Dienstag, 7. Juni 2011

Rolys Silberscheiben des Monats Juni 2011

stones throw

Djing oder Turntablism geht weit über das reine Abspielen von Tonträgern hinaus und verdient trotz ITF und DMC einfach mehr Beachtung. Einer der besten seiner Zunft ist ohne Frage J.Rocc aus dem Stones Throw-Camp. Angefangen hat er bereits Mitte der 80er Jahre und gründete zusammen mit Melo-D und Rhettmatic 1992 die Beat Junkies, die im Bereich des Turntablism / Battle-DJing als äusserst einflussreich und stilbildend gelten. Heute gilt er zusammen mit Babu (Dilated Peoples) als treibende Kraft im Instrumental HipHop. Als DJ wurde er bei Live-Auftritten das inoffizielle dritte Mitglied von Jaylib (J Dilla & Madlib), seit 2000 und auch heute noch steht er als DJ bei Madlibs raren Live-Shows zur Seite.
Seine Mixtapes sind immer ein Vergnügen für alle Freunde der alten Schule und derer Vorliebe für Breaks. Nun stellt J Rocc sein offizielles Debütalbum „Some Cold Rock Stuff“ vor. „Rocchead’s Delight“ spinnt gleich die Symbiose des DJs und seiner Zerstückelei von Samples zu einem leidenschaftlichen Intro. Nach vier ruhigeren Spitzentracks beginnt dann mit „Party“ eben genau diese. Weitere Highlights sind das vielseitige „Play This (Also)“, die Malcolm X Hommage „Malcolm Was Here” und die funkige B-Boy-Nummer „Too Many Clowns“. Dass das ganze Werk kein „DJ Album“, „Beat Album“ oder „Mixtape“ ist, hört man auf den 12 Tracks genau. Das schicke Ding gibt’s in einem 12-panel Digipak mit der Bonus CD „Mystery Disc“, auf der man auch noch seinen unverwechselbaren Mix-Fähigkeiten lauschen darf. „Some Cold Rock Stuff“ im wahrsten Sinne.

www.myspace.com/funkypresident
www.stonesthrow.com/jrocc


Nick Pride & the Pimptones: Midnight Feast of Jazz
recordkicks

Im Jahre 2007 gründete der Jazzgitarrist Nick Pride die Pimptones. Nach einem selbstfinanzierten Debütalbum und einer gut nachgefragten Single bei Wack Records kamen sie zum italienischen Label Recordkicks, bei dem nach einer hochgelobten Hitsingle nun mit „Midnight Feast Of Jazz“ ein druckvolles Album voller Funk erscheint. Die „Newcastle Hip Cats“ Nick Pride & the Pimptones beweisen auf zehn erfrischenden Kompositionen ihre wachsende Reife und den Blick für stilistische Details. Nach dem einleitenden „Pimptroduction“ kann man bei dem Uptempo-Funkstück „Come And Get It“ gleich gut hören und erkennen, warum die Jungs als eine der besten Bläsersektionen in Großbritannien angesehen werden. Neben sanft-seidigen Dancefloor Jazz Nummern wie „Gold Leader“, „Midnight Feast Of Jazz“ und „Mia Sorella“ ziehen mich vor allem die drei wundervollen Vocal-Tunes in ihren Bann: Die stimmlich allesamt mitreissenden Sängerinnen Zoe Gilby in „Lay It On The Line“, Jess Roberts in „Waitin’ So Long“ und Susan Hamilton in „Brighter Day“ fügen dem Ganzen eine Prise hochklassigen Soul hinzu und bereichern so das Werk mit einer sinnlichen Note. Craig Charles von der Funk&Soul Show auf BBC6 sagte wohlwissend: „Wow these guys have come leaps and bounds over the past year! This is quality all the way and will be hammered to an inch of its life on the show!” Die guten Vibes machen mir Nick Pride & the Pimptones auf jeden Fall sehr sympathisch. Zehn Tracks voller Groove, smoothen Arrangements und tanzflächenkompatiblem Soul Jazz.

www.myspace.com/nickprideandthepimptones
www.nickprideandthepimptones.bandcamp.com
www.recordkicks.net


Sawoff Shotgun: For Our Sanity
sevenahalf

Am Mittwochabend, den 11.Mai, sollte es soweit sein. Nachdem ich das zweite Album der drei Schwestern Sawoff aus Graz mehrmals gehört hatte, wollte ich mir ihr Konzert im Kaffee Burger keinesfalls entgehen lassen. So schnappte ich mir als Begleitschutz eine sehr gute Freundin und wir machten uns auf in Richtung Berlin-Mitte. Etwas später als geplant, also gegen 22:00, erschienen Sonia, Monica und Susanna auf der Bühne und begannen sogleich, eben diese expressiv zu rocken. So unterschiedlich die Charaktere der drei sind, so stringent und kraftvoll ist der Eindruck, den man durch ihr Auftreten und ihre Musik gewinnt. Nach ihrem Debüt „Never Mind The Botox“ (2009), zahlreichen Gigs und Amadeus-Award Nominierungen schaffte die erste Single „Kids On Coke“ ihres neues Albums „For Our Sanity“ bereits den Sprung in die Top-10 der Deutschen Indie-Charts. Der Longplayer ist eine furiose Mischung aus quäkenden Synthis und drückenden Beats, vermischt mit Gitarren, Ukulele, Vibraphon und Toy-Pianos – ihre ironischen Texte sind wild und gefährlich. Meine Lieblingssongs sind das verspielte „Go Commando“, das poppige „Kids On Coke“, die etwas ruhigeren Stücke „Not Much Of A Dancer“ und „My Fresh Dress“, das verführerische „Sexfront“, das zum Schmunzeln bringende „We Are The Cleanest Girls“, das groovige „Teenage Boy“ und das elektrolastige „Lip My Stockings“ im LeTamTamRemix. Nach dem eindrucksvollen Konzert bin ich in Gedanken an Sonia in ihrem heissen David Bowie Shirt glücklich eingeschlafen. Wildes Schwesterherz, was willst du mehr?

www.myspace.com/sawoffshotgun
www.sawoffshotgun.com
www.sevenahalf.com


Captain Capa: Saved My Life
audiolith

Als in einer globalisierten Welt aufgewachsene Bengel ohne Bock aufs Erwachsenwerden wissen Hannes Naumann und Maik Biermann alias Captain Capa, dass ein elektronisches Powerpop-Duo von überall operieren kann – auch aus dem Kyffhäuser Wald inmitten von Thüringen. Dort, wo Hannes und Maik zwischen Hippie-Kitsch und Künstler-Chic aufgewachsen sind und sich mit Super Nintendo, Anime-Marathons und dem Nachspielen Spätneunziger Emohits die Nächte um die Ohren schlugen, bevor sie gemeinsam Clubkultur und Blitzlicht für sich entdeckten, um aus all diesen Einflüssen einen Stilmix zu kreieren, der genau nach dem klingt, wonach sie selbst am liebsten tanzen würden. Nach einem starken Debut-Album und dieser schönen Split-EP mit den brüderlichen Buddies von Supershirt, freue ich mich nun über Captain Capa’s zweites Album „Saved My Life“. Unter dem Deckmantel des „perfekten Popsongs” brechen hier Emo-Gitarren, Brit-Pop-Gesänge und Eighties-Synthies ineinander, ohne rot zu werden. Eifersucht, Betrug und verkappte Liebeleien dominieren die Texte, verspielte Dancefloor-Attitüde die Beats. 15 wuchtige Uptempo-Tracks mit grosszügig aufgetragenem vokalen AutoTune und Gästen wie Deniz Jaspersen von Herrenmagazin oder Torsun von Egotronic verbreiten in allseits beliebter Audiolith-Manier eine mitreissende Energie. Ob „Berlin Fainting“, „Rivals“, „Yamaha Deathrays“, „Something That You Wanted”, „Aishite Nights”, „I Am Ryu You Are Ken” oder das überdeepe „Ayanami“ – melodramatische Hymnen als Lebenselixier. Schön episch. Tut dem Herzen gut.

www.captaincapa.de
www.audiolith.net


Depeche Mode: Remixes 2: 81-11
emi

Diese Jungs gehören ohne Zweifel zu der kleinen Elite von großen Bands der Popgeschichte, die seit den frühen Achtzigern alle Trends und Herausforderungen überstanden haben. Ihre Ideale, die kreativen Visionen und vor allem die Mitglieder selbst sind immer noch unbeschädigt. 1981 gründeten Martin Gore, Dave Gahan und Andy ,Fletch’ Fletcher Depeche Mode – seitdem begleiten sie mich und schaffen es kontinuierlich, auf der ganzen Welt Kritiker und Konsumenten gleichermaßen zu begeistern – sowohl im Studio als auch auf der Bühne. Seit über drei Jahrzehnten sind Depeche Mode nicht nur Vorreiter in Sachen Remixe, sie setzen auch Standards mit der Auswahl der Produzenten. Mit frischen Versionen auf ihrem neuen Album „Remixes 2: 81-11“ untermauern sie ein weiteres Mal ihre Stellung als eine der einflussreichsten und innovativsten Pop-Acts der Welt. Von Tracks ihres Debüts „Speak And Spell“ (1981) bis zum letzten Hitalbum „Sounds Of The Universe“ (2009) ist es somit der perfekte Nachfolger zum Millionenseller „Remixes 81-04“ (2004). Echte Glanzlichter sind für mich die Neuinterpretationen von SixToes („Peace“), Chab („Lilian“), Stargate („Personal Jesus“), Darren Price („Slowblow“), Peter Bjorn & John („Fragile Tension“), Monolake („The Darkest Star“), Claro Intelecto („Leave In Silence“), Karlsson & Winnberg („When The Body Speaks“), Röyksopp („Puppets“) und Joebot („A Question Of Time“). Zusätzlich gibt’s zum ersten Mal exklusive Remixe der ehemaligen DM-Mitglieder: Vince Clarke hat sich den Klassiker „Behind The Wheel” aus dem Jahr 1987 vorgenommen, während Alan Wilder „In Chains” (2009) seinen Stempel aufdrückt. Als 1-Disc oder 3-Disc, als Download oder auf Vinyl in einem 6 x 12“-Boxset schwer zu empfehlen. Super, Jungs!

www.myspace.com/depechemode
www.depechemode.com
www.emimusic.de

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