Donnerstag, 3. Februar 2011

Romain Virgo

Interview: Janika Takats, am 25.11.2010 im Yaam, Berlin

Im zarten Alter von 17 Jahren gewann Romain Virgo 2007 den Digicel Rising Star Talentwettbewerb und ging damit als jüngster Sieger in die Geschichte ein. Seit dem geht es mit seiner Karriere steil nach oben. Tunes wie „Can‘t Sleep“, „Wanna go Home“ oder „Love Doctor“ haben Romain Virgo weit über die Grenzen Jamaikas hinaus bekannt gemacht und verschafften ihm Fans auf der ganzen Welt. Am 25.11.10 trat der jamaikanische Sänger zum ersten Mal in Berlin auf und lieferte eine großartige Show, nach der folgendes Interview entstand.

Was ist dein Eindruck von der heutigen Show und der Berliner Massive?
Der Vibe war toll und es hat Spaß gemacht auf der Bühne zu stehen. Ich konnte sehen, dass die Leute meine Show wirklich genossen haben. Es war das erste Mal, dass ich in einem so kalten Land aufgetreten bin. Ich hoffe, ich werde keine Probleme mit meiner Stimme bekommen.

Wie hast du mit dem Singen begonnen?
Ich habe schon als Kind viel zu Hause gesungen. Manchmal haben meine Mutter und ich sogar ein paar Songs von mir aufgenommen und uns die Kassetten dann immer wieder angehört. Es hat mir auch viel Spaß gemacht in der Kirche zu singen. So wurde ich irgendwann in den Kirchenchor aufgenommen und sogar Leadsinger. Später habe ich dann im High School Chor gesungen, ebenfalls als Leadsinger. 2006 hat unser Chor an einem Wettbewerb namens „All Together Sing“ teilgenommen. Wir haben damals den zweiten Platz belegt. Ich wurde von Anfang an immer wieder von meiner Familie und Freunden und Bekannten zum Singen ermutigt. Alle meinten, ich hätte eine tolle Stimme.

2007 hast du die Digicel Rising Star Competition gewonnen. Wie läuft so ein Wettbewerb ab?
Ähnlich wie American Idol oder X-Factor. Man covert als Bewerber verschiedene Songs und versucht damit die Jury zu überzeugen. Es geht nicht darum eigene Lieder zu performen. Die gesamte Show geht über einen Zeitraum von ungefähr sechs Monaten. Angefangen wird mit dem normalen Vorsingen vor der Jury. Dann muss man sich von Runde zu Runde durchkämpfen, bis man irgendwann live vor Publikum auftritt. In diesem Stadium entscheiden dann die Fernsehzuschauer, ob man weiter kommt und wer dann am Ende die Show gewinnt.
2006 habe ich das erste Mal bei Rising Star mitgemacht, bin aber nicht besonders weit gekommen. Damals bin ich bereits am zweiten Tag ausgeschieden. Ich hatte den falschen Song ausgewählt und ich war damals noch sehr schüchtern. Viele Leute haben mir jedoch Mut gemacht weiter zu machen und mich beim nächsten Mal wieder anzumelden. Also habe ich es 2007 noch einmal versucht und dieses Mal habe ich die Competition gewonnen.

Inwiefern unterscheidet sich der Beginn deiner Karriere von denen anderer Künstler, die nicht an so einer Show teilnehmen?
Ich denke, dass ich es am Anfang wesentlich leichter hatte als die meisten anderen Artists. Natürlich war es hart an der Show teilzunehmen, doch durch die Fernsehübertragungen habe ich von Anfang an eine Menge Aufmerksamkeit bekommen. Normalerweise muss man sich diese als junger Artist erst hart erarbeiten. Man muss von Studio zu Studio ziehen und darauf hoffen irgendwo einen Tune aufnehmen zu können. Danach muss man auf jede Party gehen und den DJs den Song geben – in der Hoffnung, dass sie ihn an dem Abend irgendwann spielen. Ansonsten kann man nur hoffen, dass der Tune ein Hit wird und im Radio läuft. Das Ganze ist natürlich wesentlich einfacher, wenn man das nötige Kleingeld dazu hat. Ich dagegen hatte das große Glück, dass ich nach der Show auf ganz Jamaika bekannt war. Ich habe viel Aufmerksamkeit bekommen, was es wesentlich einfacher gemacht hat meine neuen Songs zu promoten.

Was kam nach der Show auf dich zu?
Das schwerste nach der Show war das richtige Management und die richtigen Produzenten zu finden, mit denen man dann zusammen arbeitet.
Ich bin wirklich froh, dass ich die Möglichkeit bekommen habe mit Leuten wie Donovan Germain von Penthouse Records, Shane Brown von Juke Boxx Production oder Omar und Dawin Brown von Vikings Production zusammen arbeiten zu können. Das sind alles Top-Produzenten, die mir wirklich geholfen haben meine Karriere voranzutreiben.

Zu Beginn deiner Karriere warst du noch im College. Hast du inzwischen deinen Abschluss gemacht?
Nein, ich bin immer noch dabei und belege weiter Kurse. Im September war ich mit Capleton in den Vereinigten Staaten unterwegs. Danach hatte ich noch ein paar vereinzelte Shows in der Karibik und jetzt bin ich in Europa auf Tour. Das bedeutet, dass ich fast drei Monate nicht zur Uni gehen kann. Glücklicherweise sind die Schulleitung und die meisten Lehrer nachsichtig. Sie haben Verständnis für meine Situation und versuchen mir zu helfen. Im Januar und in Februar habe ich die nächsten Prüfungen.
Darauf werde ich mich so gut wie möglich vorbeireiten. Jeder, der mich kennt, weiß, dass das Edna Manley College of Visual and Performing Art in Kingston die Schule ist, auf die ich von Anfang an gehen wollte. Ich will auf jeden Fall meinen Abschluss machen.

Denkst du, dass dir diese Ausbildung für den weiteren Verlauf deiner Karriere nützlich ist?
Definitiv! Bei meinen Kursen geht es nicht nur ums Performen. Wir lernen auch die wirtschaftliche Seite des Musikgeschäfts kennen. Mein Hauptfach ist Gesang und mein Nebenfach ist Keyboard. Ich lerne das Instrument spielen und irgendwann werde ich nicht nur auf der Bühne stehen und singen, sondern mich dazu auch auf dem Keyboard begleiten.
Vor ein paar Monaten ist dein erstes Album erschienen, was kannst du mir darüber erzählen?
Das Album wurde von Juke Boxx Production, Penthouse Records und VP, die auch den Vertrieb übernommen haben, produziert. Auf der Scheibe sind 15 Tracks drauf. Ich habe die Lyrics zu 13 Songs selber geschrieben. Das Album heiß „Romain Virgo“, ich habe diesen Namen gewählt, weil es mein erstes Album ist, mit dem ich mich dem Hörer vorstellen möchte. Bis jetzt habe ich viel positives Feedback bekommen. Alle mit denen ich bis jetzt gesprochen habe, meinten, dass es ein tolles Album geworden ist. Das ist natürlich ein wunderbares Gefühl. Ich bin jetzt seit drei Jahren dabei, habe jetzt mein erstes Album draußen und Leute auf der ganzen Welt, nicht nur auf Jamaika, lieben meine Musik.

Wie wird es nach der Tour in Europa für dich weiter gehen?
Danach werde ich bei den wichtigen Shows in Jamaika auftreten (Sting etc.). Im Januar gehe ich dann schon wieder auf Tour. In nächster Zeit wird sich für mich also alles ums Auftreten und um die Uni drehen. Es ist nicht immer einfach beides in der Balance zu halten, aber ich will keines von beidem aufgeben. Ich weiß, dass ich es schaffen kann.

Vielen Dank für das Interview.

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