Mittwoch, 30. Mai 2012

Handeln oder Leiden

Hanfpolitik wird vor Ort gemacht

Seit dem 02.05.2012 glühen in unserer Redaktion alle Leitungen, weil viele Leser/innen wissen möchten, ob man als Deutsche/r in diesem oder jenem Coffeeshop „noch was bekommt“. Das können und wollen wir so genau gar nicht wissen, schließlich sind wir nicht das niederländische „Hennep Journal“, sondern kümmern uns primär darum, die Zustände im eigenen Land zu dokumentieren, anzuprangern, um so vielleicht irgendwann mal dazu beizutragen, sie zu ändern.

Die von der neuen Regelung betroffenen Provinzen haben wir mehr als einmal veröffentlicht, alle Updates sind online und/oder gedruckt, und ob der jeweilige Lieblingsshop betroffen ist, kann man ganz einfach rausfinden, indem man sich mal schlau macht, in welche Provinz unserer Nachbarn man seit Jahren sein Weed holen fährt. Nichtsdestotrotz melden wir natürlich alle Neuigkeiten rund um den „Wietpas“, so wie auch in dieser Ausgabe auf Seite fünf. Leider trifft die Kritik aus konservativen Kreisen unserer Nachbarn, einige Coffeeshoptouristen reduzierten aufgrund ihr Land auf Gras und Hasch, nicht selten zu.

Uns Berliner stört der „Wietpas“ naturgemäß weniger als die Teile unserer hoch geschätzten Leserschaft, die grenznahe Shops genutzt haben, ihren Eigenbedarf abzudecken. Klar, die Regelung ist ungerecht und diskriminierend, aber sie wurde von einem souveränen Staat beschlossen, in dessen innenpolitische Angelegenheiten man sich auch als enttäuschter Kiffer nicht unbedingt einmischen muss, wenn es zu Hause viel schlimmer ist und man von Nachbarn nicht erwarten kann, eigene Fehler mit zu kompensieren.

Trotz „Wietpas“ immer noch liberaler als wir

Wir sollten lieber mal vor der eigenen Tür kehren, denn unsere Nachbarn sperren ihre Bürger nicht für Gras ein, soweit sollten wir hier erstmal kommen. Der „Wietpas“ heißt eigentlich nur: „Löst euere Probleme bitte selbst, die ihr euch durch die miese Drogenpolitik eingebrockt habt.“

Selbst Hardliner wie der Bürgermeister von Maastricht stellen die Straffreiheit für den Besitz und Verkauf zum Eigenbedarf für ihre Bürger/innen nicht in Frage, abgesehen von den noch immer zahlreichen Unterstützern in Politik und Gesellschaft, die das alte Coffeeshopmodell zurückfordern und sogar weiter liberalisieren wollen.

Davon gibt es bei unseren Nachbarn weitaus mehr als bei uns, Stichwort Sozialdemokraten: Hätte unsere SPD die Position ihrer niederländischen Schwesterpartei auch nur ansatzweise in ihrem Programm, wären wir auch bei uns schon viel weiter.

Es ist immer ein gesellschaftlicher Rückschritt, wenn sich konservative oder gar populistische Kräfte in der Drogenpolitik durchsetzen, aber die sind in den Niederlanden in Sachen Hanfpolitik immer noch fortschrittlicher als unsere SPD oder die pseudo-liberale FDP.

Auch umgekehrt wird kein Schuh draus

Ich persönlich hatte auch immer mehr Respekt vor denen, die geholfen haben, die DDR zu verändern und schlußendlich abzuschaffen, anstatt einfach abzuhauen und aus der Ferne über die Parteibonzen zu meckern. Abhauen wird ab jetzt schwerer, der Wietpas ist nichts anderes als die „Berliner Mauer für Kiffer“, die erst fallen wird, wenn sich in Deutschland was ändert. So wie 1989.

Da waren wir allerdings auch nicht gerade vorne an, die Polen, Tschechen und Slowaken sowie die Ungarn mussten uns erstmal vormachen, wie man durchsetzt, was schon längst überfällig ist.

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