Donnerstag, 30. August 2012

NarcoZones

Entgrenzte Märkte und Gewalt in Lateinamerika

Fast 55.000 Menschen wurden seit 2006 in Mexiko während des Drogenkrieges ermordet, mehr als 10.000 gelten als vermisst, hinzu kommen 120.000 Binnenflüchtlinge und ein Ende der Gewalt ist nicht abzusehen – im Gegenteil: Das letzte Jahr war mit 17.000 Toten das bisher blutigste. Experten sprechen mittlerweile von der Kolumbianisierung Mexikos.
Gemeinsam mit Wolf-Dieter Vogel und drei weiteren Kollegen beleuchtet die Berliner Kulturwissenschaftlerin und Publizistin Anne Huffschmid in ihrem aktuellen Buch „NarcoZones“ verschiedene Aspekte des Themenkreises Drogenhandel, organisierte Kriminalität und Gewalt in vier südamerikanischen Ländern. Schwerpunkt ist Mexiko, wo die Fronten im Drogenkrieg verlaufen, am 1. Juli ein neuer Präsident gewählt wurde und der amtierende Staatschef Felipe Calderón ein Land hinterlässt, das sich in einer beispiellosen Eskalation der Gewalt befindet und bürgerkriegsähnliche Ausmaße aufweist. Gleich im ersten Kapitel „Das Paradox der Repression“ umreisst der politisch eher konservative Jurist, Ökonom und Sicherheitsexperte Edgardo Buscaglia in einem ausführlichen Interview die Ursachen hierfür und erläutert die Auswirkungen auf Mittelamerika.
José Reveles spricht über die Geschichte und Hintergründe des mexikanischen „Drogenkriegs“, bevor der bekannte mexikanische Journalist und Krimiautor Paco Ignacio Taibo II in acht Thesen darlegt, warum der bewaffnete Drogenkrieg nicht zu gewinnen ist. In insgesamt 17 Texten wird der Konflikt akribisch aufgeschlüsselt und auch ein Blick auf Guatemala, Kolumbien und Brasilien geworfen.
Die internationale Gemeinschaftsproduktion, die im klassischen Paperback-Format erhältlich ist, interpretiert die „Narcos“ als Akteure einer „marktradikalen Zuspitzung“ des kapitalistischen Systems, die sich „zu einer eigenen Welt und Macht entwickelt“ haben.
Die transnational agierenden Kartelle erzielen ihre Gewinne schon längst nicht mehr allein nur durch Drogen. Somit steht in dieser länderübergreifenden, verständlichen und sehr informativen Analyse immer die Frage im Mittelpunkt, welche gesellschaftlichen Veränderungen notwendig sind, um die Macht der Kartelle zu brechen und alternativen Modellen gesellschaftlicher Entwicklung wieder Raum zu verschaffen.

NarcoZones
Autoren: Anne Huffschmid / Wolf-Dieter Vogel / Nana Heidhues / Michael Krämer / Christiane Schulte
Verlag: Assoziation A
ISBN: 978-3-86241-414-7

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen