Mittwoch, 27. Juli 2011

Hinterhofguerilla

Mit Bagseeds einfach drauf los growen

Die letzte Outdoor-Ernte neigte sich dem Ende. . Es war Anfang April und die Sonne lachte schon verdächtig. Wir setzten also 15 Samen aus vorangegangenen Ernten in mit Erde befüllte Torfjiffies. Nach zirka einer Woche waren vierzehn der fünfzehn gesetzten Samen gekeimt und zeigten die ersten Keimblätter an der Oberfläche. Fast alle wuchsen sehr homogen und hatten in etwa die selbe Größe. Einer der Keimlinge machte einen sehr verkrüppelten Eindruck, hatte an einer Stelle eine geteilte Blattachse, die aussah, als ob dort zwei Blätter aus einem Blatt wachsen würden. Aber er wuchs trotzdem und so beschlossen wir, ihm eine Chance zu geben.

Nach etwa vier Wochen waren sie bereit umgetopft zu werden. Alle bis auf den Krüppel hatten eine gute Größe von etwa 20 cm erreicht und wuchsen sehr buschig, hatten einen guten Stamm entwickelt und strotzten vor Vitalität. Der Krüppel hatte etwa die Hälfte der Größe erreicht, war aber auch sehr buschig gewachsen und hatte Blätter mit zehn anstatt der normal neun oder elf Fingern. Dieses Phänomen war sehr schön mitanzusehen. Langsam fingen wir an zu düngen, zuerst mit Flüssigdünger aus dem Baumarkt, später besorgten wir uns dann Langzeitdünger aus der Landwirtschaft.

Da wir uns auf dem Hinterhof meines Kollegen sicher fühlten, beschlossen wir den Grow auch hier durchzuziehen. Hohe Mauern ringsherum und ein Garten, der einer älteren Dame gehörte. Ziemlich perfekt, wie wir fanden.
Die Pflänzchen wurden ab der Aussaat an das Klima draußen gewöhnt, nur wenn der Wetterbericht es nicht so gut meinte, kamen sie über Nacht in den Stall meines Kollegen. Nebenbei werkelte mein Partner an seinem Tomatengewächshaus, welches wir auch nebenbei zur Wetterabschottung für die Pflanzen nutzten.

Mitte Mai machten alle Pflanzen einen sehr gesunden Eindruck, auch der Krüppel kam immer mehr in die Gänge. Sie hatten alle eine Größe von 50-70 cm erreicht und langsam zeichnete sich auch die verschiedenen Phänotypen und Sorten ab: Einige hatten größere Zweigabstände, andere wuchsen zwar hoch, aber hatten eher die Form eines Busches.
Als es wieder Zeit wurde umzutopfen, besorgten wir uns 15 Liter Gefäße sowie Erde aus dem Baumarkt und mischten diese mit Hühnermist aus dem Hühnergehege meines Kollegen sowie mit NPK- Langzeitdünger. Da wir wussten, dass wir höchstwahrscheinlich noch einmal umtopfen müssen, bereiteten wir gleich eine größere Menge vor und lagerten sie kühl im Stall meines Partners.

Die Babies hatten die Metergrenze schon deutlich überschritten, es war ein Traum mit anzuschauen, wie sie beinahe täglich an Höhe zunahmen. Zwei Exemplare hatten wir besonders in unsere Herzen geschlossen: Den Krüppel, der zwar noch nicht die Größe der anderen erreicht hatte, aber total gedrungen und üppig gewachsen war und eine sehr Sativa lastige, bereits 130 cm hohe Pflanze.

Es war mittlerweile Anfang Juli und wir mussten leider feststellen, dass neun der vierzehn Pflanzen männlich waren. Aufgrund der bereits anständigen Größe beschlossen wir, die fünf übrig gebliebenen in ihre Endgefäße umzutopfen. Im Baumarkt kaufte mein Kollege 80 Liter Baueimer, in die wir am Boden Löcher bohrten, damit es nicht zu Staunässe kommt. Wir bereiteten also eine weitere Fuhre Erde gemischt mit Hühnermist vor und so gut versorgt sollten die Pflanzen nun ihre volle Pracht entfalten.

Im Laufe der Zeit mussten wir uns leider jedoch von einer weiteren Pflanze trennen, sie verfärbte ihre Blätter trotz regelmäßiger Hege und Pflege allmählich in ein hässliches Braun. Wir waren machtlos, von Tag zu Tag welkten immer mehr Blätter und um eventuelle Krankheitsübertragungen zu vermeiden, entschieden wir uns, sie zu entsorgen. Somit blieben uns noch vier, die dann Ende Juli auch wirklich alle vier weiße Härchen in den Zweigachseln zeigten, die uns sehr beruhigten. Besonders der Krüppel legte jetzt ordentlich los. Trotz der gedrungenen Form war sie die am weitesten fortgeschrittene.

Die Zeit verging und die Mädels entwickelten üppige Knospen. Jetzt konnte man definitiv erkennen, dass es sich auch um vier verschiedene Sorten handelte. Die Krüppeline wuchs weiterhin sehr gedrungen und kompakt und hatte ein sehr geringes Blüten/Blätter Verhältnis. Zwei der vier hatten typische Sativamerkmale. Sie wuchsen sehr hoch und mit großem Internodien. Eine war sehr hoch und mit vielen Seitenverzweigungen gewachsen, die andere wuchs nicht ganz so hoch und hatte auch weniger Seitenverzweigung. Die vierte Pflanze hatte eine typische Weihnachtsbaumform und machte den Eindruck, ein Sativa/Indica- Hybride zu sein.

Die Krüppeline hatte einen leicht zitronigen Geruch, der nicht allzu intensiv war. Der Hybride glänzte mit einem haschig/fruchtigem Unterton. Die kleinere der beiden Sativas verströmte einen Geruch von Pinien- oder von Lebensbäumen, ein bis dato für mich noch nie wahrgenommener Grasgeruch. Die große Sativa roch sehr erdig und würzig und ließ uns das Wasser im Munde zusammen laufen.Wir gossen stets mit klarem Wasser, denn durch unseren Langzeitdünger brauchten wir keine zusätzlichen Nährstoffe mit ins Gießwasser geben. Der Hühnermist erledigte den Rest. Immer mehr neue weiße Haare bildeten sich auf den Blüten und die Dichte der Calyxe nahm zu.

Das Wetter war in diesem Jahr auf unserer Seite. Nach drei Tagen purem Sonnenschein mischte sich am vierten meist Petrus ein und sorgte für die nötige Abkühlung. Immer das selbe Schema: Drei Tage Sonne, einen Tag Regen, was die Ladies mit so üppiger Harzbildung und Blütenwuchs belohnten, dass die beiden Größten gestützt werden mussten. Dazu nahmen wir große Edelstahlstangen, die wir tief im Topf versenkten und sie mit Wollgarn an den Babies befestigten. Auch einzelne Äste, die abzubrechen drohten, mussten wir hochbinden.

Um den 20. September entschieden wir, der Krüppeline an den Kragen zu gehen.
Sie war sehr gut entwickelt, die braunen Haare überwogen und die Harzbildung war auf dem Höhepunkt. Wir manikürten Bud nach Bud und hingen sie mit Garn im Holzschuppen meines Kollegen auf.
Nach etwa fünf Tagen Trocknen holten wir zu einem Testrauch aus. Die etwas kleineren Blüten, die natürlich schon etwas trockener waren, mussten dafür herhalten. Ein wenig grün, aber trotzdem lecker und sehr entspannend.
Als die erste Pflanze fertig getrocknet und bereit war, in Gläser für die weitere Fermentierung umgefüllt zu werden, beschlossen wir, der nächsten Pflanze auf den Pelz zu rücken, da jetzt wieder genug Platz im Trocknungsraum war. Wir entschieden uns die Piniensativa zu ernten.
Als das Wetter dann schlechter wurde, haben wir den restlichen beiden Pflanzen die letzte Ehre erweisen. Bei den beiden hatten wir aufgrund ihrer immensen Größe wesentlich mehr Schnibbelarbeit als zuvor.

Wir naschten hier und da in der Zwischenzeit und waren schon ziemlich stolz auf das ergärtnerte Grünzeug: Die Krüppeline hatte ihr Zitrusaroma noch stärker entwickelt, war aber im Geschmack eher fad, schmeckte also nicht wie sie roch. Die Piniensativa konnte auch tatsächlich mit Piniengeschmack glänzen, der Sativa/Indicahybride war fruchtig in Aroma und Geschmack und die Riesensativa wies ein erdig/würziges Aroma vor.

Fazit
Wir fanden, dass es zur Not auch mal mit selbst gemachten Samen funktionieren kann, allerdings war die Rate von 25 Prozent (4 von 15 Samen haben ein Ergebnis gebracht) nicht gerade berauschend. Das Ergebnis an sich konnte sich sehen lassen und wir wünschen allen Guerillagrowern eine gute Saison 2011.

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