Das Oscar®-gekrönte Meisterwerk mit Sean Penn als Harvey Milk
In diesem Film von Gus van Sant steht ein Lokalpolitiker aus San Francisco im Mittelpunkt, der für die amerikanische Gesellschaft einen Vorkämpfer für Gleichberechtigung darstellt. Harvey Milk war 1977 als erster offen schwuler Politiker der USA in ein öffentliches Amt gewählt worden und setzte sich als Stadtrat von San Francisco für die Belange nicht nur seiner Minderheit ein, sondern auch für Arbeiter, Frauen, Rentner und andere sozial Benachteiligte. Bis er am 27. November 1978, nur elf Monate nach seinem Amtsantritt, von seinem Stadtratkollegen Dan White, im Büro erschossen wurde. – Der Film konzentriert sich auf die letzten acht Jahre Milks (Sean Penn), von seiner Zeit als angepasster Versicherungsmakler in New York, über sein spätes Comingout mit 40 und dem Umzug ins libertäre Eldorado San Francisco, wo er mit seinem Lebenspartner Scott Smith (James Franco) einen Fotoladen eröffnet, der bald als Treffpunkt und Nachrichtenbörse zum Mittelpunkt des Viertels wird, dem Einsatz für seine Nachbarschaft und die langsame Politisierung in der Schwulenbewegung, die schließlich in seinem Entschluss mündet, für den Stadtrat zu kandidieren. – Den erzählerischen Rahmen von „Milk“ bildet eine Tonbandaufnahme, die Harvey nur Wochen vor seinem Tod an seinem Küchentisch in seinem geliebten Castro-Distrikt aufzeichnete. Dieses Tonband war schon in Rob Epsteins Dokumentarfilm „The Times of Harvey Milk“ von 1984 zu hören. In seiner effektiven Dramaturgie montiert Gus Van Sant mit Liebe zum Detail immer wieder Originalaufnahmen zwischen die Spielszenen, von Demonstrationen und dem vibrierenden Straßenleben des Castroviertels. Die Gesetzesvorlage 8, mit der die Entscheidung des obersten kalifornischen Gerichts, die Schwulenehe zu legalisieren, als verfassungswidrig erklärt wurde, hat dem Film unerwartet eine tragische und dringliche Note verliehen: „Milk ist plötzlich ein lautes Klagelied und ein Aufruf zum Handeln“, schrieb das Internetmagazin Slate. So gelingt dem Regisseur ein großes, dramatisches und mitreißendes Zeitpanorama mit gesellschaftspolitischem Anspruch, das zum hochaktuellen Kommentar auf die politischen Debatten wird. Nicht umsonst wurde Gus Van Sant bei der Berliner Gala „Cinema for Peace“ für sein Drama mit dem Preis für den wertvollsten Film des Jahres ausgezeichnet.