Tieren gingen mit einer Normalisierung im Endocannabinoidsystem und im Glutamat-System in einer bestimmten Hirnregion (Nukleus accumbens) einher. Die Autoren schrieben, dass “CBD eine potentielle Therapie für das Verlangen nach Heroin und einen Rückfall sein könnte”.

 

 

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3 Kommentare
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Ralf
8 Jahre zuvor

Cannabis war in der Mitte meines bisherigen Lebens mein Heilmittel gegen die Tabak und Alkoholsucht. Ich habe schon vor 30 Jahren, von heute auf morgen, die Zigaretten durch eine Purpfeife ersetzt, auch Alk konsumiere ich seit dieser Zeit so gut wie nicht mehr. Der Lungenkrebs wird mir, davon bin ich fest überzeugt, durch das vorbeugende Inhalieren dieses wunderbaren Vorbeugungsmedikamentes, erspart bleiben. Ohne Cannabis wäre ich mit ziemlicher Sicherheit schon am Nikotin oder Alk krepiert, so wie ein Großteil meiner Bekannten und Verwandten. Danke Cannabis, mein Lebensretter-und erhalter.

Yma Housewine
8 Jahre zuvor

Der Hanf ist meines Erachtens der beste Ersatz für alles.
Alkohol trinke ich seit 12 Jahren nicht mehr und der Zigarettenkonsum würde sich auch auf Null verringern, wenn immer was gutes da wäre.

Yma Housewine
8 Jahre zuvor

Hab’ auch schon erlebt wie sie einen wegen 2 gr Gras wie Pablo Escobar behandeln.
Wie schön ist’s doch im Bayernland…
Als kleiner Hanfkonsument zum Schwerverbrecher stilisiert, aber wenn sie sich auf der Wies’n vor Rausch verscheissen und verkotzen ist das Kulturgut!