Montag, 4. August 2014

In der Medical Marijuana Falle

Australische Eltern in der Medical Marijuana Falle

 

Vor etwa einem Monat klingelte es bei drei australischen Familien an der Haustür. Alle drei hatten eins gemeinsam: Sie behandelten ihre an Epilepsie erkrankten Kinder mit Cannabisöl, einem hochpotenten, THC-haltigen Extrakt aus der Hanfpflanze und sie hatten sich öffentlich zu dieser Behandlung geäußert. Das Paar Cassie Batten und Rhett Wallace war sogar im nationalen Fernsehen aufgetreten und hatte damit eine landesweite Debatte über den medizinischen Nutzen von Cannabis angestoßen. Denn laut ihren Angaben war die Therapie höchst erfolgreich: Der Sohn des Paares fing wieder an normal zu essen, zu trinken und “entwickelte eine Persönlichkeit”. Er lachte, spielte und nannte seine Eltern Mum und Dad. Sie wussten nicht, wieso die Medizin wirkte. Aber sie tat es.

 

Der Mann, der morgens an der Tür der jungen Familie klingelte, war Police Detective Sergeant Meadows. Er ist in dem Bezirk zuständig für Kindesmißbrauch und wurde daher mit der Aufgabe betraut, in dem Fall zu ermitteln. Allerdings hat Seargeant Meadows selbst ein epilepsiekrankes Kind. Seine älteste Tochter litt unter der Anfallskrankheit, konnte aber mit einer hirnchirurgischen Operation geheilt werden.

 

Seine Frau äußerte sich in einem später veröffentlichten Medienbericht sehr offen: “Wir hatten das Glück, dass eine Operation für unser Kind eine Möglichkeit war”. Wenn das nicht funktioniert hätte, hätten Sie und ihr Mann vielleicht auch die Anwendung von Cannabis Öl in Erwägung gezogen.

 

Trotz dieser grundsätzlich humanen und emphatischen Einstellung musste ihr Mann beruflich natürlich ermitteln. So klingelte er an der Tür der jungen Familie, bat um Herausgabe des Cannabisöls und lud die beiden Eltern zu einer Befragung im Polizeirevier ein. Sie erschienen mit Unterstützung eines Fernsehteams und eines Anwalts.

 

Der anschließende Bericht des Fernsehsenders war sehr kritisch mit der Polizei und in den Tagen danach gingen bei der Polizeidienststelle viele Hassmails und Anrufe ein. Verschiedene australische Politiker kritisierten den Einsatz und sprachen sich für ein einfühlsames und rücksichtsvolles Vorgehen in dem Fall aus. Cassie Batten und Rhett Wallace bestehen darauf, dass die Polizei sich relativ korrekt verhalten habe. “Sie waren so einfühlsam, wie sie irgendwie nur sein konnten, in Anbetracht der Situation.”, sagte Frau Batten zu dem Polizeieinsatz.

 

Auch wenn es natürlich falsch ist, dass die Behandlung mit medizinischem Cannabis in Australien nicht völlig legal ist, so klingt dieses Vorgehen der staatlichen Behörden doch deutlich sympathischer, als es in Deutschland vorstellbar wäre. Wenn hierzulande jemand seinem Kind Cannabisöl gäbe, und darüber auch mit den Medien sprechen würde, wäre eine zwangsweise Hausdurchsuchung mit anschließendem Entzug des Sorgerechts durch das Jugendamt ziemlich sicher.

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3 Kommentare
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Lars Rogg
9 Jahre zuvor

Zwei Welten, getrennt durch Zivilcourage. Die Geschichte hat schon gezeigt das es in Deutschland weniger Ziviocourage und Einfühlungsvermögen gibt als in einer ehemaligen Strafkolonie….wie nennt man das nochmal ?? ach ja…ein Armutszeugnis!!!

Papa
9 Jahre zuvor

ich schau gerade die Lowinsky, echt die BESTE SENDUNG seit Erfindung des Fernsehens. 😉

Luisa
9 Jahre zuvor

Gut gebrüllt Löwe.
Es fehlt doch immer wieder an Mut zum Ungehorsam.
Lg,
Luisa