Echte Hausmannskost von Mama
Im Rahmen der diesjährigen Cannatrade in Zürich habe ich beim Besuch der Kollegen von exzessiv.tv die relativ seltene Spezies einer Growerin kennen gelernt. Bea* aus der Nähe von U. in Bayern diskutierte gerade über ihre Minibox von der Firma G-Tool, die sie sich wenige Monate zuvor aus Deutschland bestellt hatte. Auf Veranstaltungen gehören die Kleingärtner, die zu ihrem Hobby stehen, meist der männlichen Spezies an. Bea stand gerade vor dem Ende ihres ersten Grows ohne „fremde” Hilfe und hatte tausend und eine Frage an die zahlreich anzutreffenden Experten auf der Schweizer Hanfmesse. Ich bot ihr an, auf dem Rückweg nach Deutschland einen kurzen Abstecher zu machen, um mir ihr Projekt einmal persönlich anzuschauen und meine Einschätzung des bisher Ergärtnerten abzugeben. Also biege ich auf dem Rückweg von Zürich irgendwo in Deutschland von der Autobahn ab, um in einer mittelgroßen Stadt die Adresse in einem gut bürgerlichen Mehrfamilienhaus aufzusuchen, die mir die Mit-Fünfzigerin auf der Cannatrade zugesteckt hat. Bea erwartet mich bereits in der Tür und meine geübte Nase stellt erleichtert fest, dass trotz bevorstehender Erntezeit keine verräterischen Geruchspartikel ins Treppenhaus dringen – sehr gut.
Ihre kleine Box, die in einer unauffälligen Ecke des Arbeitszimmers steht, hat sie mithilfe ihrer Tochter besorgt und eingerichtet. Das gute Stück sieht eher aus wie ein Aktenschrank als eine Growbox und hört auf den Namen „Bonanza“. Über die Vorzüge dieser unauffällig aussehenden Boxen hatten wir bereits berichtet, allerdings war mir die Mini-Variante mit nur 60×60 Zentimeter Grundfläche, die seit ein paar Monaten Beas Zimmer ziert, bislang noch unbekannt. Bevor wir uns dem Innenleben der Box widmen, möchte meine Gastgeberin gerne eine White-Rhino-Blüte der letzten Ernte mit mir verkosten. Während Bea ihre Lungen mit feinsten THC-CBD Dampf füllt, bemerke ich, dass ihr Vaporizer fast lauter als ihre kleine Growbox ist.
Auf die Familie ist Verlass
„Meine Tochter und ihr Freund growen schon viel länger als ich. Ich habe früher immer was von ihnen abbekommen und die Pflanzen als Urlaubsvertretung betreut, aber als die beiden weg gezogen sind, habe ich mich entschlossen, mir eine ganz kleine Box zuzulegen. Ich kenne hier nicht mal jemand, der Gras verkauft und hätte auch keine Lust, es mir illegal zu kaufen. Zuerst habe ich eine Menge gelesen und meine Tochter gelöchert, um überhaupt einen Überblick zu bekommen. Dann bin ich zusammen mit meiner Tochter in die nächste Großstadt und habe im Growshop bestellt, was ich für mein Vorhaben brauchte. Die haben das dann eine Woche später unauffällig geliefert. Ich wollte es besonders leise und diskret haben, deshalb habe ich mich für die „Schrank-Box“ und nicht ganz billiges Equipment entschieden. Als Abluft dient eine 500m³/h außen angebrachte, gut getarnte Lüfterbox mit Schallisolierung, die mithilfe eines Thermostats nur auf einem Drittel bis halber Leistung läuft. Das macht die ganze Sache zusammen mit dem flexiblen Schalldämpfer so leise, dass die Box wirklich kaum noch hörbar ist. Meine Tochter hatte in ihrem Zimmer früher einen 240er Rohrventilator und Schallschutz-Schlauch, das war um Einiges lauter. Bei der Filtergröße hätte ich auch gerne einen größeren gewählt, aber in die Box passt leider nur ein 300er. Ein größerer Filter hätte mir den Platz, den ich durch den außen liegenden Lüfter gewonnen habe, wieder genommen. Deshalb muss ich immer aufpassen, den Lüfter nicht aus Versehen auf höchster Stufe laufen zu lassen. Das würde den Filter überlasten und nach wenigen Wochen wäre der tot.“
Das restliche Equipment ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht von schlechten Eltern und auch die sechs Pflanzen, die ich hinter Bea erblicke, sehen tiptopp aus. Alle stehen in herkömmlichen 8-Liter Root Pouches, die die gleichen Eigenschaften wie die sehr beliebten Airpots haben. Root Pouches sind allerdings leicht und flexibel, was, je nach Einsatzbereich, vor- oder nachteilig sein kann. Beide Topfarten verhindern die nicht gewollte Ringwurzelbildung, indem die Wurzelspitzen sich durch Luft- und Lichtkontakt am Topfrand teilen, anstatt als Ringwurzel weiter zu wachsen. Das wiederholt sich ständig, so dass ein dichtes, verzweigtes und fest im Substrat verankertes Wurzelwerk mit vielen Wurzelspitzen und Feinwurzeln entsteht. Hierbei ist ein wichtiger Faktor die Luftfeuchtigkeit der Umgebung. Je trockener die Umgebungsluft, desto stärker und härter ist der Effekt. Je feuchter die Umgebung ist, desto länger überleben die Wurzeln auch an der Luft. Ich bitte Bea, mir den Rest ihrer Ausrüstung auch noch kurz zu erläutern.
Die Hardware
„Okay. Von unten nach oben: Die Root Pouches sind mit leicht vorgedüngter Erde aus dem Growshop gefüllt. Auf ungefähr 40 Zentimetern Höhe hängt ein Pflanzennetz, dass ich zum Stützen der Buds und auch zur gleichmäßigen Verteilung der Köpfe auf die Fläche nutze. Den Reflektor hat mir mein Schwiegersohn gebastelt: Eine Cooltube-Röhre einem kleinen Adjust-a-Wings, so dass ich die Box mit einer 250 Watt Leuchte betreiben kann. Mit einem herkömmlichen Reflektor wäre es sonst zu heiß und ich müsste auf 150 Watt oder eine Energiesparlampe ausweichen. Das Leuchtmittel wird mit einem elektronischen 250 Watt Vorschaltgerät betrieben, das ich ab der vierten Blütewoche mit 275 Watt, also der „Super Lumen Stufe“ betreibe. Zusätzlich hängen in zwei Ecken noch Clip-Ventilatoren an Horti-Hangern. Einer hängt im unteren Bereich der Pflanzen, der zweite pustet auf die Spitzen und wird immer zusammen mit der Lampe hoch gezogen. Als Filter dient ein 300mm³/h, „Profi Line“.
Ich finde die Fertig-Box auf jeden Fall praktischer, als das Zelt, das meine Tochter früher hatte. Die war zwar ein wenig teurer, dafür ist die Pflege der Pflanzen dank der Schiebetüren einfacher und man erkennt ihn einfach nicht als Fremdkörper im Arbeitszimmer. Eine Party würde ich nicht unbedingt da feiern, aber der Heizungsableser oder ein Handwerker in der Wohnung sind kein Problem. Als Töchterchen noch angebaut hat, konnte ich Besucher nicht mal in ihr Zimmer lassen, bei dem Schrank ist das keine Hürde mehr. Aber über die Aufbauanleitung für die Box haben sich der Freund meiner Tochter und ich uns dann ziemlich geärgert. Wir haben sie irgendwann beiseitegelegt und uns den Rest selbst erklärt. Was allerdings wirklich fehlt sind Möglichkeiten, innen noch Dinge wie das Netz oder einen Ventilator aufzuhängen. Die Lampenkabel führen jetzt durch die Lichtabdeckung für die Frischluft, die deshalb ein wenig schief sitzt. Für das Pflanzennetz musste ich Klebehaken benutzen, von denen die ersten wegen der Feuchtigkeit schon abgehen. Weil der Boden nicht wasserdicht ist, werde ich beim nächsten Durchgang einen Einlegeboden aus Plastik benutzen. Derzeit leckt das Schränkchen bei leichtem Überwässern ein bisschen. Dafür habe ich mehr Platz nach oben als bei einem kleinen Zelt. Auch das Klima ist besser, bei meiner Tochter wurde es schneller heiß. Aber das kann auch an der Nordlage meines Arbeitszimmers liegen. Als wir fertig mit dem Aufbau waren, haben wir noch einen Streifen Moosgummi angebracht, weil durch den Türspalt vorher ein wenig Licht gedrungen ist. Bei dem Growzelt meiner Tochter hat es immer irgendwo durchgeschimmert, wenn das Zimmerlicht aus war.“
Lass’ wachsen
Von den zehn potentiellen Damen, die Bea in Torfquelltöpfen aus feminisierten White-Rhino Samen hatte keimen lassen, gingen immerhin neun auf, die unter einer 250 Watt Metall-Halogenlampe erst einmal ordentlich Wurzeln schlagen sollten. Nach zehn Tagen konnten die Sämlinge in kleine Töpfe umziehen, eine Woche später waren sie bereits 20 Zentimeter groß und bereit für zwei-Liter Töpfe. Bei einer Größe von 30 Zentimetern war der letzte Umzug im Leben der Mädels in die Root Pouches angesagt. Von den ursprünglich neun gekeimten Pflanzen waren zwar noch alle wohlauf, aber Bea hat die sechs schönsten gewählt und den Rest der Tochter beim letzten Besuch vermacht. In der vegetativen Phase wurde ohne Dünger bewässert. Nach einem Tag der Eingewöhnungsphase in die neuen Töpfe hat sich Bea dann entschieden, die sechs in die Blüte zu schicken.
Die Blüte
Ab dem Umtopfen in die Root Pouches und dem ersten Blütetag hat meine Gastgeberin angefangen, zusätzliche Nährstoffe zuzuführen. Die Nährstofflösung bestand jetzt aus Bio-Dünger und einem natürlichen Wurzelstimulator von Green Buzz Liquids, der den EC Wert nicht beeinflusst. Den Rest sollte die vorgedüngte Erde erledigen. Bea musste also lediglich dafür sorgen, dass die Erde immer feucht war, den pH-Wert kontrollieren und die unteren Blätter ab und zu entfernen.
Während der ersten Blütewoche konnte sie dann das typische, explosionsartige Wachstum beobachten, das typisch für den Anfang des Blüte-Zyklus ist. Ansonsten verlief die erste Woche ohne weitere Zwischenfälle und die Ladys konnten im Schnitt gute 20 Zentimeter zulegen. Zum Dünger diente Bea die Bio-Reihe von GHE. Die Futtermenge jeder Pflanze betrug alle zwei Tage 300 ml pH-kontrollierte Nährlösung mit einem Ec-Wert von 1,2mS/cm².
In der zweiten Wochen fingen die White Rhino an, extrem in die Höhe zu schießen und konnte zudem fleißig an Blattmasse zulegen. Der Wurzelstimulator wurde durch einen Blühstimulator ersetzt und als sich gegen Ende der zweiten Woche erste Blüteansätze bildeten, musste Bea lediglich die unteren Stielbereiche, die später sowieso kaum Licht mehr abbekommen, von Blattwerk oder kleinen Blütenansätzen befreien. Die Hausfrau, Growerin und Mutter erzählt mir, sie habe ein wenig Bedenken gehabt, die gesunden Blätter abzuknipsen, aber sie kenne das ja von den Rispentomaten aus ihrem kleinen Garten, da mache sie es genauso, denn ansonsten blieben die Tomaten zu mickrig.
Mitte der zweiten Woche hatte sie das Wachstums-Leuchtmittel gegen eine Natriumdampf-Lampe getauscht. Die Pflanzen wurden jetzt mit 500 ml Nährlösung pro Tag versorgt.
Ende der dritten Woche nahm die Wuchsgeschwindigkeit proportional zum Blütenwachstum ab. Wenn Cannabis das Wachstum langsam einstellt und zur Blütenbildung übergeht, sinkt der Wasserverbrauch. Bea habe es mit den 500 ml schon sehr gut gemeint, wie sie im Nachhinein meint, aber gegen Ende der dritten Woche waren die Töpfe einfach so feucht, dass ein wenig Wasser aus dem Schrank tropfte. Anfangs hat sie es noch mit einem Handtuch weg gewischt, nach dem dritten Mal hat sie einfach 100 ml weniger gegossen und die Pflanzen einmal mit klarem Wasser durchgespült, um eine mit der Überwässerung einher gehende Überdüng zu vermeiden.
In der vierten Woche, die Pflanzen waren mittlerweile zwischen 60 und 70 Zentimetern hoch, fingen die sechs Damen an, leichte Nährstoffdefizite zu zeigen, weil die Blätter immer heller wurden. Zuerst wusste Bea nicht so recht, ob es an ihrer eher vorsichtigen Düngergabe lag. Der Ec-Wert lag zu dieser Zeit bei 1,8ms/cm². Nach einem tiefen Blick ins Growbuch hat sie dann 2,2 mS/cm² gegeben, was sich zwei Tage später auch positiv niederschlagen sollte. Fünf der sechs Ladys erholten sich danach wieder, lediglich eine White Rhino sollte ihre leicht hellgrüne Färbung behalten. Doch auch die würde bis zur endgültigen Reife noch richtig schön an Blütemasse zulegen.
In der fünften und sechsten Woche hatten alle nacheinander das Höhenwachstum komplett eingestellt und widmeten sich ausschließlich der Bildung ihrer Blüten. Ende der sechsten Woche fingen die unteren Buds bereits an auszureifen, während die Tops noch mit rein weißen Härchen besetzt waren. Dünger gab es jetzt bis zu drei Mal die Woche.
Die achte Woche war zugleich die vorletzte. Damit keine Düngerreste konsumiert werden, gab es nur noch klares Wasser mit einem 5,5er pH-Wert. Die Gelbfärbung der Blätter ist jetzt nicht mehr auf zu wenig Dünger zurückzuführen, sondern ist ein natürliches Zeichen der nahenden Reife. Beim Blick durch das Pflanzenmikroskop hatte Bea gesehen, dass sich die Harztröpfchen langsam milchig färben. Auch die Farbe der Blüten-Härchen wurde immer dunkler, woraufhin Bea sich entschieden hat, in wenigen Tagen zu ernten.
Jetzt, wo wir hier vor ihrer Box stehen, fängt die neunte Woche gerade an und die sechs Damen können definitiv geerntet werden. Bea kündigt an, direkt nach meinem Besuch los zu legen. Getrocknet werden die Pflanzen kopfüber in der Box bei angeschalteter Lüftung und ausgeschaltetem Licht. Ich lobe Bea ob ihres ersten Grows, denn, auch wenn nicht alles perfekt gelaufen ist, kann sich das Ergebnis durchaus sehen lassen. Der Ertrag wird nicht optimal sein, aber Bea wird schätzungsweise 20 Gramm von jeder Pflanze und somit gute 100 Gramm bestes Gras ernten. „Das reicht mir fast ein halbes Jahr“, meint sie beim Schließen ihrer Bonanza-Box. Nicht schlecht für den Anfang.
Sie sei schon ziemlich zufrieden für ihren ersten Grow ohne Hilfe, aber als Hobbygärtnerin mit 40 jähriger Erfahrung hätten sie die gelben Blätter an einigen Pflanzen doch ein wenig gestört. Im Laufe des ersten Durchgangs sei sie ja auch zum intensiven Lesen ihres wie sie es nennt „Schlauen Buches“ (Ed Rosenthals Grower Handbuch), gekommen und habe so Einiges erfahren, was sie beim zweiten Durchgang anders machen werde:
Aber erst einmal muss die Ernte ab morgen eingefahren und getrocknet werden. Der nächste Durchgang ist für das Frühjahr geplant, den notwendigen Besuch im nahen Ausland hat sie bereits hinter sich. Diesmal hat sie drei leckere Päckchen feminisiertes Saatgut mitgebracht: White Shark, Chemdog und Kristrallica sollen in ein paar Monaten das Licht des Schranks erblicken, um die Hauptdarstellerinnen in Beas zweitem Grow zu werden.
Nach einem leckeren Abendessen und einem Verdaungs-Joint auf dem Balkon (Kiffer-, aber Nichtraucherwohnung 🙂 ) verabschiede ich mich von meiner Gastgeberin und wünsche ihr eine erfolgreiche und vor allem geruchsneutrale Ernte.
*Name von der Redaktion geändert
“Ich bot ihr an, auf dem Rückweg nach Deutschland einen kurzen Abstecher zu machen”
das ist ja echt mal zweideutig formuliert… a la “kommste mit auf nen kaffee?” 😀
MILFG
Mother i like for Grow ^^
Jawoll Mädel warum bei den Typen kaufen wenn`s auch anders geht.
Davor hat ja unsere Regierung ja auch angst, da gibt`s ja keine Steuern
Aber die Wende kommt ich spürs ganz genau.
A hanfig`s Grüßle
also so viel mir bekannt ist kann man bei bio Dünger keinen EC messen. Die Nährstoffe müssen erst im Boden von Mikroorganismen und Pilzen verwertet und umgewandelt werden weshalb ein EC messen in der Nährlösung sinnlos ist. Dazu sehen mir die Fotos eher nach zuviel als gelb wegen zu wenig aus.