Donnerstag, 9. Oktober 2014

Vorsicht Legalisierung

Ein langer Weg mit Tücken

 

Vorsicht Legalisierung

 

Frankfurt ist nicht nur Trendsetter, wenn es um eine liberale Drogenpolitik geht, auch die User konsumieren in der Römerstadt so, wie es der Rest der Republik genau drei Jahre später tut. Angesichts dieses statischen Phänomens kann man mithilfe der Studie des „Centre for Drug Research“ (siehe News) eine Vorstellung für das entwickeln, was uns in den kommenden Jahren erwartet: Nikotin- und Alkoholkonsum sind bei der jungen Generation auf dem Rückzug, Cannabis hingegen wird immer häufiger konsumiert. Das ist angesichts der Entwicklung in den USA, die dort diesbezüglich noch viel drastischer ist, nicht verwunderlich.

 

Wir hängen, wie schon seit den 1960ern, ein paar Jahre hinterher, unterscheiden uns jedoch im Endergebnis kaum vom „Big Brother“. Auch die Affinität von Frankfurter Jugendlichen zu harten Drogen oder „Legal Highs“ ist nicht besonders hoch, Crystal Meth ist laut der CDR-Studie in der Mainmetropole nicht „auf dem Vormarsch“. Ebenso ist das Einstiegsalter bei Alkohol, Zigaretten und Cannabis merklich angestiegen, lediglich beim Komasaufen stagnieren die Zahlen.

 

Alles in allem eine gute Bilanz für den Frankfurter Nachwuchs, die auch die Grüne Gesundheitsdezernentin Heilig freute. Die Erfolge der liberalen Drogenpolitik Frankfurts sind genau wie die Fehlschläge der bayrischen statistisch nachweisbar. Dort, wo Konsum, Besitz, Repression und Strafe eine Einheit bilden, gibt es sehr wohl ein Problem mit Crystal und mit einer insgesamt steigenden Zahl an Drogentoten, ganz zu schweigen von der kulturell bedingten Alkoholverherrlichung im Freistaat und der hohen Zahl Alkoholabhängiger- und -toter. Mittlerweile haben auch viele Medien, die sich nicht hauptsächlich mit Hanf beschäftigen, die Brisanz des Themas begriffen und widmen der illegalisierten Pflanze wieder viel Zeit und positive Aufmerksamkeit. Die unbefriedigende Lage deutscher Cannabis-Patienten träg ebenso wie die Re-Legalisierung in zwei, vielleicht sogar bald vier US-Bundesstaaten, zu einer nie da gewesenen Welle bei, die jüngst in der Gründung der ersten deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaft für das Hanfbusiness, der Deutschen Cannabis AG, gipfelte. Das große Geld klopft an die Tür und möchte mitspielen, alleine deshalb ist das Cannabis-Verbot auch hierzulande ein Auslaufmodell. Wer kann es sich zudem überhaupt noch leisten, Milliarden für die Verfolgung von Cannabis auszugeben, anstatt Milliarden an Steuergeldern einzunehmen? Während um uns herum die Welt gerade in Schieflage gerät und die Politik ohnehin ein Glaubwürdigkeits-Problem hat, ist bei uns niemand bereit, endlich mal wieder einen konkreten Schritt auf die Betroffenen zuzugehen. Die Bundesregierung geht gegen das Anbau-Urteil in Berufung, in Baden-Württemberg jagt man lieber Kiffer als Flüchtlingen zu helfen, in Schleswig-Holstein pfeift man auf die drogenpolitischen Vereinbarungen des Koalitionsvertrags und die Linke hat dort, wo sie mitregiert, gar keine Akzente gesetzt.

 

Deshalb ist Vorsicht anstelle der gerade entstehenden Euphorie umso angebrachter, Cannabis hat selbst bei Grünen Politikerinnen wie Frau Heilig, die es eigentlich besser wissen sollten (siehe News), seine politische Schmuddelecke noch nicht verlassen. Denn die, die ein wirtschaftliches und/oder ein persönliches Interesse am Fortbestand des Verbots haben, sind aufgeschreckt. Alte, längst widerlegte Kamellen wie „Cannabis verursacht Hodenkrebs“, „Gras macht das Hirn kleiner“ oder „Kiffen macht dumm“ werden immer öfter re-zitiert oder neu aufgekocht. Auch hier können wir von den USA lernen, wo das „SAM (Smart Approaches on Marijuana) -Projekt“ mit den gleichen Mittel wie Hanfaktive versucht, die Re-Legalisierung zu verhindern. Schirmherr ist Patrick Kennedy, der Namen und pekuniäre sowie mediale Connections nutzt, möglichst viel Geld und Aufmerksamkeit für seine Kampagne zu akquirieren. SAM arbeitet nicht mit den althergebrachten Mitteln der „Anti-Marijuana“-Front, sondern fordert in libertärem Gewand eine Art Light-Version des „War on Drugs“. Der Gegner ist also mächtig und schläft nicht, ist aber wie fast alles in den USA auch eines: Er ist auf lange Sicht käuflich. Weshalb sollte es, mit der üblichen Verzögerung von ein paar Jahren, bei uns anders sein? Allerdings sollten wir dabei berücksichtigen, dass der mächtigste Gegner im eigenen Land, die Pharmaindustrie, schon längst Morgenluft gewittert hat und derzeit versucht, den Anbau durch Patienten zu verhindern und eigene Produkte zu entwickeln. In Kanada konnte man bereits einen Teilerfolg verbuchen, dort werden keine neuen Lizenzen für Patienten, die selbst anbauen wollen, vergeben. So müssen wir besonders vorsichtig sein und genau schauen, wer sich am Ende das Recht heraus nimmt, an einer Re-Legalisierung zu verdienen. Nicht nur deshalb müssen wir besonders den Anbau von ein paar Pflanzen zum eigenen Bedarf im Auge behalten. Denn, anders als bei Tabak, den trotz legaler Grundlage kaum jemand anbaut, würden sicher einige das Recht auf eine Hanfblüten-Selbstversorgung in Anspruch nehmen.

 

 

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4 Kommentare
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erwin
9 Jahre zuvor

Sehe ich genauso je mehr Druck aufgebaut wird desto größer wird gelogen und unsere Gesellschaft glaubt sowieso der Lüge mehr und die Alkoholiker schmettern auch gegen Legalität warum sie sind verärgert das es keine Cannabis Tode gibt und das wird von den Cannabis Konsumenten als Argument dargestellt nur meine Meinung

erwin
9 Jahre zuvor

Nur über die Kirche kann man etwas bewegen aber die Kirche sieht weg . Wenn ich behaupte das die Kirchen sich leeren wegen dem Alkohol das glaubt mir niemand aber ich bin mir sicher das Jugendliche zu betrunken sind um am Samstag oder Sonntag die Kirche besuchen Aber ich sehe viele alte Cannabis Konsumenten die Gläubig sind

Hansi
9 Jahre zuvor

Können wir nur hoffen das in Zukunft wenn es mal soweit ist auch Otto Normalbürger Zuhause Cannabis anbauen darf das währe top. Das CSC konzept ist nicht schlecht aber nicht die beste Lösung…
und das Amerikanische System der abgabe von Cannabis ist wieder anders als das CSC konzept.

Fraglich auch wie dann in Zukunft die Herstellung und der Vertrieb geregelt wird mal schaun wer das grosse Geld verdienen darf!

reefermadness
9 Jahre zuvor

Cannabis-Patienten träg ebenso wie die Re-Legalisierung in zwei, vielleicht sogar bald vier US-Bundesstaaten, zu einer nie da gewesenen Welle bei, die jüngst in der Gründung der ersten deutschen Kapitalbeteiligungsgesellschaft für das Hanfbusiness, der Deutschen Cannabis AG, gipfelte. Das große Geld klopft an die Tür und möchte mitspielen, alleine deshalb ist das Cannabis-Verbot auch hierzulande ein Auslaufmodell. Hust , habt ihr noch alle Latten am Zaun da??? http://static.squarespace.com/static/5378b61be4b0297decd85102/t/53f3197de4b05ed0ec5a3644/1408440701688/FAME%20AG%20Einladung%20aoHV_122_final.pdf http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rk20111128_1bvr091709.html Huuuuuust!!! http://www.abmahnung.de/rechtsanwalt-ingo-voigt Huuuust!!! Hans Jüde ist Gründungsaktionär der Deutsche Pfandkredit AG. http://www.pfandhausessen.de/presse/deutsche-pfandkredit-ag-k%C3%BCndigt-er%C3%B6ffnung Huuuuust!! Deshalb ist Vorsicht anstelle der gerade entstehenden Euphorie umso angebrachter, Frage; wird euer allzeitbeliebtes Beispiel Americään Cannabis Business etwa ausschliesslich von Republikaner betrieben?? Anstatt besser wird es immer schizzophrener in diesem Land!! Wenn nun noch die AFD oder gar… Weiterlesen »