Donnerstag, 21. Juli 2011

Menschenrechte für Drogenkonsumenten schützen

Schirmherr Cem Özdemir fordert Heroinvergabe und Hilfen für Menschen in Haft

Anlässlich des 13. bundesweiten Gedenktages für verstorbene Drogenabhängige veröffentlichen wir eine Pressemitteilung des Bundesverband der Junkies, Ehemaligen und Substituierten “JES”.

„Der Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige mit mehr als 60 Veranstaltungen in Deutschland und vielen weiteren Aktionen im Ausland, bietet für uns als Interessenvertretung die Möglichkeit, Defizite der aktuellen Drogenpolitik zu benennen und auf eine vorurteilsfreie Auseinandersetzung, um die gesundheitliche und soziale Situation Drogen gebrauchender Menschen zu drängen,“ so Marco Jesse als JES-Bundesvorstand. 

“Auch im Jahr 2010 sind nach offiziellen Angaben 1237 Menschen in Deutschland drogenbedingt verstorben. Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar gewesen – über 70 Prozent stehen in Verbindung mit einer Überdosis Heroin. Die Einrichtung von Drogenkonsumräumen in Städten wie Stuttgart, München und Nürnberg, die die traurige Statistik der Drogentodesfälle anführen, würde dazu beitragen, Menschenleben zu retten. Sie sind eine wichtige Maßnahme, Drogengebraucher, von denen viele an mehreren Krankheiten leiden, in Hilfeangebote zu integrieren”, so Jesse weiter.

Im Zentrum des diesjährigen Gedenktags am 21. Juli steht für den JES-Bundesverband ferner der Protest gegen die Vertreibung von Drogen gebrauchenden Menschen aus dem öffentlichen Raum. “Diese Maßnahmen gehören in vielen Städten, z.B. in Berlin, zum ‘guten Ton’ und sollen der Stadtbildkosmetik dienen. Neben der Tatsache, dass hiermit Drogenkonsumenten Orte der sozialen Gemeinschaft genommen werden, sind zersplitterte Szenen für Maßnahmen der Prävention und Überlebenshilfe kaum mehr erreichbar”, erläutert Claudia Schieren vom JES-Bundesvorstand. “Die Vertreibung von Menschen, von denen viele alt und schwerkrank sind, ist ein inhumaner Akt des Staates gegen seine Bürger”, so Schieren weiter.

Ein Blick in viele deutsche Haftanstalten zeige massive Verstöße gegen das von der WHO formulierte “Äquivalenzprinzip”, welches besagt, dass Inhaftierten die gleichen Standards der gesundheitlichen Versorgung wie in Freiheit zugänglich sein sollen. Tatsächlich aber wire vielen opiatabhängigen Menschen in Haft die Substitutionsbehandlung, die erfolgreichste Behandlungsform, vorenthalten. Während in Freiheit ca. 50 Prozent der Opiatkonsumenten behandelt würden, erhielten in Haft weniger als 10 Prozent Zugang zu dieser Behandlung.

Um der vielen tausend verstorbenen Freundinnen und Freunde, Bekannten und Angehörigen zu gedenken und den dringenden Handlungsbedarf für die Kommunal-, Landes und Bundespolitik anzuzeigen, veranstalten Aids- und Drogenhilfen, JES- und Elterngruppen im Rahmen des Gedenktages am 21. Juli in über 60 Städten Mahnwachen, Informationsveranstaltungen, Gottesdienste, Trauermärsche und andere öffentliche Kundgebungen.”

Schirmherr des Gedenktags ist in diesem Jahr Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. “Jeder Drogentote ist einer zu viel”, erklärt der Politiker in einer www.aidshilfe.de.
 
JES Bundesverband e.V. I Wilhelmstr 138 I 10963 Berlin
 
Pressekontakt: Marco Jesse: 0176 43091494 JES Bundesvorstand
  

 

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen