Mittwoch, 30. März 2011

Wasser Luft und Liebe…

… dazu noch ein paar Nährstoffe

TeilIV
Aeroponik – Die Königsdisziplin

Ganz ohne Medium, nur mit Wasser, Luft und Liebe beste Erträge erzielen –
davon träumen alle.
Die Pflege bei der substratlosen Zucht ist ähnlich wie bei Anlagen mit Hydro-Korrels, auch die Aeroponik verzeiht kaum Fehler und sollte deshalb nur von Menschen betrieben werden, die die Grundlagen der Hydroponik im Schlaf beherrschen. Deshalb gehe ich in diesem Teil auch nur auf die wichtigsten Unterschiede zu einem normalen „Hydro-Grow“ (siehe Teil 1-4) ein.
Bei Stecklingen sind aeroponische Systeme, so genannte Bubbler, schon weit verbreitet. Bei der Aeroponik stehen die Pflanzen oder Stecklinge in kleinen Körbchen mit Hydrokorrels. Diese Körbchen werden in die Abdeckplatten von Behältern gesteckt, die von Düsen mit Nährlösung bespritzt werden. Bei billigeren, einfachen Systemen hängen die Wurzeln einfach in der Nährlösung.
Diese muss natürlich ständig frisch gehalten werden, was durch die Rezirkulation erreicht wird oder/und durch die Verwendung zusätzlicher Sauerstoffpumpen im Nährstofftank verbessert werden kann. Durch die sauerstoffreiche und dunkle Umgebung wachsen die Wurzeln in einem unglaublichen Tempo, bei Stecklingen in einem Bubbler kann man oft schon nach fünf Tagen die ersten Wurzeln sehen. Ganz wichtig für einen Blütedurchlauf ist die Verwendung von Stecklingen, die ebenfalls aeroponisch gezogen wurden. Stellt man einen Steinwollwürfel oder gar ein Torfquelltöpfchen in den Hydro-Korb, erleidet die Pflanze oft einen Schock: Die „Wet Feet Disease“ verursacht lila Stiele und einen Wachstumsstop bis zu einer Woche. Denn Stecklinge, die in anderen Medien heranwachsen, haben Probleme mit der 100 prozentigen Luftfeuchtigkeit im Wurzelbereich eines aeorponischen Systems. Den gleichen Effekt kann man beim Umpflanzen von zu trocken gehaltenen Stecklingen auf jedes Hydro-System mit Dauerbewässerung beobachten. Zwar haben sich die Ladies nach einer Woche an das neue Medium gewöhnt und die Verfärbungen gehen langsam zurück, aber die Zeit und der Strom sind vergeblich investiert. Die richtige Wassertemperatur von 18-20 Grad hierbei auch wichtiger als bei allen anderen Methoden der Hydro-Kultur. Der richtige pH und eC wert sind selbstredend ständig zu messen, wobei der pH Wert ruhig um 0,1-0,2 höher sein kann als bei Steinwolle. Zur Wurzelbildung sollte er 6,0 betragen und mit zunehmender Größe und Reife langsam und stetig auf 5,6 kurz vor der Ernte gesenkt werden.

Substratloser Erdbeergrow auf dem Growdeck, lecker – Fotos: www.growTOOL.net

Weiches Wasser erleichtert es besonders aeroponisch gezüchteten Pfanzen Nährstoffe aufzunehmen. Ist das Wasser härter als 14 Grad dH, so sollte das durch die Verwendung einer Osmoseanlage kompensiert werden, ist das nicht möglich sollte zumindest der Dünger extra für hartes Wasser verwendet werden. Da keinerlei Medium zur Verfügung steht, das den Wurzeln Halt bietet, muss von Anfang an eine Möglichkeit zum Stützen der Pflanzen miteingeplant/-gebaut werden. Die regelmäßige Gabe von Enzymen oder Mikroorganismen sorgt dafür, dass sich keine Wurzelreste in den Töpfen und Rohren ablagern, was ohne Medium besonders im fortgeschrittenen Stadium schnell passieren kann.
Aeroponische Systeme gibt es von vielen verschiedenen Herstellern, wobei wiederum eine Menge davon nicht halten, was sie versprechen. Positiv hervorheben kann ich aufgrund jahrelanger Erfahrungen hinter der Growshoptheke bei dieser Gelegenheit lediglich General Hydroponics sowie der Firma Growtool: Die Dutch Pot Systeme von GHE leisten auf diesem Gebiet besonders für kleinere Heimgärtner seit über einer Dekade Pionierarbeit und haben sich als sehr gut funktionierende Komplettsysteme erwiesen. Die ambitionierten Aeroponiker der Firma growTool aus Sachsen haben mit ihrem GrowSytem ein detailliert durchdachtes Plug&Play Tool entwickelt, das sowohl in der Anwendung als auch in Sachen Verarbeitung zur Zeit konkurrenzlos ist.
Der Selbstbau eines aeroponischen Systems erfordert eine Menge handwerkliches Geschick und bedarf einiger hundert Euro an Investition. Ein einfacher Bubbler für Stecklinge hingegen ist schon für 25 Euro selbst gebaut. Wer sein System selber baut, sollte bei der Auswahl von Düsen und Pumpen auf Qualität achten, damit die Düsen auch wirklich einen feinen Nebel versprühen. Die meisten angebotenen Bausätze sind leider mit Düsen bestückt, die den Namen nicht verdienen. Das funktioniert zwar auch, aber gerade während der Wurzelbildung hat sich gezeigt, dass ein feiner Sprühnebel für eine schnellere Wurzelbildung sorgt als eine vor sich hin tropfende Düse. Gerade wer Zeit und Wissen für ein solches System investiert sollte sich nur mit dem Feinsten zufrieden geben. Das sind leider Sprühdüsen, die es in den meisten Growshop nicht gibt.

Bioponische Bewurzelung – Foto: Archiv

Eine weitere Variante der Aeroponik:
Die Bioponik:
Hierbei werden keinerlei mineralische Dünger oder Zusätze verwendet und die Nährlösung wird durch die Zugabe von Mikroorganismen und Pilzen sowie ständige Bewegung am Faulen gehindert. Bioponik gibt es erst seit wenigen Jahren und ist ein sehr komplexes Gebiet, weil man nicht wie gewöhnlich den Düngergehalt mit dem eC-Meter bestimmt. Bei der Bioponik muss man die Pflanzen lesen, um sie zu düngen. Bei einem guten Durchlauf sind die Erträge trotzdem fast so hoch wie bei der herkömmlichen Aeroponik und einem Bio-Produkt ebenbürtig. Beide substratlose Kultivierungsmethoden sind nicht für Hydro-Anfänger geeignet. Es gibt jedoch Systeme, die sind aeroponisch nachrüstbar, so wie der GrowRack Aufsatz für herkömmliche Ebbe-Flut Tische. Wer irgendwann einmal ganz ohne Medium anbauen möchte, sollte mit einem einfachen System mit einem einfachen Ebbe-Flut- oder Duma Tisch und ein paar Steinwollwürfeln- oder Matten anfangen. Das ist dann Stück für Stück ausbaubar, über die NFT-Technik bis hin zum professionellen Aeroponik-Aufsatz kann man aus einer einfachen Plastikwanne(fast) alles bauen.

Ohne Medium, 100% Bio – Foto: Archiv

Das beste Hydro-System…
…gibt es nicht. Das persönliche Optimum hängt von den Ansprüchen des Benutzers ab. Manche spielen gerne mit Technik, andere geben ihr letztes Hemd für den optimalen Ertrag und wiederum andere wollen einfach den Dreck, der bei Erd- oder Kokogrows entsteht, in der Wohnung vermeiden. Wer wirklich nur Gramm pro Watt denkt sollte irgendwann einmal aeroponisch züchten, und sich mit einem beliebigen, rezirkulierenden System der Materie nähern. Menschen, die es einfach mögen sind mit Steinwollmatten oder einem Ebbe-Flut-Tisch als „Drain-to waste“-System bestens bedient. Beim selber Bauen lernt man natürlich von Anfang an mehr, weil man vorher alles einmal im Kopf durchgehen muss, es braucht allerdings Zeit und ein geübtes Händchen. Bausätze sparen Zeit und sind, richtig aufgebaut, im Normalfall gegen Wasser- oder Stromunfälle abgesichert.
Jedes Hydro-System ist erst einmal mit einer Mehrinvestition verbunden, kann jedoch mit gutem Ausgangswasser und richtiger Handhabung Erträge von 1,2 Gramm/Watt und mehr abwerfen, Arbeit sparen und den Rücken entlasten. Kann, muss aber nicht.

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