Freitag, 22. August 2014

Ein prima Verhältnis

Papa ist der beste Lehrer

 

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Als meine Eltern im Jahr 1986 meine erste Purpfeife in einer Tasche meiner damals Schulter gepolsterten Jacke entdeckten, brach für beide eine bis dahin heile Welt zusammen. Ich wurde gefragt, ob ich „süchtig“ sei, das „Zeug“ schon mal gespritzt hätte und wer mir den „Dreck“ verkauft. Drogen beim eigenen Sohn, so kurz vorm Abitur, falsche Freunde und dann kommen bestimmt die harten Sachen. Kurzum: Die Drogenkarriere war vorbestimmt, sollten jetzt keine repressiven Maßnahmen ergriffen werden. Natürlich schleppt man den eigenen Sohn nicht zur Polizei oder der Drogenberatung, die Nachbarn könnten ja Wind von den Untaten des Sprösslings bekommen.

 

Also wandert die Purpfeife samt Rauchpiece in den Müll, der Mofaschlüssel wird auf unbestimmte Zeit entzogen, was auf dem Lande einer Art Hausarrest gleich kommt und der Kontakt zu den Freunden, die im Verdacht stehen, ebenfalls zu „haschen“, soll unterbunden werden. Natürlich habe ich weder meine Connection noch meine Mitraucher verraten. Eine evidenzbasierte Diskussion war zu diesem Zeitpunkt jedoch mit keinem Elternteil möglich. Ich sollte dann versprechen, nie mehr zu kiffen, woraufhin ich unter der Bedingung einwilligte, das so lange zu tun, bis ich einen der beiden das nächste Mal Alkohol trinken sehe. Nach einer guten Woche hatte ich, während Mom und Dad mit Nachbarn eine feucht-fröhlichen Sommerparty im Garten zelebrierten, wieder eine Tüte im Mund und mich entschieden, direkt nach dem Abitur auszuziehen. Nach meinem Auszug hat es sieben ganze Jahre gedauert, bis Mama und Papa akzeptiert hatten, dass ich gerne Cannabis rauche. Heute, fast 30 Lenze später, schätzen selbst die einst überzeugten Prohibitionisten meine Arbeit und finden das Hanfverbot selbst doof. Die Zeiten haben sich eben geändert.

 

Ich hatte mir damals fest vorgenommen, dass ich meinen eigenen Kindern, sollte ich einmal welche haben, Kompott- und Fernsehverbot als erzieherische Maßnahme in jedweder Hinsicht erspare, auch wenn es um Drogen geht. Bestand diese Notwendigkeit bis dato noch nicht, so haben doch einige meiner alten Bekannten schon lange Nachwuchs. Konrad* hat mit mir die Schule besucht, wo wir uns vor Kunst- oder Sportstunden gerne mal einen durchgezogen haben. Ein paar Jahre nach dem Abi haben wir uns dann aus den Augen verloren und über viele Jahre keinen Kontakt mehr gehabt. Auf dem einen Klassentreffen des Abi-Jahrgangs vor nicht allzu langer Zeit haben wir dann festgestellt, dass wir, im Gegensatz zu den meisten alten Kollegen, immer noch gerne kiffen und zudem gar nicht so weit auseinander wohnen. Seitdem treffe ich mich regelmäßig mit meinem alten Kumpel zum Gedankenaustausch und um mir seine botanischen Ergebnisse anzuschauen. Konrad hat nämlich vor ein paar Jahren angefangen, Gras@home anzubauen.

 

„Ich habe jahrelang Gras bei einem Freund gekauft, das, wie er meinte, aus Holland kam. Nachdem der weggezogen ist, habe ich vergeblich versucht, wieder eine gute Connection zu bekommen. Aber die war entweder unzuverlässig, teuer, hatte schlechtes Gras oder war zu weit weg. Nach zwei Jahren hatte ich die Schnauze voll und habe mich entschieden, das Gras für meinen eigenen Bedarf selbst anzubauen. Mein Sohn war auch alt genug, um eingeweiht zu werden und schließlich habe ich mir gedacht, das ist sowieso die beste Methode, ihn nach Jahren der theoretischen Aufklärung an die Vorzüge und die Gefahren, die der Cannabiskonsum- und Anbau bergen kann, heran zu führen. Als ich meine kleine Box gezimmert habe, war Kevin* 16 Jahre alt und wusste sowieso, dass ich abends gerne mal kiffe. Als er noch klein war, habe ich heimlich geraucht. Irgendwann konnte und wollte ich das nicht mehr verheimlichen, also habe ich ihn mir beiseite genommen, als er 12 war und habe angefangen, ihn über Cannabis, Sucht und Drogen im Allgemeinen aufzuklären.“

 

„War das nicht ein bisschen früh?“

 

„Ich denke, das war genau der richtige Zeitpunkt. In der Schule ist in dem Alter schon viel Neugier vorhanden, was die Größeren so alles heimlich treiben. Ich habe Kevin über meine Nikotinsucht, auf die ich nicht besonders stolz bin, aufgeklärt. Ich habe ihm geschildert, wie es dazu gekommen ist und dass so was im Prinzip mit allen Drogen passieren kann. Mit der einen eher, bei anderen dauert es länger. Dann habe ich ihm die Grafik von Dr.David Nutt gezeigt, auf der das tatsächliche Gefahrenpotential legaler und illegalisierter Substanzen wissenschaftlich bewertet wird. So gerüstet hatte Kevin bis zu seinem 16. Geburtstag genau ein Glas Sekt getrunken, was ihm ganz und gar nicht geschmeckt hat. Rauchen fand er grundsätzlich blöd und Kiffen hat ihn gar nicht so sehr gereizt, vielleicht auch weil es durch meine Offenheit an Reiz verloren hatte. Mit siebzehneinhalb hat er dann bei Freunden mal Kekse probiert und seitdem isst oder vaporisiert er ab und an eine gute Blüte in gemütlicher Runde. Er fragt mich jetzt immer, wie ich so viel rauchen könnte, ohne zur Couch-Kartoffel zu mutieren. Das ist schon fast peinlich, weil mir dann auch wenig einfällt. Ich kenne viele, die kiffen noch viel mehr als ich und bekommen ihr Leben auf die Reihe, aber mein Sohn findet, dass ich viel kiffe. Ich schiebe es dann auf meine Nikotinsucht, die ich mittels Ganja zu kompensieren versuche. Wenn ich kiffe, rauche ich kaum Zigaretten, wenn nicht, dann umso mehr. Da ich die Box in unserer Wohnung vor meinem Sohn sowieso nicht verheimlichen hätte können, habe ich mir also vorgenommen, meine Drogen-Aufklärung anhand lebender Hanfpflanzen weiter fort zu führen. Allerdings hatte ich keine Ahnung davon, wie man Indoor überhaupt anbaut.“

 

Ich entsinne mich dunkel, dass Konrad in jungen Jahren immer mal wieder Outdoor aus heimischer Zucht dabei hatte, was wir damals verächtlich als „Hecke“ abgetan haben. Doch ich werde eines besseren belehrt:

 

Wo kein Kläger…

 

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„Ende der 1980er Jahre, habe ich meine ersten Erfahrungen mit Outdoor-Gras gemacht, aber sowohl die Erträge als auch die Qualität waren, verglichen mit heute, eher bescheiden. Ich hatte damals Samen aus kolumbianischem Gras gesammelt. Ende der Achtziger gab es, wenn überhaupt, halb feuchtes, dunkelgrünes Gras aus Afrika, Asien, Südamerika oder selten aus Jamaika, das fast immer eine leichte Schimmelnote sowie viele Samen und Stängel besaß. Die Samen habe ich einfach an eine sonnige Stelle in Omas Garten gestellt, die Nachbarn oder die Polizei waren zu der Zeit völlig planlos, kaum einer wusste, wie eine Graspflanze aussieht oder riecht. Dazu hatte ich mir eines der ersten Werke über den Anbau von Cannabis besorgt, in dem  Roland Rippchen auf sehr rudimentäre Weise den Grasanbau erklärt. Der Autor beschreibt zum Beispiel, wie man am besten mit Hühnermist und/oder Hornmehl düngt oder mit übel riechender Brühe Schädlinge vertreibt. Altbacken eben. Aber Rippchen wusste damals schon, dass man die männlichen Pflanzen so früh wie möglich entfernen sollte, damit die weiblichen keine Samen bekommen. „Sensimilla-Technik“ hieß das: Sensi- ohne, Similla-Samen, also Gras ohne Samen. Das hat sogar geklappt und wir haben uns gefühlt wie die Provinz-Drogenbarone. Das Gras hat tierisch breit gemacht, auch wenn es lange nicht so potent war wie das, was heute in meiner Box steht. Dafür hatte ich in der Studentenzeit immer etwas Leckeres zu rauchen und alle um mich herum haben damals Euro Platte (Anmerkung des Redakteurs: Standard-Billig-Haschisch) gebröselt. Leider sind die meisten Sorten nicht ansatzweise reif geworden, am ehesten haben noch Samen aus mexikanischem Gras funktioniert. Die tägliche Kifferei hat sich dann mit zunehmendem Alter irgendwie „ausgeschlichen“, außerdem wurde mir der Anbau im Garten von Oma mit steigendem Bekanntheitsgrad der Pflanze zu gefährlich. Und jetzt hatte ich auch ein wenig mehr Geld, so dass ich mir die fünf bis zehn Gramm, die ich im Monat noch geraucht habe, problemlos finanzieren konnte. Ich habe im Prinzip aufgehört zu growen, als der ganze Hype mit der Indoor-Gärtnerei gerade angefangen hat. Danach hatte ich nicht mehr viel mit Hanfanbau am Hut, aber immer noch sehr gerne, aber nicht täglich, gekifft.“

 

 

Besser nicht auf der Terrasse

 

Nachdem ich mich wieder zum Anbau entschlossen hatte, habe ich kurz mit dem Gedanken gespielt, ein paar Ladys in den Wintergarten zu stellen. Kevin war strikt dagegen, weil er im Freundeskreis bereits mitbekommen hatte, wie erpicht die Polizei heutzutage auf ein paar Pflanzen ist. Mir war gar nicht bewusst, dass die Staatsgewalt in der heutigen Zeit so scharf auf ein paar Pflänzchen ist, Kevin musste mir sogar den ein oder anderen Zeitungsartikel zeigen, bis ich glauben konnte, dass die Polizei im Jahr 2014 immer noch Kleinstgärtner aufs Korn nimmt. Ich hatte gedacht, ein paar Pflänzchen fallen heutzutage unter die „Geringe Menge.“

 

Das kommt davon, wenn man sich nie mit Cannabis-Politik, sondern nur mit Gras beschäftigt“ werfe ich kurz ein.“

 

„Das ist mir mittlerweile auch klar, sorry für die jahrelange Ignoranz. Als mir Kevin dann gesteckt hat, dass seine Generation heute in den eigenen vier Wänden unter Kunstlicht anbaut, hatte ich Blut geleckt. Als „Old-Style“ Outdoor-Gärtner dachte ich bis dahin, das machen nur Holländer, die Coffeeshops besitzen oder Gras nach Deutschland schmuggeln. Die Existenz einer fachkompetenten, deutschen Growszene war völlig an mir vorbei gezogen. Mir kamen die schönen Mexikanischen Sativas in den Sinn, die ich vor 20 Jahren angebaut hatte. Ein Hanf-Gärtchen in meinem ohnehin sehr geräumigen Wohnzimmer zu beherbergen, gefiel mir immer besser und nahm langsam Gestalt an. Kevin war zu diesem Zeitpunkt fast 17 und so konnte ich ihn gleich mit vor gestrecktem Gras oder Schlimmerem schützen, falls er doch mal probieren wollte. Doch das hat er, trotz meiner Fürsorge, dann alleine gemacht. Nicht heimlich, aber mit Freunden und deren Weed, ein halbes Jahr nach seinem siebzehnten. Die Box Marke Eigenbau war eigentlich von Anfang an unser gemeinsames Projekt, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich selbst heute, wo Kevin 20 ist, immer noch den größten Teil der Ernte selbst verrauche, während mein Sohn mit wenig zufrieden ist.

Unser erster Kauf war ein Buch von Ed Rosenthal über den Indooranbau. Nach der Lektüre haben wir gerechnet und gemessen und uns für den Bau einer ungefähr 80 x 80 Zentimeter großen Box entschieden. Fertige Zelte sind für meine Zwecke zu auffällig und die Box konnte ich wunderbar in die Einrichtung integrieren, so dass sie kaum auffällt.“

 

Ich muss Konrad recht geben, denn mit Ausnahme eines sehr leises Brummens hört man hinter dem Teil der Schlafzimmer-Schrankwand nichts.

 

„Der gut vorbereitete Einkauf im nahe gelegenen Growshop hat uns ein Komplettset für 630 Euro beschert, dessen Aufbau wir gemeinsam bewältigt haben. Ich war ob meiner beiden linken Hände, an denen sich jedoch zwei grüne Daumen befinden, heilfroh um die Hilfe. Kevin hat die Box gebaut, alle Kabel verlegt und angeschlossen und sich auch um die richtige Installation der Belüftung gekümmert. Er fand das, zu diesem Zeitpunkt noch ohne je gekifft zu haben, tierisch spannend.

Ich war für die Pflanzen zuständig. So habe ich uns auf nicht ganz direktem Wege 20 Samen aus Spanien besorgen können. Die Sorte habe ich vergessen, weil ich bei der Bestellung ziemlich aufgeregt war und die Samen dann ohne Original-Verpackung kamen, einfach in einem Glasröhrchen ohne Etikett. Ich habe die 20 feminisierten Hanfnüsse dann unter einer Leuchtstoffröhre in feuchter Watte keimen lassen, wie ich es schon von früher her kannte. Nach fünf Tagen waren 15 Samen aufgegangen. Von den anderen fünf sind dann noch drei gekeimt, diese waren aber sehr klein. Weil in die Box nur neun oder zehn Damen passen, sind die fünf Nachzügler sofort auf dem Kompost gelandet. So konnte ich nach einer Woche Wachstum unter der Tageslicht-Röhre die zehn kräftigsten Pflanzen, zum Blühen in der Box, aussuchen. Die Pflege der Pflanzen war dann meist meine Sache, aber da ich beruflich viel unterwegs bin, seit Kevin erwachsen ist, hat mein Filius in letzter Zeit oft genug die Gelegenheit bekommen, sein von Ed Rosenthal erworbenes Wissen praktisch anzuwenden. Nach insgesamt zehn Wochen und ein paar kleinen Hindernissen hatte ich dann die erste Indoor-Ernte meines Aufklärungs-Projekts. Die Qualität war heftig, die Menge mit 95 Gramm eher bescheiden und der Geschmack war gar nicht so toll.

 

Die Praxis

 

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Jetzt will Konrad mir endlich die Ladys seines aktuellen Grows auch zeigen und führt mich in sein Schlafzimmer. Er schiebt die große Schiebetür seines Kleiderschranks zur Seite, hinter der eine kleine, unauffällige Box aus weiß gestrichenen MDF-Platten ihren Dienst erfüllt. Die Sonnenbank für Hanfdamen ist von außen unsichtbar und brummt im Schrank kaum hörbar vor sich hin, der verräterische Geruch dringt erst in meine Nase, als er die Frontplatte heraus nimmt.

„Das sind neun „“Chronic“ von Serious Seeds, die ich als Stecklinge bekommen habe. Nach dem ersten Durchgang war ich mit der schönen Unbekannten nicht so zufrieden und wollte daher nun ausschließlich mir bekannte Sorten anbauen, auf die Menge kam es mir sowieso nicht an. Eigentlich besorge ich mir seitdem nur noch „Markenware“, aber dieses Mal hatte ich fast schon unverschämtes Glück, weil ich über verschlungene Pfade in den Besitz von neun Stecklingen einer „Chronic“ geraten bin. Die waren schon recht gut durchwurzelt und so konnten wir sie direkt in 9 Liter „Smart Pots“ in unsere kleine Box stellen. Die Chronik ist eine Kreuzung aus Northern Light x {Skunk x Northern Light} x AK47“. Sie wächst sehr indicamäßig, ist aber nach ungefähr 60 Tagen fertig, wie du sehen kannst. Heute ist der 52. Blütetag und sie sehen aus, als ob sie in acht bis zehn Tagen geerntet werden können. Der ambitionierte Hobbygärtner, der die Stecklinge gemacht hat meinte, ich solle bei der Chronik besser mit der Lupe nachschauen, weil man sich bei dem Strain auf keinen Fall nach der Farbe der Blütehärchen richten solle. Sie seien schon vor einer durchgehenden rot-braun Färbung reif. Ich stehe ja sehr auf Indica, bin eben ein typischer Entspannungsraucher. Kevin steht wohl eher auf Sativa, aber er nutzt ja Ganja auch viel seltener und zielgerichteter als sein Papa, zum Beispiel um Tanzen zu gehen oder sich ein Konzert anschauen.“

 

Angesichts der schönen und sehr Kompakten Buds und nur weniger gelber Blätter scheinen beiden ihr Hobby durchaus ernst zu nehmen, ich sehe neun gesunde Pflanzen, die sich gleichmäßig auf der 80 x 80 Zentimeter großen Anbaufläche verteilen und deren Köpfe von einem Pflanzennetz gestützt werden müssen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ich bitte Konrad, unseren Leser/innen noch über Komponenten wie Medium, Dünger, Gießmenge und den Blüteverlauf im Allgemeinen zu erzählen.

 

Sativa für den Sohn

 

„Wir nutzen ein Erde-Perlite Gemisch aus dem Growshop als Medium, GHE „Grow-Micro-Bloom“ als Grunddünger, Zusätze wie einen Blüte- oder Wurzelstimulator sowie Enzyme und Fulvosäure. Seit Kurzem messe ich auch den Ec- und den pH-Wert und lese viel über den Indoor-Anbau, auch das Hanf Journal. Ich gieße circa alle drei Tage, gegen Ende manchmal auch alle zwei Tage. Als ich anfangs häufiger gegossen habe, hat sich Staunässe im unteren Bereich der Töpfe gebildet und die Blätter hatten Adlerkrallen. Ich habe zu es wohl zu gut gemeint. Seit ich seltener gieße, sehen die Mädels immer top aus. Da ich auf keinen Fall überdüngtes Weed konsumieren möchte, fange ich schon 10 Tage vor dem frühstmöglichen Erntetermin an, mit Wasser zu spülen, das einen 5.5er pH-Wert hat. Deshalb färben sich die Blätter jetzt, nach einer Woche ohne Dünger, auch langsam gelb.

Den Rest machen wir eigentlich immer noch, wie es im schlauen Buch steht: Zum Anwurzeln kommen die vorgewachsenen Sämlinge in sieben Liter Töpfe, bevor wir sie für die Blüte in neun Liter umtopfen. Die Chronics hier habe ich bei einer Größe von 25 Zentimetern zum Blühen gebracht. Ich hatte vorab auf Seedfinder recherchiert, dass sie ungefähr drei Mal so groß wird wie zu Blütebeginn. So konnte ich bei einer zu erwartenden Endgröße von circa 80 Zentimetern sicher sein, dass meine relativ niedrige Box ausreicht. Wie du siehst, hat die Rechnung ziemlich gut hingehauen. Ich schätze mal, die kleinste ist 70, die größte 90 Zentimeter und ich habe immer noch ausreichend Abstand von den Tops zur Lampe. Wenn ich nochmal so schicke Chronic-Stecklinge bekommen sollte, würde ich die Blüte bei 30 Zentimetern einleiten, so dass sie noch ein wenig größer werden. Aber ich habe vor, beim nächsten Mal einen Sativa Strain anzubauen, weil mein Sohn gerne mal was Leichteres hätte. Also habe ich uns ein Päckchen feminisierte „Purple Haze“ Samen besorgt.“

 

„In den ersten Wochen haben wir uns an den Düngeplan gehalten und nach unten „abgerundet“, weil unser Wasser schon einen Ec-Wert von 0,5 mS/cm² hat. Der Ec-Wert wurde dann sukzessive von 1,0 in der ersten bis auf 2,2 in der fünften Woche gesteigert, in der 6. Woche dosieren wir die Nährstoffe langsam runter. Der pH-Wert beträgt bis dahin immer 6,0 und ab Mitte der siebten Woche werden die Chronics bereits gespült. Der Phänotyp bildet einen mittelgroßen Topbud und viele große Seitentriebe, sie braucht also ein wenig Platz mehr zum Wachsen als die unbekannte Schöne, mit der ich mal begonnen habe. Die Buds sind sehr kompakt und hart, die Internodien sind allerdings größer, als ich mir das gewünscht hätte. Insgesamt ist es in der Box für die neun Indicas perfekt, bei den Purple Haze könnte das ein wenig eng werden. Ich habe ja nur zehn Seeds und werde wohl nur die sechs schönsten Sämlinge reinstellen, dafür aber dann 11 Liter Töpfe benutzen.

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Die Box:

1 Box Marke Eigenbau aus MDF-Platten  (80x80x170cm)
1 Adjust-aWings Reflektor

1 250 GIB Watt Vorschaltgerät (elektronisch)
1 250 Watt GIB Blüteleuchtmittel
1 250 Watt MH-Wuchsleuchtmittel
1 Mixed-Inline Rohrventilator 2 Stufen (220/280m³/h) 125mm
1 Aktivkohlefilter 240-280m³/h 125mm
2 Meter Sonodecschlauch 125mm

1 Flex-Schalldämpfer
1 Brons Thermo Dimmer
1 HortiHanger (2 Stück)
1 pH Testkit flüssig

1 Zeitschaltuhr Omnirex
1 Messbecher 50 ml
1 Clipventilator

10 Töpfe (7l)

70 Liter Coco-Perlite Gemisch

 

 

Nach der Ernte ist vor dem nächsten Durchgang

 

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Beim Ernten war ich anfangs total langsam, mein Achtziger-Outdoor habe ich gar nicht getrimmt, sondern damals nur die Sonnensegel abgeschnitten und den Rest geraucht. Die erste Ernte hat fast zwei ganze Abende in Anspruch genommen, mittlerweile bin ich besser geworden. Seit Kurzem sammele ich auch die potenten Schnittreste der kleinen Blätter. Wenn die aktuelle Ernte noch dazu kommt, lohnt es sich vielleicht, daraus Hasch zu machen. Ich bilde mich gerade in Sachen „Extraktion und Siebungen“ weiter und überlege, wie wir das machen sollen. Ich glaube, es wird auf die trocken Sieb-Methode hinauslaufen, das mit dem Eis scheint mir fürs erste Mal doch zu kompliziert und das mit dem Butan ist mir ohne professionelles Labor zu gefährlich.

 

Ich trockne Buds auch in der Box, während die Sämlinge einfach unter einer Leuchtstoffröhre keimen. Wenn das Gras trocken ist, kann ich die gekeimten Sämlinge in die Box stellen und weiter geht’s. Je nach Witterung können wir die Ernte nach drei bis sieben Tagen in Tupperdosen umfüllen und alsdann ab und zu lüften. Dieses Mal sehen die Früchte noch ein wenig fetter und vor allen Dingen gleichmäßiger aus, unter den neun Damen befindet sich nur eine „Nachzüglerin“, die im Höhenwachstum nicht ganz mithalten konnte und deshalb etwas erhöht auf einem umgedrehten Blumentopf steht. Die ergärtnerte Menge ist mir fast egal, seit dem ersten Mal wiege ich gar nicht mehr. Hauptsache es reicht, was es immer tut. Im Hochsommer, wenn es draußen heiß ist und ich sowieso ständig unterwegs bin, mache ich Pause. Die kann ich mir gut leisten, ich rauche nicht mehr als maximal drei Abende die Woche und ich komme auch locker mit fünf Gramm pro Woche aus, wovon ich meist drei Viertel am Wochenende verkiffe. Ansonsten rauche ich, wenn ich angespannt von der Arbeit komme, was zum Glück nicht jeden Tag vorkommt. Mein momentaner Job im Außendienst kann sehr nervenaufreibend sein und das Weed am Feierabend erdet wunderbar. Ich kiffe seit ich anbaue vielleicht ein wenig mehr als zuvor, was aber daran liegt, dass immer Gras da ist, wenn ich Lust habe zu kiffen. Früher habe ich auch oft keine Lust mehr gehabt, noch 20 Kilometer zur Connection zu fahren und habe mir dann ein Bier aufgemacht. Das kommt heute kaum noch vor. Kevin hingegen ist eisern. Er konsumiert nur zu besonderen Anlässen. Bei uns ist es glaube ich so, dass mein Sohn mir zeigt, wie man konsumiert, ohne nach irgendeiner Substanz süchtig zu werden. Zumindest bis jetzt. Bei mir ist der Suchtdruck eher auf Rauchen fixiert, das dafür umso schlimmer. Ich hatte bereits erwähnt: Die Tage, an denen ich nicht kiffe, rauche ich viel mehr Kippen. “

 

Für mich wird es auch schon wieder Zeit, mich zu verabschieden. Gerade als Konrad eine Good-bye-Tüte drehen möchte, kommt Kevin zur Tür herein. Er setzt sich kurz zu uns und ich bitte den Sohn meines Gastgebers, mir bei der letzten Tasse Kaffee mal selbst zu erzählen, wie er das mit dem Gras so halte.

 

„Ich habe in der elften Klasse mit Kumpels meine erste Tüte geraucht und mir ist vom dem Rauch an sich schlecht geworden, dann hatte ich erstmal die Schnauze voll. Später gab es dann auf einer Party mal Kekse, von denen ich einen totalen Lachflash bekommen habe. Mit einem „Alt-Kiffer“ als Vater wusste ich ja, was mich erwartet. Ich bekomme heute noch Lachanfälle von Gras, aber werde sicher nie anfangen zu rauchen. Vielleicht kiffe ich später ja mal mehr, wenn ich auch einen stressigen Job haben sollte. Aber eigentlich will ich auf die Lachflashs gar nicht verzichten. Und die gibt es nur, wenn man seltener kifft als Papa. Okay, Sylvester hat Papa auch kräftig mitgekichert, aber da war wohl einer seiner drei Kekse ein wenig stark. Ich glaube aber, nur weil mein Vater mich so früh und vor allen Dingen unvoreingenommen über Gras aufgeklärt hat, habe ich mit 14 oder 15 „nein“ gesagt. Ich wollte erst probieren, wenn ich älter bin. Nicht mit Dad, sondern mit Freunden. Aber mein Dad hat eben auch nicht versucht, mir das auszureden, als ich 15 war. Er hat gesagt, ich solle besser warten, aber wenn es sein muss, Feuer frei. Ich konnte wenigstens fragen, ohne Angst haben zu müssen, dass er ausrastet oder mich zur Drogenberatung schickt. Er hat mir nicht gedroht und mir auch immer wieder gesagt, aus welchen Gründen es noch zu früh sei. Im Moment rauche ich gerne auf Partys, vor dem Kino oder auch beim Zocken, aber ich sehe zu, dass ich immer wieder lange Pausen einlege. Ich hatte eigentlich auch gar keine Lust, mit Papa zu kiffen, aber unsere erste gemeinsame Keks-Erfahrung im Urlaub war dann doch ziemlich witzig. Weil ich so selten grase, kiffe ich außer im Urlaub eigentlich nie mit Papa. Das mit der Box finde ich total witzig und ich mache auch gerne die Urlaubsvertretung, aber für Dad ist das ja schon wie für den Spießer die Modelleisenbahn. Ich sag’ mal so: Für mich ist es einfach nur eine Box mit leckerem Gras, mein Vater macht schon fast eine Religion draus. Dabei sind es doch nur ein paar Pflanzen. “

 

So gesehen hat Kevin Recht. Wir fachsimpeln noch ein wenig über die bevorstehende Ernte und mit dem Versprechen, zur Verkostung noch einmal auf einen kurzen Besuch vorbeizuschauen, runden wir den gelungenen Tag bei K&K perfekt ab. Im Zug Richtung Homebase male ich mir aus, wie viel besser es gewesen wäre, wenn meine Eltern mich zum Hanfgärtner ausgebildet hätten, anstatt mir wegen eines Krümels Hasch mit Rauswurf aus der elterlichen Wohnung zu drohen. Es wäre uns allen eine Menge erspart geblieben. Die Zeiten ändern sich eben.

 

 

* Namen von der Redaktion geändert

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6 Kommentare
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papa
9 Jahre zuvor

Fast wie bei mir, nur dass ich vor 3 Jahren wegen dem Führerschein gezwungener massen aufhören musste.
Ich habe ALLE meine Reste auch die Blätter getrocknet und durch den HoneyBEE gejagt und hatte dadurch noch bestes Öl. Dafür brauchst du kein Labor dafür reicht ein HoneyBEE, Thermohandschuhe, Feuerzeuggas, Feuerfeste Form (zb. Die Auflauf Form deiner Frau) eine Teppichmesser Klinge, und furz trockenes Material und das im Freien ohne Zigarette. Echt enorm was da noch raus kommt.
Mal als Tip.
Grüßle

Patrick
9 Jahre zuvor

Hallo mein Name ist Patrick Gerke ich bin selber kiffer seid dem ich 11jahre alt bin ich habe nur gut erfarung gemacht mit dem canabis ich wollte bei Bruch Mitglied werde könnt ihr mir vielleicht unter lagen schicken ich bin jetzt 27 Jahre alt würde so gerne bei euch mit machen oder auch für euch arbeiten mit MFG Gerke

papa
9 Jahre zuvor

Jung, ich werden 52 und hab mit 15 angefangen und hab noch nie schlechte Erfahrungen mit Cannabis gemacht. Das war mit der Obrigkeit anders
Wird Zeit dass sich was ändert.!

Uffi
9 Jahre zuvor

Lieber Patrick, vielleicht hättest du besser später damit angefangen. Denn man kann herauslesen, dass dein Bildungsniveau nicht gerade ein gutes Beispiel für einen “normalen” Kiffer ist. Deine Rechtschreibung ist einfach fürchterlich und daran kann man gut erkennen, dass frühes Kiffen so manche kognitive Fähigkeiten einschränkt. Aber das interessiert hier natürlich niemanden und fällt auch niemanden auf. Ich bin zwar für eine Legalisierung, aber was in manchen Kiffer-Foren in Wort und Schrift von sich gegeben wird (Beschimpfung von Politikern auf’s Übelste, miese Rechtschreibung, einseitige Argumentation mit sog. “Totschlagargumenten”) beweist, dass man sich sehr wohl die Hirse kaputtkiffen kann. Stellt Euch mal vor, ein beschimpfter Politiker liest das hier zufällig und erstattet Strafanzeige. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und man kann… Weiterlesen »

Ralf
9 Jahre zuvor

Ich sag dazu nur. Armer Uffi, die Qualität deiner Argumente entspricht der von vergammelter Milch und was du hier als Beweis anführst ist nicht besser. Es ist schon lange erwiesen daß Cannabis im Gegensatz zum Alk keine Gehirnzellen abtötet weil es kein Zellgift ist, und auch kognitive Fähigkeiten nicht einschränkt oder gar zerstört. Und komm mir jetzt ja nicht mit dieser pseudowissenschaftlichen Studie, in der bei sozial schwachen Kindern die auch kiffen, angeblich ein bis zu 8% verringerte Fähigkeiten in diesem Bereich festgestellt wurde, die aber auch schon in sozialen Studien vorher bei sozial schwachen Menschen (wahrscheinlich durch den Suff der Eltern) ganz generell bei sozial schwachen festgestellt wurden. Mir ist es lieber, einer schreibt vernünftige Inhalte in schlechtem Deutsch… Weiterlesen »

cannavision
9 Jahre zuvor

Man, du könntest ein Buch schreiben. Echt gut geschrieben und sehr interessant.
“Kiffen” und Familie sind keine sich abstoßenden Gegensätze! 😉
Ich habe auch Kinder und wenn sie alt genug sind, werde ich sie auch aufklären.
Offenheit und Ehrlichkeit sind die Grundlage für ein vertrauensvolles Miteinander.
Die Vorurteile gegenüber Cannabis sind so unendlich groß und haben sehr wenig mit der Realität zu tun.

Noch ein Tipp: Nehme mal für einen Durchgang nur biologische Zutaten (z.B. GuanoKalong, BioBizz oder Canna Bio). Dannach wirst du den mineralischen (billigen) Dünger bestimmt nicht mehr nehmen. Denn Geschmack und Wirkung sind um Einiges besser. Auch ertraglich wirst du nicht enttäuscht werden.. 😉