Freitag, 5. Oktober 2012

Eine Märchenstunde

… und ihr wahrer Hintergrund

Über Hanf und dessen Anbau gibt es eine Menge moderner Märchen. Die beiden Hauptursachen hierfür sind wohl einerseits die weltweite Illegalität von Hanfblüten, die echte Grundlagenforschung sowie eine frei verfügbare Information schwierig bis unmöglich machen und so eine Haufen Spielraum für Spekulatives, Gerüchte und Halbwahrheiten lassen. Andererseits gehen Kiffen und ein zum Übertreiben neigender Hang zur Phantasie ab und an Hand in Hand, wodurch auch schon das ein oder andere Hirngespinst plötzlich lebendig wurde.

Greifen die Massenmedien das Thema Hanf auf, werden Halbwahrheiten fast schon mit Schallgeschwindigkeit weiter verbreitet, so dass der wahre Hintergrund meist im Verborgenen bleibt.

Man mag es kaum glauben, aber durch die Wiederholung falscher Tatsachen hat sich so manche Hanflüge auch in den Köpfen von Hanfliebhaber/innen festgesetzt, oft unbewusst.
Dieser Artikel klärt über die verbreitetsten Fehlschüsse in Sachen Hanf auf und versucht gleichzeitig, den Hintergrund oder auch das kleine Stückchen Wahrheit, dass in (fast) jeder Meldung steckt, ein wenig näher zu beleuchten.

„Gen Gras“
Die wohl schlimmste und weit verbreitetste Desinformation, die in den letzten Jahren gezielt und unter ständiger Wiederholung gestreut wurde, ist die vermeintliche Genmanipulation an Gras und die angeblich darauf beruhenden, hohen THC-Werte.

Seit mittlerweile vielen Jahren hält sich hartnäckig das Gerücht vom genmanipulierten Supergras. Kein Gerücht ohne Hintergrund, also habe ich mich mal auf Spurensuche begeben.
Unter Genmanipulation versteht man die künstliche Veränderung des Erbgutes. Dieses besteht aus vier Säuren, den Bausteinen der DNS. Diese Säuren werden bei der Genmanipulation – vereinfacht gesagt – untereinander „ausgetauscht“ und ein Lebewesen mit neuen Eigenschaften entsteht. Italienische Wissenschaftler haben versucht, Hanf genetisch zu manipulieren: „Laut den italienischen Forschern Tito Schiva und Saverio Alberti ist Hanf sogar gegen Genmanipulationen resistent“, so die „Sonntagszeit“ Nr. 7 vom 17. Februar 2002 in „Das Leuchten der Blumen“:
„[…] Ziel der Studien war ursprünglich die Herstellung von handelsüblichem Hanf, der von unerlaubten Rauschmittelsorten zuverlässig unterschieden werden sollte.

Doch erwies sich ausgerechnet Hanf gegen eine Genmanipulation resistent“. Die ehemalige Drogenbeauftragte Sabine Bätzing hatte in ihrer Amtszeit sogar eingeräumt, dass es in ihrem Ministerium und beim BKA keinerlei Erkenntnisse über genmanipulierte Hanfblüten gibt.
Wie entsteht also dann das Gerücht, potenter Hanf sei genetisch verändert? Schuld ist die Herbstzeitlose. Die Knolle der wunderschönen Zierpflanze enthält Colchizin.

Dieses hochgiftige und krebserregende Alkaloid, auch bekannt als Spindelgift, kann niedrig dosiert gegen Gicht helfen, ruft aber ebenso Mutationen bei Pflanzen hervor, deren Saatgut damit behandelt wurde. Die Überlebensquote von Hanfsamen, die mit Colchizin behandelt werden, beträgt zehn Prozent. Die überlebenden Pflanzen werden oft, nicht immer, ertragreicher. Der Grund: Die Erbanlagen wurden, einfach dargestellt, verdoppelt, nicht verändert.

Es handelt sich um eine Mutation, also eine spontan auftretende oder herbeigeführte Veränderung des Erbgutes, die auch ständig in der Natur vorkommt (eine der bekanntesten Mutationen ist die blonde Haarfarbe von Nordeuropäern). Die Pflanze ist jetzt polyploid, das heißt, sie hat nun mindestens drei vollständige Chromosomensätze, die jedoch im Gegensatz zur Gen-manipulierten Pflanze, unverändert sind.

Diese Wirkung des Herbstzeilosenextrakts ist schon seit 1934 bewiesen und noch viel länger wird auf dem Gebiet geforscht. Unter anderem wurde durch die Behandlung mit Colchizin eine neue Getreidesorte (Triticale: eine Kreuzung aus Weizen und Roggen) geschaffen, die schon Jahrzehnte als Viehfutter und als Rohstoff für Backwaren, Bier und Fertigbreie in Europa kultiviert wird. Gleiches gilt für Rüben, diverse Futterpflanzen, und beispielsweise auch für Stiefmütterchen. Die Anwendung von Colchizin gilt in Botanikerkreisen als gängigste Methode, Polyploide herzustellen und wurde schon bei fast allen bekannten Kulturpflanzen angewendet.

Was das mit Gras zu tun hat? Natürlich gab es auch in Grower-Kreisen bereits in den 1970er Jahren Menschen, die, nachdem sie ein paar Bio-Bücher gewälzt hatten, mit Colchizin experimentierten. Der bekannteste unter ihnen war der als LSD -Papst bekannt gewordene Professor Tim Leary, von dem böse Zungen behaupten, er hätte durch den ungeschützten Umgang mit Herbstzeitlosen-Extrakt später Krebs bekommen.

Die Ergebnisse entsprachen wohl nur teilweise den Erwartungen und es war außerdem sehr aufwendig, Samen mit Colchizin zu behandeln. Die niedrige Überlebensquote, die aufgrund von Giftrückständen auftretende Ungenießbarkeit der ersten beiden Generationen und vor allem die nicht zu unterschätzende Gesundheitsgefährdung beim Hantieren mit der Substanz, verhinderten eine großflächige Verbreitung dieser Methode. Auch sind die Folge-Generationen lange nicht so stabil wie bei durch natürliche Selektion gewonnenem Saatgut, einfach gesagt:

Die Produktion von Samen durch natürliche Selektion ist sowohl in Bezug auf den Ertrag als auch auf die Stabilität einer Sorte wirtschaftlicher und unkomplizierter. Deshalb hat sich diese als einzige durchgesetzt.


„Auch das „Klonen“ hat nichts mit Genmanipulation zu tun“ – Foto : Archiv

Ob polyploide Sorten, die es zweifelsohne gibt, nun durch natürliche Mutation oder durch frühes Herumexperimentieren mit Herbstzeitlosenextrakt entstanden sind, lässt sich heutzutage nicht mehr nachvollziehen. Das gilt jedoch auch für viele der Pflanzen, die wir täglich essen. Fest steht: Alle Samenbanken und seriösen Züchter arbeiten nur mit Hilfe natürlicher Selektion, die Frankenstein-Methode der Colchizin-Behandlung wird höchstens noch von gewissenlosen Hobby-Biologen angewandt, denen aber Zeit und Mittel, ihr Saatgut weiter zu verbreiten, glücklicherweise nicht zur Verfügung stehen.

Resümee
Die gleiche Methode, die bei der Hanfsamen-Behandlung angeblich Gen-Gras hervorruft, wird seit 1960er-Jahren an nahezu jeder Kulturpflanze angewandt, auch im Freiland. Also können wir davon ausgehen, dass unser Hanf mit Sicherheit nicht mehr oder weniger genmanipuliert ist als unser Brot. Erfolgreiche Versuche, künstliche Mutationen zu erzeugen, hat es zweifelsfrei gegeben, die Methode konnte sich jedoch, anders als bei vielen Lebensmitteln, bei Cannabis nicht durchsetzen und hat mit Genmanipulation im heutigen Sinne nichts zu tun.

Wer nun auf die Idee kommt, so etwas selbst auszuprobieren, dem/der sei gesagt: Finger weg, der Kontakt mit Colchezin ist schon in geringen Mengen krebserregend und es bedarf eines professionellen Labors und einer fundierten Ausbildung, um gefahrlos mit dem Gift umzugehen

Der Umgang damit ist sinnvollerweise genehmigungspflichtig. Auch wäre es ein Unding, wenn jemand solches Saatgut in den Umlauf brächte. Deshalb gibt es hier auch keine Anleitung.

Merke: Bei einer Legalisierung wären die Mitglieder der Saatgut-Lobby sowieso die Ersten, die laut über eine Notwendigkeit von Hanfpflanzen-Mutanten nachdächten. Der leichte Anstieg der THC-Gehalt in den 1990er Jahren ist ausschließlich auf natürliche Selektion zurückzuführen, womit wir zur nächsten urbanen Hanflegende kommen:

„THC Gehalt seit den 1970er Jahren immens angestiegen“
Auch die leicht angestiegenen THC-Gehalte in einigen Sorten lassen sich ausschließlich auf natürliche Auslese zurückführen, hier eine Genmanipulation als Grund aufzuführen, ist blanker Unsinn. Auch sind dies oft zitierte „Spitzenwerte“ aus den offiziellen Statistiken, ein signifikanter Anstieg des THC-Gehaltes in Bezug auf die Gesamtmenge an beschlagnahmten Cannabis-Produkten wurde nie festgestellt.

Schon vor über 25 Jahren ist es vor allem den Niederländern gelungen, durch „Indoor-Anbau“ und optimierte Zuchtbedingungen stärkere Sorten zu züchten. Damals gab es mit „Skunk“ und „Superskunk“ oder „Mazar“ einen signifikanten Anstieg der THC-Gehalte. BKA und die europäische Drogenbeobachtungsstelle der EU gehen davon aus, dass es in den letzten Jahren zwar Funde mit hohem THC-Gehalt gab, aber kein allgemeiner Anstieg im zu verzeichnen ist.


Gutes Haschisch, wie dieses handgemachte aus „Skuff“, hat einen relativ hohen THC Gehalt von ungefähr 30% – Foto: Archiv

Denn in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde vornehmlich Haschisch konsumiert, dessen THC -Gehalt unisono viel höher ist als der von Cannabisblüten, da es sich um ein Extrakt handelt.

Der Wirkstoffgehalt von Cannabis in Europa hat nach 1996 etwas zugenommen, vor allem indem der Marktanteil von Haschisch eher mäßiger Qualität zurückgegangen ist und durch Indoor-Züchtungen ersetzt wurde. Bei in Europa angebautem Marihuana gab es einen gewissen Anstieg des THC-Gehalts, so dass sein Wirkstoffgehalt nun mit mittelmäßig potentem Haschisch der 1960 und 1970er Jahre vergleichbar ist.

Soviel zu der Behauptung der Althippies, ‘ihr Joint sei ja viel ungefährlicher gewesen’.

Neuste Zahlen belegen sogar, dass der THC-Gehalt seit 1997 gesunken ist, selbst unsere Drogenbeauftragte hat 2012 auf abgeordnetenwatch.de bestätigt, dass:

-der Wirkstoffgehalt seit 1997 insgesamt gefallen und nicht angestiegen ist.

-keine Zahlen vorliegen, die älter als 30 Jahre sind und mit den aktuellen verglichen werden können.

-nur eine kurzfristige Steigerung Ende der 1990er Jahre festgestellt werden konnte.

Doch selbst wenn Gras viel THC enthält, ist es bei richtiger Dosierung nicht gefährlicher als nicht allzu potentes Gras, wobei wir bei der nächsten Gras Legende angekommen wären …

Ein hoher THC Gehalt ist gefährlich und macht schnell abhängig
Völlig falsch. Medizinalpatienten aus Ländern, in denen natürliches Cannabis für medizinische Zwecke verschrieben werden darf, bevorzugen sogar meist Blüten mit einem hohen Wirkstoffgehalt. Da der THC-Gehalt in Prozent angeben ist, wissen sie genau, wie viel sie einnehmen müssen, um den gewünschten Effekt zu erreichen.

Bei Cannabis mit einem Wirkstoffgehalt von 10 Prozent muss ein Patient die doppelte Menge einnehmen als bei einem Kraut, das 20 Prozent Wirkstoff enthält. Dies ist der einzige Unterschied bezüglich des THC-Gehalts, auf das Abhängigkeitspotential hat der Wirkstoffgehalt nachgewiesener Maßen keinerlei Auswirkung.

Eine Dosiserhöhung findet bei Cannabispatienten viel seltener als bei Opiat- oder Opiod-Patienten statt, obwohl die Meisten Sorten mit hohem Wirkstoffgehalt bevorzugen.
Die These, ein hoher THC-Gehalt mache schneller abhängig als ein niedriger, ist genauso unsinnig, wie zu behaupten, dass Wein schneller süchtig oder abhängiger als Bier mache. Bei einem sicheren Cannabiskonsum kommt es auf die Überprüfbarkeit des Wirkstoffgehalts an, was auf einem unkontrollierten Schwarzmarkt unmöglich ist.

Dieser unkontrollierte Schwarzmarkt bildet die Grundlage der seltsamsten rechtlichen Regelung in Sachen Cannabis: Die “Geringe Menge” ist ein Konstrukt der Politik, das seit nunmehr fast 20 Jahren eine echte Entkriminalisierung von Konsumierenden verhindert …

Die Geringe Menge-Regelung bedeutet legalen Besitz
Falsch! Generell gilt, dass jedweder Besitz von Cannabis strafbar ist und zur Anzeige gebracht wird. Anders als oft geglaubt darf ein Polizist, wenn er einen kleinen Brösel findet, gar kein Auge zudrücken, hierzu hat nur ein Staatsanwalt das Recht. Ob einer Anzeige dann aber wirklich ein Verfahren folgt, hängt immer noch stark vom jeweiligen Bundesland ab.


Die Geringe Menge – Foto: Archiv

Hessen, Berlin, Sachsen und das Saarland haben Regelungen erlassen, die eine Grenze festsetzen bis zu der „das Verfahren grundsätzlich einzustellen ist“ – das so genannte „Modell Untergrenze“. Die anderen Länder folgen mit ihren Vorschriften dem „Modell Obergrenze“ und haben einen Grenzwert geschaffen, bis zu dem „eine Anwendung des §31a in Betracht kommt“.

Das heißt, dass ein Staatsanwalt in Nordrhein-Westfalen auch bei einer verschwindend geringen Menge Cannabis ein Verfahren „eröffnen kann“, wenn er es für geboten hält, während sein Kollege in Berlin ein solches Verfahren „einstellen muss“.

Hier eine kurze Übersicht der Länderregelungen:

Baden-Württemberg: 3 KE**
Bayern: 6 Gramm
Berlin: 10-15 Gramm*
Brandenburg: 6 Gramm
Bremen: 15 Gramm
Hamburg: 6 Gramm
Hessen: 6 Gramm*
Niedersachsen: 15 Gramm
Nordrhein-Westfalen: 10 Gramm
Mecklenburg-Vorpommern: 5 Gramm
Rheinland-Pfalz: 6 Gramm
Saarland: 6 Gramm*
Sachsen: 6 Gramm*
Sachsen-Anhalt: 6 Gramm
Schleswig-Holstein: 6 Gramm (Erhöhung geplant)
Thüringen: 6 Gramm

* Länder mit „Muss“-Regelung
** Konsumeinheit

Beschneiden erhöht den Ertrag
In alter Fachliteratur und im Netz grassiert immer noch das Gerücht, dass das Beschneiden von Hanf-Pflanzen deren Ertrag steigert – bis hin zur Verdopplung.
Das stimmt so nicht.

Eine weibliche Hanf-Pflanze, die unter Kunstlicht zur Blüte gebracht werden soll, nutzt das vorhandene Licht im Idealfall voll aus. Eine beschnittene, stark verzweigte Pflanze nutzt das Licht meistens schlechter aus, als mehrere kleinere Pflanzen auf der gleichen Fläche. Aber „Licht bedeutet Gewicht“, heißt es nicht umsonst in Growerkreisen.

Je nachdem, wann man welche Pflanze an welchen Ort stellt, kann ein Beschneiden sinnvoll sein. Besonders Outdoor bei ausreichend Platz, großen Abständen zwischen den einzelnen Pflanzen und langer Wachstumsphase werden die Pflanzen voluminöser und somit ertragreicher. Indoor ist das Beschneiden insbesondere des Topbuds jedoch eine Sünde, denn der Hormonhaushalt wird durcheinander gebracht: Seitentriebe, also sekundäre, sprich „unwichtigere” Äste, wachsen aus sekundär angelegtem Blattbildungsgewebe, deren Auswachsen dann durch die primäre Sproßspitze unterdrückt wird. Das geschieht durch die Produktion des Hormons Auxin in der Pflanzenspitze, das dann im unteren Teil der Pflanze die Seitentriebentwicklung unterdrückt.

Nach der Entfernung der Spitze entfällt die Auxinquelle und Seitentriebe beginnen auszuwachsen, so wie beim Scroggen oder dem Supercropping. Das Beschneiden der Spitze stresst die Pflanze jedoch sehr, weil der gesamte Hormonhaushalt umgestellt werden muss. Um Ertragseinbußen zu vermeiden, sollten Spitzen nie in der Blütephase beschnitten werden. Bei den meisten Indoorgärten ist dieses Appikaldominanz genannte Phänomen sogar erwünscht, sonst gibt es die erwünschten “Fetten Tops“ nicht.

Indoor zu beschneiden ist nur sinnvoll, wenn man eine zu geringe Anzahl an Pflanzen auf eine große Fläche stellen will, um so das Licht optimal auszunutzen. Den zu erwartenden höheren Ertrag bezahlt man jedoch mit einer bis zu vier Wochen langen Wachstumsphase und den damit verbundene Folgen:

-fast doppelte Stromkosten bei zusätzlichen vier Wochen Beleuchtung

-Ernte alle zwölf anstatt alle acht Wochen

Deshalb sollte man immer genau wissen, was beim Beschneiden von Pflanzen passiert und ob die Kultivierungsmethode ein Stutzen auch wirklich erfordert. Wird eine mit Auxin versetzte Nährlösung verabreicht, unterbleibt das Auswachsen der Seitentriebe sogar komplett, die Pflanze bildet nur noch eine Topbud aus.

Doch wer sein Weed liebt, hantiert sicher nicht mit Hormonen herum, sondern sorgt dafür, dass sich der Topbud auch ohne Auxingabe prächtig entwickelt. Stehen die Pflanzen relativ eng (Sea of Green) ist das komplette Entfernen (Ausgeizen) der unten gelegenen Äste erforderlich, die ohnehin wenig oder kein Kunstlicht abbekommen. So können die sich die oberen Buds besser entwickeln und werden zudem besser belüftet.

Eine ausreichende Luftzirkulation ist sowieso einer der wichtigsten Faktoren für ein gutes Klima im Pflanzraum. Bei der Berechnung der richtigen Lüfterleistung geistert seit Jahren eine Formel durch die Growerwelt, mit der man wenig anfangen kann:

Raumgröße in m³ x 40 ergibt die passende Lüfterleistung
Die genaue Berechnung einer Lüftungsanlage zur Kühlung ist ausgesprochen umfangreich wie kompliziert und Teil einer umfassenden Berufsausbildung, weil unsagbar viele Faktoren das Klima in einem beheizten Raum, was so eine Box ja eigentlich ist, beeinflussen. Ausschlaggebend sind vor allen Dingen das Raumvolumen und die Lampenleistung in Watt.

Formeln, die kein Verhältnis zwischen Volumen und Lichtleistung in Watt aufstellen, sind als unseriöse Schätzungen abzuhaken. Wird dir gesagt, dass der Lüfter 40-mal das Raumvolumen in der Stunde absaugen soll, so ist dies Unsinn, weil kein Zusammenhang zur Abwärmemenge besteht.

Nach einer solchen Formel würde ein PC-Lüfter ausreichen, um einen Schuhkarton, in dem eine 600 Watt Leuchtmittel brennt, zu kühlen. Das tut er aber nicht. Denn eine Lampe heizt einen halben Kubikmeter Luft schneller auf als zwei Kubikmeter.


Die kleinsten Kisten brauchen die größten Gebläse – Foto: Archiv

Also je kleiner die Box beziehungsweise der Raum und je stärker die Lampenleistung ist, desto schneller wärmt sich der Raum auf und umso stärker muss der Lüfter sein, der die Abwärme abführen soll. Daher brauchen die Grower mit den kleinsten Kisten leider die stärksten Lüfter.
Hier eine einfache Faustformel, die sich in der Praxis bewährt hat:

Für Räume von 0,3 bis 1m²:
Umgebungstemperatur > 25 Grad Celsius: Lichtleistung in Watt = Lüfterleistung in m³/Stunde
Beispiel: Homebox Mini, 60x60x120 cm mit einem 250 Watt Leuchtmittel steht auf einem Dachboden, wo es während der Sommermonate relativ warm werden kann.
250 Watt x 1= 250. Also wäre ein Lüfter mit 240m³/h Leistung optimal.
Umgebungstemperatur < 25 Grad Celsius: Lichtleistung in Watt x 0,75 = Lüfterleistung in m³/Stunde.
Beispiel: Homebox Mini, 60x60x120 cm mit einem 250 Watt Leuchtmittel im Keller, wo es nie über 20 Grad werden kann.
250 Watt x 0,75 = 187,5 Also wäre ein Lüfter mit 180 m³/h Leistung optimal.

Für Räume von 1 bis 5 m²:
Umgebungstemperatur > 25 Grad Celsius: Lichtleistung in Watt = Lüfterleistung in m³/Stunde
Beispiel: Homebox 2m², 120x120x240 cm mit zwei 600 Watt Leuchtmittel steht am Zimmerfenster Richtung Süden, wo es relativ warm werden kann.
1200 Watt x 0,75= 800 Also wäre ein Lüfter mit 800 m³/h Leistung optimal.
Umgebungstemperatur < 25 Grad Celsius: Lichtleistung in Watt x 0,75 = Lüfterleistung in m³/Stunde.
Beispiel: Homebox 2m², 120x120x240 cm mit zwei 600 Watt Leuchtmittel steht in einer fensterlosen Abstellkammer in Untergeschoss Richtung Norden, in der es immer schön kühl ist.
1200 Watt x 0,5= 600 Also wäre ein Lüfter mit 600 m³/h Leistung optimal.

Für Räume über 5 m²:
Bei der Wahl eines solchen Raums sollte vorher darauf geachtet werden, dass er sich auch im Sommer nicht aufheizt.
Lichtleistung in Watt wird mit 0,5 multipliziert und dann auf großzügig abgerundet. Das ergibt dann die Lüfterleistung in m³/Stunde.
Beispiel: Homebox 8m² , 240x240x200cm mit acht 400 Watt Leuchtmittel im Hobbyraum des Kellers.
3200 Watt x 0,5= 1600 Also wäre ein Lüfter mit 1300-1500 m³/h Leistung optimal.

Mylar reflektiert besser als Weiß
Zwar gibt diese Art der Folie fast keine Wärmesignatur auf Infrarotbildern ab, dafür reflektiert sie fast 20 Prozent weniger Licht als weiße Reflektionsfolie.

Unabhängige Testreihen, die von Mr. José, dem Autor des ersten Buches über Indoor-Anbau in tschechischer und polnischer Sprache, unter Laborbedingungen durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass in weißen Growzelten ein Fünftel mehr Licht von den Wänden zurückgeworfen wird als bei der silbern beschichteten Variante der beliebten Indoorboxen. Auch heizen sich die Silberboxen schneller auf, die Testreihen haben einen Temperaturunterschied von bis zu drei Grad aufgewiesen.
Ist eigentlich auch logisch, denn eine fehlende Wärmesignatur heißt einfach, dass das Zelt weniger Wärme nach außen abgibt als die weiße Variante. Zur für ambitionierte Grower sehr interessanten Testreihe findet man unter www.youtube.com/watch?v=IMBaPNAlAIg&feature=related ein Video. Die genaue Beschreibung und der Aufbau finden sich (noch) nicht im Netz, denn sie sind Teil des Grow-Buches, das es unter www.pestovat.cz zu kaufen gibt.

Hanf wehrt sich selbst gegen Schädlinge.
Wer sich unserer guerilla growing Rubrik aufmerksam durchliest weiß, dass dem nicht so ist. Natürlich haben gesunde Hanfpflanzen Abwehrmechanismen gegen Insekten- oder Pilzbefall, so lange sich dieser in Grenzen hält. Doch finden Pilze und Tierchen vor allen Dingen drinnen oft optimale Lebensbedingungen (keine kalte Nacht und gut genährte Wirtspflanzen) und ein gleichbleibendes Klima.

Ab einem gewissen Grad des Befalls verhält es sich mit Hanf wie bei allen Pflanzen: Ohne Gegenmaßnahmen wird sich der Befall vermehren und die Pflanze wird leiden oder gar eingehen. Sauberkeit und regelmäßige Pflege beugen ungebetenen Gästen vor, vertreiben sie aber nicht, wenn sie dann doch an Bord sind. Auch Tabaksud oder ähnliche Hausmittelchen helfen bei Spinnmilben- oder Thripsbefall nicht, Indoor gibt es praktisch nur zwei Varianten, die beiden Hauptschädlinge von Indoor-Kulturen los zu werden:
den regelmäßigen Einsatz von Nützlingen
das Aufbringen von natürlichen oder systemisch wirkenden Insektiziden aus dem Fachhandel.

Oft hört man von Hobbygrowern, die sich gerne ein oder zwei Pflänzchen auf den Balkon stellen, sie hätten gelesen, man müsse Hanf eigentlich nicht oder nur wenig düngen. Wer immer noch denkt …

… Gras braucht draußen wenig Dünger …
… wird spätestens bei der ersten Ernte eines Besseren belehrt. Hanf braucht relativ viel Dünger, man nennt ihn einen Starkzehrer. Unteredüngte Hanfpflanzen zeigen auch Outdoor bereits in den ersten beiden Blütewochen starke Mängel. Auch Nutzhanffelder werden von den Landwirten gedüngt, dürfen allerdings nicht von jedem X-Beliebigen angelegt werden. Torheit schützt vor Strafe nicht und wer denkt …

… Nutzhanf ist legal in Deutschland …
… liegt falsch. Nur Vollerwerbslandwirte dürfen Hanf anbauen und müssen dies spätestens zu Blütebeginn (15.Juni-1.Juli) melden. Selbst der Besitz einer geernteten Nutzhanfpflanze kann ohne eine vorliegende Erlaubnis theoretisch juristische Folgen haben. Im Süden gibt es regelmäßig Verfahren gegen Duftkissenbesitzer, die Nutzhanfkissen in Apotheken erworben haben, selbst Hanftee im Headshop wurde dort schon als Marihuanabesitz uminterpretiert.

Es gilt nach wie vor: Auch der Besitz von Nutzhanf, besonders den Blüten, ist für den Durchschnittsbürger gefährlich. Übrigens: Nutzhanf der zugelassenen EU-Sorten ist nicht von Natur aus fast THC-frei. Er bildet in den Folgegenerationen wieder mehr THC aus, so dass er nach ein paar Generationen wieder ein Gehalt von zwei bis drei Prozent aufweist. Deshalb müssen Landwirte auf zertifiziertes Saatgut zurückgreifen. Selbst in den Niederlanden ist das so, dabei denken viele …

.… Gras sei in den Niederlanden legalisiert.
Nein, auch dort ist es wie fast überall auf der Welt verboten. Allerdings wird der Verkauf von kleinen Mengen seit fast 40 Jahren geduldet. Ein Coffeeshop hat viele Pflichten und wenig Rechte. Viele wurden in den vergangenen Jahren kurzerhand geschlossen, obwohl sie sich an die „Regeln“ (maximal 500g auf Vorrat, keine Abgabe unter 18, nicht mehr als 5g pro Person) gehalten hatten.

Meist, weil sie den lokalen Behörden einfach ein Dorn im Auge waren. Rechtssicherheit gibt es aber auch für Coffeeshopbetreiber und Kunden in den Niederlanden nicht. Das hat die Einführung des Wietpas in den südwestlichen Provinzen gezeigt. Dort dürfen zurzeit nur registrierte, in den Niederlanden wohnhafte Personen Cannabis erwerben, was zu zahlreichen Schließungen und einem immensen Anstieg des Straßenhandels geführt hat.

Schimmel-Afghane, Nackt-Ernte und andere Legenden
Auf diese Gerüchte möchte ich nur kurz am Schluss und am Rande eingehen, weil sie allesamt schon lange als dreiste Lügen oder Auswüchse Hasch geschwängerter Phantasien enttarnt wurden und nur erwähnenswert sind, weil man sie ab und an noch an der unaufgeklärten Prohibistionistenfront oder von Alt-Hippies hört:

-nirgendwo auf der Welt wir Hasch geerntet, indem nackte Menschen über die Felder flitzen, um sich das Dope später von der Pelle zu kratzen.

-Schimmel-Afghane ist höchstens mieses Dope, das als „Delikatesse“ für viel Geld an unwissende Hippies verkloppt wurde.

-„Bananenschalen törnen“, dieses Gerücht wurde Ende der 1960er Jahre vorsätzlich von Prohibtions-frustierten Kiffern in den USA aufgebracht, um die Drogenfahnder zu verwirren.

-Zero oder gar Zero-Zero ist Blödsinn.
Das heißt nullte Siebung, ist also das Powder, das vor dem Sieben vor der Pflanze von selbst abfällt. Die nullte Siebung rückt kein Bauer raus, es wäre auch zum Handeln viel zu wenig. Diese Qualität ist für den Privatgebrauch oder für gute Freunde. Die null-nullte erst recht nicht, denn die gibt es gar nicht.
Haschisch der besten Coffeeshopqualität sollte eigentlich 1st oder 2nd heißen, denn selbst die erste oder zweite Siebung ist auch in den Niederlanden schwer zu bekommen.

-Hortensien törnen nicht, sondern führen höchstens zu einer Blausäurevergiftung.

-CO² kann nicht über die Wurzeln einer Pflanze aufgenommen werden, sondern lediglich über die Blätter.

-Energiesparleuchtmittel, egal ob LED oder CFL, sparen keinen Strom, sondern geben lediglich weniger Wärme ab.
Die effektivste Lampe zur Pflanzenzucht ist immer noch die gute, alte Natriumdampflampe.

Sicher fehlen in dieser Aufzählung noch eine Menge Halbwahrheiten, wir haben uns jedoch bemüht, die fiesesten Gerüchte, die zur Ausrottung der Hanf-Pflanze oder aus einfacher Unwissenheit um die Welt gehen, ins rechte Licht zu rücken. Besonders die Sache mit dem Gen-Gras führt unsere Bemühungen, echte Aufklärung in Sachen Hanf zu betreiben, immer wieder ad absurdum, weil bei Allem, was mit „Gen“ anfängt, die Front der Unterstützer, auch aus den eigenen Reihen, zu bröckeln beginnt. Hier setzen Hanfgegner ganz bewusst auf die Macht des (Un)-Wortes, eine Polemisierung auf Kosten der Hanfkonsumenten scheint ausdrücklich erwünscht.

Deshalb rufen wir dazu auf, der „Gen-Gras“ Kampagne aus Politik und Medien mit Gebetsmühlen artigen Wiederholen von Zahlen, Fakten und Beweisen entgegen zu wirken, egal von wem oder wo über „Gen-Gras“ geschrieben, gesendet oder anderweitig berichtet wird.

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