Donnerstag, 3. Mai 2012

Handeln oder Leiden

Hanfpolitik wird vor Ort gemacht- Ein Kommentar

Seit gestern glühen in unserer Redaktion alle Leitungen, weil viele Leser/innen wissen möchten, ob man als Deutsche/r in diesem oder jenem Coffeeshop “noch was bekommt”. Das können und wollen wir so genau gar nicht wissen, schließlich sind wir nicht das niederländische “Hennep Journal”, sondern kümmern uns primär darum, die Zustände im eigenen Land zu dokumentieren, anzuprangern und so vielleicht irgendwann mal dazu beizutragen, sie zu ändern.
Die von der neuen Regelung betroffenen Provinzen haben wir mehr als einmal veröffentlicht, alle Updates sind online und/oder gedruckt, und ob der jeweilge Lieblingsshop betroffen ist, kann man ganz einfach rausfinden, indem man sich mal schlau macht, in welche Provinz unserer Nachbarn man seit Jahren sein Weed holen fährt. Denn leider trifft die Kritik aus konservativen Kreisen unserer Nachbarn, einige Coffeeshoptouristen reduzierten ihr tolles Land auf Gras und Hasch, nicht selten zu. In diesem Zusammenhang muss ich nur das Verhalten der in Gruppen auftretenden, THC-toller Kids im Coffeeshop-Wahn erwähnen, die, wenn es hoch kommt, gerade mal den Namen der Stadt kennen, in der sie endlich halb-legal kiffen dürf(t)en.

Uns stört der “Wietpas” weitaus weniger als die Teile unserer hoch geschätzten Leserschaft, die grenznahe Shops genutzt haben, ihren Eigenbedarf abzudecken. In Berlin ist nun mal ein fallender Sack Reis aus China genauso wichtig wie die Frage, ob es im Easy Going Gras für Deutsche gibt oder nicht. Klar, die Regelung ist ungerecht und diskriminierend, aber sie wurde von einem souveränen Staat beschlossen, in dessen innenpolitsiche Angelegenheiten man sich auch als enttäuschter Kiffer nicht unbedingt einmischen muss. Vor allen Dingen, weil es zu Hause viel schlimmer ist und man von Nachbarn nicht erwarten sollte, eigene Fehler mit zu kompensieren.

Trotz “Wietpas” immer noch liberaler als wir

Wir sollten lieber mal vor der eigenen Tür kehren, anstatt uns bei den Nachbarn einzumischen oder sie auch nur ansatzweise zu kritisieren. Denn die sperren ihre Bürger nicht für Gras ein, so weit sollten wir hier erstmal kommen. Der “Wietpas” heißt eigentlich nur: “Löst euer Problem bitte selbst, die ihr euch durch die miese
Drogenpolitik eingebrockt habt.”
Selbst Hardliner wie der Bürgermeister von Maastricht (siehe Video unten) stellen die Straffreiheit für den Besitz und Verkauf zum Eigenbedarf für ihre Bürger/innen nicht in Frage, abgesehen von den noch immer zahlreichen Unterstützern in Politik und Gesellschaft, die das alte Coffeeshopmodell weiterhin unterstützen und weiter liberalisieren wollen. Denn auch von denen gibt es bei unserern Nachbarn weitaus mehr als bei uns, Stichwort Sozialdemokraten: Hätte unsere SPD die Position ihrer niederländischen Schwesterpartei auch nur ansatzweise in ihrem Programm, wären wir auch bei uns schon viel weiter. Es ist immer ein gesellschaftlicher Rückschritt, wenn sich konservative oder gar populistische Kräfte in der Drogenpolitik durchsetzen, aber die sind in den Niederlanden in Sachen Hanfpolitik immer noch fortschrittlicher als unsere SPD oder die pseudo-liberale FDP.

Auch umgekehrt wird kein Schuh draus

Ich glaube kaum, dass die Niederländer sich beschweren würden, wenn in Deutschland ein Coffeeshop aufmachte, der nicht an Niederländer verkauft. Deshalb sollten wir aufhören, uns über unsere Nachbarn zu beschweren, sondern deren liberale Drogenpolitik loben und uns beim nächsten Besuch auf all die schönen Dinge konzentrieren, die es dort neben den Coffeeshops gibt und die vor lauter Skunk, King Hassan und Amnesia bei vielen Hänflingen bisher zu kurz gekommen sind.

Ich persönlich hatte auch immer mehr Respekt vor denen, die geholfen haben, die DDR zu verändern und schlußendlich abzuschaffen, anstatt einfach abzuhauen und aus der Ferne über die Parteibonzen zu meckern. Abhauen wird ab jetzt schwerer, der Wietpas ist nichts anderes als die “Berliner Mauer für Kiffer”, die erst fallen wird, wenn sich in Deutschland was ändert. So wie 1989. Da waren wir allersdings auch nicht gerade vorne an, die Polen, Tschechen und Slowaken und die Ungarn mussten uns erstmal vormachen, wie man durchsetzt, was schon längst überfällig ist.

Update: Easy Going am 2.5.2012 von der Polizei geschlossen:

Big Brother überwacht den Wietpas

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