Montag, 6. Mai 2013

Schon wieder: Weed & andere Psychoaktiva

Teil 3 der beliebten psychonautischen Connections auf Cannabis-Basis

Okay, okay, liebe Leser. Ihr wollt mehr, ihr bekommt mehr. Hier also ist Teil III der beliebten psychonautischen Gourmet-Rezepte, die ihr zwar lesen, lieben und goutieren, nicht jedoch ausprobieren sollt, weil euer Leben euch ja sicherlich lieb und teuer ist. Nicht wahr? Deshalb lassen wir nun zum dritten Mal unseren geschätzten Freund Paul zu Wort kommen, unseren Bekannten, der so viele psychoaktive Erfahrung gesammelt hat, wie Captain Kirk Facebookfreunde im Weltall haben könnte.

Gras-Koffein-Connection
Das sagt Markus: Koffein ist ein natürliches, kurzwirkendes Stimulanz und kommt in vielen Pflanzen vor: im Kaffeestrauch Coffea arabica, in den Cola-Bäumen Cola nitida und Cola acuminata, im Tee Camellia sinensis, in Guaraná Paullinia cupana, im Kakao Theobroma cacao bzw. Theobroma spp., in diversen Kakteen-Arten und in vielen anderen pflanzlichen Organismen. Koffein hat als Volksdroge Eingang in so gut wie jeden Kulturkreis dieser Erde gefunden. Medizinisch wird Koffein bei Asthma, Herzschwäche, Heuschnupfen, Kopfschmerzen, Neuralgien und als Gegengift bei Alkohol-, Nikotin-, Morphin- und THC-Vergiftungen verwendet.

Das sagt Paul: Joint und Kaffee – eine Kombo, die wohl jeder kennt. Und es ist tatsächlich ein schöner Sonntagmorgen, wenn man frei hat und nach dem Aufstehen ein nettes Wake and Bake zelebriert, das heißt: zum Kaffee (oder zum Tee, Mate oder Kakao) einen fetten Guten-Morgen-Joint genießt. Zugegeben, das ist nicht für alle ratsam, weil für manche Menschen nach dem morgendlichen Joint der Tag vorbei ist, noch ehe er anzufangen begonnen hat. Genau dagegen hat sich aber eben der starke Kaffee bewährt. Er macht fit und munter, schmeckt herrlich und ist die ideale Ergänzung zum eher dämpfenden Charakter eines Indica dominierten Joints. Wer auf Sativa und Haze steht, der ist mit dem leckeren Kaffee ebenfalls bestens bedient: Das Koffein fügt dem antreibenden High des Cannabis noch eine stimulatorische Note hinzu – der ideale Einstieg in den perfekten freien Tag. In der Türkei, den arabischsprachigen Ländern und in anderen Regionen der Welt hat sich deshalb traditionell der Kaffeegenuss zum Cannabis durchgesetzt. Recht so! Aber Vorsicht: Manchmal reizt diese Kombo die Magenschleimhaut. Deshalb gut frühstücken nicht vergessen!

Gras-Benzodiazepin-Connection
Das sagt Markus: Benzodiazepine sind zentral dämpfende, in der Mehrzahl tatsächlich betäubende Pharmaka, die über viele Jahre als Prototypen synthetischer Psychopharmaka galten, bis Wissenschaftler entdeckten, dass Benzodiazepine in Wahrheit keine menschliche Erfindung, sondern natürliche Pflanzenwirkstoffe und endogene Transmitter in Mensch und Tier sind. Der Chemiker und Pharmakologe unterscheidet zwischen 1,4- bzw. 1,5-Benzodiazepinen und modifizierten Benzodiazepinen. Benzodiazepin-Derivate binden an einen spezifischen Benzodiazepinrezeptor in Hirn, Rückenmark und Peripherie. Der sogenannte [3H]-Diazepamrezeptor stellt im menschlichen Körper und im Körper aller Wirbeltiere den Anlaufpunkt der endogenen Psychoaktiva Diazepam und Desmethyldiazepam (Endovalium) dar und auch anderer exogener Psychoaktiva. Beispielweise die Kawapyrone und einige Flavonoide, binden an [3H]. Benzodiazepine kommen im Pflanzenreich unter anderem in Artemisia dracunculus, Catharanthus roseus, Mentha spicata (Minze), Oryza sativa (Reis), Solanum tuberosum (Kartoffel), Triticum aestivum (Weizen) und Zea mays (Mais) vor.

Das sagt Paul: Dazu sage ich nur eins: Vorsicht! Diese Kombo ist derbe. Einmal konnte ich nicht schlafen. Tagelang war an ein erholtes und entspanntes Ein- und Durchschlafen nicht zu denken. Egal, welche Mengen Indica-Gras ich mir gab, egal wie viel Waterhash ich auch durchzog – es war Essig mit dem Einpennen. Da kam mir eines Abends die eher von der Verzweiflung inspirierte Idee: Probier’s mit Benzos! Gesagt, getan: Ich verabreichte mir das, was der Medikamentenschrank eben noch hergab: eine 1er-Pille Tavor des Wirkstoffs Lorazepam. Normalerweise merke ich von Lorazepam in dieser Dosierung nichts, oder nur sehr wenig. Die eigentliche Wirkung des Stoffs habe ich zumindest noch nie erlebt. An diesem Abend war das aber anders. Zuvor ein Gras der Sorte Jack Herer geraucht, das letzte Bong des Tages war gefüllt mit Jack und einer fetten Portion Water Hash der zweiten Siebung. Die Dosierung war eigentlich kein Ding, sondern meine normale – es gab nichts, was mich hätte vorsichtig sein lassen. Im Gegenteil: Ich wollte ja schlafen! Was Tavor tat, war dann aber alles andere als schön. Nach etwa 20 Minuten fühlte ich mich wie ein hoffnungslos überdosierter Alk. Ich konnte nicht mehr sprechen, alles drehte sich, mir wurde übel und heiß, mein Herz raste. Das Feeling: Definitiv wie eine High-End-Dosis Weinbrand auf ex nach jahrelanger Alkoholabstinenz. Die dämpfende und lähmende Wirkung der Benzodiazepine wird durch die Cannabinoide meines Erachtens aufs Deutliche verschärft. Ich hatte Jahre vorher schon Erfahrungen mit der Kombo Rohypnol (Flunitrazepam)/Cannabis gemacht und mir damals, nach einem delirienhaften und wirklich ganz besonders unschönen Rausch, der mehr als zwei Tage angehalten hatte, geschworen, niemals wieder eine solche Mixtur auszuprobieren. Und genau das rate ich allen.


Lorazepam/Tavor – Foto: Markus Berger

Gras-GHB-Connection
Das sagt Markus: GHB, also Gammahydroxybuttersäure (g-Hydroxybutyrat, 4-Hydroxybutansäure), ist ein körpereigener Transmitter und wurde in der Medizin als Anästhetikum und Neuroleptikum verwendet. In Deutschland ist synthetisches GHB seit 2002 verboten. Gammahydroxybuttersäure wurde in der Geburtshilfe und als Hilfsmittel zur Entwöhnung bei Alkoholsucht verwendet und war in den Achtzigerjahren ein beliebtes Mittel unter Bodybuildern, weil es den Aufbau des Muskelapparats und die Fettreduzierung vorantreibt.

Das sagt Paul: Im Grunde gilt das, was ich für die Gras-Alkohol-Connection (Teil 2 dieser Serie) und für die Gras-Benzodiazepin-Connection (siehe oben) gesagt habe, auch für die Kombo Gras und GHB. Zumindest dann, wenn man mit exogenem GHB nur wenig oder gar keine Erfahrungen hat. GHB ist ein Stoff, der dosisabhängig sehr unterschiedlich wirkt. Es gibt so Pharmaka, und GHB gehört zu dieser Gruppe. Mit Gammahydroxybuttersäure kannst du auf einen herrlichen empathogenen Trip gehen, aber auch wie im Alk-Delirium übelst abkacken. Die Grenzen können, je nach Empfänglichkeit und Mischkonsum, fließend sein. Beflügelt GHB dein Nervensystem auf entaktogene Weise, so kann die Hinzugabe von Cannabinoiden eine Offenbarung sein. Will sagen: Auf dem perfekten GHB-Peak eine lukullische Tüte mit deliziösem Weed oder Hasch zu rauchen, kann dir die ekstatische Verzückung par excellence bescheren. Hast du aber des GHB zu viel und ist der Peak dessen vielleicht sogar noch nicht erreicht und du rauchst dann ein starkes Cannabis, kann dir das die Schuhe ausziehen.
Glaub es mir, ich hab es selbst erlebt. Und nicht nur einmal. Die Kombo Gras-GHB ist nur etwas für sehr erfahrene Psychonautiker. Das ist jedenfalls meine Meinung.

Gras-Fliegenpilz-Connection
Das sagt Markus: Der Fliegenpilz Amanita muscaria ist ein sehr altes schamanisches Entheogen, das überall dort, wo es gedeiht auch als solches Verwendung fand oder findet. Wahrscheinlich wurde der Fliegenpilz schon in der Steinzeit als Psychoaktivum gebraucht – um den Pilz ranken sich zahlreiche Legenden und Mythen. Amanita muscaria ist möglicherweise das Soma der Veden (so mutmaßte zumindest R. Gordon Wasson), der Kykeon der eleusinischen Mysterien oder das Haoma der Parsen. Letztliche Gewissheit herrscht in diesen Fragen jedoch nicht. Fakt ist: Der Fliegenpilz enthält psychoaktive Isoxazole, nämlich Ibotensäure und Muscimol, und kann bei sachgemäßer Verwendung psychedelische Effekte hervorrufen, die allerdings mit dem Wirkprofil der klassischen Psychedelika vom Tryptamin- und Phenethylamintypus nicht zu vergleichen sind. Die Isoxazolderivate binden an die GABA-Rezeptoren. Zu Beginn des Rauschs tritt häufig Übelkeit, manchmal Erbrechen und Durchfall auf. Ein Fliegenpilztrip ist gekennzeichnet durch optische Halluzinationen, wechselnde Schlaf-Wach-Phasen, Visionen und Synästhesien.

Das sagt Paul: Es gibt ja diese Märchen vom Drogenkonsumenten, der sich plötzlich fähig fühlt zu fliegen. Meistens wird diese Erfahrung dem LSD zugeschrieben. Nun, ich habe das noch nicht erlebt – zumindest nicht auf LSD. Aber auf Fliegenpilz, da schon. Das Gefühl ist nicht dergestalt, dass man das Fenster öffnet, um rauszuspringen. Nein, nein. Auf dem Fliegenpilztrip weiß ich schon noch, dass der Sprung aus dem Fenster mein Tod sein dürfte. Es ist auf Fliegenpilz vielmehr so, als beginne man zu levitieren, wenn man auf dem Rücken liegt und die Augen schließt. Man hebt einfach vom Boden ab. Es ist der Wahnsinn. Man hebt vom Boden ab und schwebt frei im Raum. Einige tiefe Züge eines hazelastigen Grases dazu – und schwupp: schwebst du noch höher. Du bist high im eigentlichen Wortsinn. Und das ist es, was ich mit Fliegenpilz und Gras erlebe. Diese Intensität des Amanita-Trips, diese glasklare und unfassbare visionäre, esoterische, mystische Erfahrung, wird durch gutes Gras nur noch tiefer, inspirativer, deutlicher. Man denkt im nüchternen Zustand: So stoned kannst du gar nicht sein. Und dann kommt der Fliegenpilz mit einem saftigen Bud in der Hand und beweist dir glatt das Gegenteil.

Gras-TFMPP-Connection
Das sagt Markus: TFMPP (= m-Trifluormethylphenylpiperazin) ist ein Piperazin-Derivat mit psychoaktiven, nämlich entaktogenen bis entheogenen Eigenschaften. TFMPP wird, wie viele Piperazine (von denen einige psychoaktive Effekte induzieren, zum Beispiel BZP und 3-CPP, mCPP, MeoPP usw.), in der Tiermedizin gegen parasitären Befall eingesetzt. Die Substanz ist vor allem in den USA ein beliebtes Psychonautikum. In Deutschland hat TFMPP noch keine großartige Bedeutung erlangt.
Das sagt Paul: Die Substanz mit dem unaussprechlichen Namen: Triflourmethylphenylpiperazin, kurz TFMPP. Eigentlich ein Medikament, das beim Tierarzt gegen Würmer zum Einsatz kommt. Nun, wundern wir uns nicht – die psychoaktiven Moleküle sind eben überall zu finden. Wir kennen ja mindestens ein weiteres Psychedelikum aus der Veterinärmedizin, das Ketamin nämlich. TFMPP allerdings wirkt anders. Es hat ein wenig vom Candyflip, also von der Mischung von LSD-25 und MDMA. Zwar ist das pharmakologische Profil mit diesem Vergleich nur unzureichend dargestellt. Dem komplett Unbedarften aber kann die recht schwer zu beschreibende Wirkung damit zumindest ein wenig nahe gebracht werden. Dem erfahrenen Psychonauten kann gesagt sein: TFMPP hat, und das ist meine ganz persönliche Meinung, die auf meiner eigenen Erfahrung basiert, eher etwas von der Kombination von DXM mit 2C-E. Es hat eine leuchtende, aber irgendwie technologisch kühle, mechanisierende Komponente. Schwer in Worte zu fassen. Irgendwie versetzt mich TFMPP immer in einen klinischen Zustand. Ich komme mir vor wie auf einem Betriebsrave des örtlichen Krankenhauses. Schon irgendwo entaktogen bis psychedelisch, auf jeden Fall herz- und hoseöffnend. Dann aber wieder so steril, als wetze der Chirurg bereits die Messer. Besser kann ich es nicht beschreiben. Jedenfalls nimmt THC diese mechanisierende Komponente raus. Kombiniere ich TFMPP (oder auch A2 = BZP) mit Cannabis, so entzieht der Hanf dem Synthetikum die unpersönliche, robotoide Note. Cannabis macht TFMPP weicher, angenehmer, kuscheliger. Aber Vorsicht! Ein Kollege, ebenfalls ein erfahrener Psychonaut, hat mit Cannabis und TFMPP unschöne Erlebnisse gehabt. Bei ihm mündeten drei dieser Kombo-Erfahrungen jeweils in einer üblen Panikattacke, derer er nur Herr wurde, weil erfahrene Tripsitter ihn beaufsichtigt hatten. Woran das liegt, dass beim einen die Wirkung ins Paradiesische aufgeplustert wird, beim anderen sich aber nur die Pforte zur Hölle öffnet: Wir wissen es nicht. Nur eines ist sicher: TFMPP ist als Psychoaktivum so gut wie gar nicht erforscht.

Zum Schluss ein Safe Use und Disclaimer:
Im Umgang mit allen psychoaktiven bzw. pharmakologisch aktiven Molekülen ist immer, stets und allzeit zu beachten: Diese Substanzen sind keine Spielzeuge! Die Einnahme psychoaktiver Moleküle erfordert grundsätzlich ein spezielles Fachwissen um die Pharmakologie der jeweiligen Substanz(en).
Grundsätzlich ist den Bestimmungen der jeweils gültigen Betäubungsmittelverordnungen und Gesetzeslagen Beachtung zu schenken. Viele psychoaktive Substanzen und Zubereitungen sind derzeit in den meisten Ländern dieser Erde der Illegalisierung zum Opfer gefallen, um es auf Deutsch auszudrücken: Sie sind verboten.
Wir bitten, die jeweilige Rechtslage zu beachten. Wir bitten, die eigene Gesundheit nicht außer Acht zu lassen.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen