Freitag, 30. Oktober 2009

Heiratsvermittlung für Untergrundbotaniker

Bestäubung von Cannabis

Kennst Du das auch – Du möchtest aus Samen eine neue Generation Deiner botanischen Lieblinge anpflanzen, hast aber Dein ganzes Geld schon für Growinghardware ausgegeben und nun ist nichts mehr übrig für den Samenkauf? Oder wie hilft man sich in Zeiten von Hartz IV und Wirtschaftskrise? Die Lösung liegt eigentlich sehr nahe: Man kann der Natur bei seinem aktuellen Grow ein wenig auf die Sprünge zu helfen und ganz bewusst nachhelfen. Heiratsvermittlung für Untergrundbotaniker und deren liebste Gewächse sozusagen. Unser Freund Piet in Holland möchte ein wenig aus seinem Erfahrungsschatz mit uns teilen.

Nehmen wir also an, dass Piet einen schönen Satz Pflanzen bei sich stehen hat. 10 – 14 Tage nach Einleitung der Blütephase wird ersichtlich, welche seiner Babies männlich oder weiblich sind. Zur Erinnerung, die männlichen sind mit ihren deutlich zu erkennenden Pollensäckchen in der Regel zuerst zu identifizieren und außerdem meist, jedoch nicht immer, höher wachsend als die weiblichen. Die weiblichen Pflanzen sind gut an ihren weißen Häarchen auszumachen, die der Beginn von hoffentlich dicken Buds sind.
So heißt es also erst einmal, eine Entscheidung zu treffen, welche die Mutter- und welche die Vaterpflanze der neuen Generation sein soll. Die Auswahlkriterien sind natürlich jedem selbst überlassen und man kann seinen subjektiven Präferenzen freien Lauf lassen. So sind neben der ursprünglichen Genetik natürlich Faktoren wie Wuchshöhe, Dichte der Internodien, Schimmelresistenz, Aroma und die allgemeine Optik für die Auswahl der Vater- und Mutterpflanze ausschlaggebend. Möchte man für eine einfache Kreuzung wie in diesem Fall zwei unterschiedliche Cannabissorten kreuzen, so sollte man bedenken, dass in der ersten Generation alle genetischen Kombinationsmöglichkeiten auftreten können, und wahrscheinlich auch werden. Von einer stabilen neuen Cannabissorte kann man in der Regel erst nach etwa acht Generationen nach kontrollierter Selbstbestäubung reden. Doch in diesem Falle möchte Piet nur erst einmal neue Samen haben und ist sich bewusst, dass er noch keine neue, stabile Genetik erschaffen wird, sondern lediglich eine Kreuzung und alle möglichen Phänotypen, die bei der neuen Generation Samen auftreten können und werden.
Piet hat sich zwei bestimmte Pflanzen als Eltern für seine neue Generation von Samen ausgesucht. Da sich noch weitere weibliche Pflanzen in seiner Growbox befinden, ist es oberste Priorität für ihn, alle Männchen zuerst zu entfernen, bevor sie reif werden, ihre Pollensäckchen öffnen und eine Komplettbestäubung aller seiner Weibchen vornehmen. Sein Ziel ist es, lediglich eines der Weibchen für die Samenentwicklung zu bestäuben und die Blüten der anderen als Sensimillia-Buds (also ohne Samen) hinzubekommen. Also entfernt er das Männchen, das nun bald gewissermaßen die Vaterrolle übernehmen wird und er vernichtet alle anderen Männer in der Growbox. Für die Natur sind nun einmal weniger Männer als Weibchen nötig, das ist ja nicht nur in der Botanik so. Der Vater bekommt einen Platz auf dem Fensterbrett in einem separaten Zimmer, möglichst weit entfernt von der Growbox, um eine unkontrollierte Bestäubung zu vermeiden.


Shiva Vater

Temperaturschwankungen machen dem Männchen nicht so viel aus und solange die Lichtdauer von 12-14 Stunden nicht überschritten wird (durchaus sortenabhängig), bleibt das Männchen weiterhin in der Blütephase und wird in den nächsten Tagen reif sein, erklärt Piet. Um den Pollen möglichst komplett aufzufangen und nicht durch Wind in der Umgebung zu verteilen wird, wenn nötig, eine durchsichtige Tüte mit Löchern über das Männchen gespannt. Am unteren Teil des Hauptstammes wird ein weißes Blatt Papier so als doppelter Boden genutzt. Am besten direkt unter den untersten erkennbaren Pollensäckchen, um den gelben Pollenstaub auf dem Papier aufzufangen. Man benötigt quantitativ gesehen nicht besonders viel Pollen, um eine weibliche Cannabispflanze zu bestäuben, doch umso mehr Pollen man hat, desto einfacher und ertragreicher gestaltet sich diese Begattung. Man kann gar nicht oft genug betonen, dass man unbedingt auf eine unkontrollierte Weitergabe durch Wind und Kleidung oder Haut der Pollen achten sollte, um keine ungewollte Bestäubung zu verursachen. Ein guter Grower sollte diese auch für die Hygiene in der Box wichtige Faustregel unbedingt beachten und erst einmal durch eine „Schleuse“ gehen, bevor er in seiner Box arbeitet. Diese Schleuse bedeutet im Klartext: Vorher Duschen und Straßenkleidung wechseln, um keinem ungewollten Pollen oder Schädling Einlass in seine Box zu gewähren.
Meist, so Piet, dauert es nur ein paar Tage bis die Pollensäcke sich also öffnen und ihren Pollen freigeben, den man als gelben, feinen Staub auf dem um den Stamm gewickelten Blatt Papier findet. Nun heißt es, die künftige Braut in das Zimmer mit dem reifen Männchen stellen und die eigentliche Bestäubung vorzunehmen. Hierzu gibt es laut unserem Hobbygrower mehrere Möglichkeiten:
Entweder man entfernt nun das Blatt Papier vom Männchen und streut den Pollen vorsichtig auf die zu bestäubenden Blüten des Weibchens oder
man löst den Pollen mit Hilfe eines feinen Pinsels vom Papier und bestäubt so die einzelnen Blüten des Weibchens oder
man geht etwas grober an die Begattung heran und schüttelt das Blatt Papier und das ganze Männchen am besten dazu über dem Weibchen aus oder unterstützt den Akt mit einem kleinen Tischventilator, indem man die Pollen des Männchen einfach über das Weiblein bläst. Botanischer Sex, der Spaß macht sozusagen … 🙂


“Ersatzvater”

Bei der letzten Methode sollte man sich aber darüber bewusst sein, dass dies durchaus viele Risiken mit sich bringt und der Staub natürlich im ganzen Zimmer (und wahrscheinlich in weitaus mehr Räumlichkeiten) verbreitet wird.
Piet wartet gerne noch ein Weilchen ab (durchaus mehrere Stunden), bevor er das bestäubte Weibchen mit reinem Wasser besprüht, um eine unerwünschte Bestäubung der anderen Mädels zu vermeiden. Erst danach kommt unsere ‚schwangere‘ Mitbewohnerin wieder zu den anderen Damen im Schrank.
In den nächsten Blütetagen- und wochen wird der Unterschied im Vergleich zu den nicht bestäubten Pflanzen recht schnell sichtbar und man erkennt die ersten Samenbildungen, umgeben von einer grünen Schutzhülle. Der Erntezeitpunkt der Samen ist im Grunde mit dem der Blüteernte identisch. Es schadet jedoch nicht, die versamte Pflanze ein wenig länger ausblühen zu lassen, um eine möglichst hohe Keimrate der Samen zu erreichen, damit der Großteil neues Leben hervorrufen kann. In der Regel sind die Samen eher dunkelbraun und weisen oft Muster auf, die auf die komplette Ausbildung hindeuten. Wer Lust hat, lässt die Pflanze bis zum Ende abblühen und die Samen fallen mit der Zeit von ganz alleine heraus. Gelagert werden sollten die frischen Samen am besten luftdicht, trocken, kühl und dunkel. Der Kühlschrank bietet sich für die Aufbewahrung für mehrere Jahre bestens an, und die Keimrate nimmt natürlich mit der Zeit stetig ab, wird unter diesen Konditionen aber merklich hinausgezögert, erklärt uns unser holländischer Freund.


Bestäubtes Weibchen