Freitag, 4. März 2011

Der größte Lump im ganzen Land …

… ist und bleibt der Denunziant. Um diesen Beruf nicht aussterben zu lassen, werden in Deutschland Verräter und Spitzel mit ordentlich Blutgeld subventioniert – zum Leidwesen der Cannabisgewerbes, in dem nichts so ist, wie es scheint.

Während der Kiffer den Tag damit beginnt, sich noch einmal im Bett umzudrehen und von einem schönen Stück Haschisch zu träumen, hocken bereits abertausend Staatsbüttel Wurstsemmel kauend in der morgendlichen Dienstbesprechung, denn bekanntlich fängt der frühe Vogel den Wurm. Der immer gleiche Dienstauftrag lautet, den süßen Traum der Kiffer in einen Alptraum zu verwandeln. Und nichts ist einfacher als das, denn das oftmals schlichte und völlig verpeilte Gemüt der Cannabisliebhaber macht es dem Jägersmann leicht, die Fährte aufzunehmen und die Beute so lange zu hetzen, bis sie sich widerstandslos auffressen lässt. Dass dieser mediengerechte Job Spaß macht, dürfte außer Frage stehen, obwohl die tolle Kiffer-Hatz der Kripobeamten wohl eher dem Pilze sammeln oder Angeln gleicht – möglichst bequem soll es sein, ohne hohes Risiko, geradeso, als würde man mit der Fliegenklatsche im Fernsehsessel sitzen. Die gegen Drogenkriminalität abgestellten Beamten wissen sehr wohl, dass ihr Engagement im Anti-Hanf-Krieg ein verlogener, aber vor allem ein verlorener ist.
Die Tätigkeit als Hanffahnder ist in Wahrheit eine Beschäftigungstherapie für Polizeibeamte, die für anspruchsvollere Dezernate nichts taugen und sich damit abgefunden haben, bis zur Pensionierung nur am ganz kleinen Rad im Getriebe des alltäglichen Wahnsinns der THC-Prohibition zu drehen. Der Drogenpolizist weiß aber auch, dass seine Jagd auf die kiffenden Mitbürger systemrelevant ist, denn auch die florierende Schattenwirtschaft in Sachen Cannabis will reguliert werden. Immerhin hängen abertausende versicherungspflichtige Arbeitsplätze vom Fahndungserfolg ab, und das Bruttosozialprodukt Deutschlands sähe um einiges mickriger aus, wenn nicht Milliardenumsätze mit dem ollen Hanfverbot erzielt würden. Ein geschnappter Kiffer oder Kleindealer bringt Bares und beschäftigt ganze Berufszweige, die ohne dieses Klientel ihre mit Ledergarnituren ausgestatteten Penthouse-Kanzleien oder Privatpraxen gegen die harte Bank des JobCenters eintauschen müssten. Im Grunde sind die vier bis Millionen Hanffreunde zwischen Passau und Flensburg die eigentliche Elite der Gesellschaft, die immerhin einen aufgeblähten XXL-Dienstleistungsapparat am Laufen hält. Manches Juristenkind müsste am Hungertuch nagen, wenn nicht die Eltern am Fließband der Justizmühlen stehen und im Akkord Haschgiftverbrecher zermahlen würden. Ob Schließer oder Sozialarbeiter, ob Büro-Tippse oder Seelenklempner, endlos ist die Liste derer, deren Existenz ohne das Hanfverbot zerstört wäre. Umso ärgerlicher ist es, wenn sich ein psychisch labiler Btm-Delinquent in U-Haft ohne Erlaubnis am Bettpfosten aufknüpft und Pfarrer und Totengräber die Weihnachtsgans in die Finger kriegen, bevor sie von den anderen richtig ausgenommen wurde.

Doch was wäre das ganze Repressionsgewerbe, wenn es nicht die gäbe, die die wahre Drecksarbeit erledigen? Und dazu zählen auch die, die keinen Eid auf die Verfassung abgelegt haben, sich aber dazu berufen fühlen, andere Menschen aus reiner Boshaftigkeit und anderen niedrigen Beweggründen anzukacken. Unzählige ehrenamtliche Spitzel und verdeckte Ermittler stellen sich täglich nur die eine Frage: Wie mache ich einen Dealer ausfindig? Sieben Tage die Woche rund um die Uhr schwärmt die Heerschar der Petzen aus, um an vorderster Front das zu erschnüffeln, was dem bösen Feind lieb und teuer ist. Still und leise unterwandern die Maulwürfe den Hanf-Schwarzmarkt, wo es vor leichten Opfern nur so wimmelt, die letzlich das Drogendezernat im Handumdrehen abgreift. Ja, und dann, dann schlägt die Stunde der Verräter, die sich im Verhör von einem väterlichen Ermittler 72 Knastjungfern und eine Zelle mit Balkon versprechen lassen und dafür die Bombe platzen lassen, die die mitverstrickten Haschbrüder auffliegen lässt.

Nehmen wir einen Präzedenzfall, wie er sich tagtäglich in Deutschland abspielt, um zu veranschaulichen, welch leichtes Spiel die Spitzelbrut hat: Arthur Arglos fährt mit dem Auto zu einem Szenetreff, wo er sich mal eben eine Tüte Feierabendgras besorgen will. Die Vorfreude darauf, den langen und anstrengenden Tag mit einem Gute-Nacht-Joint ausklingen zu lassen, macht ihn unvorsichtig. Er bemerkt die Zivilstreife nicht, die ihn beim Haschkauf beobachtet, und er ahnt nicht, dass die Beamten gerade ihr Abendbrot verdauen und keine Lust haben, irgendwelchen schwarzarabischen Kinderdealern hinterher zu flitzen, die erstens sowieso schneller und zweitens als unverbesserliche Intensivstraftäter längst aktenkundig sind. Nein, heute muss mal ein Kunde dran glauben! An der nächsten Ampel wird dann das ausgespähte Opfer des Hanfverbots wie zufällig angehalten, und das übliche Prozedere der allgemeinen Verkehrskontrolle gipfelt schließlich im Verdacht einer Rauschfahrt. Arthur Arglos hat keine Chance, das Gras findet sich an und ab geht’s zur Direktion, wo schon ein müder Amtsarzt mit zittriger Hand darauf wartet, die Leibesvisitation mit einer Blutentnahme abzuschließen. Zwischendurch darf Arthur Arglos auf dem Flur Platz nehmen, bis plötzlich einer neben ihm sitzt, den offensichtlich das gleiche Schicksal ereilt hat. Kann Arthur Arglos ahnen, dass der Leidensgenosse, mit dem er sich noch am selben Abend beim Bierchen verbrüdern wird, ein dreister Polizeispitzel ist? Nein, Arthur glaubt, einen loyalen Haschbruder vor sich haben, der ihm in dieser bitteren Stunde ein Trost ist – denn geteiltes Leid ist halbes Leid. Versteht sich also von selbst, den neuen Kumpel mit den anderen Kumpels und deren Kumpels bekannt zu machen – die alle einen kennen, der einen kennt, der einen Dealer kennt, bei dem man ja etwas mehr kaufen kann.

Der auf Drogen spezialisierte Spitzel weiß, dass der Schwachpunkt der Handelskette die Konsumenten sind, die sich extrem verrenken müssen, um an das zu kommen, was sie begehren. Besonders in jungen Jahren blendet der von Gier und Selbstsucht getriebene Kiffer alles aus, was ihn davon abhalten könnte, sich mit Leuten einzulassen, die Möchtegerndealer mit Rauchware aus der Asservatenkammer mästen, um sie dann eines Tages als Großdealer in die Kriminalstatistik aufzunehmen. Viele Hanffreunde stolpern in die selbst aufgestellten Fallen, und das oftmals durch lächerliche Unzulänglichkeiten. Wer zum Beispiel ungeniert in aller Öffentlichkeit kifft oder prahlt, was für geile Ladies er zu Hause stehen hat, darf sich nicht wundern, dass man plötzlich zum Objekt der Begierde wird, im guten wie im schlechten Sinne. Verräter stammen oftmals selbst aus dem zu bespitzelnden Milieu, das sie devot, aber zielgerichtet durchstreifen, immer auf der Suche nach narzisstischen Dummköpfen, die sich mit ein bisschen List und simplen Tricks aufs Glatteis führen lassen. Wer einem Schnüffler den Joint reicht, der muss wissen, dass dieser sogleich den Faden aufnimmt, aus dem er dann in aller Ruhe ein Netz knüpft, in dem sich schließlich die Fische verfangen, die es zu verspeisen lohnt.

Kein Zweifel, das gepflegte Denunziantentum und Ausspionieren ist hierzulande der Garant, dass der Motor der Staatsgewalt rund läuft und kein Sand ins Getriebe dieser unseren Gesellschaft kommt, die nach § 138 StGB jeden Bürger ausdrücklich in die Anzeigepflicht nimmt. Ohne die willigen Helfer wären die Vollstreckungsorgane der Polit- und Wirtschaftsmafia nur halb so erfolgreich, und dabei spielt es keine Rolle, welche Motive die Petze leiten. Grundsätzlich ist das Handeln des Lockspitzels, des Agent Provocateur oder Verräters ehrenvoll und ganz im Sinne der Staatsräson – selbst wenn diese ihrer Zeit hinterherhinkt. Und dieses Spitzelsystem ist es dann auch, das bereits im Kaiser- und Dritten Reich, in der DDR und der alten BRD bestens funktioniert hat und neben ein paar echten Spitzbuben Millionen anderen Menschen die Freiheit und nicht selten das Leben gekostet hat. Verrat ist heute mehr denn je eine lukrative Sache, wie zum Beispiel im Falle der Steuer-CDs, die den Whistleblowern ein beachtliches Honorar eingebracht haben. Die inoffizielle BKA-Tarifordnung für V-Männer listet feinsäuberlich auf, wie hoch der Judaslohn für welche Straftat ist. Wer also knapp bei Kasse ist und einen Hund hat,der auf zehn Kilometer Entfernung eine Hanfpflanze riecht, bevor sie keimt, der sollte unbedingt mal einen Blick hineinwerfen in den 25-seitigen Katalog, der die „Allgemeinen Grundsätze zur Bezahlung von V-Leuten und Informanten“ regelt. Selbstverständlich gehen die Kriminalämter mit den Personalien der inoffiziellen Mitarbeiter vertraulich um, und die Angst des Denunziantenpacks, dass ein gemeiner Doppelspitzel dem Hanfjournal demnächst eine brisante Datendisk offeriert, ist reine Panikmache.

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