Donnerstag, 10. April 2014

Growreport Belladonna

Autor: KIMO
Mr.José lebt in der Tschechischen Republik und ist Autor des kürzlich auf Deutsch erschienen Buchs „Indoor-Anbau“.Mehr zu seinem Buch findet ihr unter www.pestovat.cz.

 

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Nach 12 Stunden im lauwarmen Wasser keimten 9 Samen aus, der zehnte sechs Stunden später.

 

Vor etwa einem Jahr er­hielt ich von der hol­ländischen Samenbank Paradise Seeds zwei Päckchen feminisierte Cannabissamen. Es handelte sich um die Sorten Belladonna und Acid. Da ich meistens nur Stecklinge an­baue, freute ich mich darauf, wieder einmal Samen aussä­hen zu können. Als erstes griff ich nach Belladonna, denn ich hatte gerade mehr Lust darauf, den Grow mit einem schö­nen Mädchen, als mit einem sauren Mädel zu genießen. Growreports schreibe ich nor­malerweise nicht, denn ich bin kein so guter Fotograf. Dies ist eigentlich mein erster Report – na ja, einmal muss man an­fangen. Werfen wir also einen Blick darauf, wie das Ganze lief. Mit Samen von Paradise Seeds hatte ich vorher kei­nerlei Erfahrungen. Umso gespannter war ich, wie sie sich entwickeln würden. Bel­ladonna ist ein Sativa lastiger Strain, hat aber auch ein we­nig Indika in den Genen und kann sowohl Outdoor als auch Indoor angebaut werden. Ich wählte die zweite Variante.
Ich verwendete folgendes Equipment:
1x Homebox XL (120x120x200 cm)
1x Lumatek Vorschaltgerät mit 4 Schaltstufen
1x Adjust-A-Wings Reflek­tor Super Spreader
1x 600W HPS Osram Vialox Leuchtmittel
1x hydroponisches Wil­ma -System für 16 Pflanzen
Pflanzgefäße aus reinem Ke­ramsit
Düngemittel von Ad­vanced Hydroponic of Hol­land
Die 10 Belladonna-Pflänz­chen ergänzte ich noch um fünf Kontrollstecklinge, um den Ertrag zwischen Samen und bewährten Stecklingen direkt vergleichen zu können. Ich erwartete einen Ertrag um die 500 Gramm.
Keimung

15. Tag nach der Keimung.
15. Tag nach der Keimung.

 

Die Samen warf ich, wie gewöhnlich, in ein Glas mit lauwarmem Leitungswas­ser, und ließ sie 24 Stunden einweichen. Bereits nach 12 Stunden keimten neun Samen, der zehnte sechs Stunden spä­ter. Innerhalb von 18 Stunden waren alle Samen gekeimt. Die Keimung erreichte also volle 100%, deshalb war ich absolut zufrieden.
Wachstumsphase
Die gekeimten Samen pflanzte ich sorgfältig in Rock­wooll-Würfel, die ich bereits in einer Lösung aus Wasser und Wurzelstimulator getränkt und im Anbaumedium vorbe­reitet hatte. Nach vier Tagen waren schon alle Pflanzen am Wachsen, die Samenhüllen ab­geworfen und die ersten zwei Blätter lachten fröhlich in die Welt. Zu diesem Zeitpunkt be­trug die Lufttemperatur 25°C, die Luftfeuchtigkeit 85% (im Growroom befand sich na­türlich ein Raumluftbefeuch­ter). Das Vorschaltgerät stand auf 400 Watt und die Lampe hing ungefähr 90 cm über den Pflanzen.

Beim Anbau mit Samen sollte man mit dem Düngen keine Eile haben, denn sonst können die jungen Wurzeln sehr leicht verbrennen. Die er­sten beiden Wochen habe ich nur mit Wasser, das mit Wurzelstimulator versetzt wurde, bewässert und die Pflanzen wuchsen fröhlich weiter und wurden immer kräftiger. Gleichzeitig fingen sie an, kräftige Wurzeln zu schlagen, die schon bald aus den klei­nen Cubes ragten. Am 15. Tag nach dem Keimen fing ich an, die Pflanzen zu düngen. Das Vorschaltgerät schaltete ich auf 600 Watt und die Lampe positionierte ich im Abstand von 60 cm über den Ladys. Zu­sätzlich pflanzte ich die schon erwähnten Kontrollstecklinge ein. Die Bewässerungsinterva­lle lagen bei 8×15 Minuten pro Lichtphase.

Zehn Tage später habe das gesamte System mit klarem Wasser und Enzymen durch­gespült.

Die Nährstofflösung hatte einen EC-Wert von 1,4 und der pH-Wert lag bei 6,5. Ich habe darauf geachtet, dass die Nährlösung ausschließ­lich durch die Tonkügelechen, nicht in den Rockwooll-Wür­fel, tropfte, weil ich eine Über­düngung vermeide wollte. Am 25.Tag nach dem Einpflanzen waren die Pflanzen groß ge­nug, um auf die Blütephase umgestellt werden zu können.
Blütephase

Umstellung auf Blüte. Die dünneren Pflanzen sind Stecklinge
Umstellung auf Blüte. Die dünneren Pflanzen sind Stecklinge

 

 

Beim Wechsel zur Blüte schaltete ich das Vorschalt­gerät auf 600SL, sprich das Maximum. Das Leuchtmittel hing jetzt nur noch 40cm über den Pflanzenspitzen, denn ich war sicher, dass sie intensives Licht gewöhnt sind und die maximale Lichtintensität ver­tragen. Die Belladonna bewies sich als eine wirklich schnell wachsende Sorte.

 

7. Tag der Blüte
7. Tag der Blüte

 

Schon am siebten Tag nach der Blüteum­stellung zeigten sich die ersten Blüteansätze.

 

23. Tag der Blüte.
23. Tag der Blüte.

 

 

Ab dem 23. Tag der Blütephase entwickelten sich sehr schöne Buds, wie ihr auf den Bildern sehen könnt, der Grow lief allgemein ohne große Probleme. Manche Pflanzen musste ich allerdings biegen, damit sie die anderen Pflanzen nicht überragten, aber das war der einzige not­wendige Eingriff meinerseits. Die Blütenentwicklung war sehr gleichmäßig und die Stängel waren ziemlich robust. Im Vergleich zu Stecklingen entwickelten sich die Pflanzen aus Samen viel besser. Näch­stes Mal würde ich die Kon­trollstecklinge doch früher einpflanzen, denn man konnte sehen, dass sich ihr Wurzelsy­stem nicht so schnell entwi­ckelte, wie bei den Pflanzen aus Samen, was man auch am langsameren Wachstum sehen konnte.

 

Am 31. Tag der Blütephase musste ich die Pflanzen allei­ne lassen. Nicht etwa, weil ich schon genug hatte von ihnen , sondern weil ich einfach ein paar Tage weg musste… Zum Glück konnten Wilma, meine Urlaubsvertretung und ich meinen Pflänzchen wenigstens die notwendige Grundpflege, die sie brauchten, bieten, und auch während meiner Abwe­senheit wurden sie alle 10 Tage regelmäßig durchgespült. Der EC-Wert lag im Schnitt bei 2,1, aber aus dem Grow-Tagebuch konnte man erlesen, dass der Wert beim letzten Spülvor­gang 2,7 betrug – das war am 41. Tag der Blütephase. Der pH-Wert bewegte sich zwi­schen 5,7 und 6,1. Die Raum­temperatur im Growroom lag zwischen 26 und 30°C, was et­was mehr ist, als es sein sollte, aber das konnte ich nicht wirk­lich verhindern. Die Belüftung lief volle Pulle, aber die Au­ßentemperaturen erreichten tropische Werte…

 

41. Tag der Blüte.
41. Tag der Blüte.

 

Die Belladonna gedieh aus­gezeichnet, die Blüten wuch­sen fröhlich und alles schien gut zu laufen. Der 41. Tag der Blüte stand im Zeichen schöner länglicher Blüten, die reichlich mit Harz verziert waren.

 

58. Tag der Blüte, 83. Tag nach der Keimung.
58. Tag der Blüte, 83. Tag nach der Keimung.

 

In den nächsten Tagen aber kam die Katastrophe – die Luftfeuchtigkeit in Growroom war nicht optimal und es ge­lang aufgrund der feuchten Zuluft nicht sie unter 70% zu bekommen, was für die Blütenbildung schlecht ist. Das Er­gebnis war ein massiver Befall durch Grauschimmel. Meine Rückkehr aus dem Urlaub war daher nicht gerade glücklich. Nichtsdestotrotz, Probleme sind da um sie zu lösen.

 

Fehlt der Pflanze nicht etwas?
Fehlt der Pflanze nicht etwas?

 

Schim­mel ist eine Schweinerei und es blieb nichts anderes übrig, als sich ans Spülen zu machen und eine schnelle Lösung zur Senkung der Luftfeuchtigkeit zu finden. Während meiner Abwesenheit wurde Bud Rot Stopp, der die ganze Katastro­phe ein wenig abmilderte, angewendet, konnte sie aber nicht stoppen.

 

Eine der befallenen Blüten…
Eine der befallenen Blüten…

 

Ernte
Die größten Blüten fielen natürlich im Kampf mit dem Schimmel, aber nach sechstä­giger Durchspülung wurde die Nährstofflösung ausreichend klar, um die verbliebenden Blüten zu ernten. Trotz der Ka­tastrophe mit dem Schimmel gelang mir die Ernte einiger sehr schönen Buds. Selbst die kleinen Buds waren sehr fest, obwohl eigentlich mit einem späteren Erntezeitpunkt ge­rechnet hatte, waren die Mä­dels schon am 58. Tag der Blü­tephase ausgereift, zuzüglich der 25 tage Wachstum konnte ich also nach 83 Tagen ernten. Die Belladonna aus Samen wuchs insgesamt viel besser als die Pflanzen aus Stecklin­gen, wobei auch das verspä­tete Einpflanzen der Stecklinge sicher eine Rolle spielt. Trotz­dem muss ich aber sagen, dass mich die gleichmäßigen Erträ­ge der Belladonna-Pflanzen angenehm überrascht haben. Aus zehn Samen hatte ich 284 Gramm getrockneter Blüten, aus fünf Stecklingen insgesamt 78 Gramm. Beim Wiegen der getrockneten vom Schimmel befallenen Blüten zeigte die Waage grausame 147 Gramm, aber danach fragt die Ge­schichte später nicht mehr.
Mein erster und gezielter Growreport wurde also auf grausame Art und Weise durch Schimmelbefall dezimiert, aber da kann man nichts machen. Das nächste Mal muss ich meinen Urlaub besser planen. Wenn ich aber das Ergebnis angesichts der Umstände be­werte, dann denke ich, dass alles viel schlimmer hätte kom­men können. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich nach einer langen Zeit Stecklinge auch mal Samen ausprobiert habe. Belladonna hat mir viel Freude gemacht und die Acid wird auch nicht mehr lange in der Schublade liegen bleiben…

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