Montag, 4. August 2014

Hanf ist der bessere Baustoff

Beitrag von Hans Cousto

 

auf Hanf gebaut

 

Auf der Hanfparade gibt es jedes Jahr auf der Abschlusskundgebung ein Nutzhanfareal, das von der Crew des Hanf Museums aufgebaut und betreut wird. Bei der Hanfparade geht es nicht nur um die Re-Legalisierung des Hanfes als Genussmittel und als Medizin, sondern es geht auch darum, die Vorteile von Hanf als Rohstoff für Industrieprodukte bekannt zu machen, da Hanf ein natürlicher nachwachsender Rohstoff ist, der eine sehr gute Ökobilanz aufweist.

 

Hanf-Dämmstoffe beispielsweise haben sehr gute statische und dynamische Dämmwerte und damit gute Dämmeigenschaften gegenüber kalter oder frostiger Witterung und durch die geringen Temperaturleitwerte schützen sie Gebäude vor schnellem Wärmeverlust bei kaltem Wind, nächtlichem Temperatursturz oder Wetteränderung. Auf Grund des guten Wärmespeichervermögens (dreimal größere Wärmespeicherung als bei mineralischen Dämmstoffen) gewährleisten Dämmstoffe aus Hanf einen wirksamen Hitzeschutz vor sommerlicher Sonneneinstrahlung.

 

Hanf-Dämmplatten und Hanf-Dämmwolle haben einen kleineren Temperaturleitwert und somit eine geringere Wärmeverlustzahl als Styropor. Styropor, im Fachjargon der Baubranche „expandiertes Polystyrol“ (EPS) genannt, belastet zudem die Umwelt durch flüchtige organische Verbindungen wie Styrol und andere Aromaten. Styrol steht im Verdacht krebserzeugend zu sein. Gängige Hanfbaustoffe enthalten dem gegenüber keine Gefahrenstoffe für Mensch und Umwelt.

 

Da Styropor leicht brennt (Styropor wird aus Erdöl hergestellt) wird dem Material ein Flammschutzmittel beigefügt. Das Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD), das bisher häufig verwendet wurde, ist nur relativ schwer abbaubar (persistent) und sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung. Die Nutzung des Flammschutzmittels HBCD wurde dieses Jahr weltweit verboten. Dafür werden jetzt Polybromierte Diphenylether (PBDE) als Flammschutzmittel eingesetzt. Das sind bromhaltige organische Chemikalien, die jedoch nicht weniger toxisch sind. Zwei dieser PBDE, das PentaBDE und das OctaBDE wurden bereits 2003 wegen der Gefährdung der Umwelt und zum vorbeugenden Schutz gestillter Säuglinge verboten. Stoffe, Zubereitungen und Erzeugnisse mit einem Gehalt von mehr als 0,1 Gewichtsprozent PentaBDE oder OctaBDE dürfen nicht mehr in den Verkehr gebracht oder verwendet werden. Die Chemikalienverbotsverordnung setzte das Verbot zum 30. Juni 2004 in deutsches Recht um. Es bezieht sich auf jegliche Art von Produkten.

 

Trotz Brandschutzmittel im Styropor ist es immer wieder zu katastrophalen Bränden gekommen, da ab einer bestimmten Temperatur diese nicht mehr wirken und dann brennt Styropor wie Heu – ja noch schneller und schlimmer. Dämmplatten aus Hanf sind hingegen von Natur aus schwer entflammbar und entwickeln im Brandfall nur eine langsame Ausbreitung des Feuers und zudem bei weitem nicht so schnell Rauchwolken mit giftigem Gas.

 

Ein Dämmstoff wie Polysterol ist nicht von Natur aus widerstandsfähig, erst die Armierung und der Putz sorgen für die Stoßfestigkeit des Systems. Diese Baustoffe brauchen jedoch wiederum einen Schutz gegen Algen- und Pilzbildung. Der Grund dafür besteht darin, dass eine Dämmung aus Styropor kein guter Wärmespeicher ist. Deshalb kühlt die Fassadenoberfläche in der Nacht oft bis weit unter den Taupunkt ab, sodass sich die Feuchtigkeit aus der Luft darauf niederschlägt und damit die Voraussetzung für die Bildung von Algen und Schimmelpilzen bildet.

 

Aus diesem Grund sind Putze und Anstriche, die in Verbindung mit Styropor verwendet werden, mit Fungi- und Algiziden versetzt. Diese waschen sich laut Experten jedoch bei Regen aus und gelangen so in das Oberflächen- und Grundwasser sowie in die Kanäle. Nachdem die Biozide durch Regen ausgewaschen worden sind, gelangen sie nicht nur über das Versickern in den Boden und das Grundwasser, sondern auch über Kläranlagen, die diese Stoffe nicht herausfiltern können, in die Gewässer. Das Landesumweltamt NRW hat bereits rund 660 Grenzwertüberschreitungen allein von 2008 bis 2012 in kleinen Bächen bis hin zu den Strömen festgestellt. Zum Teil liegen die Werte um das 50-fache höher als die Zielvorgabe des Bundesumweltamtes.

 

Das giftige Terbutryn in NRW-Gewässern schreibt der Umweltchemiker Prof. Kai Bester „vollständig dem Bautenschutz“ zu. Nur dort werde der Wirkstoff noch verwendet. Tatsächlich ist der Einsatz von Terbutryn als Pestizid in der Landwirtschaft seit 1997 verboten. Europaweit geächtet wurde das Nervengift 2002. „Doch Pestizide werden gesetzlich anders geregelt als Biozide“, sagt Bester. Im Falle von Terbutryn heiße das: „Wenn ich 150 Mikrogramm davon als Pestizid im Wasser habe, ist das nicht legal. Wenn ich 150 Mikrogramm als Biozid im Wasser habe, ist das nicht geregelt – und deshalb kein Problem.“ (Quelle: Klaus Brandt: Biozid-Alarm: Das Gift, das aus gedämmten Hauswänden Kommt; in: Der Westen, 31. Januar 2013)

 

Dämmstoffe aus Hanf haben ein besseres Wärmespeichervermögen als Styropor und sind zudem atmungsaktiv und weitgehend resistent gegen Schimmelpilze. Deshalb können Häuser, die mit Hanfbaustoffen isoliert werden, mit konventionellem Verputz und Farben ohne Fungizide errichtet werden.

 

Am 17. Dezember 2001 wurde dem ersten Hanfdämmstoff die europäisch-technische Zulassung erteilt. Mit dem EU-Craft-Projekt wurde die Entwicklung des Hanfdämmstoffes „HDW 1A“ bis zur Zulassung realisiert. Entwickelt wurde dieser Dämmstoff von der in Prenzlau ansässigen Hanffaser Uckermark e.G. in Kooperation mit dem Institut für Raumgestaltung der Technischen Universität in Graz. In Prenzlau werden seit vielen Jahren diverse Baumaterialien aus Hanf produziert.

 

Auch in jüngster Zeit sorgten Hanfbaustoffe aus Deutschland für positive Schlagzeilen. So hat Frau Carmen Hock-Heyl am 27. Oktober 2013 für die Hanfdämmmatten ihrer Firma Hock GmbH & Co. KG aus Nürtingen den hoch dotierten Deutschen Umweltpreis 2013 der Deutschen Bundes-Umweltstiftung (DBU) durch Bundespräsident Joachim Gauck erhalten.

 

Vernachlässigt man die Umweltaspekte, wie Herstellung und Entsorgung fossiler Rohstoffe, so scheinen Naturbaustoffe teuer. Früher oder später werden allerdings Besitzer von belastenden Stoffen für deren umweltgerechte Entsorgung verantwortlich sein.

 

Der scheinbar günstige Preis für Bauherren von Dämmstoffen aus Styropor liegt auch in der Tatsache begründet, dass diese Art von Wärmedämmung mit Steuergeldern subventioniert wird. Die direkten Subventionen für Wärmedämmungen, die an Bauherren gezahlt wurden, betrug in den letzten Jahren deutlich mehr als eine Milliarde Euro. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch, das die Firma BASF (vormals Badische Anilin- & Soda-Fabrik), der weltweit größte Chemiekonzern, von der EEG-Umlage befreit ist, die Hanffaser Uckermark e.G. und die Firma Hock GmbH & Co. KG jedoch nicht. Begünstigt wird somit nicht das ökologisch nachhaltigen Bauen, sondern das umweltschädliche.

 

Hanfnutzung ist im Gegensatz zu Styropor gut für die Umwelt. Hanfbaustoffe binden CO2 und sind zu 100% natürlich abbaubar. Ein mit Hanf gebautes Haus hat eine gute CO2-Billanz. Hanfbaustoffe sind vielseitig anwendbar und haben ähnliche, oft positivere Eigenschaften als fossile Baustoffe. Durch die fossilen Grundstoffe und die energieintensive Polymerherstellung schneiden insbesondere Polystyrole ökologisch schlecht ab (über 17-facher Ökologischer Fußabdruck gegenüber Hanfprodukten). Hanf als hochqualitativer Werkstoff besitzt daher reiches Potenzial für eine nachhaltige Zukunft.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

3 Kommentare
Ältester
Neuster Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen
Littleganja
9 Jahre zuvor

Ist ja auch nix neues, das Cannabisverbot beruht ja eben darauf das z.b. die Öl (Plastik) & Papier (Baumindustrie) sich stark gemacht haben gegen Cannabis. Ohne das Geld und die Lobbyarbeit, hätten wir das Cannabisverbot nicht! Es wird ja oft behauptet das Rassistische Beweggründe der Auslöser waren, ich sehe das nur als Begleiterscheinung, die Rassisten hatten eben nur Glück, das viele schwarze Cannabis rauchten, hat auch viel mit der Herkunft und Kultur zu tun. Das erste Auto von Henry Ford (der übrigens ein Bewunderer Hitlers war), bestand innen komplett aus Hanfplastiken, wird ja auch in dem einem Anonymus Video “Cannabis” erwähnt. Die Dummheit der Menschen heute kotzt mich auch ziemlich an, die entdecken irgendwelche Techniken oder Pflanzen, die schon seit… Weiterlesen »

Jemand
Antwort an  Littleganja
9 Jahre zuvor

Auslöser waren schon die von dir erwähnten rassistischen Beweggründe da durch eine ensprechend rassistisch gehaltene Rede von Anslinger vor dem US Senat eigentlich so wirklich ins rollen kam! Du hast mit dem Rest dennoch nicht unrecht aber bitte verwechsle nicht Auslöser mit Ursache 😉 Ähnlich ist es auch mit der Mär das Cannabiskonsum Schizophrenie verursachen würde…der wissenschaftliche Stand ist aber das Cannabis als Trigger also Auslöser dienen KANN wenn VORHER schon bestimmte Dispositionen vorhanden waren (sprich Ursache : Disposition Auslöser : möglicherweise Cannabis)

Ich möchte jetzt nicht den Oberlehrer spielen aber ich finde es schade das diese beiden Begriffe so oft verwechselt werden!

ya
Antwort an  Jemand
9 Jahre zuvor

Nun wurde die berauschende Wirkung nur benutzt um den größten Konkurrenten der Holz- Nylon und Öl Industrie auszubooten. unglaublich was die groß Konzerne der Welt antun. ohne Hanf währen die Europäer wohl erst viel später über den Atlantic geschippert…. die Unvernunft und Habgier der Konzerne wird uns allen noch das Leben kosten. Mit Hanf währe dieser Planet ein besserer und gesünderer Ort, die Natur hat sich schon was dabei gedacht Hanf hervorzubringen. wer braucht Holz und Öl und gas usw. wenn er Hanf hat? jeder Landwirt würde sich über Hanf zur Regenerierung seiner Böden freuen, welcher er durch die industriellen Monokulturen zerstört hat. Und mal ehrlich der Rausch ist weit aus harmloser als die Tägliche Berieslung durch TV und Medikamente… Weiterlesen »