Sonntag, 11. Januar 2015

Vergleich unerwünscht:

Die gesundheitlichen Gefahren von Alkohol und Cannabis

 

von Dr. med. Franjo Grotenhermen

 

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Es wird von Personen, die den aktuellen rechtlichen Status von Cannabis verteidigen, nicht gern gesehen, wenn die Gefahren von legalen und illegalen Drogen, insbesondere denen von Alkohol und Cannabis, miteinander verglichen werden. Es ist zu offensichtlich, dass Alkohol eine gefährlichere Droge als Cannabis ist.

 

 

Kürzlich veröffentlichte Professor Wayne Hall vom Zentrum für die Erforschung jugendlichen Substanzmissbrauchs der Universität von Queensland in Australien in einer medizinischen Fachzeitschrift einen Artikel mit dem Titel: “Robin Room und Cannabispolitik: Gefährliche Vergleiche”. Es handelte sich um eine Festschrift zu Ehren von Professor Robin Room, einem Weggefährten von Professor Hall. Beide hatten zusammen vor etwa 20 Jahren im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Gefährlichkeit von Cannabis mit der von anderen legalen und illegalen Drogen verglichen. Die WHO wollte einen Bericht zu den Gefahren des Cannabiskonsums herausgeben und hatte dazu weltweit führende Wissenschaftler eingeladen, aus ihrem Forschungsgebiet etwas beizutragen, beispielsweise zum Abhängigkeitspotenzial, den Auswirkungen des Cannabisrauchens auf die Atemwege oder zu Risiken für den Straßenverkehr. Dieser Bericht erschien im Jahr 1997, den Beitrag der Professoren Hall und Room über ihren Drogenvergleich sucht man darin jedoch vergebens. Professor Hall erläuterte nun den Grund für diesen ungewöhnlichen Vorgang.

 

Er sei 1993 ein Mitglied der Expertengruppe der WHO zu den gesundheitlichen Wirkungen des Cannabiskonsums geworden. Die Arbeitsgruppe traf sich erstmals im November 1993 in Genf. Es war geplant, dass die WHO die Experten-Übersichten sowie eine Konsensus-Kurzfassung aller Übersichten veröffentlicht. Wayne Hall sollte an mehreren Kapiteln mitwirken, von denen eines die gesundheitlichen Wirkungen von Cannabis mit denen von Alkohol, Tabak und Opiaten vergleichen sollte. Der Leiter der Expertengruppe, Professor Harold Kalant aus Kanada, schlug Robin Room als Co-Autor für dieses Kapitel vor. Die beiden Experten machten sich an die Arbeit. Sie verglichen nicht nur die gesundheitlichen Wirkungen der vier Drogen, sondern beendeten ihr Kapitel mit Überlegungen, was mit den negativen gesundheitlichen Wirkungen von Cannabis geschehen würde, wenn die Droge legalisiert würde.

 

Sie stellten fest, dass die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Cannabiskonsums im Rahmen der “gegenwärtigen Konsummuster” wesentlich geringer waren als die von Alkohol und Tabak. Sie erklärten das unter anderem damit, dass es nach der damaligen weltweiten Politik viel geringere regelmäßige Cannabiskonsumenten als Konsumenten von Alkohol und Tabak gab. Allerdings wiesen sie auch darauf hin, dass es auch bei einer Legalisierung von Cannabis unwahrscheinlich sei, dass Cannabis größere Schäden als Alkohol verursachen würde, weil Cannabis keine Leberschäden und andere Magen-Darm-Erkrankungen verursachte, weil er keine tödlichen Überdosierungen verursachte, er das Nervensystem nicht so stark schädigte wie Alkohol, und weil er im Vergleich zum Alkohol eine geringere Bedeutung für Verkehrsunfälle aufwies.

 

Nachdem in der Diskussion mit anderen Experten klar wurde, dass diese Passagen umstritten waren, betonten Hall und Room in einer überarbeiteten Version die Unsicherheiten bei der Vorhersage gesundheitlicher Cannabis-Risiken im Falle einer Legalisierung.

 

Im Jahr 1995 traf sich die Arbeitsgruppe erneut und stellte die Konsensus-Kurzfassung des Berichtes her. Dieser enthielt, wie geplant, Zusammenfassungen aller Berichte, inklusive des Kapitels zum Vergleich der Schäden durch den Konsum von Alkohol, Cannabis, Opiaten und Tabak. Ende 1997, also mit einer Verspätung von etwa zwei Jahren, veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation schließlich die Kurzfassung des Berichts, diesmal allerdings ohne den Vergleich der legalen und illegalen Drogen. Die WHO argumentierte, dass dieser Vergleich “mehr spekulativ als wissenschaftlich” gewesen sei, da Drogenkonsumenten Kombinationen verschiedener Drogen verwenden, was es schwer mache, unerwünschte Wirkungen auf bestimmte Drogen zurückzuführen. Zudem seien die “quantitativen Risiken des Cannabiskonsums weitgehend unbekannt, da zuverlässige epidemiologische Studien fehlen”.

 

Wayne Hall schreibt in seinem aktuellen Beitrag, dass er erst später erfahren habe, dass es einige Personen gegeben habe, die ihren Einfluss geltend gemacht hätten, um die Veröffentlichung des Kapitels über den “gefährlichen” Drogenvergleich zu verhindern, darunter Vertreter des Drogenkontrollprogramms der Vereinten Nationen (UNDCP) sowie Vertreter der USA.

 

Im Jahr 1998 wurde dieses unterdrückte Kapitel Thema eines Beitrags im New Scientist unter dem Titel “Große Ängste: Was die WHO nicht will, das du über Cannabis weist”. Im Jahr 1999 gab der Leiter der damaligen Arbeitsgruppe, Professor Kalant, ein Buch heraus, das Vollversionen aller Kapitel für die WHO-Übersicht zu Cannabis enthielt, auch das Kapitel zum Vergleich der Gefahren von Cannabis, Alkohol, Tabak und Opiaten.

 

 

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13 Kommentare
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Ewert
9 Jahre zuvor

Analog hier

Jacqui Smith, damalige Innenministerin: “You cannot compare the harms of an illegal activity with a legal one.”

Prof. David Nutt (damaliger Drogenberater der brit. Regierung) then asked whether one shouldn’t compare the harms to see if something should be illegal.

Smith (after a long pause): “You can’t compare the harms of an illegal activity with a legal one.

nach: ‘The government cannot think logically about drugs'”, The Guardian 6. Dezember 2010 aus .

stev wenzel
9 Jahre zuvor

meiner meinung nach sollte man nur die statistiken weltweit, der letzten jahrzehnte der prohibition betrachten und sehen welche legalen und ilegalen drogen, wieviele tote bis heute verzeichnen, zudem auch die kosten, die verursacht werden. da wird cannabis ganz weit unten bis null liegen, da die norm unter den einfluss von cannabis ruhiger ist, als wie beim legalen alkohol zum beispiel, den eine gewisse frau absichtlich oder unabsichtlich bewirbt, das ist die frage…seis drum. erwachsene menschen sollten den freien zugriff zu cannabis haben, wenn menschen sich in der gesellschaft bewegen ohne zu, große schäden zu verursachen, was bei legalen drogen, sehr oft nicht der fall ist. es macht keinen sinn hanf zu verbieten, da so gefährliche drogen, wie der alkohol schon… Weiterlesen »

Axel Junker
9 Jahre zuvor

Wer Cannabis über einen “längeren Zeitraum” – im vorliegenden Fall länger als 40 Jahre – konsumiert und weder an sich selbst fremdprognostizierte körperliche oder geistige Schädigungen feststellt noch entsprechende Diagnosen bei fortlaufenden ärztlichen Untersuchungen und Gesundheits-Checks innerhalb dieses Zeitrahmens erhält, der ist sich im Klaren darüber, dass er nicht nur aktuell hinsichtlich des tatsächlichen Cannabisgebrauch-Risikopotenzials getäuscht wird, sondern dass Vertuschen und Unterdrücken von Erkenntnissen über Cannabis seit Jahrzehnten fester Bestandteil des (politischen) Verbotsbefürworter-Taktierens ist.
Stichwort “Kleiber Kovar-Studie – Seehofer.”

Der Optimist
9 Jahre zuvor

Hallo liebe Mitstreiter, nachdem nun die ersten Milliardäre in die amerikanische Cannabis-Industrie investieren kam mir folgendes Szenario in den Sinn: Nach Inkrafttreten von TTIP rollt eine Lawine von Klagen der amerikanischen Cannabis-Industrie auf Deutschland zu, da die deutsche Gesetzgebung einen Import des neuen amerikanischen `booming-market´unterbindet. Nachdem uns diese Klagenflut von der deutschen Qualitätspresse verschwiegen wurde, erklärt die schwarze Spitzen-Null in Ihrer Neujahrsansprache: ´Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, nach dem neuesten Stand der Erkenntnisse unserer Freunde in den USA erscheint es mir sinnvoll und angebracht in der Debatte um die Änderung der Gesetzgebung des BtMG ein evidenz-basiertes umdenken einzuleiten…` Das soll hier keine Werbung für TTIP sein, wäre aber doch ein möglicher side-effect, oder nicht? Natürlich vorausgesetzt Legalisierungsbewegung in den Staaten setzt… Weiterlesen »

J2
9 Jahre zuvor

Einen Alkoholabhängigen Menschen kann man u.a. daran erkennen, dass ihm Thema Alkoholismus unangenehm ist und er es dringend meidet. Eine Skala seiner Verhaltensmöglichkeiten reicht von: Blickabwenden und Thema wechseln über Drohungen, Raumverlassen mit einem lauten Türknall, verschieden Handgreiflichkeiten, bis zu Gewalt mit Todesfolge. Die einzigen Gespräche über Alkohol werden darüber geführt, wer dabei war, wie viel wovon getrunken wurde und wie viel Spaß das machte. Nicht zu vergessen den Morgen danach. Alles andere ist tabu, wenn man dazugehören will. Uns so wird man (laut Seite für AA) mindestens zum Co-Alkoholiker. Und macht in dem kranken System brav mit. Leute, das ist ganz wichtig: Die Cannabisprohibition war eine Erfindung von Menschen, die ev. jeden Morgen ihre durch Alkoholkonsum abgestorbenen Hirnzellen in… Weiterlesen »

Der Optimist
Antwort an  Der Optimist
9 Jahre zuvor

Die cannabis.info sagt dazu das:
Sollte das TTIP durchkommen, dann ist damit nicht von heute auf Morgen Marijuana im Supermarkt zu kaufen, der Legalisierungsprozess könnte sich jedoch erheblich beschleunigen. Jedoch würde es vermutlich darauf hinauslaufen, dass die Knastindustrie massiv in EU-Ländern investieren würde und Gesetze so angepasst werden, dass auch weit mehr Haftkapazitäten immer noch überbelegt wären. Die Chance, vor dem legalen Joint noch eine gute Weile im Knast zu sitzen, wäre somit nicht zu unterschätzen. Demnach sollte uns allen Bewusst sein: Legalisierung ja, aber nicht um jeden Preis!

J2
Antwort an  stev wenzel
9 Jahre zuvor

“bei menschen die mit dieser art von droge nicht umgehen können”

Mit Alkohol geht man am besten so um, daß man seine Finger ganz weit weg davon läßt. Dafür wird so manche Bauchspeicheldrüse sehr dankbar. 🙂

J2
Antwort an  Der Optimist
9 Jahre zuvor

Ich fürchte, dass die Cannabisaktien ein böses Nachspiel für die Cannabislegalisierung sein werden. Die Millionäre, und ich bin sicher, dass viele von ihnen im Grunde genommen Prohibitionsbefürworter sind, haben da einfach Kapitalzuwachs gerochen und kommen alle wie Fliegen auf Aas. Und erkaufen sich zufällig ein Mitbestimmungsrecht. Haben wohl von den Politikern irgendwelche Steuervergünstigungen versprochen bekommen. Natur ist mit Geld nicht zu erkaufen. So lange der Mensch die Tatsache nicht begreift, geht alles in seine Hose.

Hans Hanfrebell
9 Jahre zuvor

Hallo Freunde Ich war von 4.1.15-7.1.15 im Inn Salzach Klinikum zur Alkoholentgiftung. Ich habe den Ärzten der Station bei der Aufnahme und bei der Chefarztvisite erklärt das es mir mit Cannabis seit 20 Jahren gelingt immer längere Zeit abstinent zu leben, diesmal warens fast zwei Jahre. Rückfällig werde ich meistens dann wenn es auf dem Schwarzmarkt nicht verfügbar ist, das war seit kurz vor Weihnachten der Fall. Das ist dort auch bekannt, weil ich seit meiner ersten Entgiftung 1994 (4 Jahre trocken dank Hanf) immer wieder mal einen kurzen Rückfall hatte und dort entgifftete.Nun hatte ich das Buch -Marihuana-Die verbotene Medizin, von Dr. med Lester Grinspoon und James B. BaIch war von 4.1.15-7.1.15 auf der S2 im Inns Salzach klinikum… Weiterlesen »

Hans Hanfrebell
9 Jahre zuvor

Hier nochmal verständlich, sorry. Hallo Freunde Ich war von 4.1.15-7.1.15 im Inn Salzach Klinikum zur Alkoholentgiftung. Ich habe den Ärzten der Station bei der Aufnahme und bei der Chefarztvisite erklärt das es mir mit Cannabis seit 20 Jahren gelingt immer längere Zeit abstinent zu leben, diesmal warens fast zwei Jahre. Rückfällig werde ich meistens dann wenn es auf dem Schwarzmarkt nicht verfügbar ist, das war seit kurz vor Weihnachten der Fall. Das ist dort auch bekannt, weil ich seit meiner ersten Entgiftung 1994 (4 Jahre trocken dank Hanf) immer wieder mal einen kurzen Rückfall hatte und dort entgifftete. Nun hatte ich das Buch -Marihuana-Die verbotene Medizin, von Dr. med Lester Grinspoon und James B. Bakalar mit einer Studie des Nova… Weiterlesen »

J2
Antwort an  Hans Hanfrebell
9 Jahre zuvor

Mir ist es aufgefallen, daß die Alkoholentzugskuren so aufgebaut sind, daß die Menschen automatisch rückfällig werden. Schon allein dadurch, daß sie eingeredet bekommen, für immer “trockene Alkoholiker” zu sein. So viel ich weiß haben die Krankenkassen zuletzt den Druck auf die Betroffenen noch zusätzlich erhöht, indem sie die Kuren verkürzt haben. So kann man ganz einfach in Sexsucht verfallen. Falls jemand ein ernstes Interesse daran hat, mit dem Alkoholkonsum problemlos für immer aufzuhören: “Endlich ohne Alkohol. Der einfache Weg mit Allen Carrs Erfolgsmethode.”
Wenn man danach Cannabis immer noch unbedingt braucht, ist das Problem woanders zu suchen (z.B.: Nikotinabhängigkeit, posttraumatische Belastungsstörung, chronische Schmerzen, o.a.).
Ich drücke dir die Daumen! 🙂

steve wenzel
Antwort an  J2
9 Jahre zuvor

ganz einfach…alkoholtote im jahr 2015 ca: 80000! cannabistote im jahr 2015 ca: 0

J2
9 Jahre zuvor

Und noch einen herzlichen Dank an den Autor für den sehr informativen Beitrag. 🙂