Montag, 10. November 2014

Was wäre eigentlich…

…wenn Cannabis wirksam gegen den Ebola-Virus wäre?

 

Von Dr. med. Franjo Grotenhermen

 

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Viele wirksame Medikamente, wie beispielsweise Antibiotika und Schmerzmittel, sind Substanzen aus der Natur oder wie Aspirin – mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure – Abkömmlinge pflanzlicher Substanzen. Viele pharmazeutische Firmen sind unterwegs und suchen nach Substanzen für neue Medikamente aus der Natur, beispielsweise durch die Befragung traditioneller Heiler in Afrika, Südamerika oder Asien. Viele chinesische Forscher untersuchen die Wirksamkeit und Wirkungsweise traditioneller chinesischer pflanzlicher Heilmittel.

 

Um es gleich zu sagen, es gibt keinen Hinweis, dass Cannabis eine Rolle bei der Bekämpfung der durch den Ebola-Virus ausgelösten Epidemie spielen könnte, auch wenn einige Cannabinoide antivirale und antibakterielle Eigenschaften aufweisen.

 

Aber stellen wir uns einmal vor, eine bisher unbekannte Substanz ohne arzneimittelrechtliche Zulassung, die im Garten wächst, hat sich bei vielen Patienten mit schweren Erkrankungen als wirksam erwiesen – in Fallberichten und kleinen Studien – und möglicherweise sogar Leben gerettet. Natürlich darf sie wegen der fehlenden arzneimittelrechtlichen Zulassung nicht in einer Apotheke verkauft werden. Sollte man Menschen, die an solchen Erkrankungen leiden und Zubereitungen aus dieser Pflanze, die sie zuhause im Blumentopf gezogen haben, verwenden, vor Gericht stellen, weil diese Zubereitungen die hohen Anforderungen an ein zugelassenes Medikament nicht erfüllen?

 

In den vergangenen Wochen sind mir in diesem Zusammenhang zwei Meldungen aufgefallen. Dies betrifft zum einen eine Meldung zur möglichen Wirksamkeit einer von einem pflanzlichen Inhaltsstoff abgeleiteten Substanz zur Behandlung einer schwerwiegenden Autoimmunerkrankung, dem Lupus erythematodes, und zum anderen die experimentelle Behandlung von einem mit dem Ebola-Virus befallenen US-Amerikaner mit der experimentellen Substanz ZMapp.

 

Kürzlich berichteten Wissenschaftler der Universität von Houston in Texas (USA) in der Fachzeitschrift Arthritis & Rheumatology, dass sie in Experimenten mit Mäusen eine neue Klasse von Medikamenten zur Behandlung des Lupus erythematodes entdeckt haben. Diese neue Klasse von Medikamenten soll nicht die lange Liste von Nebenwirkungen und Risiken aufweisen, die mit anderen Medikamenten zur Behandlung dieser Erkrankung verbunden sind. Weltweit leiden etwa 5 Millionen Menschen an Lupus erythematodes, einer unheilbaren Erkrankung, die mit einer Vielzahl von Symptomen, darunter Schmerzen, Müdigkeit und Versagen verschiedener Organe einhergehen kann.

 

Die amerikanischen Forscher hatten ein synthetisches ätherisches Öl mit der Abkürzung CDDO (Methyl-2-Cyano-3,12-Dioxooleana-1,9-Dien-28-Oate), an einem Maus-Modell für systemischen Lupus getestet und gezeigt, dass CDDO verschiedene Stufen der Krankheitsentwicklung wirksam unterdrückte, inklusive des Beginns einer Nierenerkrankung. Die Nieren werden beim systemischen Lupus erythematodes bei etwa 40 Prozent der Betroffenen befallen, und dies ist die häufigste Todesursache bei diesen Patienten.

 

Es handelt sich bei der Testsubstanz um ein synthetisches ätherisches Öl bzw. Terpen. Terpene sind im Pflanzenreich weit verbreitet. Sie sind für den Geruch vieler Pflanzen, wie Kamille, Pfefferminze und Cannabis verantwortlich. Was aber wäre, wenn die Forscher entdeckt hätten, dass die wirksame Substanz ein natürliches Terpen einer leicht zuhause anzubauenden Pflanze gewesen wäre. Würden die deutschen Strafverfolgungsbehörden betroffene Patienten vor Gericht stellen, wenn sie diese Pflanze anbauen und Extrakte daraus einnehmen? Würde die deutsche Bundesregierung dieses Vorgehen legitimieren, wie das heute bei Cannabis geschieht? Sie würden es nicht tun, denn die Selbsttherapie mit Pflanzen ist in Deutschland weit verbreitet.

 

Vor wenigen Wochen wurde ein US-Bürger, der für die private humanitäre Organisation Samaritan’s Purse arbeitet und sich in Liberia mit dem Ebola-Virus angesteckt hatte, mit der experimentellen Substanz ZMapp behandelt. Der Hersteller, Mapp Biopharmaceutical, hatte dem Betroffenen unter Vermittlung durch die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden ZMapp zur Verfügung gestellt, ohne dass die Behörden am Transport, der Genehmigung oder der Verabreichung der experimentellen Behandlung beteiligt waren. ZMapp ist bisher nicht an Menschen getestet, und es ist nicht bekannt, ob diese Substanz wirksam ist. Dennoch hat man in der Not von Seiten der Behörden eine Therapie vermittelt.

 

Diese zwei Beispiele zeigen, dass das gesamte Gerede, man könne eine Selbsttherapie von Schwerkrankenn mit selbst angebauten Cannabispflanzen nicht erlauben, weil diese nicht arzneimittelrechtlichen Standards genügen, nur eine vorgeschobene Argumentation darstellt. Natürlich würde man die Selbstbehandlung mit anderen Substanzen, ob sie nun pflanzlicher Natur sind oder nicht, zulassen, wenn es um schwere Erkrankungen geht. Es geht nicht um arzneimittelrechtliche Standards. Es geht um das Image von Cannabis, mit dem die Droge behaftet ist.

 

Stellen wir uns vor, Cannabis wäre eine noch nicht vom Drogen-Image belastete Pflanze und würde heute im südamerikanischen Regenwald oder in der afrikanischen Savanne entdeckt, eine Pflanze, die Schmerzen lindert, Übelkeit hemmt, Appetit anregt, Muskelspasmen reduziert und viele andere pharmakologische Wirkungen entfaltet. Die Begeisterung in der medizinischen Fachwelt wäre riesig. Ihr Siegeszug in der Medizin wäre nicht aufzuhalten.

 

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5 Kommentare
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steve wenzel
9 Jahre zuvor

cannabis ist medizin und der staat nur zu blöd einen markt in unserem land für kranke menschen anzubieten oder weiter zum entspannenden rauch, nach der getanen arbeit. hier wird man mit einer verlogenen prohibition zum verbrecher gemacht, denn wer die geschichte des hanfes kennt, weiß das es schon seit über 2000 jahren, als medizin genutzt und bis heute ohne einen toten auskommt, der hätte an einer überdosis oder nebenwirkung sterben können! schaut nach amerika und anderswo, wo es legal ist und ihr werdet erkennen, dass die kriminalität zurückgegangen ist uvm, an positiven nebenwirkungen der legalisierung. bei alkohol und opiaten, wie auch benzo´s sind tausendmal schädlicher, doch man kommt hier viel einfacher an diese substanzen ran. es ist wichtig, dieses heilmittel… Weiterlesen »

ich
9 Jahre zuvor

Es gibt inzwischen einige Länder auf dieser unserer Erde, in denen der Anbau von und die erfolgreiche Selbstmedikation mit Hanf-Blüten erlaubt, erwünscht und in Anwendung ist.(USA, Canada, Niederlande etc.).

Der Einwand, daß dies in D aufgrund schwieriger Standardisierung des Naturprodukts nicht zugelassen werden darf, scheint vorgeschoben zu sein. Zumal es Deutschen mit Ausnahmegenehmigung durchaus möglich ist, dieses “höchst unsichere” Medikament als Import aus dem Ausland in deutschen Apotheken zu Wucherpreisen zu beziehen.

Häscher
9 Jahre zuvor

So, das klingt jetzt doof, aber überlegt mal: Kiffer sind die neuen Juden.

– geifernde, blindwütige Verfolgung
– Haß und Ausgrenzung (Sündenbock)
– Lügengeschichten

Mensch
Antwort an  Häscher
9 Jahre zuvor

finde den begriff “kiffer” total blöde. Ist ne stigmatisierung. Jemand der einmal im monat etwas gras genießt ist ein “Kiffer”. Ist jemand der einmal oder öfter im Monat Alkohol zu sich nimmt ein Trinker?
da denkt sich doch jeder gleich “nein, ist kein Trinker”. komisch.. oder?

reefermadness
9 Jahre zuvor

Die Begeisterung in der medizinischen Fachwelt wäre riesig. Ihr Siegeszug in der Medizin wäre nicht aufzuhalten.

franjo ohne gewaltverherrlichung aber das ganze humanitäre rumgeier in deutschland, ist undankbar…

sollange keine wie der werte kollege herr schramm agiert bzw reagiert…tanzen die in deutschland noch 2000 jahre ums goldene kalb!!

http://www.youtube.com/watch?v=leJd3XXb7GE

Georg Schramm Ermordung eines Pharmareferenten
lOOl

@mensch die faschistischen bierzeltfetischisten werden gemeinhin als säufer bezeichnend..mit trinker schmeichelst denen nur!!
mfg