Ein Roman von Rainer Schmidt
Buchtipp
Bild: Rogner & Bernhard
Der Dude ist kein fauler Mensch. Er hat zwar Zeit seines Lebens nie in einem normalen Beruf gearbeitet, aber er lag auch nicht auf der faulen Haut. Sein Job war der Anbau von großen Mengen an hochqualitativem Cannabis. Angefangen in einem Hinterhofschuppen in Hamburg, baute er im Laufe der Zeit sein Business immer mehr aus, und kaufte sich irgendwann eine große Lagerhalle, in der er im ganz großen Stil die Indoor Kultivierung eines Massenprodukts betrieb, welches von Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft voller Freude genossen wird. Der Dude sieht sich selbst nicht als Kriminellen. Er ist Arbeiter im Glücksbusiness. Er macht Menschen glücklich.
Auch seine Frau und sein näheres Umfeld teilen diese Meinung weitestgehend. Überall wird gekifft, Konsumutensilien gibt es an jeder Tankstelle und geringe Mengen von Cannabis werden quasi als legal betrachtet. Wieso sollte der Dude also kein geachteter Geschäftsmann sein? Nur wegen einem unsinnigen Verbot, das keiner versteht? Diese Frage wird an vielen Stellen im Buch immer wieder aufgeworfen. Einer der Mitarbeiter auf der Plantage ist sogar ein waschechter Hanfaktivist, der sich stets im Internet informiert und auf jede Hanfdemonstration fährt, die er erreichen kann. Auch in der sozial besser gestellten Familie der Ehefrau des Dudes wird mehrmals über das Thema diskutiert, wobei auch der cannabiskritische Dr. Motev in Erscheinung tritt, der für viele sicherlich Erinnerungen an eine reale Persönlichkeit wachrufen wird.
Die Schattenseiten von Cannabiskonsum und -Handel werden im Buch generell nicht verschwiegen. Regelmäßig ärgert sich der Dude über seine bekifften und unzuverlässigen Mitarbeiter, immer wieder wird der geistige Verfall durch übertriebenen, regelmäßigen Cannabiskonsum thematisiert. Und je größer der Anbau wird, desto mehr spielen Gewalt und Kriminalität eine Rolle beim Geschäft. Auch die Polizei bleibt nicht untätig, so dass man am Ende des Buchs eine klare Lehre ziehen kann: Grower, verstecke dein Erspartes gut. Du wirst es noch brauchen!
Auch wenn nicht alle Aspekte des Hanfanbaus hundertprozentig korrekt dargestellt werden, und die Vorgehensweise der ganzen Truppe stellenweise eher dilettantisch wirkt, merkt man doch sehr deutlich, dass der Autor intensiv recherchiert hat um ein realistisches Bild abzuliefern. Das Buch beruht auf einer wahren Geschichte, die der Autor Rainer Schmidt eines Tages von einem Bekannten seiner Frau – eben jenem Dude – erzählt bekommen hatte. So entstand ein Buch, welches auf dem deutschen Markt bisher eindeutig gefehlt hat. Ein auch für Nichtkonsumenten fesselnder Roman über die verschworene Welt des Hanfanbaus, die für viele Außenstehende sonst kaum einsehbar ist.
Ein Interview mit dem Autor gibt es hier.
Rainer Schmidt – Die Cannabis GmbH
Gebundene Ausgabe: 300 Seiten
Verlag: Rogner & Bernhard; Auflage: 1 (1. Oktober 2014)
ISBN-10: 3954030683
ISBN-13: 978-3954030682
Preis: 22,95€
Das hört sich nicht gerade spannend oder gar nach einer aßergewöhnlichen Geschichte an. Da kenne ich Leute mit Lebensläufen, wogegen Walter White von Breaking Bad blaß aussieht, aber die schreiben ihre Geschichten nicht, weil diese verlogene Gesellschaft sie nicht verdient.
gutes buch,macht spass es zu lesen