Samstag, 21. Februar 2015

Liebesgrüße…

…von der anderen Seite der Front

 

von Sadhu van Hemp 

 

sadhu-fotomontage-mortler-knast-gefängniss

 

 

Seit einem Jahr ist Marlene Mortler (CSU) als Bundesdrogenbeauftragte die Oberbefehlshaberin im Anti-Drogen-Krieg auf deutschem Boden. Das ist für unseren Satiriker Sadhu van Hemp Anlass genug, den Kopf aus dem Untergrund zu stecken und sich jener Frau in Erinnerung zu bringen, die ihm 1971 die Liebe versagte und somit schuld an seiner schäbigen Haschgiftsucht ist.

 

Hochverehrte und gnädigste Frau Mortler,

 

seit nunmehr einem Jahr kommen wir, meine Pitbulls und ich, auf dem Weg zur Suppenküche an Ihrem Dienstsitz vorbei. Jedes Mal schaue ich zu Ihnen hinauf, in der Hoffnung, Sie würden ans Fenster treten, mich wiedererkennen und mir zuwinken. Ja, ich gestehe: Ich bete Sie mehr denn je an, liebste Marlene! Sie sind für mich noch immer „Eine Frau zum Verlieben“ (siehe Hanf Journal Ausgabe 03/14). Als wäre es eine göttliche Vorsehung, wurde mir die gottgegebene Pflicht zuteil, mich vor Sehnsucht nach Ihnen zu zerfressen. Der Befehl von ganz oben lautet, dass Sie, bis dass der Tod uns scheidet, meine Traumfrau bleiben – und diese Sorte Weib verfolgt den Träumer bekanntlich bis in seine Alpträume.

 

Ich will mal so sagen: Sie lasten wie ein Alpdruck auf meiner Seele, liebste Freundin. Immerzu ruft die innere Stimme: Rette Marlene, Sadhu! Erlöse die Frau Deines Herzens von dem Übel, das alle Liebe erstickt! Sei ein Mann, sei Ritter! Diese innere Stimme hat natürlich gut reden, geradeso wie ein Gaffer, der dem noch unentschlossenen Suizidanten zuruft, er möge doch endlich den Sprengstoffgürtel zünden. Steht es denn überhaupt in meiner Macht, ein verirrtes Schäfchen wie Sie zurück auf den Pfad der Tugend zu führen? Wie soll ich Sie, liebste Freundin, zur Umkehr bewegen – ausgerechnet ich, der von Ihnen und Ihresgleichen geschundene und getretene „Saumensch“? Sollte nicht vielmehr ich an die Hand genommen und beschützt werden? Das Gerücht, der „gemeine Kiffer“ würde das kriegerische Morgenland unterstützen, keimt gerade wieder auf im Abendland und soll sogar schon im Tal der Ahnungslosen angekommen sein.

 

Nein, so einer wie ich, hat nicht die übermenschliche Kraft, erkaltete und versteinerte Frauenherzen der Liebe zu öffnen. Verloren im trüben Geschick Ihrer kleinen verlogenen Welt scheinen Sie unaufhaltsam den abschüssigen Weg in die Hölle zu gehen, Sie Bedauernswerte. Ja, Sie nehmen selbst das Risiko in Kauf, im Falle, dass der Teufel Sie nicht ins Fegefeuer lässt, karmagerecht als Gewürm wiedergeboren zu werden. Dieses oder so ein ähnlich schreckliches Schicksal scheint unabwendbar, zumal auch Ihre Lebensuhr langsam, aber sicher heruntertickt.

Dieses Jahr werden Sie runde sechzig Jahre alt, liebstes Marlenchen, und seit einem halben Jahrhundert läuft Ihr Motor auf Hochtouren. Kein Parkett haben Sie ausgelassen, auf dem Sie nicht die Polit-Polonaise tanzten. Überall und immer waren Sie dabei, wenn hinter verschlossenen Türen die bajuwarischen Amigos bei Bier und Schnaps tagten. Sie haben, wenn ich mir so Ihre Fotogalerie im Internet anschaue, auch immer tüchtig mitgesoffen und mitgefressen. Die Ähnlichkeit mit dem Pastor des Dorfes meiner Anverwandten ist geradezu verblüffend. Auch dieser Ur-Franke war ein Freund des Bieres, trank hier und da gerne einen Obstler und frönte der Fresslust. Am Heiligen Abend pünktlich zum Sechzigsten hat’s ihn dahingerafft, den Guten. Nach der Mitternachtsmesse im Beichtstuhl kam die Abberufung, als das olle Ferkel beim Gang-Bang-Analverkehr mit seinen Messdienern an einer Überdosis THC-haltigen Ejakulats erstickte.

 

Sie sehen, allerliebste Freundin, wir kommen in ein gefährliches Alter. Langsam verzeiht der liebe Gott unsere Sünden nicht mehr so ohne Weiteres, die wir zwei Hübschen so von morgens bis abends auf unsere schwarze Seele laden. Und wenn ich mir so Ihre Biographie und Ihren Lebenswandel anschaue, kann ich mir nur schwer vorstellen, dass Ihnen der Herr im Himmel noch lange Kredit gewährt. Ja, ich würde fast behaupten, Sie haben binnen Jahresfrist alles verspielt, was das Jüngste Gericht veranlassen könnte, Milde walten zu lassen. Von Anfang an haben Sie als Drogenbeauftragte der Bundesregierung die hässliche Fratze einer fränkischen CSU-Landsfrau gezeigt und kategorisch den kategorischen Imperativ negiert, der da lautet: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

 

Und diese Maxime wird nicht allein von Bier-, Wein- und Schnapstrinkern vorgegeben, sondern ebenso von mehreren Millionen Hanfkonsumenten. Auch in deren Auftrag hat die vom Volk legitimierte Bundesdrogenbeauftragte zu denken und zu handeln. Ihre Aufgabe, werte Dame, ist es nicht, den Willen des Volkes zu ignorieren und zu brechen. Vielmehr ist es Ihre verdammte Pflicht, anzuerkennen, dass auch diejenigen Bürger vernünftige Wesen sind, die statt Alkohol Haschisch genießen oder lieber THC-haltige Naturprodukte einnehmen als die verordneten Drogencocktails des nimmersatten Pharma- und Apothekerkartells.

 

Nicht diese Menschen handeln pflicht- und vernunftwidrig, sondern Sie, Madame! Die Mortlerin ist es, die sich aus Eigennutz selbstherrlich über den Willen der Menschen hinwegsetzt und skrupellos den Anti-Hanf-Krieg befeuert. Sie verweigern schlichtweg Ihre Arbeit. Sie verwalten nur das Elend, das die Unterabteilung des Gesundheitsministeriums seit der Gründung befördert. Sie versauern zig Millionen Hanffreunden und deren Familien das Leben – wissen Sie das!? Auch wenn Sie und Ihre Helfershelfer in einem schicken neuen Haus an der Friedrichstraße residieren, den Gestank nach Verwesung und „Old Spice“, den Ihre linientreuen Beamten und die Lobbyisten der Pharma-, Tabak- und Alkoholindustrie in Ihren Räumen ausdünsten, werden Sie nicht los.

Kurz gesagt, es stinkt zum Himmel in Ihrer Amtsstube. Schade, dass sich nicht ein Whistleblower findet, der die Fenster aufreißt und den Stall mal kräftig durchlüftet. Dann würde sich die Öffentlichkeit vielleicht fragen, inwieweit die Jahresbilanz Ihres politischen Wirkens die staatliche Transferleistung auf Ihr Privatkonto rechtfertigt. Noch immer darf die Tabakindustrie ungeniert für das Nervengift Nikotin werben, obwohl Sie beim Barte des Propheten geschworen haben, im Sinne des von Ihnen gegen die Hanf-Re-Legalisierung hochgehaltenen Jugendschutzes jegliche Reklame für diesen todbringenden Suchtstoff zu untersagen. Und wo war die angekündigte bundesweite Medienkampagne gegen Trucksucht? Und was haben Sie gegen die zunehmende Medikamentenabhängigkeit der Deutschen getan?

 

Nix, rein gar nix haben Sie bewerkstelligt, dafür aber all die Bosse ruhig gestellt, die in Sachen Rausch- und Suchtkultur auf deutschem Boden Vorrechte genießen und diese nur sehr ungern verlieren wollen. Entsprechend haben Sie „Ihren“ Drogen- und Suchtrat politisch ausgerichtet und mit „Vertretertypen“ zusammengesetzt, die nicht im Schlaf daran denken würden, einen Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik auch nur anzudenken. Statt eines „Innovationszentrums“, das sich u.a. um die Re-Kultivierung vergessener und verteufelter Heilkräuter kümmert, unterhalten Sie, Frau Mortler, einen Selbstbedienungsladen für Leute, die ohne den Anti-Drogen-Krieg längst am Hungertuch nagen würden. Sie sorgen in letzter Konsequenz dafür, dass diese nichtsnutzigen Kriegsprofiteure weiterhin eine Blutspur durch unsere schöne Heimat ziehen, ohne sich moralisch rechtfertigen zu müssen. Ja, Sie sind die Galionsfigur der Hanf-Prohibition! Sie geben gezielt und in böser Absicht die Parolen aus, und Sie liefern den Segen, der die Hetzjagd heiligt.

 

Ich weiß, Nazivergleiche verbieten sich, deshalb träume ich von Ihnen auch nicht – jedenfalls nicht so. Doch ein Alptraum ist immer derselbe: Ich knie vor Ihnen und flehe um Gnade. Doch Sie lachen und höhnen nur, schütten mir ein Bier über den Kopf und taufen mich auf den Namen Gustl Mollath. Dann kommt der Bus, ich werde in eine Zwangsjacke gesteckt und auf Nimmerwiedersehen in die Psychiatrie nach Nürnberg verfrachtet. Ja, dieser Alptraum kehrt immer wieder, seitdem Sie meine staatlich bestellte Oberaufseherin sind.

Schrecklich, nicht? Verstehen Sie, ich liebe Sie abgöttisch, seit frühster Jugend! Ich will Ihr Diener sein! Aber in meinen Träumen erscheinen Sie als böse Hexe, die alle Menschen auf diesem Planeten mit bayerischem Bier vergiften will. Es ist wirklich zum Verrücktwerden!

 

Nun denn, liebste Marlene, ich will diesen offenen Brief versöhnlich schließen. Letztlich liegt es ja nur an mir, mich der Qual einer unerfüllten Jugendliebe auszusetzen. Vielleicht sollte ich generell dem Irrglauben an Liebe und Wahrhaftigkeit abschwören und so werden wie Sie, hochverehrtes Marlenchen – ein Mensch, dem Herzensgüte und Mitgefühl am Allerwertesten vorbeigeht, wenn es um die Entkriminalisierung von rund vier Millionen erwachsenen Hänflingen geht.

 

Ich verbleibende mit den allerbesten Grüßen

 

Ihr treuer Verehrer und tief ergebener Diener

Sadhu van Hemp

 

 

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3 Kommentare
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Marlene M.
9 Jahre zuvor

Sadhu, ich will ein Kind von dir!

Lars Rogg
9 Jahre zuvor

Sadhu…was soll ich sagen ??…das war einfach wunderschön…ich bin richtig gerührt, ob deines großartigen Briefes. Die Form, die Sprache, voll von entzückender Ironie und Witz.
Auch wenn ich als Hobbybrauer diesen Aspekt für mich ausklammern muss, war doch der Rest deiner “Huldigung” so treffend das mir die Worte fehlen. Bei einem Großmaul wie mir kommt das ganz selten vor !!! Du bist mein neuer Held…ich werde Dir und deinen Hunden einen kleinen Schrein errichten. Weiter so und alles Gute mit Dir und deiner unerfüllten Liebe zu unserer geliebten, alten, Lobbyhörigen und uneinsichtigen Marlene…

jimmy100
9 Jahre zuvor

Ich liebe auch die Marlene <3