Samstag, 7. September 2013

Verletzungsrisiko durch Drogen im Straßenverkehr

Autor: Dr. med. Franjo Grotenhermen Mitarbeiter des nova Institutes in Hürth bei Köln und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM)

Dr. med. Franjo Grotenhermen Mitarbeiter des nova Institutes, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM)
Dr. med. Franjo Grotenhermen, Foto: Archiv

Das Risiko von Autofahrern, im Straßenverkehr schwer verletzt zu werden, ist bei Alkohol-Blutkonzentrationen von 0,8 Promille im Vergleich zum Risiko durch Medikamente und illegale Drogen weitaus bedeutender. Dies ist das Ergebnis einer großen europäischen Studie mit 2490 Schwerverletzten aus Belgien, Dänemark, Finnland, Italien und Lettland. In dieser Untersuchung wurde das Risiko für Alkohol, Amphetamine, Kokain, Cannabis, illegale Opiate, Benzodiazepine, medizinische Opiate und einige weitere Medikamente sowie für Kombinationen aus Alkohol und Drogen sowie Kombinationen aus zwei oder mehreren Drogen untersucht.

Für Alkohol stieg das Risiko mit steigender Blutalkoholkonzentration exponentiell an (siehe Tabelle). Die Gruppe mit dem zweitgrößten Risiko waren verschiedene Drogenkombinationen, Amphetamine und medizinisch verwendet Opiate. Ein mittleres Risiko wurde bei einer Blutalkoholkonzentration von 0,5-0,8 Promille festgestellt. Die niedrigsten Risiken waren mit der Verwendung von Cannabis und Benzodiazepinen verbunden.
Am auffälligsten ist der extrem starke Anstieg der verletzten Alkoholkonsumenten mit der Blutalkoholkonzentration, wie sie bereits in früheren Studien wiederholt beobachtet wurde.

Während das Risiko, sich schwer zu verletzen, bei Konzentrationen unter 0,5 Promille in dieser Studie kaum erhöht bei 1,3 lag, stieg das Risiko bei einer Blutalkoholkonzentration von 1,2 Promille und darüber auf etwa 78 an. Autofahrer mit hohen Blutalkoholkonzentrationen wurden also etwa 78 mal so häufig im Straßenverkehr schwer verletzt wie nüchterne Autofahrer. Von den 345 schwer verletzten Alkoholkonsumenten wiesen 239 eine solch hohe Blutalkoholkonzentration auf. Werden alle Alkoholkonsumenten betrachtet, so erhöht sich das Risiko um etwa zehn. Hinzu kommen die 91 Verletzten, die neben Alkohol noch andere Drogen im Blut aufwiesen und ebenfalls durch ein sehr stark erhöhtes Risiko von etwa 39 charakterisiert waren

Dagegen spielten illegale Drogen eine eher geringe Rolle. Von den 57 verletzten Personen mit einer illegalen Droge im Blut hatten sieben Kokain, zwei Heroin und 24 Cannabis konsumiert. Die Risiken für diese Substanzen waren vergleichsweise niedrig, im Falle von Cannabis fand sich eine Verdopplung des Risikos. Auch dieses Ergebnis stimmt mit dem vieler anderer Studien und Analysen überein. Einzig die 15 Amphetamin-Konsumenten wiesen ein deutlich erhöhtes Risiko von etwa 1405 auf.
Auch die 50 Verletzten mit zwei oder mehr Drogen wiesen ein deutlich erhöhtes Risiko von etwa sieben auf. Benzodiazepine und so genannte Z-Medikamente, die ebenfalls als Beruhigungs- und Schlafmittel verwendet werden, führten ebenfalls zu einer Verdoppelung des Risikos für schwere Verletzungen, während ärztlich verordnete Opiate in dieser Studie mit einem deutlich erhöhten Verletzungsrisiko von etwa sieben verbunden waren.
Das Risiko für schwere Verletzungen war für alle untersuchten Substanzen auch mit dem Alter verbunden. Alkohol, illegale Drogen und Medikamente erhöhten das Verletzungsrisiko bei jungen Fahrern deutlich stärker als bei älteren Autofahrern.
So wiesen beispielsweise Autofahrer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren mit Alkohol im Blut ein etwa fünf mal so hohes Risiko für schwere Verletzungen auf als alkoholisierte Fahrer über 50 Jahre.

Die Autoren der Studie vermuten, dass Alkohol und in geringerem Maße auch andere Drogen die Risikobereitschaft bei jungen Verkehrsteilnehmern stärker erhöhen als bei älteren Autofahrern.
Fazit: Zusammengefasst unterstreicht die Studie erneut die extreme Gefährlichkeit des Alkohols – allein oder in Kombination mit anderen Drogen – für die Verursachung von Verletzungen im Straßenverkehr, insbesondere ab einer Blutalkoholkonzentration von 0,8 Promille.  Illegale Drogen, darunter auch Cannabis, sind dagegen von vergleichsweise geringer Bedeutung.

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