Donnerstag, 3. Januar 2013

Auf ein gutes Neuss Jahr!

Es soll ja Menschen in Deutschland geben, die sich seit der guten alten Hippiezeit täglich ihr Tütchen anzünden…

Autor: Sadhu van Hemp

…ohne das jemals ein Staatsbüttel davon Notiz genommen hätte. Bis auf ein paar kleinere Blessuren haben die meisten dieser Veteranen den Anti-Hanf-Krieg weitgehend schadlos überstanden und werden voraussichtlich auch bis zum letzten THC-geschwängerten Atemzug den Attacken der vom Staat angeheuerten Söldner standhalten. Keine Frage, die Kinder der ersten Kriegsstunde sind heute erfahrende und manchmal auch weise Menschen, denen längst kein Hoffnungsstrahl mehr dämmert und deren Leidenschaft samt Widerspruchsgeist gezähmt ist.

Unsere kiffenden Senioren sind stille Helden, in deren Köpfen die von Wolfgang Neuss annoncierte „Hefe des Denkens“ vollends aufgegangen ist und für unendliche Gelassenheit sorgt. Alt-Kiffer folgen nur ungern Modetrends und Eintagsfliegen, um Eitelkeiten zu befriedigen. Denn nichts widerstrebt der langfristig erfolgreichen Überlebensstrategie eines Haschrebellen mehr, als das Hochgefühl des eigenen Wertes mittels Prahlerei und Wichtigtuerei zu erzeugen. Gänzlich unbehelligt hocken die Individual-Intelligenzler in ihren Kifferhöhlen, und nichts und niemand bringt die unsichtbare Masse der Opas und Omas in Bewegung.

Die alterstypische Gabe der weitsichtigen Vorausberechnung bremst all schwitzende Eilfertigkeit des Handelns, die jungen Menschen oftmals nachteilig zu eigen ist, wenn die Verlockung des schnellen Erfolgs alle Sinne betört und blind für Irrtümer macht. Daher werden die ungeduldigen Enkelkinder auch nur ein müdes Lächeln ernten, wenn sie dem kiffenden Opachen hoch und heilig twittern, dass die schwarmintelligenten „Piraten“ nach Einzug in den Bundestag binnen weniger Stunden die Bundesrepublik Deutschland in einen flauschigen Hort der Liebe auch für Cannabispatienten und Genussraucher verwandeln werden. Ohne sich dessen gewahr zu werden, liefern die Grünschnäbel den Greisen mit ihrer Wahrsagung keinen Grund, überhaupt noch aufzustehen, da sie sowieso zu spät kämen.

Aus Sicht unserer kiffenden Mitbürger 60+ gibt es somit auch in diesem Jahr keinen Anlass, in Euphorie zu verfallen, dass nach der Bundestagswahl im September der erste Coffeeshop im Schatten des Bundeskanzleramtes eröffnet und den Berlin-Touristen aus aller Welt „Joints to go“ verkauft. Die Anwender von Medizinalhanf werden ebenso 365 weitere Tage in die leere Bongröhre gucken und als kriminalisierte Eigenversorger bei jedem unangemeldeten Besuch, der an der Tür klingelt, Blut und Wasser schwitzen. Auch dieses Jahr werden die Strafgerichte wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz rund 25.000 Jahre Zuchthaus verhängen, und nicht wenige der Verurteilten werden die lebensverkürzende Sofortmaßnahme des Freiheitsentzuges bereits in der Untersuchungshaft mit einem 2013 datierten Suizid am Bettpfosten quittieren. Der Anti-Hanf-Krieg wird weiterhin ganze Heerscharen von Polizisten, Denunzianten, Justizbeamten, Psychoklempnern, Rechts- und Staatsanwälten in Lohn und Brot halten.

Über Kundenschwund werden weder die Gefängnisfabriken, noch die Klapsmühlen klagen. Auch kann der weise alte Mann, der die Welt kiffend vom Kanapee betrachtet, mit hundertprozentiger Treffsicherheit voraussagen, dass das Großprojekt am südlichen Berliner Stadtrand im April in Betrieb gehen wird und die ersten Kunden pünktlich einchecken werden. Nein, gemeint ist nicht die ewige Baupfuschstelle des Prestige-Airports in Schönefeld, sondern die feine deutsche Wertarbeit, die ein paar Kilometer weiter bei Großbeeren in den märkischen Sand betoniert wird.

In Deutschlands modernstem Knast funktioniert die Brandschutzanlage nämlich ohne Probleme, die Käfige nach amerikanischem Muster sind bereits desinfiziert, und die SPD-Landesfürsten Matthias Platzeck und Klaus Wowereit können sich voller Stolz gegenseitig auf die Schulter klopfen, wenigstens nicht auch noch die Investoren der innovativen Gefängnisindustrie verprellt zu haben.
Freuen wir uns auf die feierliche Eröffnung der neuen Justizvollzugsanstalt nebst Gewerbepark vor den Toren Berlins! Was erfreut des Bürgers Herz mehr, als wenn neben Totschlägern, Vergewaltigern und Bankräubern auch so einige unserer Brüder und Schwestern fristgerecht ihr neues Zuhause beziehen und als Arbeitssklaven in den hochmodernen Werkstätten dafür sorgen werden, dass skandinavische Möbelhäuser pünktlich zum nächsten Weihnachtsgeschäft die Preise senken?

Unsere Senior-Kiffer wissen längst, dass das Jahr 2013 ohne den erhofften Paradigmenwechsel in Sachen Hanf verstreichen wird – wie alle Jahre und Jahrzehnte. Im Gegenteil: Wir werden einen neuen Höchststand ertappter Hanfsünder im Straßenverkehr verzeichnen, und die Zahl der armen Seelen, die von den Fahrerlaubnisbehörden per Anordnung zum Idiotentest gezwungen werden, wird alle Rekorde brechen. So manch junger Vater wird sich den Satz von seinem Chef anhören müssen, dass eine Weiterbeschäftigung ohne Fahrerlaubnis nicht möglich ist.
Mit der Folge, in der Anschlussverwendung vom Jobcenter für einen Hungerlohn zum Hundekackeaufsammeln gezwungen zu werden. Etliche intakte Familien mit kleinen Kindern werden Besuch von der Fürsorgetante bekommen, weil der nette Herr Nachbar seiner staatsbürgerlichen Pflicht nachgekommen ist und die Haschgiftpflanze im Balkonkasten zur Anzeige gebracht hat. Und was ist mit den vielen kranken Menschen, die die Heilkraft des Hanfkrauts für sich entdeckt haben, von den ignoranten Hausärzten aber mit pharmazeutischen Giftcocktails abgespeist werden? Ebenso dreckig wird es jenen Opfern des vom Staat subventionierten illegalen Drogenhandels ergehen, die von asozialisierten Straßendealern mit gestrecktem Gras und Fake-Hasch über den Tisch gezogen werden.

Unendlich großes Leid wird auch dieses Jahr über die Cannabiskonsumenten kommen, und am Ende wird die Ohnmacht angesichts des realen Irrsinns in unserer Gesellschaft wieder ein Stückchen gewachsen sein.

Doch 2013 wird nicht für alle Kriegsteilnehmer ein schlechtes Jahr! Neben den bereits oben erwähnten feigen Kriegsgewinnlern werden auch jene mutige Menschen profitieren, ohne die eine flächendeckende Versorgung mit Cannabisprodukten nicht gewährleistet wäre. Und das sind unsere liebgewonnenen Haschisch-Importeure und kommerziellen Hanfgärtner, die Kopf und Kragen riskieren, um die stetig steigende Nachfrage nach Qualitätsrauchwaren zu stillen. Und das ist auch gut so!
Schließlich wäre es doch gelacht, wenn die Steuerverschwendung der Hanfprohibition nicht auch die begünstigen würde, die noch nicht wie unsere Senior-Kiffer und Schmuggler a.D. im Fernsehsessel ihren Ruhestand verpennen, sondern an vorderster Front in den Schützengräben liegen und nicht im Traum an Kapitulation denken – so wie es im „Neuss Testament“ geschrieben steht.
In diesem Sinne allen Hanf-Journal Lesern ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr!

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