Dienstag, 1. November 2011

Alptraum Prohibition

Warum die weltweite Prohibition gegen Marihuana enden muss

Watanuga Lahele strahlt. Seine glasig-feuchten Augen, die unter einem großen, konisch geformten Strohhut hervor lugen sind entrückt, seine Bewegungen fahrig. Seit Stunden kaut er auf einer schwarz-grünlichen Kalangiwurzel und die in ihr enthaltene Droge Tetralin zeigt nun deutlich ihre euphorisierende und bewusstseinsverändernde Wirkung. Lallend grölt er Lieder mit hundertausenden seiner Landsleute, wenn in der Hauptstadt Bomaki traditionell im Mai das Kalangi-Fest gefeiert wird.
Trotz ihrer bewusstseinsverändernden Wirkung und ihrer gefährlichen Nebenwirkungen ist die Droge Tetralin in der Westafrikanischen Republik völlig legal. Während des Kalangi-Festes kommt es zu Dutzenden von Vergewaltigungen, sexuelle Belästigungen sind an der Tagesordnung. Viele Besucher enden in Notaufnahmen. Die motorische Koordination ist bei starkem Konsum so beeinträchtigt, dass jährlich tausende von Menschen im Straßenverkehr sterben und zehntausende verletzt werden. Weitere zehntausende sterben jährlich an Überdosierung oder an den Folgen von andauernder Überdosierung und Sucht. Längerer übermäßiger Konsum der Droge führt zu Hepatitis, Leberzirrhose, Nervenschädigungen, Psychosen, Delir, Kehlkopf-, Magen-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, Herzmuskelschwäche, Depressionen und Demenzerkrankungen. Die Sucht, die sich schon nach Einnahme kleiner Mengen einstellen kann, zerstört zehntausende Familien. Nach Schätzungen von Regierungsstudien geschieht fast jede dritte Vergewaltigung unter dem Einfluss von Tetralin; aber auch bei Raubmord, schwerer Körperverletzung und Totschlag stehen statistisch gesehen ca. ein Drittel der Täter unter dem Einfluss der Droge.
Wie ist es möglich, dass die Westafrikaner eine solch gefährliche Droge zelebrieren? Warum ist diese Kultur so viel liberaler als andere Staaten, in der eine Substanz wie Marijuana illegal ist, obwohl sie nach Einschätzung vieler Toxikologen als vergleichsweise weit weniger gefährlich als Zigarettentabak oder Alkohol bewertet wird?

Natürlich sind das die falschen Fragen. Einige bessere Fragen wären diese: Wussten Sie, dass es keine Westafrikanische Republik gibt, dass es auch Tetralin in Wirklichkeit nicht gibt? Ahnen Sie, wovon hier wirklich die Rede ist? Stellen Sie sich bitte noch einmal die von mir erfundene Szenerie in ‚Westafrika‘ vor. Von hier aus machen wir eine langsame Überblendung in die Realität. Wir sind jetzt in Deutschland, genauer gesagt, in Bayern. Ersetzen sie Watanuga Lahele durch Rüdiger Wohlgemut in seinem festlichen ‚Stammesgewand‘, eine traditionelle bayrische Tracht und einen großen grauen Filzhut. Der sonst so zurückhaltende Angestellte sitzt glücklich schunkelnd im Bierdunst eines gigantischen Zeltes und grölt Volkslieder, während er völlig enthemmt nach der vierten Maß Bierkrug schleppende Bedienungen begrabscht. Rüdiger sitzt auf dem größten und berühmtesten Drogenfestival der Welt, dem Oktoberfest in München, in Deutschland, Mitteleuropa, im Zentrum der vermeintlich post-aufgeklärten, rationalen Informationsgesellschaft. Alles, was oben über das fiktive Kalangi-Fest und Tetralin beschrieben ist, sind Tatsachen, die sich in Wirklichkeit auf das Münchner Oktoberfest und die Droge Alkohol beziehen: die sexuellen Übergriffe, die Unfallstatistiken, die fatalen Nebenwirkungen, die Statistiken über den Anteil von Straftaten.
Brauchen wir also eine rigorose Prohibition gegen Alkohol, um die Gesellschaft und vor allem unsere Jugend vor dieser gefährlichen Droge zu schützen? Sollten wir einen „Krieg gegen Alkohol“ beginnen? Natürlich ist das Unsinn. Wir wissen, dass eine Prohibition gegen Alkohol sinnlos ist. Warum aber sind wir empört, wenn wir hören, wie fahrlässig die vermeintliche ‚Westafrikanische Republik‘ mit ‚Tetralin‘ umgeht? Haben wir da nicht innerlich eine Prohibition gefordert? Was stimmt hier nicht mit unserer Wahrnehmung? Kann es sein, dass wir zu oft Formulierungen wie „Drogen und Alkohol“ gehört haben – so oft, dass wir inzwischen tatsächlich glauben, Alkohol sei keine Droge?
Die Prohibition gegen Alkohol in den USA während des ersten Weltkrieges hatte verheerende Folgen: ein Aufblühen des organisierten Verbrechens mit prominenten Vertretern wie Al Capone, ein Verlust von Steuereinnahmen in Milliardenhöhe bei gleichzeitig hohen Staatsausgaben für die Verfolgung und Verhaftung von Händlern und Konsumenten sowie die gesundheitliche Schädigung hunderttausender, die nach wie vor Alkohol tranken, sich aber nun auf einem unkontrollierten Schwarzmarkt mit gepanschtem und oft hoch gefährlichen minderwertigem Alkohol versorgten.
Warum also erleben wir noch immer eine staatliche Prohibition gegen Marijuana, wenn eine Droge wie Alkohol mit allen ihren Nebenwirkungen und ihren teilweise verheerenden soziologischen Folgen legal ist? Längst ist klar, dass die Prohibition gegen Marijuana ähnlich der Alkoholprohibition genauso destruktiv wie ineffektiv ist, auch wenn sie in vielen Ländern mit gnadenloser Rigidität durchgeführt wird. Viele Länder mit strikter Prohibition wie die USA haben nachweislich höhere Raten an Marijuanabenutzern als z.B. die Niederlande, wo der Gebrauch von Marijuana schon seit längerem dekriminalisiert wurde. Auch nach der Dekriminalisierung von Marijuana in den Niederlanden ist der Gebrauch im Vergleich mit anderen Ländern nicht gestiegen. Die Prohibition gegen Marijuana kostet Milliarden an Steuergeldern und schafft einen weltweiten kriminellen Schwarzmarkt. Warum haben wir unsere Lektion nicht gelernt?
Die Prohibition gegen Marijuana geht zu großen Teilen auf eine Desinformationskampagne zurück, die bereits in den 30er Jahren in den USA begann. Nach dem Ende der Alkoholprohibition musste sich die frühere Prohibitionsbehörde ein neues Betätigungsfeld suchen und fand dies in der Prohibition gegen Marijuana. Der Chef dieser Behörde, dem „Federal Bureau of Narcotics“, Harry J. Anslinger, ließ Propaganda Radio-Spots und Filme produzieren und von bezahlten PR-Textern erfundene Berichte landesweit in Zeitungen platzieren.
Anslinger ließ Marijuana als eine tödliche Droge darstellen, die ihre Benutzer in aggressive Amokläufer verwandele, welche in sexueller Ekstase Opfer vergewaltigen und morden würden – bevor die Droge schließlich in letzter Konsequenz den Konsumenten selbst zu Wahnsinn und Tod führe. Eine äußerst zynische Strategie Anslingers war die Ausbeutung rassistischer Vorurteile in einer Zeit, in der mexikanische Einwanderer und schwarze Jazzmusiker wie z.B. Louis Armstrong bekannt für ihren Marijuanagebrauch waren. So sagte er vor dem Kongress aus: „Es gibt 100.000 Marijuana Raucher in den U.S.A und die meisten sind Neger, Latinos, Filipinos und Entertainer. Ihre satanische Musik, Jazz und Swing, resultiert aus dem Gebrauch von Marijuana. (..) Der primäre Grund, Marijuana zu verbieten, ist sein Effekt auf die degenerierten Rassen. Marijuana ist eine Suchtdroge, die bei Gebrauch zu Wahnsinn, Kriminalität und Tod führt. Sie können einen Joint rauchen und werden dann wahrscheinlich ihren Bruder töten. Marijuana ist die am stärksten Gewalt verursachende Droge in der Geschichte der Menschheit.“ Solche und ähnliche bewusst irreführende Aussagen führten schließlich zur Prohibition gegen Marijuana. Mediziner der American Medical Association, die sich schon damals gegen die Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme aussprachen, wurden ignoriert.
Der historische Fortgang der Prohibition ist noch bizarrer. Nachdem die erste ernst zu nehmende interdisziplinäre wissenschaftliche Studie des New Yorker Bürgermeister Fiorello praktisch alle von Anslingers Propaganda verbreiten Mythen über Marijuana widerlegt hatte, änderte dieser seine Strategie. In der antikommunistischen Atmosphäre der McCarthy Ära überzeugt er den Kongress, Marijuana weiter zu verbieten – unter anderem weil es Benutzer zu friedlich mache und vom kommunistischen China bereits benutzt würde, die Wehrfähigkeit der USA zu untergraben. Die Absurdität dieses Widerspruchs zur früheren Argumentation schien niemandem aufzufallen. Anslinger wurde 1951 zum Vorsitzenden der Drogenkommissionr UNO und sorgte dafür, die „Single Convention on Narcotic Drugs“ durchzusetzen, in der Marijuana den Opiaten gleichgestellt wurde. Das weltweite Verbot des Cannabisanbaus geht im Wesentlichen direkt auf das Wirken eines Mannes zurück, dessen Quellen zu 95% aus Zeitungsmeldungen der Boulevardpresse bestanden, wie eine posthume Sichtung seines Aktennachlasses zeigte. Das weltweite Verbot des Cannabisanbaus geht auf das Wirken eines Mannes zurück, dessen Quellen zu 95% aus Zeitungsmeldungen der Boulevardpresse bestanden
Anslingers Kampagne hat die Gesetzgebung und unser Bild von Marijuana nachhaltig geprägt – negative Assoziationen sind immer noch tief mit unserer Vorstellung von Marijuana verbunden. In den Kognitionswissenschaften nennt man es „cognitive priming“, wenn eine vorhergehende Konditionierung auf bestimmte Assoziationspaarungen bewirkt, dass z.B. beim Hören eines Begriffes bestimmte Bilder assoziiert und Erwartungshaltungen ausgelöst werden. Die Prohibition generiert die Stereotypen, die sie zum Überleben braucht: Marijuana-Konsumenten werden per Gesetz zu Kriminellen und wir assoziieren deswegen inzwischen Marijuanagebrauch mit Kriminalität. Viele neue Prohibtionsargumente sind selbst heute noch auf eine perfide Weise irreführend. Prohibitionisten verweisen z.B. auf wachsende Zahlen von Marijuanakonsumenten, die um Hilfe bei therapeutischen Stellen ersuchen. Sie verschweigen dabei, dass die meisten dieser „Hilfesuchenden“ eine Therapie aufsuchen, weil sie in den letzten Jahren zunehmend von Gerichten dazu verurteilt wurden.
Die perfide Manipulationstechnik der Prohibitionisten zeigt sich vor allem in der bewusst irreführenden Metaphorik ihrer Slogans. Der unter dem amerikanischen Präsidenten Nixon eingeführten Begriff „War on Drugs“ ist dafür das beste Beispiel. Einen Krieg gegen Drogen hat es eigentlich nie gegeben. Es gibt nur einen Konflikt unter Drogenbenutzern. Im alten Mexiko wurde der Alkoholkonsum mit dem Tode bestraft, während man rituell die Droge Meskalin aus Kaktussen zu religiösen Zwecken benutzte. In Russland wurden ab 1634 Tabakraucher körperliche verstümmelt oder mit der Todessstrafe bedroht, während Alkohol legal war. In Deutschland wurde in der zweiten Hälfte des 18ten Jahrhunderts der Kaffeetrinker – ausgenommen den Vornehmen und Amtspersonen – mit Prügelstrafe und Gefängnis bis zu vier Jahren bedroht, während Alkoholkonsum legal war. Es gibt keinen Krieg gegen Drogen. Den hat es eigentlich nie gegeben. Es gibt nur einen Konflikt unter Drogenbenutzern.
Aber auch wenn auch das Risikopotential von Marijuana weitaus geringer ist als bei einer legalen Droge wie Alkohol, muss dies ernst genommen werden. Jede psychoaktive Substanz ein Risikopotential. Gerade Jugendliche können durch unmäßigen Dauerkonsum dramatisch in Schieflage geraten – nicht, weil Marijuana wie andere Substanzen nachhaltig physiologisch schädigt. Andauernder Konsum kann aber zum Beispiel zu einer Dauerflucht in eine andere Realität missbraucht werden und zum Scheitern in einer Lebensphase beitragen, die besonders fordernd ist. Schon alleine deshalb brauchen sie besonderen Schutz. Gerade hier aber versagt die Prohibition am kläglichsten. Selbst in den USA, wo die Prohibition mit drakonischen Strafen ausgeführt wird, sagen Jugendliche an High Schools heute, dass es für sie kinderleicht ist, sich Marijuana auf der Straße zu beschaffen. Die Prohibition ist aber auch in epischem Maße zerstörerisch. Schon wegen kleinen Delikten werden in vielen Ländern Jugendlichen der Schule oder der Universität verwiesen, sie oder ihre Eltern verlieren ihre Jobs, oder sie gehen für geringe Mengen Besitzes ins Gefängnis. Familien werden zerstört und wie bei der Prohibition gegen Alkohol wird ein riesiger Schwarzmarkt generiert, bei dem unkontrollierte und oft gefährlich verunreinigte Stoffe an den Konsumenten weiter gegeben werden.
Die Prohibition ist aber nicht nur zum Schutz unserer Kinder und Jugendlichen völlig wirkungslos. Sie ist vor allem in epischem Maße zerstörerisch. Jugendliche verlieren das Vertrauen in einen Staat, der in bigotter Manier eine Substanz illegal macht, die bekanntermaßen weit weniger gefährlich ist als die legalen Drogen Alkohol oder Nikotin. Ein besserer Schutz von Jugendlichen und Erwachsenen würde von einer Reglementierung vergleichbar der von Alkohol ausgehen. Um glaubwürdig und effektiv zu sein, muss der Staat rational handeln und sich endlich von wissenschaftlichen Experten leiten lassen. Die traurige geschichtliche Bilanz ist aber, dass sämtliche ernst zu nehmenden von Regierungen in Auftrag gegebenen Studien zum Thema Marijuana ignoriert wurden. Ob nun der Bericht der indischen Hanfkommission (England 1894), der Bericht der New Yorker LaGuardia Kommission (1944), der Baroness Wootton-Bericht (England, 1968) der Bericht der LeDain-Komission (Kanada 1972), der Report der Shafer Kommission (1972), oder der Bericht des Komitees zur Frage illegaler Drogen des kanadischen Senats (2002), allesamt entkräftigen Sie die erfundenen Ammenmärchen über Gefährlichkeit von Marijuana und sprechen sie sich gegen eine Kriminalisierung aus.
Die Ersparnis für den deutschen Staat, die das Ende der Marijuana-Prohibition mit sich bringen würde, liegt aber nach vorsichtigen Schätzungen des deutschen Hanfverbandes jährlich bei fast 1,5 Milliarden EUR. Diese Gelder könnten sinnvoller auch z.B. für Aufklärung genutzt werden. Es ist dringend an der Zeit, zu einem ehrlicheren Umgang mit der Thematik zu kommen. Es kann bei der Aufklärung nicht darum gehen, eine vollkommene Abstinenz zu predigen. Der Gebrauch von psychoaktiven Substanzen geht viel weit in unsere Evolutionsgeschichte zurück. So schreibt der amerikanische Psychopharmakologe Ronald K. Siegel, einer der bekanntesten Experten auf dem Gebiet der Forschung über die Interaktion von Tieren mit psychoaktiven Pflanzen: „Wie sie (…) sehen werden, sucht fast jede tierische Spezies nach Rauschmitteln. Dieses Verhalten ist so stark und beständig, dass es wie ein Trieb funktioniert, genau wie unsere Triebe Hunger, Durst und Sex. Dieser ‚vierte Trieb‘ ist ein natürlicher Bestandteil unserer Biologie, der den unwiderstehlichen Wunsch nach Drogen bedingt. In gewisser Weise ist der ‚War on Drugs‘ ein Krieg gegen uns selbst, eine Verleugnung unserer Natur.“
Fast jede tierische Spezies sucht nach Rauschmitteln. Dieses Verhalten ist so stark und beständig, dass es wie ein Trieb funktioniert, genau wie unsere Triebe Hunger, Durst und Sex. Die Konsequenz daraus ist die Einsicht, dass wir Menschen, die psychoaktive Substanzen gebrauchen wollen, zu einem respektvollen und sinnvollen Umgang anleiten müssen. Dazu gehört auch die Einsicht, dass diese Substanzen neben Risiken auch ein positives Potential besitzen. Auch Alkohol hat ein positives Potential, und zwar nicht nur in medizinischer Hinsicht: unter der enthemmenden Wirkung von Alkohol wagt sich der schüchtern Verliebte seine Angebetete anzusprechen, der Weingourmet erlebt einen unschätzbares, rauschhaftes Geschmackserlebnis, Dichter und andere Autoren berichten von einer gesteigerten Fähigkeit der Konzentration. Auf der anderen Seite beginnt uns die endocannabinoide Forschung nicht nur zu zeigen, wie und warum der bisherige medizinische Gebrauch von Marijuana so erfolgreich ist, sondern sie beginnt auch die tausenden von Berichten von überwiegend gesunden, gesetzestreuen, produktiven und steuerzahlenden Menschen zu erklären, die Marijuana positiv gebrauchen. Viele berichten, wie sich während eines „Highs“ wieder auf das „Hier-und-Jetzt“ konzentrieren zu können, sich an längst vergangene Ereignisse erinnern und zu einem tieferen Verständnis von Kunst und Musik zu gelangen. Andere berichten von der Intensivierung aller möglichen Empfindungen, einem intensiveren Erleben beim Sex, der gesteigerten Fähigkeit, sich introspektiv zu erforschen, sich empathisch in ihre Mitmenschen hinein zu versetzen, sich zu entspannen, kreativ zu arbeiten, oder zu tiefen Einsichten zu gelangen. Zu den vielen prominenten Konsumenten von Marijuana gehören nicht nur Musiker und Künstler, sondern auch Schriftsteller, Manager, Philosophen und Wissenschaftler. Jazzmusiker wie Billy Holiday nutzen die bewusstseinsverändernden Eigenschaften ebenso wie die Schriftsteller Viktor Hugo, Charles Baudelaire, oder Jack London, der deutsche Philosoph Walter Benjamin, die Regisseure Robert Altman und Hal Ashby, der Unternehmer Richard Branson, die Schauspielerin Whoopi Goldberg, der Physiker Richard Feynman oder der Astronom Carl Sagan. Wenn auch nur ein Bruchteil der Berichte über das positive Potential von Marijuana richtig ist, muss ernsthaft gefragt werden, ob unser derzeit staatlich angeordnetes Verbot kein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von Millionen von Menschen ist, die sich entschieden haben, dieses Potential für sich zu nutzen. Die Legalisierung von Marijuana ist kein gefährliches Experiment. Marijuana war in allen Kulturen fast über die gesamte Zeit der Menschheitsgeschichte weltweit legal. Auch in Ländern wie in Indien, in denen der Gebrauch von Marijuana jahrhundertelang weit verbreitet war und noch ist, kam es nachweislich nicht zu einer epidemischen Ausbreitung, zu Amokläufen, oder zu erhöhten Raten von Schizophrenie oder sonstigen Psychosen. Das gefährliche Experiment der Marijuana Prohibition hingegen ist gescheitert – mit einer weitaus schlimmeren Bilanz noch als die der Alkoholprohibition und Millionen von Opfern weltweit.
Die Wissenschaft und die meisten einschlägigen Experten auf dem Gebiet der Drogenpolitik haben wiederholt längst grünes Licht für eine Legalisierung gegeben – seit Jahrzehnten. Die Einsicht, dass der Drogenkrieg ein tödlicher Irrweg ist, wird von immer mehr Menschen in allen Schichten der Bevölkerung geteilt. Die „Global Kommission on Drugs“ hat kürzlich einen Bericht mit der Forderung nach einem sofortigen Ende der Prohibition vorgelegt. Unter den Mitgliedern befinden sich unter anderem der frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan, der frühere amerikanische Außenminister George Shultz, der amtierende Ministerpräsident Griechenlands George Papandreou, der ehemalige Ministerpräsident Brasiliens Fernando H. Cardoso, sowie der ehemalige Generalsekretär der Nato Javier Solana. Die weltweit anerkannte Aktionsgruppe „AVAAZ“ hat am 2. Juni 2011 eine Petition mit über einer halben Million Stimmen für die Beendigung des Drogenkriegs an den UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon übergeben, Stimmen, die in nur wenigen Tagen gesammelt wurden. Die Zeit ist reif für einen Wandel. Es ist an der Zeit, aus dem Alptraum aufzuwachen, in welchen Menschen wie Harry Anslinger uns versetzt haben.

Weblinks
www.marijuana-uses.com
www.drogenpolitik.org
www.norml.org
www.avaaz.org
www.globalcommissionondrugs.org
http://srva.na.icb.cnr.it/erg/
www.veryimportantpotheads.com

Sebastián Marincolo ist promovierter Philosoph mit einer Spezialisierung auf Bewusstseinsphilosophie und arbeitet als freier Autor, Konzeptioner und Fotograf. Er ist unter anderem Mitherausgeber der Ausgabe „bewusstseinserweiterungen“ des Internetmagazines “parapluie“ und Autor von „High. Insights on Marijuana“ (Dog Ear Publishing 2010), einer interdisziplinären Studie über die verschiedenen bewusstseinsverändernden Eigenschaften von Marijuana.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen