Donnerstag, 30. August 2012

Mehr als ein Pappenstiel

Keine Randerscheinung: Die Hanfparade 2012

Endlich hat’s geklappt. Nein, nicht das mit der Legalisierung, auf die werden wir sicher noch eine Generation warten müssen, aber das mit der Hanfparade haut endlich wieder hin.
Mit 4000 Teilnehmenden, sechs Paradewagen und zurückhaltenden Beamten konnte die Hanfparade, die in diesem Jahr unter dem Motto „Freiheit, Gesundheit, Gerechtigkeit“ stand, endlich wieder als eine Kundgebung wahrgenommen werden, deren Anliegen nicht nur eine kleine Minderheit mit Hippie-Ambiente betrifft.

Bereits die Auftaktkundgebung bescherte den Veranstaltern des Jakis e.V. einen prall gefüllten Alexanderplatz. Die sonst übliche Abschreckungstaktik der Polizei der kleinlichen (Hosen)-Taschenkontrollen gehört seit diesem Jahr hoffentlich der Vergangenheit an, denn die Vorfeldkontrollen waren 2012 nicht intensiver als bei anderen, politischen Demonstrationen. Besonders erfreulich: Es wurde, anders als die Jahre zuvor, 2012 niemand auf dem Weg zur Veranstaltung daran gehindert, für die Re-Legalisierung von Hanf auf die Berliner Straßen zu gehen. Das gute Wetter tat sein Übriges und so konnte Steffen Geyer, der einen Tag zuvor von der Cannabiskultour zurückgekehrt war, so viele Demonstrierende begrüßen wie lange schon nicht mehr. Die verstärkte Repression der letzten Jahre zeigt offensichtlich eine andere als die erhoffte Wirkung: Immer mehr Betroffene wehren sich mit legalen Mitteln gegen die staatliche und gesellschaftliche Diskriminierung von Hanf Konsumierenden. Denn nicht nur die Hanfparade, sondern auch die Cannabiskultour, der Hanftag in Hannover oder München und die kommende Dampfparade in Köln setzen ein eindeutiges Zeichen für den Aufbruch.

Im Anschluss an die Auftaktkundgebung setzte sich ein langer Demonstrationszug Richtung Regierungsviertel in Bewegung, der bis zum Zwischenstopp am Gesundheitsministerium auf gut 4000 Menschen angeschwollen war. Nach dem kurzen Halt, einigen Redebeiträgen und einem Appell an die Drogenbeauftragte Dyckmans, endlich eine evidenzbasierende Drogenpolitik zu gestalten, ging es weiter zum Brandenburger Tor, wo die Abschlussveranstaltung stattfinden sollte. Dort angekommen mischten sich zahlreiche Touristen unter das kreative Hanf-Volk, um abwechselnd Redebeiträgen von Hanf-Aktiven und musikalischer Legalisierungskost zu lauschen. Auch die Schikanen der Berliner Versammlungsbehörde, die sogar den Verkauf von alkoholfreien Getränken und kleinen Snacks verboten hatte, weil es dem informativen Charakter der Veranstaltung nicht entspräche, taten der guten Stimmung vor und auf der Bühne keinen Abbruch. Last but not least hatte die Polizei ob der friedliebenden Masse so wenig zu tun, dass die Beamten sogar Zeit für das ein oder andere offene Gespräch fanden. So kam es während der gesamten Parade lediglich zu einer Festnahme wegen Beleidigung.

Die Hanfparade ist eine Menschenrechtsbewegung

Zwischen den musikalischen Beiträgen von SelassiKai (Köln), Pech und Würfel (Berlin), Blended (Berlin), 58 Musical Stars (Lüdenscheid) oder Herr von Grau (Berlin) fasste der Stadtjugendpfarrer von Gera, Michael Kleim, das neue Selbstverständnis der Legalisierungsbefürworter/innen mit den Worten „Die Hanfparade ist eine Menschenrechtsbewegung. Mit diesem Anspruch und mit diesem Selbstbewusstsein sollten wir auch auftreten“, mehr als treffend zusammen.
Mit diesem Satz in den Ohren und der diesjährigen Parade im Sinn kann man wieder ernsthaft hoffen, dass die Hanfparade 2013 mit einer fünfstelligen Besucherzahl aufwarten wird. Unser ganz spezieller Dank gilt all jenen, die die zahlreichen Aufrufe im Vorfeld erhört, sich am 11. August für das gemeinsame Anliegen eingesetzt haben und weder lange Anfahrtswege noch sonstige Hindernisse gescheut haben, um im Zentrum der Macht etwas zu bewegen. Langsam aber sicher und vor allen Dingen stetig kommen wir voran. See you 2013.

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