Mittwoch, 24. November 2010

Breitspiele im Dezember

November, der alte Spielestapel in der Küche wurde mit einem neuen ausgetauscht. Und nun heißt es spielen, spielen, spielen, und bei dem Wetter fällt das zu Hause zocken auch nicht so schwer. Anfangen möchte ich mit „Navegador“, dem neuen Rondellspiel von Mac Gerdts und zwei Kartenspielen von Friedemann Friese. Im Januar stelle ich euch dann „Schwarzer Freitag“ und „Fürstenfeld“ vor, zwei weitere empfehlenswerte Brettspiele von dem Mann mit den grünen Haaren.

Famiglia …

… ist ein Kartenspiel für zwei. Und wie der Name vermuten lässt, im Mafiamilieu angesiedelt. Jeder Spieler bekommt vier Karten mit Jungs, mit denen taffere Gangster (Karten) auf die eigene Seite geholt werden, die sich in der Auslage präsentieren.
Wer dran ist, kann zuerst, sollte keine Karte mit dem Wert Null in der Auslage sein, eine von dort ablegen und dafür entsprechend ihres Wertes neue Karten auslegen. Das kann solange wiederholt werden, bis eine Null dabei ist.
Anschließend kann er einen Buchhalter aus der Hand ausspielen, um eine entsprechende Anzahl an Karten aus der eigenen offenen Ablage wieder auf die Hand zu nehmen. Jetzt kommt der Schläger dran, mit ihm wird der Wert eines ausliegenden Gangsters reduziert. Bei beiden Aktionen müssen die ausgespielten Jungs in der eigenen Ablage platziert werden. Sie können später mit Buchhaltern wieder auf die Hand genommen und erneut genutzt werden.
Und nun kommt die wichtigste Aktion: Einen Gangster aus der Auslage auf die Hand nehmen. Dafür müssen zwei Karten der gleichen Farbe, die genau einen Rang niedriger sind, ausgespielt werden. Schläger reduzieren den Wert der Karte. Will ich einen Schläger mit dem Wert 2 auf die Hand nehmen, brauche ich zwei Schläger mit dem Wert 1. Eine der beiden Karten kann durch einen passenden Söldner ersetzt werden. Eine der ausgespielten Karten landet in der eigenen Ablage, die anderen beiden Karten werden den Handkarten zugefügt.
Warum das Alles? Um am Spielende die möglichst wertvollsten Jungs zu haben, denn nachdem der Kartenstapel zweimal durchgespielt wurde, endet das Spiel und es gewinnt, wer die meisten Punkte hat. Je höher der Rang umso mehr Punkte bringen die Mitglieder. Fehlt noch eine Familie, nämlich die, die sich niemals selbst die Finger schmutzig macht, aber doppelt so viele Punkte einbringt.
Das mag sich jetzt alles ganz leicht anhören, aber das ist es bei Weitem nicht. Denn wie so oft schnappt einem der Gegner Karten vor der Nase weg. Und richtig blöd kann es laufen, wenn Buchhalter fehlen, dann besteht keine Möglichkeit Karten aus der eigenen Auslage wieder auf die Hand zu bekommen. Ein ganz schön verzwicktes kleines 2-Personen-Kartenspiel.

Stichmeister

Kartenspiel Nr. 2 von Friedemann Friese. Drei bis fünf Zocker müssen sich nicht nur in jedem neuen Spiel, sondern Runde für Runde auf neue Regeln einlassen. Grundsätzlich gilt wie bei jedem Stichspiel, die höchste Karte der ausgespielten Farbe sticht. Jeder Stich zählt einen Punkt. Aber nur, so lange keine anderen Regelkarten ausgespielt werden. Und davon gibt es drei Sorten: Grund-, Trumpf- und Wertungsregeln. Jeder Spieler bekommt drei Regelkarten, alle Stichkarten werden Runde für Runde verteilt.
Eine Runde beginnt: Jeder Spieler wählt, nachdem er die Stichkarten angeschaut hat, eine Regelkarte aus und legt sie verdeckt auf den Tisch. Nach dem Aufdecken folgt die Überraschung, das manchmal mit einem freudigen, oft aber auch mit einem langen Gesicht einhergeht. Denn jetzt entscheidet sich, welche Karten Trumpf sind, wer die Stiche bekommt und wie sie gewertet werden. Da kann es auch Minuspunkte geben, die Stiche einem Nachbarn geschenkt werden oder die zweithöchste Karte sticht. Ist eine Runde vorbei, ziehen die Spieler eine neue Regelkarte, die Stichkarten werden wieder verteilt. Es werden so viele Runden gespielt, wie Spieler teilnehmen.
Also kein Stich ist sicher und das macht „Stichmeister“ spannend und lustig zugleich. Für alle Kartenspielfans ein Muss.

Navegador

Nach „Antike“, „Imperial“, „Hamburgum“ und „Imperial 2030“ ist „Navegador“ das nächste Spiel, das ein Rondell für die Aktionen nutzt. Und jedes Mal stellt sich die Frage, funktioniert das wieder? Ja und zwar immer anders. „Navegador“ ist das bisher flotteste Spiel mit einfachen Regeln, ohne langweilig oder weniger herausfordernd zu sein. Den Spielplan bedecken Seefelder und angrenzende Länder, sowie einige Leisten mit Spielmaterial. Jedem Spieler steht ein Tableau zur Verfügung, auf dem die eigenen Gebäude und sonstigen Errungenschaften abgelegt werden. Diese werden am Ende mit den Punkten erworbener Privilegien multipliziert, um die Siegpunkte zu ermitteln. Wer die meisten hat, gewinnt.
Jeder der zwei bis fünf Spieler beginnt mit zwei Schiffen in Portugal und sobald ein Spieler das letzte Seefeld erreicht oder kein Gebäude mehr zum Verkauf steht, endet das Spiel mit einer abschließenden Runde. Das Rondell gibt die Aktionen vor:
Schiffe kaufen, die, je mehr Werften ein Spieler hat, günstiger sind. Arbeiter kaufen, deren Preis mit der Anzahl der Kirchen korrespondiert. Baumeister: Werften, Kirchen, Faktoreien kaufen. Faktoreien ermöglichen die Verarbeitung der Rohstoffe. Segeln, je nach Phase ein, zwei oder drei Felder weit. Wer in ein unentdecktes Gebiet kommt, erhält einen Entdeckungsmarker, verliert ein Schiff und bekommt ein wenig Geld. Kolonien gründen, wofür Schiffe und Arbeiter notwendig sind. Sobald ein Spieler Kolonien hat, steht ihm der dort vorhandene Rohstoff zur Verfügung. Rohstoffe können mit der Aktion Markt verkauft oder verarbeitet werden. Während nach einem Verkauf der Preis sinkt, steigt er durch die Verarbeitung. Je mehr Faktoreien ein Spieler hat, umso mehr Rohstoffe wird er los. Privileg. Diese Plättchen kosten Arbeiter. Sind aber für die Endwertung unabdingbar. Nach dem Kauf bringen sie etwas Geld in die Kasse, am Ende sind sie Siegpunkte wert.
Wer dran ist, stellt anfangs seine Figur auf ein beliebiges Aktionsfeld, macht die Aktion und so weiter. Nächstes Mal kann die Figur bis zu drei Felder weit bewegt werden, jedes weitere Feld kostet ein Schiff, das vom Spielplan genommen werden muss.
Wie so oft möchte jeder alles haben, das funktioniert aber nicht, denn das Spiel hört einfach zu schnell auf. Folglich muss die Strategie etwas angepasst werden: Wer viele Kolonien hat, sollte auch genügend Faktoreien und die dazugehörigen Privilegplättchen haben, um am Ende zahlreiche Siegpunkte zu kassieren. Werften und Kirchen sind zwar in der Anschaffung sehr teuer, aber mit den passenden Privilegen äußerst lukrativ.
Aber was schreibe ich, probiert es aus. Eine Partie dauert höchstens 90 Minuten. „Navegador“ ist kurz und knackig mit genügend strategischem Potenzial, trotz kleinem Glücksfaktor. Für mich ein Anwärter auf den Deutschen Spielepreis.

Famiglia
Autor: Friedemann Friese
Verlag: 2F-Spiele
Spieler: 2
Alter: ab 10
Dauer: ca. 30 Minuten
Preis: ca. 10 Euro

Stichmeister
Autor: Friedemann Friese
Verlag: Amigo
Spieler: 3–5
Alter: ab 10
Dauer: ca. 45 Minuten
Preis: ca. 7 Euro

Navegador
Autor: Mac Gerdts
Verlag: PD-Verlag
Spieler: 2–5
Alter: ab 12
Dauer: ca. 90 Minuten
Preis: ca. 35 Euro

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