Dienstag, 17. Dezember 2013

Dactah Chando

Interview mit Dactah Chando

Foto: Passionate PR

 guter Reggae muss nicht unbedingt aus Jamaika kommen
Dactah Chando

Dactah Chando ist einer der Künstler, die beweisen, dass guter Reggae nicht unbedingt aus Jamaika kommen muss. In seinem Fall kommt er dann aber zumindest doch wieder von einer sonnigen Insel – Teneriffa. Dactah ist auf der Insel vor der Westküste Afrikas geboren und aufgewachsen und fühlt sich mit dem Meer verbunden, woher auch seine Leidenschaft für’s Surfen rührt. Momentan ist Dactah Chando in Europa unterwegs, um sein neues Album zu promoten und sich auf internationalen Bühnen auszutoben. Am 08. November 2013 ist „Sabiduria“ Dactahs zweites Studioalbum bei Echo Beach erschienen. Dieses Mal hat er mit vier verschiedenen Produzenten zusammen gearbeitet und ist dabei seinen unterschiedlichen musikalischen Vorlieben nachgegangen, die das Album abwechslungsreicher gestalten als den Vorgänger. Reinhören lohnt sich also. Während seiner Tour durch Deutschland bot sich die Gelegenheit dem aufstrebenden Musiker ein paar Fragen zu stellen…

Du bist auf Teneriffa aufgewachsen und bist ein leidenschaftlicher Surfer. Wie bist du zur Musik gekommen?
Seit ich ein Kind war, bin ich von Musik umgeben, denn mein Vater hat Gitarre gespielt. Als ich älter wurde, begann ich in verschiedenen Folk-Groups auf den kanarischen Inseln zu spielen und bin als Teenager zur Rock Musik gekommen. Ein Freund von mir hat mich dann dazu ermutigt mit ihm eine Reggae Band zu gründen. Ich habe also angefangen Reggae zu machen und nie wieder aufgehört (lacht).

Du versuchst nicht Jamaican Reggae zu kopieren, sondern dein eigenes Ding zu machen. In deinen Songs sind die Roots Reggae Einflüsse deutlich hörbar. Welche Bedeutung hat dieser Stil für dich?
Jamaikanische Musik inspiriert mich. Ich versuche aber nicht wie ein jamaikanischer Musiker zu klingen, weil jeder sofort wüsste, dass ich nur eine Kopie bin. Man muss auf Jamaika geboren und aufgewachsen sein, um diesen Style zu verinnerlichen. Ich liebe karibische Musik im Allgemeinen und deswegen ziehe ich aus ihr meine Inspiration. Ich hatte bis jetzt noch nicht die Chance mit einem karibischen Künstler zusammen zu Arbeiten. Ich hoffe irgendwann einmal die Gelegenheit zu erhalten, weil es bestimmt eine tolle Erfahrung wäre.

In einigen Songs singst du über Jah und Rastafai. Inwiefern identifizierst du dich mit dieser Philosophie?
Für mich sind Selassie, Rasta oder Jah das Gleiche. Ich ziehe aus dem Rastafarianismus Anregungen und Richtlinien, wie ich mein Leben lebe. Ich will ein gutes Leben führen und in Harmonie mit meinen Mitmenschen leben. Ich konzentriere mich auf meinen eigenen Weg und will dabei in der Realität bleiben und nicht abgehobenen Vorstellungen nachjagen. Es geht für mich dabei nicht um Religion sondern schlicht um die Art und Weise wie ich mein Leben lebe.

Wie sieht die Reggae Szene auf Teneriffa aus und welche Rolle spielt die Musik auf der Insel?
Teneriffa ist eine kleine Insel im Vergleich zu Deutschland. Im Moment ist die Szene am Wachsen. Wenn man die Szene heute mit der vor fünf Jahren vergleicht merkt man deutliche Unterschiede. Ich kann nicht genau sagen, was der Grund dafür ist. Ich habe das Gefühl, dass diese Entwicklung nicht nur Teneriffa erfasst, sondern derzeit in vielen Ländern stattfindet. Ich bin auf meiner jetzigen Tour viel rumgekommen und habe das Gefühl, dass Reggae überall mehr Aufmerksamkeit bekommt als früher. Man kann sehen, dass die Menschen überall Reggae lieben. Deswegen versuchen ich und einige andere Reggae Artists aus Teneriffa unsere Musik der Welt zu präsentieren, um Teil dieser Bewegung zu werden. Ich bin dabei nicht nur auf das spanische Festland fokussiert sondern auf ganz Europa und den Rest der Welt. Vielleicht liegt es daran, dass wir so weit vom Festland entfernt sind. Unsere Beziehung zum spanischen Festland ist jedenfalls nicht stärker als die zu anderen Ländern.

Was kannst du mir über dein neues Album erzählen?
‘Sabiduria’ ist mein zweites professionell aufgenommenes Album. Es ist vom Sound her vielfältiger als das erste. Wir haben bei den Aufnahmen versucht alle die Einflüsse mit einzubringen, die uns wichtig sind und die wir lieben. Ich habe dieses Mal auch mit verschiedenen Produzenten zusammen gearbeitet und unterschiedliche Styles eingebracht. Daher ist es ein sehr interessantes Album. ‘Sabiduria’ bedeutet ‘Weisheit’. Darum drehen sich auch meine Texte. Es geht nicht nur um den Kampf gegen das System, sondern um die Auseinandersetzung mit sich selbst und darum sich selbst treu zu bleiben.

Du hast für die Aufnahmen auch wieder mit Guido Craveiro zusammen gearbeitet, der unter anderem auch SEEED produziert. Wie ist es zu dieser Kollaboration gekommen?
Ich habe Guido durch einen Freund kennen gelernt, mit dem ich zusammen surfe. Die Arbeit an meinem ersten Album mit ihm hat viel Spaß gemacht. Dadurch habe ich auch einige Mitglieder von SEEED kennen gelernt. Frank Dellé hat mich dazu eingeladen an seiner Tour für das ‘Before I Grow Old’ Album aufzutreten und ich habe einen Song auf einem von SEEED produzierten Riddim aufgenommen. Auf Grund dieser guten Verbindung wollte ich die Arbeit mit Guido Craveiro fortsetzen. Wir haben ein gutes Verhältnis und können uns über meine Arbeit verständigen.

Bist du der Meinung, dass Marihuana unter Festlegung strenger Jugendschutzrichtlinien legalisiert werden sollte?
Ich denke, dass Marihuana legalisiert werden sollte. Wie viele, viele andere denke auch ich, dass es Menschen nicht schadet, aber auf der anderen Seite viel Gutes bewirken kann. Meiner Auffassung nach ist Marihuana eine Medizin. Ich respektiere den Umstand, dass viele Leute es auch als Droge gebrauchen, um Spaß zu haben.
Wir müssen jeden Tag weiter kämpfen, bis wir unser Ziel erreicht haben. Ich denke in Spanien hat sich in letzter Zeit vieles zum Positiven verändert. Die Menschen erlangen mehr Bewusstsein über die Frage der Cannabis-Legalisierung. Sie organisieren sich und bilden Gruppen, um gemeinsam etwas zu bewegen. Ich freue mich über die Entstehung der Cannabis Social Clubs. Für mich ist es ein neuer Weg gegen die Illegalisierung zu kämpfen.

Gibt es auf Teneriffa auch Cannabis Social Clubs oder existieren diese nur auf dem Festland?
Auf Teneriffa gibt es einige Clubs und nicht nur dort sondern auf den anderen Inseln ebenfalls. Diese Entwicklung hat vor ca. zwei Jahren begonnen und inzwischen gibt es bestimmt hunderte dieser Gruppen. Das freut mich. Vor einigen Jahren war diese Entwicklung noch überhaupt nicht abzusehen und heute reden alle davon welcher Gruppe sie angehören. Jede Gruppe hat ihre eigene Identität. Weil die Inseln so klein sind, kennt man sich natürlich untereinander. Zwei meiner Bekannten sind zum Beispiel Leiter solcher Gruppen. Man tauscht sich aus und veranstaltet gemeinsame Partys und Konzerte, um die Kultur zu verbreiten.

Wie wird es nach der Tour für dich weitergehen?
Nach der Tour wird es weiter darum gehen mein neues Album zu promoten. Außerdem wird es darum gehen die Tour für nächsten Sommer zu organisieren und die Dates zusammen zu stellen. Es wäre schön, wenn ich nächstes Jahr zum Beispiel auf dem Rototom auftreten könnte. Daran werde ich arbeiten.

Vielen Dank für das Interview.

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