Mittwoch, 3. April 2013

Nicht viel besser als die anderen

Linke Drogenpolitik in Brandenburg

Blub

Drogen- und Suchtpolitik ist ein Thema, mit dem sich die meisten regierenden Parteien schwer tun. Das ist an sich nichts Neues und wir haben uns eigentlich schon daran gewöhnt. Dass nun aber in Brandenburg die Partei, die sich laut eigenem Programm „für eine humane und rationale Drogenpolitik“ einsetzt, gerade an dieser Stelle schwächelt, ist enttäuschend. Die Gesundheitspolitik in Brandenburg wird von Gesundheitsministerin Anita Tack (Die Linke) maßgeblich mitbestimmt, doch die von ihr eingesetzte „Landesuchtbeauftragten“ (allein die Wortwahl ist bereits gewagt) Ines Weigelt-Boock scheint sich mit den konsequent Konsum akzeptierenden Ansätzen des Parteiprogramms noch etwas schwer zu tun.

Konsum-Akzeptanz oder gar Bemühungen, die auf eine Entkriminalisierung hinarbeiten sucht man in den Kampagnen der Landessuchtbeauftragten vergebens. Ein Internetauftritt des Ressorts ist erst gar nicht vorhanden, dafür stolpert man immer wieder über (Drogen)-Kriegspolemik „Einstiegsdroge Cannabis“ oder „Horrordroge Chrystal Meth“, wenn man versucht, im Netz Näheres zur brandenburgischen Drogenpolitik zu erfahren.
Auch existierende Präventionsmaßnahmen lassen noch reichlich Raum für Verbesserungen offen. An der Aktion „Null Promille im Straßenverkehr“ ist an sich nichts auszusetzen, aber jungen Männern zu vermitteln, „dass sie im betrunkenen Zustand weniger attraktiv für das weibliche Geschlecht werden“, wie die Landessuchtbeauftragte das Vorgehen beschreibt, ist doch eher grenzwertig. Unabhängig wie wahr dieser Umstand sein mag, so waren Verunsicherung und Drohungen noch nie geeignete Mittel, um irgendwen von irgendwas abzuhalten. Da kann den Jugendlichen auch erzählen, dass sie durch Masturbation erblinden oder viereckige Augen kriegen, wenn sie zu viel fernsehen.

Sinnvoller wäre es wohl, sie zu selbst- und verantwortungsvollen Erwachsenen heranzuziehen, die ihre Grenzen kennen. Aber dass ist natürlich wesentlich schwieriger als einfach den belehrenden Zeigefinger zu heben. Auch auf wiederholte Nachfrage konnte das Hanf Journal weder Frau Tack noch Frau Weigelt-Boock eine Stellungnahme zu Thema Drogenpolitik in Brandenburg abringen.

Als Oppositionspartei unterstützt Die Linke, allen voran der Bundestagsabgeordnete Frank Tempel, konsequent Konsum akzeptierende Ansätze und möchte die Stigmatisierung von Hanf Konsumierenden beenden. In Brandenburg schaffen sie es aber als Regierungspartei nicht einmal, aus einer „Suchtbeauftragten“ eine sachkompetente Ansprechpartnerin zu machen, die bei ihren Kampagnen auf evidenzbasierte Erkenntnisse baut. Da besteht Nachholbedarf.

Eure Redaktion

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