Freitag, 6. September 2013

Protoje

Im Interview

Protojes Auftritt war nur einer der Highlights des Festivals. Der in St. Elizabeth, Jamaika, geborene Sänger ist eine der treibenden Kräfte des Reggae Revivals, das momentan die Szene erfasst und Musik mit Qualität und Tiefgang wieder in den Vordergrund rückt. Zeit dem Hoffnungsträger mal ein paar Fragen zu stellen.
Dein neues Album ‘The 8 Year Affair’ ist vor kurzem erschienen, was kannst du mit darüber erzählen?
Wir haben auf dem Album mit einer Menge neuer Sounds experimentiert. Wir haben zum Beispiel klassische synthetische Drum-Sounds, die Anfang der 80er Jahre aufkamen, verwendet. Bis jetzt läuft es wirklich gut. ‘Kingston Be Wise’ war die erste offizielle Singelauskopplung und hat international viel Aufmerksamkeit bekommen. ‘The 8 Year Affair’ klingt deutlich anderes als sei Vorgänger ‘The Seven Year Itch’. Es klingt schwerer und auch aggressiver als das erste Album, das eher aus One Drop Riddims bestand. Das neue Album ist eine Roots-Music Scheibe. Auch meine Lyrics sind kritischer geworden und ich habe mich einer Menge Themen zugewandt. Ich spreche über die Dinge, die ich in der Welt sehe und die mich beschäftigen.

Wie hast du deine Karriere im Musikgeschäft begonnen?
Ich liebe es einfach Musik zu schreiben und mich durchs Schreiben auszudrücken. Früher habe ich Kurzgeschichten und ähnliches geschrieben. Gleichzeitig habe ich Musik gemocht. Ich wollte auf der Bühne stehen. Meine beiden Eltern sind ebenfalls Musiker, sie zu beobachten hat natürlich auch zu meinem Entschluss Musiker zu werden beigetragen. Ich habe viel von ihnen gelernt. Mein Vater ist ein sehr guter Geschichtenerzähler und sehr kreativ. Die Band meiner Mutter war zu ihrer Zeit eine der besten Jamaikas. Dadurch habe ich gelernt wie wichtig es ist qualitativ hochwertige Musik zu machen.

Deine Texte zeichnen sich durch Positivität und Consciousness aus. Wie würdest du deine Mission beschreiben?
Ich achte sehr darauf, dass meine Texte positiv sind, weil ich positive Energie verbreiten will. Ich habe das Gefühl, dass das Reggae-Business in einer Art Krise steckte, als ich meine Karriere begann. Die Themen waren zum Teil sehr heikel und es wurde nur wenig sozial kritische und conscious Musik herausgebracht. Ich wollte ein Teil der Generation sein, die daran etwas ändert und Reggae wieder zu dem macht, was die Musik einmal war. Meine Botschaft ist die Botschaft von Rastafaris, von Liebe und von Frieden und genau diese Dinge will ich durch meine Musik verbreiten.

Wo steht Reggae deiner Meinung nach im Moment?
Vieles hat sich verändert. Ich hatte meinen Durchbruch 2009. Heute, 2013, sieht man viele junge Artists, die gerade neu herausgekommen sind und die Welt bereisen, um Reggae-Musik zu verbreiten und zu den Menschen zu bringen. Die junge Generation interessiert sich wieder mehr für Reggae. Reggae ist wieder cool und frisch und birgt gleichzeitig ein großes Potenzial in sich. Die Youths wollen Teil von etwas ‘coolem’ sein, deswegen muss man Reggae cool machen, aber trotzdem dafür sorgen, dass die Musik wirksam und ausdrucksstark bleibt. Ich sehe diese Entwicklung sehr positiv. Die Dinge wenden sich zum Guten und je mehr wir daran arbeiten, desto stärker wird die Bewegung. Ich bin diesen Sommer für zwei Monate auf Tour. Das gibt mir die Gelegenheit meine Arbeit weiter fortzusetzen und dafür bin ich sehr dankbar.

2012 hast du den Tune ‘This Is Not A Marihuana Song“ herausgebracht. Was hat dich dazu bewegt diesen Song zu schreiben?
Ich wollte einen Song über Marihuana schreiben, doch gleichzeitig wollte ich, dass der Song tiefgründiger wird als die typische ‘Hey let’s smoke some weed and get high’-Aussage. Ich wollte nicht, dass es ein einfacher Kiffer-Song wird, deshalb habe ich den Titel ‘This Is Not A Marihuana Song’ gewählt. Wie es in dem Lied heißt: „This is not marihuana music just a message from the one that use it. Don’t abuse it.“. Es geht um die Gebraucht von Marihuana ohne es dabei zu missbrauchen. Es geht um den verantwortungsvollen Umgang. Marihuana kann dir dabei helfen kreativer und aktiver zu werden. Ich unterstütze es nicht, wenn Leute nur den ganzen Tag rumsitzen und kiffen, denn ich bin ein sehr produktiver Mensch. Das gleiche gilt für die Menschen, die mich umgeben. Wir rauchen bevor wir auf die Bühne gehen, um zu entspannen oder um neue Ideen für unsere Musik zu entwickeln. Marihuana kann sehr nützlich sein. Ich rauche allerdings nicht mehr so viel wie früher. Viele junge Leute heutzutage rauchen einfach nur um zu rauchen und ich denke, das ist nicht richtig. Mit Marihuana ist es letztendlich so, wie mit allem anderen auch. Wenn du zu viel davon nimmst, wird es negative Auswirkungen auf dich haben. Das Gleiche kann man auch über Schokolade oder Orangensaft sagen. Marihuana ist ein natürliches Geschenk der Erde an uns und ich verstehe nicht, warum immer noch versucht wird, es von der Menschheit fernzuhalten. Es hat meinen Geist befreit und ich denke, dass es für viele Menschen, die immer noch in diesem System gefangen sind, das Gleiche tun kann.

Bist du der Meinung, dass Marihuana unter Einhaltung strenger Jugendschutzmaßnahmen legalisiert werden sollte?
Meiner Auffassung nach ist es töricht Menschen für den Gebrauch von Marihuana ins Gefängnis zu stecken. Dieses Vorgehen sollte abgeschafft werden. Wenn man nicht will, dass Leute in der Öffentlichkeit rauchen, meinetwegen, aber Leute dafür einzusperren und ihnen einen Eintrag in ihre Akte zu verpassen, ist einfach falsch. In Jamaika wird Marihuana nicht akzeptiert. Letztendlich ist das auch nur eine Form der Kontrolle. Ich singe darüber und versuche für eine Legalisierung zu kämpfen, aber letztendlich weiß man ja wie Regierungen funktionieren. Man muss sie in die Ecke drängen, damit endlich etwas passiert. In einigen Staaten in den USA wurde es legalisiert. Gleichzeitig setzten die USA Jamaika unter Druck Marihuana nicht zu legalisieren. Das ist einfach verrückt.

Gibt es in Jamaika eine offizielle Legalisierungsbewegung?
Es gab Versuche eine Bewegung auf die Beine zu stellen und die Gesetzte zu ändern, aber bis jetzt ist man damit noch nicht sehr weit gekommen. Daran müssen wir arbeiten.

Vielen Dank für das Interview.

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