Mittwoch, 3. April 2013

De Cannabis nil nisi bene*

Grasanbau 1000 Meter über N. N.

Autor: Text von Kimo, Bilder von Enrico**

Fotos: Enrico*
Fotos: Enrico*

Ende vergangenen Jahres hatte ich auf einer Italien-Reise das Vergnügen, einen Leser besuchen zu dürfen, der uns bereits öfter einmal ein paar Bilder seiner Prachtstücke aus dem eigenen Garten geschickt hatte. Enrico** wohnt irgendwo im Norden Italiens, genau da, wo Südeuropa gerade anfängt. In Mailand gelandet musste ich noch eine gute Stunde mit dem Auto Richtung Norden in die Berge fahren, um endlich im fast 1000 Meter über N.N. gelegenen Domizil meines Gastgebers anzukommen: Enrico bewohnt mit seiner Freundin und seinem Sohn ein kleines Natursteinhaus am Rand eines kleinen Ortes, in dem jede/r jede/n kennt. Aber so ein altes Grundstück bietet auch ein paar versteckte Ecken, die Platz für ein paar illegalisierte Hanfpflanzen bieten. Die Südhang-Lage und die allernotwendigste Pflege reichen meinem Gastgeber vollkommen, seinen Hanfblüten-Bedarf mit ganzen vier Pflanzen über das gesamte Jahr zu decken. Natürlich gibt es einen echten italienischen Cappuccino und eine kleine Kostprobe in Form einer dicken Pur-Tüte „White Widdow” der gerade getrockneten Ernte, bevor mir Enrico die Fragen, die sein heimliches Hobby ein wenig näher beleuchten, beantwortet.

Hanf Journal: Hallo Enrico!
Enrico: Hallo!

Ist ja echt sehr angenehm, macht schön aktiv. Scheint kein „Couch-Locker“ zu sein, Dein White Widdow. Fangen wir mal chronologisch an.
Ist das lecker Weed aus Samen oder aus Stecklingen gezogen?

Aus Samen. Aber ich habe die Seeds vorwachsen lassen, weil ich die Pflanzen erst im Mai rausstellen kann. Hier in den Alpen haben wir auf dieser Höhe oft noch starken Nachtfrost im April. Ich hatte mir fünf feminisierte „Ice“ und die White Widdow, die wir gerade rauchen, besorgt und sie im März eingepflanzt.
Zu diesem Zwecke hatte ich mir bereits das Jahr davor eine Mini-Box aus Spanplatten gebastelt. Die Box ist 60×60 Zentimeter groß und als Beleuchtung habe ich einfach vier handelsübliche Energiesparlampen á 25 Watt, 6400k, genommen. Da die Box nach einer Seite hin offen ist, brauche ich nicht einmal eine Abluft, aber ich habe einen PC-Lüfter als Mini-Ventilator installiert. Von den zehn Seeds sind dann acht gekeimt.

Wie lange hast Du sie in der Box stehen lassen?

Knapp vier Wochen nachdem ich die Samen eingesetzt hatte. Ich habe in dieser Zeit genau beobachtet, welche der Babys sich am besten entwickeln. Je eine „Ice“ und eine „White Widdow“ sind gar nicht gekeimt und einer der Ice-Sämlinge ist von Anfang an winzig geblieben. Aber ich wollte sowieso nur vier Pflanzen in den Garten befördern, weil die auserwählte Stelle nicht mehr Platz bietet. Anfang Mai habe ich mir dann die zwei jeweils schönsten Ladys beider Sorten heraus geguckt und sie ins Freie entlassen. Die restlichen drei
Plants hat ein Nachbar und alter Freund von mir bekommen. Die standen nur knappe hundert Meter von meinen Ladies entfernt in seinem Garten.

Hast Du Deine Pflanzen auch gedüngt?

Nur am Anfang. Ich hatte ein Probe-Paket Biodünger-Granulat, das habe ich unter die Erde gemischt. Vor dem Einpflanzen habe ich außerdem noch zwei Säcke guter Erde aus dem Baumarkt in die ausgehobenen Löcher verteilt. Ansonsten habe ich hin und wieder ein paar untere Triebe entfernt und sie in den ersten vier Wochen ein wenig beschnitten, damit sie schön verzweigen und nicht zu hoch werden. Ansonsten habe ich der Natur freien Lauf gelassen. Alle vier Mädels sind prima angewachsen, mit Schädlingen oder Schnecken hatte ich keine Probleme. Anfang August waren sie dann einen guten Meter hoch, schön verzweigt und haben langsam angefangen zu blühen. Zuerst die Ice, dann die White Widdow.

Wie sieht es eigentlich mit neugierigen Nachbarn oder Gesetzeshütern hier aus?

Der Platz ist ja von vorne nicht einsehbar und dann ist ja noch das alte Mäuerchen davor. Hier im Ort growen sehr viele ein paar Pflänzchen im Garten und die Polizei lässt sich nicht gerade oft blicken- hier ist ja nix los. Und wenn sie doch mal durch den Ort laufen oder fahren schauen sie nicht gerade nach Graspflanzen. Drogen sind hier eben kein Thema- das hat auch seine guten Seiten. Aber dafür ist mir schon zweimal was geklaut worden, während ich ein paar Tage im Urlaub war. Deshalb habe ich auch ein paar Tops der White Widdow, die Ende September schon ein wenig über den Sichtschutz gereicht haben, vorzeitig gekappt.
Und obwohl das Gras erst knappe acht Wochen zur Blütenbildung gehabt hat, war es schon ganz gut rauchbar. Aber natürlich nicht damit zu vergleichen, was ich vier Wochen später runtergeschnitten habe.

Ist es denn reif geworden, schließlich hast Du ja nur von Mai bis Oktober frostfreie Nächte?

Die Ice ist wunderbar reif geworden, die White Widdow hätte gut und gerne noch zehn Tage stehen können, aber lecker ist sie auf jeden Fall. Ich trockne mein Gras ja auch schließlich ordentlich und rühre es frühestens vier Wochen nach der Ernte an, wenn es schon ordentlich Aroma entfaltet hat. Am leckersten ist es immer um Weihnachten, wenn es schon zwei Monate abgelagert ist. Dann verwende ich auch die Erntereste fürs Weihnachtsgebäck, hier auf dem Lande stehen wir eben auf Traditionelles.

Wie viel hast Du denn aus den vier Ladys geerntet?

Über Mengen reden ich nicht, ich wiege es ja nicht einmal oder verkaufe es gar. Es ist wohl wieder soviel, dass ich mit meiner Frau das kommende Jahr genug zu rauchen habe- und so soll es auch sein. Wenn im September noch genug in unserer Dose aus dem Vorjahr ist, verschenke ich gerne mal was an Freunde oder Bekannte oder ich mache eine fette Party für Naschkatzen. Gras ist für mich ein Naturprodukt, keine Handelsware.

Das White Widdow macht mich angenehm high, ist aber kein Couch-Locker. Wie sieht es mit dem Ice aus?

Na, das rauchen wir lieber abends. Ist so ein richtiger Wegklatscher, prima zum Filme anschauen oder für einen chilligen Abend mit Freunden. Schmeckt erdig, narkotisch, die Indica kommt stark durch. Hier oben wird das Gras sowieso ein wenig besser, weil wir so nah an der Sonne sind. Bedenke, dass die traditionellen Anbaugebiete in Nordafrika, der Karibik, Mittelamerika und im Nahen Osten nicht umsonst alle in Bergregionen liegen. Wenn man dann eine Sorte gefunden hat, die auch hier oben ausreift, ist die Qualität extrem gut. Du weißt doch selber, was die Schweizer ein paar Kilometer weiter im Norden in ihren Bergregionen für ein Gras produzieren. Und hier ist es sogar noch ein wenig wärmer, schließlich liegt Mailand fast vor der Haustür.

Welche Sorten möchtest Du kommendes Jahr anbauen?

Ich bleibe auf jeden Fall bei der Ice, bei der Zweiten in ich mir nicht sicher. Ich habe überlegt, mal eine wirklich stabile Automatic-Sorte zu suchen, die wären ja ideal für hier oben. Oder ich setze auf alt bewährte Schweizer Genethik von Alpine Seeds, die ich die Jahre vorher immer angebaut habe. Ich habe ja noch ein paar Wochen Zeit, mir das zu überlegen. Aber eins ist sicher: Gleicher Ort-gleiche Zeit, auch 2013.

Vielen dank für das Gespräch, Enrico. Pass auf Dich auf, bis bald.

Keine Ursache, Grüße an alle growbegeisterten Leser/innen da draußen, lasst es wachsen.

Dieser Aufforderung können wir uns natürlich nicht so direkt anschließen, aber dafür können wir die Eigenschaften von Enricos „Ice“ im Nachhinein bestätigen. Die vor, neben und nach dem Interview befolgten Verkostung führte zu einer nicht eingeplante Nacht auf Enricos Gästecouch -war eben ein „Couch-Locker“.

Ciao, danke schön und bis nächsten November, Enrico.

* Rede den Hanf nicht schlecht
**Name von der Redaktion geändert

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